Zum Tag der Apotheke am 6. Juni

Hochsicherheitstrakt: Zytostatikaherstellung

Hochsicherheitstrakt: Zytostatikaherstellung

Um Krebserkrankungen zu behandeln sind Arzneimittel notwendig, die oft als Infusionstherapie verabreicht werden – meistens begrenzt haltbar und für jeden Patienten individuell dosiert. Die sterilen, hochmodernen Herstellungsräume müssen höchste Qualität gewährleisten.

Gut zu wissen

Wussten Sie, dass eine zytostatikaherstellende Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) täglich 27 Mal Handschuhe und zwölf Mal die Kleidung wechselt, sich 54 Minuten in Personenschleusen aufhält, 60 Minuten lang Reinigungsarbeiten durchführt, 105 Mal Reinraumtüren, Material- oder Papierschleusen öffnet und schließt, mit zirka 90 hochkomplizierten verschiedenen Wirkstoffen arbeitet, aber privat morgens ganz wenig Zeit im Bad braucht?

Hochsicherheitstrakt

Nadja Rothe, Sterilabteilung Apotheke, ist eine von 18 PTA in Berlin-Buch und berichtet von ihrer täglichen Arbeit:  „Das Ein- und Ausschleusen in verschiedenen Bereichen erfolgt einzeln. Türen dürfen wir nie gleichzeitig öffnen.“ 54 Minuten hält sich eine PTA täglich in Personenschleusen auf. Beim Anlegen der Reinraumbekleidung – zwölf Mal täglich – darf diese nicht den Boden berühren. Die Bank in der Schleusenmitte trennt optisch die Reinraumklassen. Im Sitzen werden die Beine über die Bank zehn Mal täglich geschwenkt, Schuhe gewechselt bzw. Überschuhe angezogen.

105 Mal öffnen und schließen sich Reinraumtüren, Material- oder Papierschleusen für Therapiepläne auf speziellem Reinraumpapier, Patientenetiketten, Verbrauchsmaterial und Wirkstoffe, fertige Zubereitungen und Abfall, Trägerlösungen, Einwegmaterialien bis hin zu fertig etikettierten Zubereitungen.

Hygiene steht im Fokus

Die tägliche Desinfektion aller Arbeitsflächen und Werkbänke nimmt 60 Minuten in Anspruch. Für jede Zubereitung sind zum Beispiel alle Einstichstellen der Wirkstoffe, Trägerlösungen, Pumpen zu desinfizieren. Einmal wöchentlich auch alle Schubladen, Schränke, Lichtschalter, Türklinken, Tische, Stühle, Wagen, Werkbänke.

Wirkstoff sicher und individuell verarbeiten

„Von den 90 verschiedenen Wirkstoffen müssen wir zirka 40 lösen. Das machen wir mit kalten oder warmen Lösungsmitteln, durch vorsichtiges Schwenken oder kräftiges Schütteln“, sagt Nadja Rothe. Das alles erfordert höchste Konzentration und ständiges Prüfverhalten. Auch die Kontrolle mikrobiologischer Stabilität von Fertigarzneimittelanbrüchen, das Routinemonitoring der Umgebungsbedingungen durch Luftkeim- und Abklatschplatten und ein kontinuierliches Partikelmonitoring gehören zu den täglichen Aufgaben des PTA-Teams.

Onkologische Expertise

Das Helios Klinikum Berlin-Buch ist auf die Behandlung von Krebspatienten spezialisiert und als Onkologisches Zentrum zertifiziert. Das Team der Krankenhausapotheke stellt jährlich 45.000 individuelle Infusionstherapien für Krebspatienten her. Thomas Waßmann, Leiter der Krankenhausapotheke berichtet: „Unsere Krankenhausapotheke stellt viele Arzneimittel selbst her. Damit bietet sie patientenorientierte Lösungen sowie qualitative und ökonomische Vorteile gegenüber Fertigarzneimitteln.“ Die Krankenhausapotheke sorgt dafür, dass Patienten das richtige Arzneimittel rechtzeitig und in einwandfreier Qualität erhalten. Das beinhaltet neben der Herstellung auch die Prüfung und Auswahl der auf dem Markt befindlichen Präparate.

Aufgaben und Spezialgebiete

Zu den Aufgaben der Krankenhausapotheke gehört die Versorgung aller Stationen und Abteilungen mit Arzneimitteln, Infusionen, Ernährungsprodukten, Desinfektionsmitteln, Pflegeprodukten, Röntgenkontrastmitteln und Labordiagnostika. Es werden nach modernsten Gesichtspunkten sterile Arzneimittel wie Zytostatika, Begleitinfusionen, Schmerzpumpen, Augentropfen und individuelle parenterale (künstliche) Ernährungslösungen hergestellt. Ebenso fertigt die Apotheke bei Bedarf auch einzelne Arzneimittel an, die in Form von Salben, Kapseln und Säften verabreicht werden.