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Erfahrungen mit Enddarmkrebs

Im Januar 2017 nahm Heiko Arnold bei sich eine erhöhte körperliche Anspannung, allgemeines Unwohlsein und leichten Gewichtsverlust wahr. Er vermutete eine Überlastung durch Stress im Job. Dennoch ging der damals 55-Jährige zum Arzt. Welche Erfahrungen er machte, lesen Sie hier.

Professor Dr. Peter Lamesch mit seinem Patienten Heiko Arnold

Krankheitsgeschichte mit gutem Ausgang

Alle sechs Monate steht für Professor Dr. Peter Lamesch ein Treffen mit seinem Patienten Heiko Arnold an. Zuletzt vor wenigen Tagen, an einem sonnigen Nachmittag. „Wie geht es Ihnen”, fragt der Chefarzt für Chirurgie der Helios Klinik Schkeuditz. „Perfekt”, antwortet Heiko Arnold aus tiefster Überzeugung. Ein Wort, das Lamesch gefällt. Denn dass Heiko Arnold ihm in diesem Augenblick gegenübersitzt, sieht der Arzt als nicht selbstverständlich.

Auch die Leber war betroffen

Am Enddarm des Leipzigers offenbarte das umgehend angefertigte Röntgenbild seinerzeit einen Tumor, der in Folge bereits die Leber schädigte. Auch hier waren deutlich die Metastasen zu sehen. Diese Leberzirrhosen, Absiedlungen des Darmkrebses, waren nach Sicht der Ärzt:innen sogar gefährlicher als am primär befallenen Organ.

Eile war geboten

Obwohl der Patient keinerlei Krankheitssymptome aufwies, blieb Professor Lamesch und seinem Team nur wenig Zeit zum Handeln. „Es bestand die Gefahr eines Darmverschlusses, der wiederum eine Not-Operation zur Folge gehabt hätte. Das wollten wir unbedingt vermeiden”, resümiert er. Noch vor zwanzig Jahren, so der Mediziner weiter, hätte man Patienten mit einem derartigen Krankheitsbild schon frühzeitig aufgegeben. Für Heiko Arnold aber stand nach dem ersten Schockmoment fest: „Ich werde kämpfen. Mit Sterben bin ich noch nicht dran!”

Helios Klinik Schkeuditz

Chefarzt der Klinik für Chirurgie

Noch vor zwanzig Jahren hätte man Patienten mit einem derartigen Krankheitsbild schon frühzeitig aufgegeben. 

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Chemotherapie gut vertragen

Prognose bestimmend für Krebspatienten sind laut Lamesch zumeist die sekundären Metastasen. „Vielfach sind diese Krebszellen aggressiver als die primären. Deshalb haben wir uns bei Herrn Arnold entschieden, zuerst einen künstlichen Darmausgang zu legen, um uns dann umgehend der Leber zu widmen”, erläutert er das Vorgehen.

Zunächst erhielt der Patient jedoch 14 chemotherapeutische Behandlungen, die er ohne Nebenwirkungen gut überstand, wie er hoch zufrieden resümiert. Dies überrascht seinen Arzt nicht. „Gerade im Bereich der Chemo hat die Medizin unwahrscheinliche Fortschritte gemacht. Es kommt äußerst selten vor, dass wir die Therapie wegen Unverträglichkeit abbrechen müssen. Auch der vielfach prognostizierte Haarausfall ist heute vielmehr eine Seltenheit”, erläutert er. Im Falle von Heiko Arnold, waren es lediglich leichte Veränderungen der Haut, die dieser wahrnahm. Deren Oberfläche wurde an einzelnen Stellen rauer und empfindlicher, was sich aber mit einer Creme gut behandeln ließ.

Zunächst Operation an der Leber

Ende Juni 2017 lag Arnold schließlich das erste Mal auf dem Operationstisch. Am linken Leberlappen wurden ihm zwei Metastasen entfernt. Da die Leber das einzige Organ ist, das die Fähigkeit besitzt nachzuwachsen, warteten die Schkeuditzer Ärzt:innen sechs Wochen und entfernten dann in einer zweiten Operation die verbliebenen Metastasen. Angesichts von sieben Stunden Operationszeit kann von einem Routineeingriff keine Rede sein. Ende September des gleichen Jahres schließlich ging es an den eigentlichen Krebsherd – den Darm. Später konnte dann auch der künstliche Darmausgang wieder entfernt werden.

„Bei allen vorgenommenen Eingriffen waren wir stets im Grenzbereich der Chirurgie unterwegs”, verdeutlicht Professor Lamesch. Zugleich bewundert er noch immer die „Engelsgeduld”, die Arnold während der gesamten Behandlung aufwies. Einschließlich eines Eingriffes an der Lunge, der 2019 noch erforderlich wurde.

Die Gefahr ist nie gebannt

Inzwischen sind im Körper des Patienten keine Krebszellen mehr nachweisbar. Sechs Operationen musste Heiko Arnold meistern, ehe sich der „Normalzustand” bei ihm wiederherstellen ließ. Was aber nicht ausschließt, dass sich an einer bislang nicht erkennbaren Stelle „schlafende“ Krebszellen verbergen. Zwar könne die Forschung auch im Bereich der Onkologie immer wieder neue Erfolge vorweisen, doch eine völlige Zerstörung des Krebses durch Chemotherapie und Operation sei eine noch zu gewagte These, sagt der Chefarzt. Was die Patienten bei der Behandlung solcher Krankheitsbilder jedoch ein gutes Stück des Weges voranbringt, sei eine ordentliche Portion Optimismus. Die Heiko Arnold zweifelsfrei hatte.

Dessen Leben hat die Krankheit unbestritten eine Wendung gegeben. „Ich bin ruhiger geworden, lebe bewusster. Einen Vollstart wird es mit mir nicht mehr geben”, bekennt Arnold. Stattdessen widme sich der 58-Jährige nun noch intensiver seiner Familie. Auch die Spaziergänge mit Terrierhündin Bella haben für ihn an Bedeutung gewonnen – sie dienen Hund und Herrchen gleichermaßen als Entspannung.

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Falscher Trend: weniger Vorsorge

Je früher man einen Darmkrebs erkennt, desto besser sind seine Heilungschancen. Diese Erkenntnis ist nicht neu – nur findet sie leider noch immer zu wenig Gehör. Dass im Jahr 2020 die Zahl der Untersuchungen zur Darmkrebsfrüherkennung aufgrund der Corona-Pandemie um fast 30 Prozent zurückging, beunruhigt Ärzte wie Professor Dr. Lamesch deshalb umso mehr. „Wie hoch die Heilungschancen sind, haben die Patienten vielfach selbst in der Hand”, betont er und mahnt eindringlich, Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.

 

Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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