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Als erfolgreicher Therapieansatz bestätigt: Modellprojekt „Lebensluft“ mündet in neuem Selektivvertrag

Das erfolgreiche und langfristig angelegte Projekt zur Beatmungsentwöhnung wird ab 1. April als Selektivvertrag mit der AOK Rheinland/Hamburg fortgesetzt. Die Versorgung übernehmen die Helios Kliniken Krefeld und Wuppertal in speziellen Stationen. 

10. April 2024
Als erfolgreicher Therapieansatz bestätigt: Modellprojekt „Lebensluft“ mündet in neuem Selektivvertrag

Beim Projekt „Lebensluft“ geht es schon seit 2016 darum, langzeitbeatmeten Patientinnen und Patienten ein Leben ohne künstliche Beatmung zu ermöglichen. Die Erfahrungen an den Helios Kliniken in Krefeld und Wuppertal sind so positiv, dass das ursprünglich auf acht Jahre angelegte Projekt jetzt seine Fortsetzung in einem Selektivvertrag findet, den zwei Helios Häuser der Maximalversorgung mit der AOK Rheinland/Hamburg abschließen.

 

„Lebensluft“ ermöglicht eine stationär verlängerte und intensive Entwöhnungs-therapie über den regulären Krankenhausaufenthalt hinaus und kann eine bundesweit bestehende Versorgungsproblematik entscheidend verbessern. Mehr als die Hälfte der invasiv beatmeten und tracheotomierten Patientinnen und Patienten konnte nach der speziellen Entwöhnungstherapie wieder eigenständig atmen: 285 Patientinnen und Patienten konnten allein in Krefeld zwischen 2016 und 2024 dekanüliert entlassen werden – das entspricht 56 Prozent. Ohne „Lebensluft“ wären diese Menschen wahrscheinlich ihr Leben lang auf eine künstliche Beatmung angewiesen gewesen.

 

Den entscheidenden Impuls für diese Therapieform setzten Dr. Manuel Streuter, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Lungenzentrum des Helios Klinikums Krefeld und sein Team. „Selbst auf einer hoch-spezialisierten Weaning-Unit bleiben je nach zugrundeliegender Erkrankung heute bis zu 40 Prozent der langzeitbeatmeten Patientinnen und Patienten im Anschluss an eine Krankenhausbehandlung außerklinisch beatmungspflichtig“, sagt Streuter. „Demgegenüber stehen die Fortschritte, die wir auch bei schwerkranken Patientinnen und Patienten sehen, mit denen wir im stationären Bereich drei bis vier Wochen intensiv gearbeitet haben. Das Ziel, das uns gemeinsam angetrieben hat, war es, einen Weg zu finden, auch ihnen durch mehr Zeit, einen kleinstufigen Therapieprozess und ein förderliches Umfeld, die Perspektive auf eine möglichst vollständige Entwöhnung zu geben.“

 

Für die AOK Rheinland/Hamburg ist der Erfolg des Projekts Anlass zu einer weiteren, dauerhaften Zusammenarbeit: „Wir geben dem Modellvorhaben durch den Selektivvertrag eine neue Perspektive. Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen, die unsere ursprünglichen Erwartungen übertroffen haben. Vielen Patientinnen und Patienten kann mit dem Behandlungskonzept dank der besonderen ärztlichen und pflegerischen Versorgung geholfen werden“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. Die Gesundheitskasse war davon ausgegangen, dass „Lebensluft“ einem Drittel der Patientinnen und Patienten, die dauerhaft beatmet werden, ein Leben ohne die Beatmung ermöglicht. Tatsächlich liegt die positive Entwöhnungsquote bei 52 Prozent – 211 Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg konnten nach der Behandlung auf die Beatmung verzichten.

 

Insgesamt gibt es in Deutschland rund 30.000 Menschen, die künstlich beatmet werden, häufig nach einer intensivmedizinischen Behandlung – für viele wird die Beatmung zum Dauerzustand, da es keine qualitativ hochwertige Anschlussversorgung gibt. „Die Aussicht der Patientinnen und Patienten, unabhängig von der Beatmung zu werden, steigert die Lebensqualität und war impulsgebend für das Modellvorhaben. Der positive Effekt auf die Lebensqualität steht für uns im Vordergrund.“ Die beteiligten Kliniken in Krefeld und Wuppertal erhalten eine jetzt im Selektivvertrag festgelegte Vergütung mit erhöhten Tagesätzen, die in etwa den Kosten einer Intensivpflege entspricht – bei der es keine Chance auf Entwöhnung gibt. Aufgrund der vielen positiven Ergebnisse prüfen inzwischen weitere Krankenkassen eine Beteiligung am Selektivvertrag. „Wir begrüßen sehr, wenn durch eine breitere Beteiligung mehr Menschen von diesem Angebot profitieren“, betont Matthias Mohrmann.

 

„Das gemeinsam Erreichte bemisst sich nicht nur an statistischen Zahlen, sondern an vielen Einzelerfolgen, privaten Schicksalen und neuen Lebensperspektiven für besonders verletzliche, hilflose Patientinnen und Patienten in einer perspektivlosen Situation, die das Leben extrem einschränkt“, erläutert Alexander Holubars, Klinikgeschäftsführer am Helios Klinikum Krefeld. „Darüber hinaus ist es eine Motivationsquelle für alle Beteiligten. Wir haben mit unserem Ansatz immer das Ziel verfolgt, gemeinsam Lösungen zu finden, voranzugehen und über Nachahmer eine breite Wirkung zu entfalten – angetrieben davon, noch mehr schwerkranken Menschen die Last zu nehmen, lebenslang von einer künstlichen Beatmung abhängig zu bleiben.“

(Gemeinsame Presseinformation der AOK Rheinland/Hamburg und des Helios Klinikum Krefeld)