Unser Anliegen ist es, Ihr Baby sicher und schonend auf die Welt zu geleiten, für optimale Startbedingungen am besten auf dem ganz normalen Weg. Um Risiken frühzeitig zu erkennen, überwachen wir die kindlichen Herztöne während des Geburtsvorganges mit einem CTG (Cardiotokogramm = CTG). Diese Technik steht auch „kabellos und wasserfest“ zur Verfügung, sodass Sie in Ihren Bewegungsmöglichkeiten nicht eingeschränkt werden. Das Wissen um den normalen Ablauf einer Geburt kann helfen, eventuelle Ängste vor dem Ungewissen abzubauen. Eine Entbindung verläuft in mehreren Phasen. Man unterscheidet die Eröffnungs-, Austreibungs- und Nachgeburtsperiode.
Eröffnungsperiode
Die Eröffnung beginnt meist mit noch unregelmäßigen Wehen. Sie können sie als Ziehen im Rücken oder auch Unterbauch spüren, ähnlich den Regelbeschwerden. Dabei kann sich der Schleimpfropf lösen, der zusätzlich den Muttermund verschließt. Dieser zähflüssige Schleim kann auch mit wenig Blut vermengt abgehen. Sollte es stärker bluten oder aber die Fruchtblase springen und unkontrollierbar Flüssigkeit ablaufen, sollten Sie in jedem Fall den Kreißsaal aufsuchen. Im weiteren Verlauf werden die Wehen kräftiger. Sie spüren, dass sich die Gebärmutter in Ihrem Bauch etwa alle drei bis fünf Minuten zusammenzieht und nach einer halben bis einer Minute wieder erschlafft. Die Wehen führen zu einer weiteren Öffnung des Muttermundes und einem Tiefertreten des Köpfchens (oder des Steißes). Die Dauer der Eröffnungsperiode ist individuell unterschiedlich und beträgt etwa sieben bis zwölf Stunden beim ersten Kind. Bei der Mehrgebärenden kann sie sehr viel kürzer sein.
In dieser längsten Phase der Entbindung ist es wichtig, sich zu entspannen und in den Wehenpausen gut auszuruhen. Das ist nicht immer einfach, da die Geburt sehr anstrengend sein kann. Sie ist vergleichbar mit einen 42-Kilometer-Fußmarsch unter Schmerzen. Beim Entspannen hilft Ihnen die ruhige Atmosphäre in unserem Kreißsaal, Entspannungsmusik und die für Sie angenehmste Körperposition, z.B. auf dem Ball, in der Gebärwanne, Stehen vor dem Bett, der Vier-Füßler-Stand oder das Liegen im Bett auf der Seite. Angepasste Atemformen, Aromatherapie, Akupunktur und viel Zuwendung von Ihrer Begleitung und der Hebamme können Sie zusätzlich unterstützen.
Eine Schmerztherapie ist ebenfalls oft sehr sinnvoll. Die Hebamme und die/der Ärztin/Arzt helfen Ihnen in jeder Situation. Mit dem CTG (Kardiotokographie, Wehenschreiber; auch Telemetrie = CTG ohne Kabel) kontrollieren wir während der gesamten Geburt die Herztöne und das Wohlbefinden Ihres Kindes.
Die eigentliche Eröffnungsperiode ist beendet, wenn der Muttermund mit etwa zehn Zentimetern vollständig auf gedehnt ist. Die Dauer der Eröffnungsperiode ist ganz unterschiedlich und kann beim ersten Kind zwischen sieben und zwölf Stunden andauern. Bei einer Mehrgebärenden kann sie sehr viel kürzer sein.
Die Austreibungsperiode
Die Austreibungsperiode beginnt, wenn nach vollständiger Eröffnung des Muttermundes das kindliche Köpfchen aus der Gebärmutter heraus in die Scheide hineinrutscht. Zu Beginn der Austreibungsperiode wird das Kind ausschließlich durch die Wehenkraft vorangeschoben. Durch den Druck, den der vorangehende Teil des Kindes auf den Beckenboden ausübt, verspüren Sie den Wunsch, mitzupressen. Die Hebamme leitet Sie in dieser Phase genau an, den Geburtsverlauf durch die richtige Atemtechnik günstig zu beeinflussen und im richtigen Moment durch Ihr Mitpressen zu unterstützen. In den Wehenpausen ist es wichtig, sich auszuruhen, wieder zu entspannen und tief durchzuatmen.
Um diese anstrengende Phase der Entbindung gut zu meistern, kann Sie auch Ihr Partner tatkräftig unterstützen, z.B. durch eine Rückenmassage, das Anreichen eines Getränkes oder das gemeinsame bewusste Atmen. Die Gebärposition kann ebenfalls einen Einfluss auf Ihr Wohlbefinden und damit auf den Entbindungsverlauf haben. Dabei können Sie Ihre ganz individuelle Gebärposition wählen, sofern es dagegen keine medizinischen Einwände gibt. Mögliche Gebärpositionen sind:
- in Seitenlage,
- im Vier-Füßler-Stand,
- halb Sitzend im Bett,
- auf dem Gebärhocker,
- in der Gebärwanne,
- stehend vor dem Bett.
Wenn das Köpfchen im Scheidenausgang steht, wird dieser für einen kurzen Zeitraum stärker gedehnt. Die Hebamme leitet Sie in der Pressperiode genau zur Mitarbeit an, um Ihr Baby zügig und schonend zugleich auf die Welt zu geleiten und mütterliche Verletzungen dabei möglichst gering zu halten. Die Hebamme und die/der ärztliche Kollegin/Kollege, der in dieser Phase der Entbindung immer anwesend ist, entscheiden gemeinsam, ob ein Dammschnitt im Interesse von Mutter und/oder Kind erforderlich ist. Nach der Geburt des Kopfes folgt der ganze Körper. Dies geschieht meist unproblematisch mit der nächsten Wehe. Die Austreibungsperiode dauert bei der ersten Entbindung etwas länger, nachfolgende Kinder werden meist in kürzerer Zeit geboren.
Nachgeburtsperiode
Wenn das Baby geboren ist, wird es Ihnen unmittelbar auf die Brust gelegt (Bonding). Dieser innige Moment fördert die Mutter-Kind-Beziehung und Sie können Ihren Neuankömmling erst einmal bewundern. Währenddessen haben die Hebamme und der Geburtshelfer das Wohlbefinden des Kindes im Blick und klemmen zu gegebener Zeit die Nabelschnur ab. Das Durchtrennen der Nabelschnur kann gern der frisch gebackene Vater übernehmen.
In der Nachgeburtsperiode spüren Sie trotz der Nachwehen keine Schmerzen mehr. Diese kaum bemerkten Wehen sind für das Ablösen des Mutterkuchens von der Gebärmutterwand und seine Ausstoßung zwingend erforderlich. Ist die Nachgeburt geboren, kontrollieren sie Hebamme und Ärztin/Arzt auf Vollständigkeit, um sicherzugehen, dass kein Mutterkuchenrest in der Gebärmutter verblieben ist. Erst danach ist die Geburt beendet.
Noch während Ihr Baby auf Ihrer Brust liegt, beurteilen die Hebamme und/oder die Ärztin/der Arzt sorgfältig Ihr Kind von Kopf bis Fuß, überwachen die Herztätigkeit, prüfen die Atmung und kontrollieren die Reflexe. Nach einer, nach fünf und nach zehn Minuten legen sie als Maß für das kindliche Befinden die Apgar-Werte fest. Werte von acht bis zehn sind normal und zeigen an, dass sich Ihr Baby wohl fühlt und sich gut an seine neue Umwelt angepasst hat. Ein Tropfen Nabelschnurblut wird ebenfalls untersucht und gibt zusätzliche Informationen über die „Ankunftsbedingungen“ Ihres Neugeborenen.
Nach Abschluss der Geburt verbleiben Sie noch weitere zwei Stunden zur Überwachung im Kreißsaal. In dieser Zeit werden durch die Ärztin/den Arzt eventuelle Geburtsverletzungen bzw. der Dammschnitt in örtlicher Betäubung gewebeschonend und mit sich später auflösendem Nahtmaterial genäht.
Während dieser Zeit wird Ihr Baby gebadet, gemessen und gewogen. Die Hebamme führt die U1, also die erste Vorsorgeuntersuchung Ihres Kindes durch. Nur bei Auffälligkeiten wird sofort ein Kinderarzt von nebenan hinzugezogen. Ihr Baby wird angezogen und erhält sein Namensbändchen. Bei all diesen Aktivitäten beziehen wir Sie und Ihren Partner so gut wie möglich ein.
Es gibt viele Möglichkeiten und auch kulturelle Unterschiede, ein Kind auf natürlichem Weg zu gebären. Sie bestimmen mit, ob Sie Ihr Kind im Bett liegend, stehend, im Vierfüßlerstand, auf einem Hocker oder im Wasser zur Welt bringen wollen. Wir helfen Ihnen bei der Entscheidung, welche Position in welcher Phase den Geburtsverlauf positiv beeinflussen kann.
Warmes Wasser verbessert die Durchblutung und hilft so, die Muskulatur zu entspannen und Schmerzen zu lindern. In der frühen Eröffnungsperiode bieten wir deshalb die Möglichkeit eines Entspannungsbades an. Manche Frauen möchten diesen Effekt auch für die Entbindung selbst nutzen. Wenn keine Risiken wie Frühgeburtlichkeit, Infektionen oder andere mütterliche Erkrankungen, z.B. hoher Blutdruck, dagegensprechen, können Sie Ihr Kind auch in einer Gebärwanne auf die Welt bringen.
Einen Dammschnitt führen wir in unserer Klinik nur bei medizinischer Indikation durch, z.B.um große Dammrisse (3. und 4. Grades) zu vermeiden bzw. um das Kind zu schonen (bei Frühgeburten). Kleinere Dammrisse 1. und 2. Grades kommen bei der Geburt häufig vor und werden wie ein Dammschnitt mit einer sanften Naht versorgt. Die sanfte Dammnaht heilt besser und verursacht im Wochenbett weniger Schmerzen.
Eine Entbindung bringt auch bei natürlichem, unkompliziertem Verlauf Schmerzen mit sich. Wie stark diese empfunden werden, ist ganz unterschiedlich. Jeder Mensch hat seine eigene „Schmerzschwelle“. So sind auch die Möglichkeiten der Schmerzlinderung breit gefächert. Sie reichen von einfachen Hilfsmitteln wie bestimmten Atemtechniken, Aromatherapie, Akupressur und Akupunktur über Medikamente in Form von Zäpfchen, Spritzen oder Infusionen bis hin zu einem regionalen Betäubungsverfahren, der Periduralanästhesie. Je nach Geburtsverlauf werden die Methoden angepasst. Die Entscheidung, welche der in Frage kommenden Maßnahmen für Sie in Betracht kommen, treffen Sie gemeinsam mit dem Arzt und der Hebamme.
Über die vielfältigen Möglichkeiten der Schmerzlinderung unter der Geburt können Sie sich bereits im Geburtsplanungsgespräch genauer informieren. Zusätzlich dazu bieten wir eine Anästhesiesprechstunde an, in der Sie genau über eine Periduralanästhesie aufgeklärt werden. Die Besprechung im Vorfeld bietet Ihnen die Möglichkeit, alle Fragen zu diesem aufklärungspflichtigen Verfahren in einer ruhigen Situation und ohne Schmerzen zu klären, eventuelle Ängste abzubauen und für den Fall der Fälle gut informiert entscheiden zu können.
Hilfsmittel und Medikamente
Akupunktur
Ganz dünne, spezielle Akupunkturnadeln werden in bestimmte Reizpunkte der Haut gestochen, um Schmerzen erträglicher zu machen und zugleich die Entspannung zu fördern.
Aromatherapie
Beeinflussung von Wohlbefinden und körperlichen Prozessen durch Gerüche.
Entspannungsbad
Nutzung der muskelentspannenden und beruhigenden Effekte des warmen Wassers in Kombination mit speziellen Badezusätzen.
Homöopathika und Naturheilmittel
Nutzung unterschiedlicher Einsatzmöglichkeiten im Rahmen der Entbindung und des Wochenbettes.
Krampflösende Medikamente
In der Geburtshilfe setzt man bevorzugt krampflösende Medikamente ein, die auch eine „entspannende“ Wirkung auf den Muttermund haben sollen und zugleich eine Schmerzerleichterung bringen. Manchmal haben sie auch beruhigende Effekte.
Periduralanästhesie (PDA)
Die umfassendste Schmerzreduktion erreicht man über eine Periduralanästhesie, die im optimalen Fall zur völligen Schmerzfreiheit führt. Hierbei gibt man über einen feinen Katheter, der in örtlicher Betäubung zwischen den Lendenwirbelkörpern in die Nähe der Nervenwurzeln unterhalb des Rückenmarks positioniert wird, ein Medikament, das die Weiterleitung des Schmerzes ausschaltet. Dadurch werden die Schmerzen im Unterbauch vorübergehend komplett aufgehoben. Das Rückenmark wird dabei nicht berührt oder verletzt. Da das Schmerzmittel nicht in die Blutbahn gelangt, hat es auch keine Auswirkungen auf das Kind.
Pudendusblockade
Hier wird der Beckenbodennerv vom Geburtshelfer mit einem örtlichen Betäubungsmittel umspritzt. Dieses Verfahren eignet sich gut für die Schmerzbekämpfung in der letzten Phase der Entbindung.
Manchmal ist eine Entbindung durch einen Kaiserschnitt notwendig. Die Gründe dafür können vielfältig sein und sowohl von der Mutter als auch vom Kind ausgehen. In besonderen Situationen steht schon lange vor dem Geburtstermin fest, dass die Entbindung durch einen Kaiserschnitt erfolgen muss. Oft fällt die Entscheidung dafür erst kurz vor der Geburt. Manchmal wird er auch erst erforderlich, wenn die Geburtswehen bereits eingesetzt haben.
Die meisten Kaiserschnitte erfolgen in einer sogenannten Regionalanästhesie (Spinal- oder Periduralanästhesie). Dabei ist die Mutter bei vollem Bewusstsein, nur die untere Körperhälfte wird betäubt. So bleibt das Geburtserlebnis erhalten, der Vater kann mit anwesend sein und die Mutter kann den ersten Schrei des Babys hören. Manchmal muss sich die Geburtshelferin/der Geburtshelfer erst während einer Geburt, die zunächst normal begonnen hat, für einen Kaiserschnitt entscheiden. Das kann z.B. sein, wenn sich das Kind nicht richtig zum Geburtskanal einstellt und durch die Wehenkraft nicht hineingeschoben werden kann. Auch in diesen Fällen ist das optimale Narkoseverfahren eine Regionalanästhesie.
In einer für das Kind oder die Mutter bedrohlichen Notsituation muss der Geburtshelfer oft innerhalb weniger Minuten die Entscheidung zum Kaiserschnitt treffen. Diese sogenannten „Notkaiserschnitte“ erfolgen in Vollnarkose, dem dann schnellsten Anästhesieverfahren. Unser Team ist für solche Notfälle gut vorbereitet und trainiert.
Bei jedem Kaiserschnitt ist eine Kinderärztin/ein Kinderarzt im Nebenraum anwesend, der das Kind sofort nach der Geburt weiterbetreut, bis er es Ihnen oder Ihrem Partner zur liebevollen Pflege übergeben kann.
Es gibt auch Frauen, die sich einen Kaiserschnitt als Entbindungsform wünschen. Ihnen kommen wir entgegen, indem wir nach einer ausführlichen Aufklärung über die Vor- und Nachteile und die entsprechenden Risiken einen Wunschkaiserschnitt anbieten.
Als Operationstechnik hat sich der sogenannte „sanfte Kaiserschnitt“ durchgesetzt, ein Verfahren, bei dem nicht alle Schichten scharf durchtrennt werden müssen, sondern einige auch nur gewebeschonend beiseitegeschoben werden können. Dadurch wird sowohl die Operationsdauer kürzer als auch der Heilungsverlauf günstig beeinflusst.