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Gut ist nicht gut genug

Viele Details sind heute in der Behandlung von Darmkrebs entscheidend, um die Heilungschance auf ein Maximum zu steigern. Für eine erfolgreiche Therapie zählt jedes Detail.
20. März 2021

Jährlich erkranken in Deutschland trotz intensiver Vorsorgeuntersuchungen fast 60.000 Menschen an Darmkrebs. Genauer gesagt an Dickdarm-, End- oder Mastdarmkrebs. Für die Betroffenen ist die Diagnose ein Schock, dem Todesangst folgt. Verglichen mit anderen Krebsarten ist die Prognose bei Darmkrebs allerdings oft gut. Doch um die Heilungschance auf ein Maximum zu steigern, braucht es besonderes Know-how, den Blick fürs Detail und ein vollverzahntes Therapie-Konzept nach höchsten internationalen Maßstäben.

Im ersten wichtigen Schritt sollte der Weg Betroffener daher zu einem zertifizierten Darmkrebszentrum führen, wie es am Helios Klinikum Krefeld zu finden ist. Denn: Obwohl die Darmkrebs-Therapie deutschlandweit gut ist, ist sie doch nicht immer gut genug – besonders hinsichtlich operativer Standards.

Menschlich führen, rasch handeln

„Am Anfang hat der Hausarzt eine Schlüsselrolle“, sagt Priv. Doz. Dr. Christoph Wullstein, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie. „Er muss die Warnzeichen, etwa eine Stuhlveränderung, richtig deuten und schnellstmöglich eine Darmspiegelung anordnen. Sollte sich der Verdacht bestätigen und der Patient zu uns kommen, geht es darum, Betroffene menschlich aufzufangen, zu begleiten und durch die Therapie zu führen. Die realistische und oft auch recht gute Perspektive hilft dabei. Gleichzeitig gilt es, rasch zu handeln, denn das richtige Behandlungskonzept kann in diesem Stadium bereits über Leben und Tod entscheiden.“

Alternativloser Bestandteil in der Darmkrebs-Behandlung ist fast immer die Operation, die das entscheidende Fundament für eine mögliche Heilung legt. Dabei werden der befallene Darmabschnitt sowie die betroffenen Lymphknoten vollständig entfernt. Situationsabhängig kann eine Kombination aus Chemotherapie und (oder) Bestrahlung ergänzend sinnvoll sein.

Das Helios Klinikum Krefeld ist als zertifiziertes Darmkrebszentrum die erste Adresse für Menschen, die in der Region an Darmkrebs erkrankt sind. „Wir unterliegen einer ständigen externen Prüfung, die die Einhaltung festgelegter Leitlinien und standardisierter Prozesse sicherstellt. Es ist erwiesen, dass die Heilungschancen an zertifizierten Darmzentren höher sind als an anderen Kliniken“, erklärt der gebürtige Würzburger, der den wesentlichen Grund dafür in der fortwährenden unabhängigen Fremdreflexion und Weiterentwicklung der Qualität erkennt.

Die Operation: Das „Wie“ ist mitentscheidend

85 bis 90 Prozent der Darmkrebsresektionen am Helios Klinikum werden minimalinvasiv durchgeführt: Das ist in Deutschland keineswegs selbstverständlich, obwohl wissenschaftlich belegt ist, dass diese Methode eine deutlich bessere Heilungsquote gewährleistet. „In Deutschland wurde die Entwicklung der minimalinvasiven Darmchirurgie Anfang der 2000er-Jahre im Gegensatz zu den internationalen Entwicklungen nicht ausreichend gewürdigt. Obwohl die seinerzeit vorliegenden wissenschaftlichen Daten klare Vorteile der laparoskopischen Operationsweise dokumentierten, hielt man hierzulande lange an klassischen Operationsmethoden fest“, berichtet Wullstein. Infolgedessen ist der Anteil an minimalinvasiv durchgeführten Darmresektionen in Deutschland im Vergleich immer noch eher gering und liegt bei etwa 35 Prozent.

Am Helios Onkologischen Zentrum bilden minimalinvasive Darmoperationen bereits seit vielen Jahren eine Kernkompetenz. „Als chirurgisches Team verfügen wir über einen Erfahrungsschatz von aktuell mehr als 1300 minimalinvasiv durchgeführten Darmresektionen. Diese umfassende Spezialisierung und Routine sind weitere wesentliche Kennzeichen eines Darmkrebszentrums, die durch nichts zu ersetzen sind.“

Gut ist nicht gut genug

Am Darmkrebszentrum des Helios Klinikums ist man bereits noch einen Schritt weiter: Hier ermöglicht der Einsatz des roboterassistierten Systems DaVinci Xi dem Operateur die Verwendung dreier Instrumente und einer Kamera zugunsten noch größerer Präzision. „Mehr Genauigkeit bedeutet nicht zuletzt bessere Heilung und weniger Komplikationen“, erläutert der Familienvater. „Besonders mit Blick auf die chirurgische Präzision bei der Entfernung von Tumorgewebe führt das roboterassistierte Operieren zu einer nochmaligen Verbesserung. Zusätzlich stellen wir die Durchblutung während des Eingriffs, die für eine sichere Heilung erforderlich ist, durch die so genannte ICG-Messung sicher. Dazu setzen wir ein fluoreszierendes Mittel ein, das uns genau anzeigt, wie gut das Blut im Darm zirkuliert.“ Voraussetzung für diese neuartige Technik im Darmkrebszentrum ist der Einsatz einer laparoskopischen Kamera, die in der Lage ist, die Durchblutung abzubilden.

Mit ERAS gut durch die Therapie

Sowohl während als auch nach der obligatorischen Operation gibt es entscheidende Faktoren für den Heilungsverlauf bei Darmkrebs-Patienten. Die Viszeralchirurgie des Helios Klinikums verwendet hierfür das sogenannten ERAS-Programm: Es umfasst einen umfangreichen Maßnahmenkatalog, dessen Einhaltung die Vermeidung von Komplikationen, eine erleichterte Genesung und die Steigerung des generellen Wohlbefindens der Patienten sicherstellt. „Als ich vor 20 Jahren anfing, durfte ein Patient eine Woche nach einer Darmkrebs-OP zum ersten Mal Tee trinken. Heute geht er im Idealfall bereits einen Tag später wieder spazieren“, fasst Wullstein den Fortschritt prägnant zusammen. „Auf diese Weise ist es möglich, unsere ohnehin niedrige Komplikationsrate noch weiter zu senken.“ Eine speziell geschulte ERAS-Schwester sowie eine Physiotherapeutin setzen sich täglich dafür ein, dass die Patienten ihre Operation möglichst schonend hinter sich lassen können. Das Helios Klinikum Krefeld zählt zu den drei ersten ERAS-Zentren in Deutschland. Die Abkürzung steht für Enhanced Recovery After Surgery: eine verbesserte Erholung nach der Operation.

Stetige Evaluation als Grundlage bester Resultate

Optimale Ergebnisse sind im Darmkrebszentrum das Resultat eines engen Schulterschlusses aller Chirurgen, die sich stets in einem engen Austausch befinden. Darüber hinaus arbeitet das Team um Wullstein im Rahmen einer nationalen Expertengruppe mit anderen Spezialisten zusammen, um Operationsmethoden weiter zu optimieren und jene zum Standard zu erheben, die nach klaren Kriterien die besten sind; ein weiterer wichtiger Baustein im Mosaik des angestrebten Behandlungsideals. „Hier ist nichts dem Zufall überlassen“, unterstreicht Wullstein. Viele Details sind heute in der Behandlung von Darmkrebs entscheidend, ein Blick hinter die Kulissen lohnt sich. „Wir sind auch ein wenig stolz, dass wir als einziges Darmkrebszentrum in der Region ein so komplettes Angebot vorhalten können. Aber dennoch das liegt mir besonders am Herzen – ist die Darmkrebs-Therapie auch heute Medizin von Mensch zu Mensch.“ Das gilt sowohl für das Verhältnis zwischen Patient und Klinik-Mitarbeitern, als auch für die gemeinsame Evaluation bestmöglicher Prozesse durch alle beteiligten Behandler. Gut ist der größte Feind von ausgezeichnet – bei Darmkrebs kann dieser Unterschied schlechterdings über nichts Geringeres als Leben oder Tod entscheiden.