Darmkrebs früh erkennen und behandeln

Darmkrebs früh erkennen und behandeln

Darmkrebs ist bei Männern in Deutschland die dritthäufigste, bei Frauen sogar die zweithäufigste Krebserkrankung. In unserem Experteninterview mit Dipl. Med. Ulf Parulewski, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I und Dr. med. Lutz Meyer, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, gehen wir der Frage nach, wie Darmkrebs früh erkannt und erfolgreich behandelt werden kann.

Herr Chefarzt Parulewski, warum lohnt es sich bei dieser Krebsart besonders, zur Vorsorge zu gehen?

Dipl. Med. Ulf Parulewski, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I

Darmkrebs kann jeden treffen. Rund 60.000 Menschen erkranken jährlich in unserem Land neu an Darmkrebs und etwa 26.000 sterben daran. Durch die Durchführung der Vorsorge besteht aber eine über 90-prozentige Sicherheit, nicht an Darmkrebs zu erkranken oder die Krebserkrankung in einem so frühen Stadium zu erkennen, dass diese heilbar ist. Das ist ein herausragendes Ergebnis.

Wie lässt sich Darmkrebs frühzeitig erkennen?

Eine Darmkrebserkrankung verursacht zunächst keine Beschwerden. Darmtumore neigen aber zu wiederholten geringen Blutungen. Deshalb konzentriert sich ein Teil der Vorsorge auf den Nachweis des für das Auge nicht sichtbaren Blutes im Stuhl (Immunologischer Stuhltest/iFOBT). Die entscheidende Untersuchung ist aber die Darmspiegelung. Die Koloskopie ist heute das beste Verfahren, um Darmkrebs zu entdecken. In 90 Prozent der Fälle gehen einer bösartigen Erkrankung Polypen voraus. Das sind kleine Verdickungen der Darmschleimhaut. Je länger diese bestehen und je größer sie werden, desto größer ist auch das Risiko der Entartung. Polypen können sehr gut erkannt und entfernt werden, sodass eine Krebserkrankung des Darms gar nicht erst entstehen kann.

Herr Chefarzt Parulewski, wie läuft eine Darmspiegelung denn ab?

Vor der Dickdarmspiegelung erfolgt zunächst ein ausführliches Aufklärungsgespräch. Am Tag vor der Untersuchung muss eine Darmreinigung durchgeführt werden, um eine gute Beurteilbarkeit der Darmschleimhaut zu erreichen. Während der sehr schonenden Untersuchung schlafen unsere Patienten. Danach erwacht man schnell und nach einer kurzen Nachbeobachtung darf man wieder nach Hause. Das in aller Regel beruhigende Ergebnis der Untersuchung wird zuvor mit dem Arzt besprochen.

Dass die Untersuchung oft zu einem guten Ergebnis kommt ist sehr schön, wie geht es aber weiter, wenn tatsächlich „etwas“ gefunden wird?

Polypen und auch sehr frühe Stadien einer Darmkrebserkrankung können bereits während der Untersuchung definitiv entfernt werden. Bei fortgeschrittenen Tumoren werden Gewebeproben gesichert. Die notwendigen weiteren Schritte werden anschließend mit dem Patienten erörtert. Es folgt die genaue Bestimmung des Stadiums der Erkrankung. In einer interdisziplinären Tumorkonferenz, an der sich die Experten aus allen entsprechenden Fachgebieten unseres Klinikums beteiligen, wird ein individueller, leitlinienbasierter Behandlungspfad für und mit den Patienten erarbeitet. Unser Klinikum verfügt hier über eine beachtliche Expertise. Das ist einzigartig in der Region und kommt den Patienten unmittelbar zu Gute.

Herr Chefarzt Meyer, was erwartet Patienten, wenn die Diagnose „Darmkrebs“ gestellt wird?

Dr. med. Lutz Meyer, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie

In ausgewählten Frühstadien können Verfahren im Zuge der Darmspiegelung eingesetzt werden, wie sie von Chefarzt Parulewski dargelegt worden sind. Bei fortgeschrittenen Stadien ist das einzige Verfahren, mit dem Darmkrebs geheilt werden kann, die Operation. Das Helios Vogtland-Klinikum Plauen ist für die Behandlungen von Krebspatienten jeglicher Diagnose bestens vorbereitet. Wir haben allein in den letzten fünf Jahren über 4.600 Tumoroperationen durchgeführt, eine Vielzahl davon minimalinvasiv („Schlüssellochchirurgie“). Selbst die Operation aggressivster Krebsarten, wie des Bauchspeicheldrüsenkrebes gehören zu unserem Standardrepertoire. Mit rund 400 Operationen in den letzten fünf Jahren verfügen wir auch über sehr viel Erfahrung bei Darmkrebsoperationen jeglicher Art.

Ist bei der Behandlung auch eine Chemotherapie notwendig?

Zusätzliche Maßnahmen wie Chemotherapie oder Strahlen-Chemotherapie können die Langzeitprognose der Erkrankung verbessern. Beim Dickdarmkrebs erfolgt sie in Form einer Chemotherapie nach der Operation. Beim Mast- oder Enddarmkrebs liegt der Schwerpunkt auf einer kombinierten Strahlen-Chemotherapie vor der Operation. Zusammen mit moderner Operationstechnik konnte so das bei dieser Krebsform besonders wichtige Risiko eines Krankheitsrückfalls am selben Ort auf unter fünf Prozent gesenkt werden.

Welche Heilungschance gibt es?

Dank der multimodalen Therapie und modernster Behandlungsmethoden, welche von onkologischen Experten unterschiedlichster Fachbereiche hier im Klinikum individuell auf die einzelnen Patienten zugeschnitten werden, ist die Heilungschance sehr hoch. Sie beträgt für das Stadium I bis zu 97 Prozent und selbst für das Stadium III (Organüberschreitung und Lymphknotenbefall) bis zu 80 Prozent. Nach Abschluss der kompletten Behandlung ist eine regelmäßige Tumornachsorge wichtig, um Krankheitsrückfälle rechtzeitig zu erkennen, denn auch dann ist eine erneute erfolgreiche Therapie möglich und entscheidend vom Zeitpunkt der Diagnosestellung abhängig.

MEDialog: Darmkrebs früh erkennen und behandeln

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