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Bodenständiger Netzwerker auf Weltniveau

Die Glückwünsche waren vielzählig und kamen ehrlichen Herzens. Jeder der Gratulanten wusste nur zu gut, welche medizinische Leistung Prof. Dr. Diyar Saeed in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor seiner Berufung in den Vorstand der International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT), also der Internationalen Gesellschaft für Herz- und Lungentransplantation, vollbracht hat. Die Expertise des 44-jährigen Herzchirurgen am Herzzentrum Leipzig ist gefragt – weltweit.
05.11.2022 Lesedauer: - Min.

Der Arbeitstag des Geschäftsführenden Oberarztes der Universitätsklinik für Herzchirurgie und Bereichsleiter Herztransplantations- und Kunstherzprogramm am Herzzentrum Leipzig, Diyar Saaed, umfasst im Regelfall dreizehn Stunden. Noch vor sieben Uhr morgens betritt Prof. Saeed sein Büro. Urkunden, Erinnerungsfotos oder andere Accessoires sucht man im Raum vergebens. Einzig das Hintergrundbild seines Computers gibt einen kleinen Einblick auf den Privatmenschen Saeed. Es zeigt einen glücklichen Mann im Beisein seiner Frau und der gemeinsamen drei Kinder.

Am Schreibtisch, Ablagefläche für Patientenakten, Ordner bürokratischer Klinikabläufe, aber auch Dossiers verschiedener Forschungsprojekte, die bis zu 20 Prozent seiner Arbeitszeit in Anspruch nehmen, lehnt Saeeds Mountainbike. Trotz des langen und stressigen Arbeitsalltags genießt er es, morgens wie abends für eine halbe Stunde körperlich aktiv die Nase in den Wind zu halten.

Spezialist minimal-invasiver Eingriffe

Ein Treffen mit Prof. Saeed ist nie störungsfrei. Allenthalben klingelt das Telefon, wobei der Angerufene wahlweise in Deutsch und Englisch kommuniziert. Seine Einschätzung, sein medizinisches Urteil besitzen global höchsten Stellenwert. Saeed, gebürtiger Kurde aus dem Irak, der seit 2001 in Deutschland lebt und seit 2018 am Herzzentrum Leipzig ist, weiß das. Dennoch bleibt er bodenständig und im Wesen freundlich.

Im Regelfall ist er als Arzt ein bis zweimal täglich am OP-Tisch gefragt. Dass sich sein Renommee unter anderem auf den Experten für Herztransplantationen und Kunstherzen begründet, heißt nicht, dass Saeeds Tagesgeschäft darauf basiert. Vielmehr bilden minimalinvasive Eingriffe den Arbeitsschwerpunkt des Chirurgen Diyar Saeed. Geschickt und routiniert im Handeln führt er durch kleine Schnitte Bypass-Operationen, komplexe Rekonstruktionen der Herzklappen oder Operationen an den Hauptschlagadern durch. Es sind deshalb diese chirurgischen Eingriffe, die seinem Ruf als praktischer Arzt Vorschub leisten.

„Stress“, sagt er achselzuckend und mit einem Lächeln, „sollte man im Sinne der Herzgesundheit zwar vermeiden, aber das ist nicht immer einfach.“ Umso mehr genießt er nach eigenem Bekunden die Stunden im OP-Saal. Hier prallt der Alltag an ihm etwas ab. Auch wenn selbst dort manch wichtiger Anruf zu ihm durchgestellt wird. Dennoch ist der OP-Saal für ihn ein Ort, in dem er sich ganz auf seinen Patienten fokussieren kann. Operieren, Reparieren, Gesundmachen – die Leidenschaft des Mediziners Diyar Saeed.

Im OP Saal

Renommierte Adressen

Abseits aller chirurgischen Eingriffe weist das Tun Prof. Saeeds profane Dinge eines Chefs auf. Zu seinem Job gehört es, anstehende Operationen zu organisieren, die dazugehörige Personalplanung sowie die medizinischen Belange der Patienten im Blick zu behalten. Auch als Ansprechpartner für junge Oberärzte ist er eine gefragte Adresse. Schließlich ist der Rat eines Experten, der regelmäßig zu Kongressen in die USA fliegt, der unter anderem an der Cleveland-Klinik im Nordosten der Vereinigten Staaten und später an der North Western University in Chicago operierte und forschte, neun Jahre an der Universitätsklinik für Herzchirurgie in Düsseldorf tätig war sowie mehr als einhundert Publikationen in renommierten Fachjournalen veröffentlichte, mit Gold nicht zu bezahlen.

Internationaler Ritterschlag

Der Ehre ist sich Prof. Saeed bewusst. Er verweist aber auch auf die enorme Vorleistung, die er vollbracht hat, um letztlich vorgeschlagen und gewählt zu werden. „Seit 2009, seit ich Mitglied im ISHLT bin, habe ich mein Wissen unter anderem als Gutachter für wissenschaftliche Arbeiten, besonders aber im Bereich der Lehre und Forschung zur Verfügung gestellt”, verdeutlicht er. So organisierte er etwa Weiterbildungskurse oder leitete sie selbst als Coach. Seine Ausführungen zur Grundlagenforschung der Herzmedizin lassen sich in unzähligen Publikationen nachlesen und gehören längst zur Basis der Arbeit vieler Kliniken.

Dem Vorstand des ISHLT gehören sieben Mitglieder an. Neben Prof. Saeed zählen dazu nur zwei weitere Europäer. Ein Netzwerk aufbauen, Drittmittel für Forschungsprojekte verteilen, aber auch viele organisatorische Handlungen bestimmen die Arbeit des Gremiums. Er selbst möchte erreichen, dass Drittländer künftig stärker an dieses Netzwerk gebunden werden. In seinem Sinne ist auch der jüngste Beschluss des Vorstandes, die Beitragsgebühren des ISHLT zu senken. „Damit soll jungen Ärzten der Zugang zu diesem fachlichen Wissenspool erleichtert werden”, erläutert er.

Skepsis am Schweineherz bleibt

Die bislang erfolgreiche Transplantation eines Schweineherzen in einen Menschen, ausgeführt am 11. Januar 2022 in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland, ließ auch Prof. Saeed aufhorchen. Wenngleich er seine Skepsis nicht verbirgt. Der Eingriff sei aus seiner Sicht noch zu früh, die experimentelle Phase längst nicht ausgereift. Ein Achtungszeichen war die OP aber dennoch. „Irgendwann wird die Transplantation von Schweineherzen sicher zum Standard werden. So wie der 3-D-Drucker, der zum Teil jetzt schon Einfluss auf die Herzmedizin hat.

Viel wichtiger erscheint mir aber die Gegenwart: Es müssen sich weit mehr Menschen zur Organspende bereit erklären“, fordert er. Dass Deutschland bei der Zahl der Organspender im europäischen Vergleich weit abgeschlagen ist, sei so nicht hinnehmbar, sagt Prof. Saeed. Auch das neue Organspendegesetz, welches im März 2022 in Kraft trat, ändere daran wenig. „Von der Politik müssten wesentlich stärkere Signale kommen, die Aufklärung zum Thema gilt es deutlich zu verbessern“, so sein Wunsch. Kunstherzen, fügt Saeed an, seien für viele Patienten eine gute Alternative als Überbrückung bis zur Transplantation. Doch das echte Herz eines Menschen ersetzen auch sie langfristig nicht.

Perfekte Bedingungen

Viel Bewegung, eine gesunde Ernährung, kein Nikotin und kein Alkohol, auch nicht geringe Mengen, sind wohlgemeinte Ratschläge des Herzchirurgen Diyar Saeed für jeden, der seinem Herz etwas Gutes tun will. Saeed geht dem mit guten Beispiel voran und steht zugleich denen zur Seite, deren Herz einmal ins Stottern gerät. Für diesen Fall, hebt Saeed deutlich hervor, weiß er ein perfektes Team um sich, vom ärztlichen Kollegen über die OP-Mitarbeiterin bis zur Pflegekraft.

„Aus beruflicher Perspektive habe ich bereits vieles gesehen und erlebt. Daher denke ich beurteilen zu können, dass das Herzzentrum Leipzig eine Top-Adresse in der Herzmedizin ist. Wir sind fachlich erstklassig und operieren auf jede nur denkbare Art. Hier als Arzt arbeiten zu dürfen, ist für mich ein Glücksfall”, gibt er sich überzeugt.