Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?
Das kann ich, rückblickend betrachtend, so nicht sagen. Es war bei mir von Anfang an klar, dass ich meinen Fokus auf die Weiterbildung und Karriere vorrangig in der Klinik und nicht in Richtung Praxis setzen werde. Mir sind auf diesem Weg überwiegend Vorgesetzte – männliche und weibliche – begegnet, die mich nicht nur gefordert, sondern auch gefördert haben. Von diesen habe ich mir positive, wertschätzende Ansichten und Verhaltensweisen abgeguckt, die mich nicht nur im Fachlichen vorangebracht haben, sondern insbesondere in der Interaktion mit Patient:innen und Mitarbeiter:innen.
Man muss sich, gerade in den chirurgischen Fächern, immer wieder behaupten, das heißt ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein in die eigenen Fähigkeiten, auch gegenüber männlichen „Mitbewerbern“ mitbringen, um in der Weiterbildung, insbesondere im OP voranzukommen. Das fällt Frauen manchmal schwerer als Männern. Vielleicht war es in dieser Hinsicht für mich ein Vorteil, dass ich keine „Ausfallzeiten“ durch Erziehungsjahr etc. hatte. Denn dies ist, denke ich, heutzutage immer noch ein Problem, dass es Mütter nach Wiedereinstieg in den Beruf schwerer als Väter haben, die eigene Karriere voranzubringen.
Inwieweit unterscheidet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?
Mir ist ein wertschätzendes Team-Klima in relativ flachen hierarchischen Strukturen wichtig. Es macht mir Spaß, Wissen weiterzugeben und jüngere Kolleg:innen anzulernen – wie schon erwähnt – fordern und fördern ...
Trotzdem muss man als Chefin in entscheidenden Situationen den „Hut aufbehalten“ und dies auch selbstbewusst nach außen zeigen. Als Führungskraft sollte man sich der Vorbildwirkung, die man auf die jüngere Generation hat, immer bewusst sein. Damit meine ich, dass man nichts einfordern kann, was man selbst nicht zu leisten bereit ist. Das gilt fürs Fachliche und Zwischenmenschliche gleichermaßen.
Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?
Bleibt stets fokussiert, vertraut auf eure Fähigkeiten und lasst Euch nicht entmutigen, wenn der Weg mal nicht gerade verläuft. Verlasst auch mal eure Komfortzone, um etwas zu erreichen. Habt Spaß an der Arbeit.
Und was ich gelernt habe, baut Euch frühzeitig berufliche Netzwerke auf – der kollegiale Austausch hilft in allen Phasen eurer beruflichen Entwicklung ungemein.
