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Mein Rat: Vernetzt euch und sucht euch Mentorinnen

PD Dr. Irit Nachtigall, MHBA, ist Regionalleiterin für Infektiologie und Antibiotic Stewardship der Helios Region Ost. Im Interview spricht sie über neue Führungsmodelle der Zukunft und vertritt die Meinung, dass die Phase der Teilzeitbeschäftigung kein Karrierekiller sein darf.
02. Dezember 2022
Irit Nachtigall

Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?

Es kommt ein bisschen darauf an, was man als „oben“ bezeichnet. Bis zu einem gewissen Punkt ist es für Frauen nicht schwerer, denn es finden sich zum Beispiel viele Oberärztinnen. Darüber wird es allerdings sehr viel dünner. Sprich die zweite Führungsebene zu erreichen, ist gut machbar. Danach wird es vor allem für Frauen mit Familie schwieriger, denn viele Frauen wollen Ihre Familie nicht der Karriere unterordnen, die Kinder nicht vor allem fremd erziehen lassen.

Deswegen muss es in Zukunft neue Führungsmodelle geben, zum Beispiel geteilte Führungspositionen. Und eine Phase der Teilzeitbeschäftigung darf kein Karrierekiller sein. Es geht auch in Teilzeit Führungsverantwortung zu übernehmen. Aber ja grundsätzlich glaube ich, dass es für Frauen aus den unterschiedlichsten Gründen schwerer ist. Ich habe auch oft den Eindruck gehabt, dass zumindest in meiner Umgebung Frauen eher zügig nach der Arbeit nach Hause gegangen sind, um Zeit mit den Kindern zu verbringen und Männer in der Zeit in der Klinik geblieben sind und Netzwerke aufgebaut haben. Die Frauen setzen sich dann wieder an die Arbeit, wenn die Kinder schlafen, aber dann sind die Pöstchen und die coolen Aufgaben vergeben.

Inwieweit unterscheidet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?

Ich nenne meinen Führungsstil freundliche Penetranz oder positive Sturheit, das ist eher etwas weibliches, immer freundlich bleiben, aber am Ende doch dort anzugelangen, wo man hin will. Aber das dauert halt länger. Auch wird es Männern weniger übel genommen, wenn sie sehr selbstbewusst auftreten.

Ich versuche meine Entscheidungen immer mit meinem Team abzustimmen, zum Beispiel habe ich in meiner Zeit als Chefärztin Bewerbungsgespräche immer im Team mit den Oberärzt:innen geführt. Männer entscheiden eher alleine.

Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Vernetzt euch und sucht euch Mentorinnen.