„Ich wollte es nie machen. Doch inzwischen würde ich mir nichts anderes mehr wünschen.“ Seine Leidenschaft für die intensivmedizinische Pflegearbeit erkennt Marc Lux als er vor zwölf Jahren eine Stelle auf der ITS beginnt. Aller Anfang ist schwer – einige erste Erfahrungen lassen ihn schockiert zurück. Doch was folgt, ist die unbändige Faszination für einen Beruf in Extremsituationen.
Corona zwischen schwer Kranken und heftiger Kritik

Als Intensivpfleger ist Marc Lux in seinem zwölften Berufsjahr. Zuvor arbeitete er über zehn Jahre auf Normalstationen. Zum Mitwirken auf der gemeinsamen Covid-ITS des Helios Park-Klinikums und des Herzzentrums Leipzig meldete er sich freiwillig. Wie sich umfangreiche Erfahrung in Krisenzeiten auszahlt und die Verleugnung einer globalen Pandemie die Nerven beansprucht.

„Reanimationen, Notfälle, alles was am Bett so passiert – ich mag diese Art der Arbeit einfach. Der medizinische Anteil ist auch viel größer, ob Medikamente oder Geräte.“ Die Wissbegierde des Intensivpflegers trägt zur Entscheidung bei, sich im Frühjahr 2020 als Freiwilliger für die Covid-Intensivstation zu melden. „Es ist eine ganz andere Art der Arbeit. Pflege ändert sich nicht. Aber das ganze Isolieren, die Hygiene – das fand ich schon interessant. Und ich finde Corona als neues Krankheitsbild auch interessant“, erzählt Marc Lux. Die Entwicklung der Informationen über das Virus lassen ihn mit Motivation dabei sein – auch während der zweiten Welle: „Es steckt viel dahinter, was man im Frühjahr 2020 so noch nicht wusste und mit der Zeit rausgekommen ist.“
Das Beste für die Patient:innen rausholen
Obwohl der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger in den letzten Monaten Heimweh auf der Covid-Intensivstation nach seiner Herkunftsstation verspürt, schätzt er die Entwicklung des zusammengewürfelten Teams. „Es hat Spaß gemacht. Ich mag es gern auch mal über den Tellerrand zu schauen und neue Persönlichkeiten kennenzulernen. Auch wenn wir ein Unternehmen sind, so arbeiten alle anders. Dieses Zueinanderfinden hat mir sehr gefallen.“ Besonders nach Eröffnung der neuen Covid-Intensivstation ist die volle Aufmerksamkeit der Mitarbeitenden gefragt. Durch die ungewohnten Abläufe und anfänglich fremden Kolleginnen und Kollegen gibt es Fehlerquellen, die es zu umschiffen gilt. Mit dem hohen Stresslevel geht Marc Lux dank seiner vielen Jahre als Intensivpfleger professionell um:
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Ich mag diesen Wechsel und das Umschalten, wenn irgendwo was dazwischenkommt. Wenn es kontrollierter Stress ist oder Stress, den ich mir selbst antue, kann ich damit sehr gut umgehen (...) außerdem finde ich es toll, meinen Kopf anzustrengen und Vorschläge miteinzubringen, wie wir das Beste für die Patient:innen rausholen können.
Spannung zwischen Kranken und Kritikern

Als größte Anstrengung der letzten Monate beschreibt der Pfleger das Spannungsfeld zwischen den täglichen Erlebnissen im Umgang mit den Schwerkranken und der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Situation. „Verleugnungen der Pandemie zu hören, das hat mich irgendwann an meine Grenze getrieben. Diese Sturheit von Leuten, die ihre Freiheit wiederhaben wollen und einfach sagen ‚Das gibt es nicht mehr‘.“ Als Covid-Genesener kann der Intensivpfleger aus eigener Erfahrung von den Folgen eines verhältnismäßig leichten Verlaufs berichten: „Eine Woche ging es mir richtig schlecht. Die zweite Woche war besser, aber ehrlich gesagt, ein bisschen zu kämpfen habe ich immer noch.“ Den Umfang der Symptome findet Marc Lux generell beachtlich: „Was alles dazugehört, ist schon heftig. Es ist ein krasses Krankheitsbild.“

Mit Sinken der Infektionszahlen und der damit einhergehenden sinkenden Zahlen der Covid-Erkrankten im Februar 2021, als dieses Gespräch geführt wird, kehren auch die ersten Hoffnungsschimmer zurück. Vor der Pandemie ging er mit Kolleginnen und Kollegen nach Schichtende gerne gemeinsam essen, erzählt Lux. Obwohl er gut für sich allein sein könne, werde nun jedoch langsam spürbar, dass die Isolation Grenzen aufzeige. Umso glücklicher ist der Intensivpfleger, dass er die letzten Wochen nur tageweise auf der Covid-Station arbeitete: „Wenn ich Frühdienst habe, komme ich morgens her und frage, ob ich auf Covid-ITS bleiben soll oder auf der ITS des Park-Klinikums eingesetzt bin. Das wird kurzfristig entschieden. Aber ich bin froh wieder zurück in meinem gewohnten Team zu sein.“