Ein Gedanke, der während der Pandemie sichtbarer wurde denn je, eint die drei: Führung ist keine Verwaltungstätigkeit, sondern Verantwortungsübernahme. Für Patientinnen und Patienten, für Mitarbeitende – für Menschen. Eine Herangehensweise, die es ihnen ermöglicht, mit Stolz auf die vergangenen Monate zu blicken.
„In einer harten Zeit muss man zusammenstehen!“

Wir sprechen mit Clemens Regenbrecht als Pflegedirektor am Helios Klinikstandort Leipzig und seinen Stellvertretern fürs Herzzentrum Leipzig, Beatrix Halama, und fürs Helios Park-Klinikum, Sebastian Hunger, über die vergangenen Corona-Monate.
„Die Wissenschaft und auch die Politik haben gesagt: 'Wir bereiten uns auf einen Super-GAU vor'. Ich befürchtete, das ist wie eine Dampfwalze, die durch Europa zieht. Wir waren topvorbereitet, standen in den Startlöchern – und dann kam die Walze nicht“, erinnert sich der Pflegedirektor Clemens Regenbrecht an den Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr. Als das Corona-Virus in Europa Einzug hält und mit dramatischen Beispielen wie Bergamo seine Ernsthaftigkeit beweist, bereitet sich das deutsche Gesundheitswesen auf das Schlimmste vor. So auch das Herzzentrum und das Helios Park-Klinikum in Leipzig. Doch der erwartete Katastrophenzustand – sprunghafte Anstiege der Inzidenzen und der Covid-Erkrankten, überlastete Pflegekräfte – wird während der ersten Welle (noch) ausbleiben. Die verhältnismäßig entspannten Sommermonate ziehen mit einem Gefühl von Zusammenhalt und Fokus ins Land:
![]()
Alle hier haben mitgemacht, als wären wir das Technische Hilfswerk und als wäre es unsere ureigene Aufgabe, den Katastrophenalarm durchzuspielen. Das hat uns unheimlich stolz gemacht.
Umso schlimmer die Lage, umso höher die Bereitschaft zu helfen
Als am 14. November 2020 der erste Covid-Patient der zweiten Welle im Herzzentrum aufgenommen wird, rufen die Mitarbeitenden die Vorbereitungen des Frühlings ab. Zwei Wochen später eröffnet die Covid-Intensivstation. Die zweite Welle setzt nun ein und wird die Klinken für Monate in Atem halten. Die Konzepte und Strukturen der ersten Welle zahlen sich jetzt aus. Doch besonders der uneingeschränkte Einsatz des medizinischen Personals ermöglicht die Bewältigung der Herausforderungen. Der stellvertretende Pflegedirektor und Bereichsleiter der somatischen Pflege, Sebastian Hunger, erzählt anerkennend:
![]()
Umso schlimmer die Situation draußen wurde, als die Patientenzahlen stiegen und auch eigene Kolleginnen und Kollegen betroffen waren – umso höher war die Bereitschaft zu helfen. Ich musste auf den Stationen immer weniger argumentieren. Das kam einfach von Herzen.
Durch die ständige Kommunikation, ob in Teambesprechungen oder Newslettern, versucht die Pflegedirektion nah an den Mitarbeitenden zu bleiben. Transparent und ehrlich. „Wir versuchen unsere Leute vollumfänglich zu informieren und ihnen die Wahrheit zu sagen, auch wenn diese manchmal schwer zu verkraften ist“, beschreibt Beatrix Halama die Krisenkommunikation. Sie ist neben ihrer stellvertretenden Position außerdem Abteilungsleiterin der Katheterlabore und Intensivstationen im Herzzentrum – während der Pandemie zählt hierzu auch die intensivmedizinische Covid-Station.
Einsatz aus allen Bereichen
„Es gab Zeiten, in denen ich auf jeder Intensivstation zweimal die Woche eine Teambesprechung gemacht habe. Um die Leute zu informieren, abzuholen und zum Durchhalten zu motivieren“, erzählt Beatrix Halama weiter. Besonders vor Weihnachten und Silvester habe sie ihre große Sorge kommuniziert und versucht, so viele Kräfte wie möglich zu aktivieren: „Ich konnte etliche Nächte nicht schlafen. Und ich weiß, dass ich damit nicht allein war. Ich war sehr dankbar, dass die ganze Klinik mitgemacht hat und dass aus allen Bereichen die Hilfe kam, die wir zwingend brauchten.“ Um das hohe Leistungspensum dauerhaft zu ermöglichen, steht die Pflegedirektion nicht nur mit Worten für ihre Mitarbeitenden ein, sondern zeigt Präsenz und Tatkraft. Als gelernte Gesundheits- und Krankenpflegekraft unterstützte Beatrix Halama ihre Kolleginnen und Kollegen eigenhändig am Bett auf der Covid-Intensivstation.
Wir haben alle drei unseren Beitrag am Bett geleistet, das war in solchen Zeiten selbstverständlich, wenn die Hütte brennt.

Das galt nicht nur für uns: Unser Schulleiter Herr Ott-Loffhagen, unsere Leitende Arztassistentin Frau Hänsch, der Leitende Kardiotechniker Herr Ginther und viele, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus zahlreichen unterschiedlichen Bereichen haben Dienst auf den Covid-Stationen oder z. B. auch im Abstrichzelt gemacht.“ Beatrix Halama gibt zu bedenken, sie hätte es unfair gefunden, das Personal allein zu lassen: „Das gehört dazu – in einer harten Zeit muss man zusammenstehen.“
Hilfe für die Helfenden
Die Führungskräfte nehmen die Ängste und Belange der Teams ernst und bemühen sich, vor Ort zu sein. Der Pflegedirektor geht in den Belastungszeiten vor jedem Feierabend über die einzelnen Covid-Stationen, erkundigt sich nach dem Status Quo und nach Einzelschicksalen: „Mir war mein Freiraum nicht mehr wichtig. Mir war alles andere in dem Moment nicht mehr wichtig. Mir war wichtig, dass die Patient:innen und Mitarbeitenden hier gut versorgt sind.“

Auch Beatrix Halama und Sebastian Hunger leben diese Verbindlichkeit. Trotzdem erreicht die Pflegedirektion in dieser Zeit auch klarere Worte – Worte der Verzweiflung, der Angst und der Belastung. Physische und psychische Erleichterung wird den Mitarbeitenden über Supervision, dynamische Einsatzplanung und Empathie im Kollegium zuteil. Perspektivisch werden auch Angebote der Nachsorge geplant, um posttraumatischen Belastungen und fehlender Verarbeitung vorzubeugen, sobald eine erste Normalität wiedereinkehrt. Dazu wird das Kriseninterventionsteam des Zentrums für Seelische Gesundheit am Standort weiterhin denen zur Verfügung stehen, die Unterstützung suchen.
Die Zeit danach
Die Zeit danach – ein Ziel, für das Beatrix Halama, Clemens Regenbrecht und Sebastian Hunger gemeinsam mit jeder und jedem Mitarbeitenden der Kliniken kämpfen. „Ich teile die Hoffnung, dass wir uns in 5 Jahren an ein sehr cooles Gefühl zurückerinnern werden: Dass wir eine Katastrophe gemeinsam gut bewältigt haben“, reflektiert der Pflegedirektor und schließt sich damit seinem Stellvertreter an, der anerkennend sagt: „Der Stolz und die Dankbarkeit dem Kollegium gegenüber bleibt unvergessen. Die wahnsinnige Hilfsbereitschaft, die Solidarität, die ureigene Motivation für unseren Beruf – das hat mich echt berührt.“ Obwohl niemand weiß, wann die Zeit danach beginnen wird, die stellvertretende Pflegedirektorin versichert uns voller Zuversicht:
![]()
Wenn das alles hier vorbei ist, machen wir eine Riesensause!