"Wenn man sich ordentlich schützt, passiert auch nichts"

"Wenn man sich ordentlich schützt, passiert auch nichts"

Marita Töpel und Jana Fait sind auf der kardiologischen Intensivstation ISKA als Reinigungskräfte tätig. Das eingespielte Duo engagiert sich für einen Grundpfeiler des Klinikalltags: Sauberkeit. Während der Pandemie arbeiten sie zeitweise auf den Corona-Stationen und kommen hier sowohl den Patientinnen und Patienten als auch sich selbst sehr nahe. Zwei Frauen, die für Hygiene sorgen – in einer Zeit, in der sie kaum wichtiger sein könnte.

„Ich bin seit 19 Jahren hier und habe die ersten fünf Jahre im Steri gearbeitet, da werden die Instrumente sterilisiert. Dann bin ich auf die 3L und von dort bin ich hier auf die ISKA gekommen“, erzählt Marita Töpel. „Ich hatte zwar, wie fast alle Mitarbeitenden von uns, einen Beruf gelernt, aber den Beruf gab es dann nicht mehr.“ Darum bewirbt sich die gelernte Schiffsmaschinistin im Herzzentrum Leipzig.

Ich sagte zur damaligen Reinigungschefin Frau Ebel: Ich brauche etwas, wo ich auch denken muss. Und dadurch bin ich in den Steri gekommen – das war schön anspruchsvoll und das Kollegium gefiel mir. Darum bin ich geblieben.

Marita Töpel, Reinigungskraft auf der kardiologischen Intensivstation ISKA im Herzzentrum Leipzig

Ihre Kollegin Jana Fait arbeitete als Reinigungskraft in der Gastronomie, bevor sie im Februar 2014 ebenfalls auf der ISKA anfängt.

Ein vertrautes Zweiergespann

Die beiden Frauen arbeiten fortan im Tandem. Eine besetzt die Frühschicht, eine die Spätschicht. So entsteht eine enge Zusammenarbeit, die Verlässlichkeit und Kommunikation erfordert. „Man muss sich erstmal an den Ablauf gewöhnen. Jeder macht es anders. Was wird mit der Hand bearbeitet, was wird maschinell gemacht? Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, bis ich alles im Kopf hatte“, erinnert sich Marita Töpel an ihre Anfangszeit. Von der Wäsche über die Müllentsorgung bis hin zur eigentlichen Reinigung der Zimmer und Flure – die kleinteiligen Aufgaben des Berufs fordern neben der körperlichen Belastbarkeit auch Organisationstalent. Kann ein Zimmer in der Frühschicht beispielsweise nicht betreten werden, wird es unter gegenseitiger Absprache an die Spätschicht übergeben.

„Auf den anderen Part ist eben immer Verlass – wir arbeiten Hand in Hand. Dann ist es auch nicht so schwer für die Einzelne“, sagt Marita Töpel zufrieden und ergänzt: „Ich bin auf der ISKA sehr zufrieden.“ Das Geheimnis ihrer eingespielten Routine vermutet Jana Fait in der gemeinsamen Offenheit: „Ehrlich zueinander sein und auch Kritik aussprechen.“ Oder wie ihre Kollegin frei heraus formuliert: „Sich nicht anblöken. Dann lass ich diejenige stehen. Und bis jetzt haben wir uns immer gut verstanden.“ „Bis jetzt …“, wendet sich Jana Fait verschwörerisch an ihre Kollegin und grinst breit. Und nicht nur miteinander verstehen sich die beiden Reinigungskräfte gut – sie fühlen sich als Teil des Kollegiums angenommen. „Die Pflegekräfte kommen auf uns zu, manchmal unterhält man sich kurz. Man ist hier nicht nur die ‚Putze‘. Wir gehören wirklich zum Team“, findet Jana Fait.

Sauberkeit in einer Pandemie

Der Zusammenhalt und die Einsatzbereitschaft aller Mitarbeitenden der Helios Kliniken wird im Frühjahr 2020 auf eine harte Probe gestellt. Auch Jana Fait und Marita Töpel erleben die Pandemie hautnah: Beide arbeiten durch alle drei Wellen hinweg regelmäßig auf den Covid-Intensivstationen.

Ich habe an den Wochenenden auf Corona-Station gearbeitet. Und in der ersten Welle dachte ich auch noch: Hoffentlich machst du nichts verkehrt und vergisst nichts. Aber die Schwestern haben uns viel geholfen und waren immer zur Stelle.

Jana Fait, Reinigungskraft auf der kardiologischen Intensivstation ISKA im Herzzentrum Leipzig

„Wir waren dann angekleidet und mussten immer alles mit ins Zimmer nehmen, weil man nicht einfach rein- und rausgehen kann. Es war auch sehr eng“, ergänzt ihre Kollegin. Dank einer intensiven Einweisung in die Schutzmaßnahmen beharren die beiden Frauen vehement auf alle Vorschriften und fühlen sich sicher bei ihrer Arbeit. „Ich bin der Meinung, wenn man sich ordentlich schützt, passiert auch nichts. Alles genau befolgen, wie es die Hygiene verlangt. Uns ist die ganze Zeit über nichts passiert.“

Tunnelblick und Neugierde

Und trotzdem bleibt ein gewisses Unbehagen bestehen. „Für mich war es schlimm und ich bin jeden Tag mit einem unguten Gefühl gegangen“, gesteht Marita Töpel, „und wenn ich Fernsehen geguckt habe und dann welche demonstriert haben – da bin ich bald ausgeflippt! Aber ich habe nichts gesagt, sondern einfach gemacht.“ Von der Arbeit auf ihrer Heimatstation, der ISKA, kennen die beiden Reinigungskräfte den Umgang mit Intensivpatient:innen. Die meisten seien nicht ansprechbar, erzählen die Frauen. Einen Blick aus Neugierde erhaschen? Darüber sind sich die zwei nicht ganz einig: „Als der Italiener da war, der Allererste, da hatte ich den Tunnelblick.“ – „Ach komm, man guckt aber trotzdem mal.“ – „Ich gucke da nicht!“ – „Also mich interessiert es. Corona: Sowas hat man ja nicht alle Tage“, debattieren sie angeregt.

Im Rückblick jedenfalls teilen die Reinigungskräfte eine Meinung: „Insgesamt war es auf der Corona-Station ein angenehmes Arbeiten. Die Pflegekräfte haben uns nicht im Stich gelassen. Mach mal so. Soll ich dir was zu machen? Fass nicht die Türklinke an! Die Zusammenarbeit mit den Pflegern und Schwestern war toll.“ Auf die Frage, wann der Tag im Haus erfolgreich war, antwortet Marita Töpel überzeugt: „Klar, es ist unsere Arbeit hier. Aber ein guter Tag ist es immer!“