Alltag in der Notaufnahme – mit Erfahrung und Bauchgefühl

Alltag in der Notaufnahme – mit Erfahrung und Bauchgefühl

Claudia Böhm ist Stationsleitung der Notaufnahme und Fachkraft für Notfallpflege im Helios Park-Klinikum. Seit 30 Jahren ist sie nun im Haus tätig. „Unser Zusammenhalt, das Teamwork und die gegenseitige Verlässlichkeit ist das, was mich hier hält. Das ist wie meine zweite Familie.“ Die Arbeit im Notfallbereich erfordert hundertprozentiges Vertrauen. Wie die Stationsleiterin optimale Bedingungen für ihr Team fördert und als Führungskraft nahbar bleibt, reflektiert sie im Interview.

Als Leitung der Notaufnahme ist Claudia Böhms Aufgabenspektrum breit. Vom Administrativen wie Dienstplänen und Schichtstruktur über die tägliche Absprache mit dem ärztlichen und Pflegepersonal bis hin zur Abrechnung oder Personalgesprächen – kein Tag ist wie der andere und jede Aufgabe von hoher Priorität. „Und dann bin ich mit im Stationsbetrieb und übernehme Patient:innen genauso wie alle anderen Pflegekräfte. Hauptsächlich bin ich für den Schockraum zuständig“, erzählt Claudia Böhm über den täglichen Ablauf.

Schnelligkeit, Fachwissen und Flexibilität

Klinikgesichter Claudia Böhm

Die heutige Stationsleiterin hat bereits ihre Ausbildung zur Pflegekraft hier im Haus absolviert – über 30 Jahre ist das inzwischen her. Ein Wechsel kam für sie nicht in Frage: „Es gab für mich nie den Punkt zu sagen: Ich muss mir jetzt mal was anderes suchen“, erinnert sich Claudia Böhm, „ich habe mir die Entwicklung eher über Fachweiterbildungen gesucht.“ Praxisanleiterausbildung, Wundmanagement oder das mittlere Management: Die zweifache Mutter findet immer wieder neue Wege, um ihrem Wunsch nach Wachstum nachzukommen. Heute kann die Stationsleiterin auf einen umfassenden Erfahrungsschatz zurückgreifen. Seit 2007 ist sie in der Notaufnahme tätig. „Bei Notfallpatient:innen muss ich ad hoc zu 100 Prozent wissen, was ich mache. Es geht um Schnelligkeit, um hohes Fachwissen, um Flexibilität.“ Kompetenzen unter hohem Stress in Sekundenschnelle abrufen, Verantwortung tragen – hier sind starke Nerven gefragt. „Ich habe gleichzeitig fünf Patienten auf einmal. In dem Moment reagiert man einfach nur. Alle anderen Dinge werden ausgeblendet, im Fokus liegt nur, wie wir den Patienten jetzt schnellstmöglich wieder stabilisieren können.“ Claudia Böhm beschreibt diese sekundenschnelle Kombination aus Fachwissen und Erfahrung. „Ich habe einen  Algorithmus nach dem ich arbeite, dennoch entscheide ich manchmal situativ und initiativ.“, erzählt sie schmunzelnd.

Bei Notfallpatient:innen muss ich ad hoc zu 100 Prozent wissen, was ich mache. Es geht um Schnelligkeit, um hohes Fachwissen, um Flexibilität.

Claudia Böhm, Stationsleitung der Notaufnahme und Fachkraft für Notfallpflege im Helios Park-Klinikum

Zwischenmenschlichkeit trotz Ausnahmezustand

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist auf kaum einer anderen Station so ausgeprägt wie in der Notaufnahme. Starre Hierarchien haben hier keinen Bestand. „Auch ein Arzt oder eine Ärztin übernimmt mal pflegerische Tätigkeiten und das weiß ich sehr zu schätzen. Notaufnahme funktioniert nur, wenn alles ineinander übergreift – im Miteinander.“ In der Führung ihres Teams setzt die Stationsleiterin darum auf offene Kommunikation und aufrichtiges Interesse aneinander. „Meine Mitarbeitenden sind mir wichtig. Nicht nur im beruflichen Sinne, sondern auch im privaten. Ich glaube, sie wissen es zu schätzen, dass ich immer versuche das Beste für alle zu gestalten.“ Trotz der enormen Herausforderungen der vergangenen Monate legt Claudia Böhm Wert darauf, ihrem Team die so dringend notwendige Wertschätzung und Unterstützung entgegenzubringen. „Die hohe Belastung ist in letzter Zeit konstant, da natürlich auch bei uns die Personaldecke sehr dünn ist“, sagt sie nachdenklich „Wenn das Patientenaufkommen so hoch ist, wird es zunehmend schwerer, jeden abzuholen und aufzufangen. Ich bemühe mich um Nachgespräche und bin immer ansprechbar.“

Das Team macht die Musik

Klinikgesichter Claudia Böhm

Die Pandemie beeinflusst die Arbeit auf der Notaufnahme maßgeblich. „Wir mussten unsere gesamten Strukturen verändern. Dazu kam immer das Risiko, sich selbst anzustecken.“, erinnert sich Claudia Böhm. „Als Vorbildfunktion, um meinen Kolleg:innen die Bedenken zu nehmen, habe ich mich bereit erklärt, in unser Covidteam zu gehen. Einfach um zu zeigen: Ich bin da, ich bin vorne.“ In dieser Zeit lernt die Stationsleiterin ihre Belastungsgrenzen kennen, gleichzeitig spürt sie den unglaublichen Zusammenhalt. „Ich habe gemerkt, wie stabil mein Team ist. Es ist wirklich enorm gewesen, dass wir keine Krankheitsausfälle hatten. Wirklich alle haben sich so geschützt, dass niemand infiziert wurde“, sagt Claudia Böhm anerkennend. „Jeder stand ad hoc bereit, wenn es Probleme gab. Ich möchte wirklich sagen, wie stolz ich auf sie bin.“

Zuversicht behalten

Klinikgesichter Claudia Böhm

Für die Zukunft freut sich die Stationsleiterin auf mehr Zeit mit ihrer Familie, sie sei in den letzten Monaten „zu kurz gekommen“. Außerdem wünscht sie sich mehr Sichtbarkeit der aktuellen Herausforderungen: „Ich wünsche mir mehr Transparenz und Wahrnehmung für den Beruf der Pflegefachkraft und den damit verbundenen aktuellen Herausforderungen.“, gibt sie mit Nachdruck zu bedenken. Über qualifizierte Unterstützung würde auch ihr Team sich freuen. „Eine Fachkraft für Notfallpflege: Engagiert, motiviert und teamfähig. Die Person sollte einfach gute Laune und Spaß mitbringen“.

Ich wünsche mir mehr Transparenz und Wahrnehmung für den Beruf der Pflegefachkraft und den damit verbundenen aktuellen Herausforderungen.

Claudia Böhm, Stationsleitung der Notaufnahme und Fachkraft für Notfallpflege im Helios Park-Klinikum