„Die Patientinnen und Patienten sind bei uns zwischen 6 und 14 Jahre alt. Die Kinder gehen hier in unsere Klinikschule, erhalten Gesprächstherapie, haben verschiedene Fachtherapien, wie Bewegungs- und Ergotherapie oder Schwimmen. Wir führen viele verschiedene Freizeitaktivitäten durch und sind oft draußen im Freien“, beschreibt Carla Reißmann die Tätigkeit auf ihrer Station. Als sie 1991 ihre Ausbildung abschließt, gerät sie eher durch Zufall auf die Kinder- und Jugendpsychiatrie – eine Entscheidung, die ihr Berufsleben für immer prägen wird. „Ich bin dann hier hängengeblieben und habe es nie bereut. Ich übe meinen Beruf sehr gern aus, es ist ein schönes Arbeitsfeld.“
„Ich bin hier an der richtigen Stelle“

Carla Reißmann arbeitet seit 30 Jahren im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich am Leipziger Standort der Helios Kliniken. 2001 übernimmt sie die Stationsleitung der Kinder- und Jugendstation im Helios Park-Klinikum. Trotz des turbulenten letzten Jahres nimmt sie insgesamt einen positiven Trend im Haus wahr – und fühlt sich an ihrem Arbeitsplatz genau richtig.

Der Umgang mit den seelischen Problemen der „Kleinen“, wie Carla Reißmann ihre Patientinnen und Patienten liebevoll nennt, ist eine besondere Herausforderung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendstation vereinen den medizinischen Bereich mit pädagogischer Betreuung, Interaktion in der Einzel- und Gruppenbetreuung und Elternarbeit – ein Balanceakt, der viel Einfühlungsvermögen und Vertrauensgewinn erfordert. Die Krankheitsbilder der Patienten sind vielschichtig und erstrecken sich beispielsweise von Depressionen, Ängsten, Ess- und Schlafstörungen bis hin zu hyperkinetischen Störungen oder posttraumatischen Belastungen.
Carla Reißmann empfinde ihre Arbeit vor allem als eine sehr erfüllende Aufgabe: „Die Kinder in dieser Altersgruppe kann man auf spielerische Art noch sehr begeistern. Sie sind auch sehr dankbar, wenn sie Neues erfahren und unsere Zuwendung bekommen. Teilweise haben die Kinder schon viel erlebt in ihrem jungen Alter. Wenn wir in den Patientenvorstellungen und Besprechungen erfahren, was die Gründe für die seelische Erkrankung des Kindes sind, macht es mich sehr betroffen und bewegt mich. Aber es ist immer wieder schön, wenn sie sich in der Zeit der Therapie bei uns toll verändern und entwickeln und man sieht: Hier habe ich wirklich was erreicht“.
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Teilweise haben die Kinder schon viel erlebt in ihrem jungen Alter. Wenn wir in den Patientenvorstellungen und Besprechungen erfahren, was die Gründe für die seelische Erkrankung des Kindes sind, macht es mich sehr betroffen und bewegt mich.
Als zu Beginn des vergangenen Jahres die Pandemie beginnt, verändert sich die Arbeit auf der Kinder- und Jugendstation maßgeblich. Während normalerweise 22 Patientinnen und Patienten betreut werden, beschränkt sich die Zahl nun auf etwa die Hälfte. Um die Schließung der Kitas zu kompensieren, betreut die Station am Anfang der Pandemie die Kinder einiger Helios Mitarbeitenden: „Die Station hat zwei Seiten und wir haben dann auf der einen Seite unsere Patienten betreut und auf der anderen Seite die Mitarbeiterkinder. Wie eine Kita“, erzählt Carla Reißmann schmunzelnd und ergänzt:

„Das war eine schöne Erfahrung und auch ganz anders. Da wurde viel umstrukturiert – von den Dienstplänen, über die Zimmer und Besuchszeiten, bis hin zum Essen. Auch die Umsetzung der Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen war mit den Kindern eine Herausforderung“. Einige Kolleginnen und Kollegen unterstützten in dieser Zeit andere Bereiche, die durch das Corona-Virus stark belastet sind. „Von uns sind auch jetzt gerade wieder zwei Kolleginnen und Kollegen in der Somatik des Helios Park-Klinikums auf der Intensivstation. Ich finde es toll, dass einige Mitarbeiter aus unserer Abteilung diese Aufgabe übernommen haben. Die Leistung aller Pflegekräfte in der Somatik ist schon Wahnsinn. Da habe ich große Achtung vor.“ Trotz der schwierigen Umstände empfinde sie die Entwicklung des gesamten Klinikums als Bereicherung, reflektiert die Stationsleiterin: „Diese Durchmischung der Abteilungen wirkt sich positiv auf die Kommunikation und das Miteinander an unserem Standort aus“.

Insgesamt sei in den letzten drei Jahren ein sehr positiver Trend zu erkennen. Es seien in diesen Jahren viele neue Möglichkeiten für unsere Arbeit auf Station geschaffen worden: „Wir haben jetzt zum Beispiel mehr Möglichkeiten für vielfältige therapeutische Freizeitaktivitäten, Neuanschaffungen wie Zelte und Schlafsäcke für die Erlebnispädagogik wurden genehmigt. So können wir immer wieder neue Aktivitäten ausprobieren und unser Angebot ausdehnen“. Auch ihre langjährige Erfahrung bringt der Krankenschwester Sicherheit und Ruhe für ihren Arbeitsalltag.
Ich denke manchmal, dass ich früher impulsiver war. Ich bin mit der Zeit gelassener geworden. Vielleicht auch, weil man an Erfahrung gewinnt und schon viel erlebt hat. Was mir selbst sehr gut tut, ist, dass man den Patientinnen und Patienten so viel zurückgeben kann. Ich würde an meinem Beruf nichts ändern, ich bin hier an der richtigen Stelle