In den 90er Jahren wurde Gerlinde Keil erstmals aufgrund einer Schilddrüsenerkrankung operiert. Zwei Jahre später wurde bei ihr eine Erkrankung der Nebenniere sowie eine zusätzliche Überfunktion der Nebenschilddrüse beschrieben. Sämtliche Untersuchungen inklusive der genetischen Analysen bestätigten daraufhin die Diagnose: Bei der Multiplen Endokrinen Neoplasie (MEN) entwickeln sich gutartige oder bösartige Tumore gleich in mehreren Hormondrüsen. Zu den betroffenen Organen können die Nebenschilddrüse, die Bauchspeicheldrüse, die Nebenniere, die Schilddrüse als auch die Hypophyse zählen. Je nach betroffenem, mutiertem Gen gibt es vier verschiedene Typen, die vererbt werden. Frau Keil war von dem Typ MEN2a betroffen. Dabei entwickeln sich das prognosebestimmende medulläre Schilddrüsenkarzinom, Tumore in der Nebenniere (sogenannte Phäochromozytome) und eine Überfunktion der Nebenschilddrüse.
Das genetische Screening zeigte, dass auch einer ihrer beiden Söhne von der Genmutation betroffen war. „Durch die frühzeitige Entnahme seiner Schilddrüse im Alter von sechs Jahren konnten wir ihn vor einem möglichen späteren Tumorbefall bewahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei MEN2a an Schilddrüsenkrebs erkrankt, liegt bei bis zu 100%. Insofern war die Operation unausweichlich – aber für damalige Verhältnisse sehr früh und dennoch erfolgreich. Er ist mittlerweile 38 Jahre alt und bis heute tumorfrei“, schildert Prof. Dr. med. Peter Lamesch, Chefarzt für Endokrine Chirurgie am Helios Park-Klinikum Leipzig, weiter.
In den 90er Jahren sind die medizinischen Experten davon ausgegangen, dass Frau Keil an dem Tumor versterben wird. Als Patientengeschichte waren sie und ihr Sohn mit der seltenen Erkrankung auch Teil einer damaligen Informationsveranstaltung für Mediziner:innen. Die Patientin konnte bis heute trotz mehrfacher Reoperationen mit Entfernung von Lymphknoten im Hals-Kopf-Bereich sowie Entfernung einer Lebermetastase nie vollständig geheilt werden. „Bemerkenswert, aber nicht selbstverständlich ist, dass Frau Keil bis heute trotz eines laborchemisch anhaltenden erhöhtem Tumormarker (Calcitonin) als Hinweis auf eine Tumorpersistenz ein annähernd normales Leben führen kann“, resümiert Prof. Lamesch. Heute ist sie 65 Jahre alt und kam vor wenigen Wochen zur Kontrolle zu Prof. Dr. med. Peter Lamesch. Der Spezialist für Endokrine Chirurgie begleitet und behandelt die Patientin seit 32 Jahren.
Zusätzliche Informationen:
Erkrankungen rund um die Schilddrüse gelten als Volkskrankheit. Ein Drittel aller Deutscher leiden an krankhaften Veränderungen der Schilddrüse. Prof. Dr. med. Peter Lamesch ist Facharzt für Chirurgie, Endokrine Chirurgie und Hepato-Pancreato-Biliäre Chirurgie. Mit seiner langjährigen Erfahrung und Expertise im Bereich der Schilddrüsenchirurgie behandelt er als Chefarzt am Helios Park-Klinikum Leipzig Patient:innen mit modernsten diagnostischen Methoden, neuesten Operationsverfahren und innovative Therapiemöglichkeiten. Behandlungstermine werden über das Patientenportal der Klinikwebsite vergeben.