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Neues Nüchternheitskonzept: Trinken bis zur OP

Bisher waren Patientinnen und Patienten dazu angehalten, ab sechs Stunden vor einer OP nichts mehr zu essen und ab zwei Stunden vorher nichts mehr zu trinken. Diese Regel belastete gerade ältere Menschen, bei denen Durst, Trockenheit im Mund und Kreislaufbeschwerden das allgemeine Befinden vor der OP verschlechterten. Nach einer erfolgreichen Pilotphase seit Herbst 2023 setzen das Helios Park-Klinikum Leipzig und das Herzzentrum Leipzig nun auf ein neues Nüchternheitskonzept: Patientinnen und Patienten dürfen nun bis zur Fahrt in den OP Wasser, Tee, klare Säfte oder Kaffee mit einem Schluck Milch trinken.

23. Januar 2024
Einführung des neuen Nüchternheitskonzepts am Standort Leipzig

In der Praxis zeigte sich, dass viele Patientinnen und Patienten an ihrem OP-Tag vorsichtshalber schon ab Mitternacht nichts mehr trinken – unabhängig davon, wann der genaue Operationstermin ist. Sie bleiben dadurch durchschnittlich sechs bis zehn Stunden nüchtern, bevor der eigentliche Eingriff beginnt. 

Helios Park-Klinikum Leipzig

Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie

Dieses Verhalten kann gerade bei älteren Menschen zu einem instabilen Kreislauf oder Dehydration führen. Wissenschaftliche Studien* zeigen, dass sich die gesundheitlichen Risiken nach operativen Eingriffen sogar erhöhen, wenn die Patientinnen und Patienten im Vorfeld zu lange auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr verzichten.

Auf Basis dieser Erkenntnisse führte das Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin als erste Klinik der Helios-Gruppe ein Ampelsystem mit grünen, gelben und roten Nüchternheitskarten ein, bei der die Patientinnen und Patienten je nach medizinischer Historie in drei individuelle Nüchternheitsstufen eingeteilt werden. Patient:innen ohne wesentliche Vorerkrankungen oder operative Besonderheiten erhalten eine grüne Karte. Sie dürfen bis zum Abruf in den OP alle klaren Flüssigkeiten sowie Tee und Kaffee, auf Wunsch auch mit Zucker, Honig oder wenig Milch trinken. Einige Patient:innen, zum Beispiel mit bestimmten Vorerkrankungen, erhalten eine gelbe Nüchternheitskarte – auf dieser werden Zeiten und Nahrungsmittel individuell festgelegt. Nur in seltenen Fällen wird die dritte Stufe vergeben, bei der ab Befundstellung keine Aufnahme von Flüssigkeit oder Nahrung mehr möglich ist.

Zahlreiche Vorteile

Helios Park-Klinikum Leipzig

Erster leitender Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Chefarztvertretung

Das Trinken bis unmittelbar vor der OP bringt gleich mehrere Vorteile mit sich. Es verringert das Risiko postoperativer Komplikationen, reduziert das Unwohlsein durch Durst und stabilisiert den Blutdruck. Zusätzlich können venöse Zugänge leichter gelegt werden und Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen nach der OP werden deutlich reduziert.

Helios Klinik Schkeuditz

Chefarzt der Abteilungen Anästhesiologie und Intensivmedizin

Gerade für Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer Herzinsuffizienz Entwässerungstabletten einnehmen, ist das Trinken vor der OP besonders wichtig. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege haben immer ein Auge darauf, dass sie ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um eine stabile Ausgangssituation für den geplanten Eingriff zu schaffen.

Schriftliche Erlaubnis

Die Patientinnen und Patienten werden im Aufklärungsgespräch gezielt darauf hingewiesen, dass sie bis unmittelbar vor der OP trinken dürfen und sollen. 

Helios Klinik Leisnig

Chefarzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin

Der Einsatz der Nüchternheitskarten hat den Vorteil, dass nicht nur die Patienten informiert sind, sondern auch die Pflege auf den Stationen und die Angehörigen zu Hause. Denn häufig wird die Aussage, dass Trinken bis zur Fahrt in den OP-Saal erlaubt ist, von dem familiären Umfeld der Patienten revidiert. Die Karte bestätigt die Erlaubnis zum Trinken nun schriftlich.

Im Anschluss an die OP erhalten die Patientinnen und Patienten ein Wassereis: Das Gefühl, etwas essen zu können – und damit ein Stück weit zur Normalität zurück zu kehren – und der fruchtige Geschmack des Eises wecken ihre Lebensgeister und machen den Aufenthalt im Aufwachraum ein klein wenig angenehmer.

Premiere in der Region

Das neue Nüchternheitskonzept ist am Helios Park-Klinikum Leipzig und dem Herzzentrum Leipzig seit Herbst 2023 im Einsatz und hat sich seither bewährt. Auch die Helios Klinik Leisnig setzt erfolgreich auf das Trinken bis zur OP. Damit sind diese drei Kliniken Vorreiter in der Region. An der Helios Klinik Schkeuditz ist die Umsetzung des Konzeptes aufgrund der positiven Erfolge der Nachbarkliniken im Helios Cluster Leipzig in Planung.


* Rüggeberg, A., Dubois, P., Böcker, U. et al. Präoperative Flüssigkeitskarenz. Anaesthesist 70, 469–475 (2021)