Als die National Science Foundation der USA im Jahr 1990 beschloss, das Internet für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen, öffnete sie ungewollt eine neue digitale Welt. Schon drei Jahre später existierten erste grafikfähige Webbrowser und wurden kostenlose Downloads angeboten. Heute ist das Internet ein weltweit umspannendes Datennetz, dem man sich kaum entziehen kann. Am Safer Internet Day, dem 8. Februar, über die Gefahren des www zu debattieren, ist wichtig, erscheint angesichts der Fülle an Informationen, Gefahren und Fallstricke, die das Internet bereithält, aber wie Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen.
Die Zahlen steigen beständig und das in rasanter Weise. Während die Deutschen im Jahr 2017 durchschnittlich 149 Minuten pro Tag das Internet nutzen, waren es ein Jahr später bereits 196 Minuten. Bei den 30- bis 49-Jährigen wies die Statistik für das Jahr 2018 sogar 258 Minuten auf. Dieser dauerhafte Aufwärtstrend ist gleichsam bei den Jüngeren zu erkennen. Demnach tauchten Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren 2021 täglich 241 Minuten ins Internet ab, der Trend zum mobilen Web tut sein Übriges. Zugleich erfolgte der Zugriff auf das Internet immer früher, ohne dass sich die Kinder und deren Eltern eine Vorstellung davon machen, wie viele Gefahren hier lauern.
Dabei geht es ihm nicht darum, das Internet prinzipiell zu verteufeln. Im Gegenteil: „Das Netz bietet eine Vielzahl toller Möglichkeiten, die unser Leben bereichern. Allerdings stehen dem auch dunkle Seiten gegenüber, die das Blau des Horizontes mehr und mehr überschatten.“
Wer heute den PC, den Laptop oder das Smartphone nutzt, um im Netz zu surfen, kann bewusst oder unbewusst innerhalb weniger Klicks in für ihn neue Tiefen eintauchen. Besonders die für Kinder und Jugendliche unerwünschten Zugriffe säumen dabei verführerisch den Weg. Clever und mit Bedacht platziert, verleiten sie dazu, geöffnet zu werden. Was und wer sich dahinter verbirgt, ist mitunter auch für Experten nur schwer zu definieren. Umso unmöglicher gelingt das Laien und Kindern, die damit schnell zu Opfer werden können. Dieses „schlechte Angebot“ wächst beständig und wird immer härter. „Kinder sind von Natur aus neugierig, weshalb sie oft ohne lange Umwege in die für sie gestellte Falle tappen“, betont Dr. Korebrits. Zugleich verschiebt sich die Gefahr des Erlaubten immer weiter; die Grenze zum Verbotenen ist kaum noch wahrzunehmen.
Bilder und Videos animieren Kinder und Jugendliche gern zum Nachahmen. Was von dem, was sie im Netz sehen, Fake oder Realität ist, können sie oft nur schwer unterscheiden. Das Ergebnis dessen spiegelt sich in der Gesellschaft wieder: Vermeintliche Streiche arten mitunter zum Mobbing aus, beim Nachahmen waghalsiger Aktionen kommt es nicht selten zu schwersten Verletzungen.
Kindern und Jugendlichen die Nutzung des Internets zu verbieten, ist allerdings genauso unmöglich wie wirkungslos und falsch. Immerhin gehören 94 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren zu den regelmäßigen Internetnutzern. „Viel entscheidender ist aus meiner Sicht die Vorbildwirkung der Eltern. Wenn sie das Handy nicht aus der Hand legen können, warum sollen es dann ihre Kinder tun“, fragt Dr. Korebrits. Noch wichtiger erscheint ihm darüber hinaus ein ehrliches Vertrauen miteinander. Nur so lässt sich seinen Worten zufolge am ehesten garantieren, dass Kinder und Jugendliche bei der Internetnutzung auf dem rechten Weg bleiben oder dessen Verlassen zumindest zugeben.
Das falsche Bild, welches das Internet zum Teil vermittelt, die vermeintlichen Freunde, die Klicks und Likes verteilen, all das sollte immer im Bezug zum wahren Leben gesehen werden. In umgekehrter Weise kann es als Belohnungssystem genutzt werden. „Du bringst gute Noten aus der Schule mit, also darfst du länger im Netz surfen. Eine zeitliche Begrenzung der täglichen Nutzung halte ich ohnehin für angemessen und gut“, empfiehlt Dr. Korebrits.
Was die Kontrolle über die besuchten Seiten und Inhalte betrifft, erachtet Korebrits Sperrfilter als ein gutes und probates Mittel. Zumindest bei Kindern und Interneteinsteigern kann das die gewünschte Wirkung erzielen. Verbote helfen auch hier wenig. „Selbst Experten kommen kaum noch hinterher, wer oder was sich hinter bestimmten Seiten verbirgt. Ich glaube, hier hat niemand mehr den wirklichen Überblick“, so sein Fazit.
Beim Thema Internetsicherheit auf die Unterstützung des Staates zu setzen, ist vergebene Mühe. „Wir haben in jüngerer Vergangenheit oft erlebt, dass der Staat in diesem Punkt ein Papiertiger ist, der entweder nichts ausrichten kann oder es sogar nicht will“, fügt Korebrits an. Auch die Schule sieht er hierbei nicht zwingend in der Pflicht. Zwar wäre es ratsam und gut, wenn Internetsicherheit auch in den Lernstoff integriert wird, aber die Hauptlast der Kontrolle und Erziehung bleibt bei den Eltern. Sorgen macht sich Andries Korebrits daher vor allem um Kinder und Jugendliche aus prekären Elternhäusern, in denen häusliche Gewalt, Alkohol oder Drogen zum täglichen Erscheinungsbild gehören. Hier hat es die junge Generation ohnehin schwer, was die Kontrolle und Erziehung bezüglich des Internets daher fast unmöglich macht.
Corona hat der Internetnutzung einen neuerlichen Höhenrausch beschert. Homeschooling, Homeoffice, Videokonferenzen, das Chatten mit Freunden, die Suche bei Google, das Vertreiben von Langeweile… Es gibt viele Gründe, das Netz aufzusuchen.
Hunderte Dinge des täglichen Lebens werden von gesetzlichen Regeln bestimmt. Im Internet geht das nur in beschränktem Maße. Umso wichtiger erscheinen deshalb die Selbstkontrolle und das Achten auf das Verhalten von Mitmenschen. Besonders dann, wenn diese noch jung sind und per Gesetz des Schutzes bedürfen.
Psychische Erkrankungen sind oft komplex und machen Betroffenen Angst. Handlungsfelder können zudem der Missbrauch von Spielen und Internet oder von Drogen und Alkohol sein. Wir bieten für seelisch und psychosomatisch erkrankte Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien eine umfassende, vielseitige Therapie. Hier geht’s zu unserer Webseite