Nicht immer geben Röntgenbilder die volle Wahrheit preis. Mit einer vermeintlichen Tumorformation im rechten Leberlappen, vom überweisenden Arzt als ausgedehntes Karzinom interpretiert, wurde eine Patientin bei Prof. Dr. Michael Bartel vorstellig. Der Chefarzt für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Helios Park-Klinikum Leipzig, hat im Verlaufe seines Berufslebens schon viele ähnliche Fälle dieser Art gesehen und erfolgreich behandelt. Prof. Dr. Bartels war überzeugt, auch hier nach einer Operation schnell das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Die Oberbauchschmerzen, über die die Patientin klagte, passten nahtlos zum angefertigten CT, das eine beschädigte Leber widerspiegelte. Mit diesem Wissen standen Bartels und sein Team der Frau kurze Zeit später im OP gegenüber. Nach Öffnung des Bauchraumes bot sich dem erfahrenen Mediziner jedoch ein unerwartetes Bild. „Das Karzinom, was wir vorzufinden dachten, sah keineswegs normal aus“, berichtet er. Um dennoch das Richtige zu tun, entnahm Bartels einen Schnellschnitt von dem Geschwür und übergab es einem Pathologen. Dessen Urteil fiel überraschend aus: In der Leber hatte sich ein Fuchsbandwurm eingenistet. Die nur wenige Millimeter großen Parasiten werden, wie es der Name sagt, durch Füchse in Umlauf gebracht und können sich bei Befall überall im menschlichen Körper festsetzen. Vorrangig jedoch in der Leber. „Die Inkubationszeit kann sich über viele Jahre erstrecken, weshalb der Zeitpunkt des Befalls kaum noch definierbar ist. Fest steht aber, wird der Patient nicht behandelt, führt die Krankheit zwangsläufig zum Tod“, erläutert der Professor.
In einem Telefonat, das Bartels noch während der OP mit einem befreundeten Internist und Infektiologen führte, fällte er die Entscheidung, den Bauchraum der Patientin unverrichteter Dinge wieder zu schließen. „Das Schwierigste im Anschluss war, diesen Entschluss den enttäuschten Angehörigen und der Patientin selbst zu erklären”, sagt er rückblickend. Stattdessen, so hatte man beschlossen, solle die Patientin etwa sechs Monate medikamentös behandelt werden. Damit schaffte man es, den Tumor am weiteren Wachstum zu hindern und sogar ein wenig zu verkleinern. „Um der Patientin dauerhaft zu helfen“, betont Bartels, „mussten wir den rechten Leberlappen entfernen. Dafür galt es allerdings, das Geschwür von der linken Lebervene wegzubekommen.“ Dank der Medikamente glückte das Vorhaben. Ein halbes Jahr später konnte die OP erneut angesetzt werden. Dieses Mal mit dem erhofften Ergebnis. Eine OP, davon ist Bartels überzeugt, ist bei der Diagnose „Befall durch Fuchsbandwurm“ die beste und effektivste Behandlungsform. Zumal die Leber sich als einziges Organ wieder regenerieren und zu alter Größe nachwächst. Und das schon in einem Zeitraum von ca. vier Wochen. Nur wenn eine Operation ein zu hohes Risiko birgt, kommen lebenslang Medikamente zum Einsatz. Allerdings ist die Lebenserwartung des Betreffenden ohne chirurgische Entfernung erheblich eingeschränkt.
Der operierten Patientin, sagt Professor Bartels, gehe es heute ein Jahr nach der OP wieder entsprechend gut. Dass sie an den richtigen Arzt überwiesen wurde, war ihr Glück im Unglück. Angesichts der Seltenheit dieser Krankheit, wäre sicher nicht jeder Mediziner in der Lage gewesen, die richtige Vorgehensweise zu bestimmen. Bartels hingegen hat im Laufe seiner Karriere bereits vier Patienten mit diesem Befund erfolgreich behandelt. Im Helios Park-Klinikum Leipzig behandelt Prof. Michael Bartels und sein Team nicht nur den Fuchsbandwurm sondern hauptsächlich entzündliche Magen- und Darmerkrankungen, Tumore im Bauchraum oder auch Erkrankungen der Leber- und Gallenwege.