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Prostata entfernen: Das Leben nach der operativen Entfernung

Bei der radikalen Prostatektomie wird die gesamte Prostata mit den Samenblasen entfernt. Die Folgen einer solchen Operation und der Umgang damit ist eine sehr persönliche und individuelle Erfahrung, die durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird.

Älteres Paar auf der Parkbank

Das Leben ohne Prostata

Für jeden Mann hat die Entfernung der Prostata in Abhängigkeit von der sozialen Lebenssituation, dem Alter, den sozialen Kontakten sowie dem Beruf unterschiedliche Auswirkungen und somit auch eine unterschiedliche Bedeutung.

Operationen an der Prostata dienen dem Gewinn und Erhalt der Gesundheit. Mit einer gezielten und individuellen Nachbehandlung kann durch persönliches Training in den allermeisten Fällen wieder ein aktives Leben ohne Einschränkungen erreicht werden.

Wann kommt es zur Entfernung der Prostata?

Nicht bei jedem Mann kommt es im Rahmen einer Prostata-Operation zu einer vollständigen Entfernung des Organs. Bei Männern mit einer gutartigen Erkrankung der Prostata, der sogenannten BPH (benigne Prostatahyperplasie), wird die Kapsel der Prostata belassen. Ähnlich einer Pampelmuse wird nur das Innere entfernt und die Kapsel bleibt erhalten.

Handelt es sich jedoch um eine bösartige Erkrankung der Prostata, wird das gesamte Organ mit den Samenblasen und den Samenleitern in einer Operation entfernt. Ziel ist bei der radikalen Prostatektomie, alle Krebszellen vollständig zu entfernen.

Wird bei einem Harnblasenkarzinom die Blase vollständig entfernt, kommt es erfahrungsgemäß auch zu einer Entfernung der Prostata. Bei der Bildung einer neuen Harnblase aus Dünndarm kann unter Umständen zur Verbesserung der Kontinenz eine Prostata-Teilresektion helfen. Aus onkologischen Gründen sollte dieses Vorgehen jedoch nur in speziellen Fällen durchgeführt werden.

Lebenserwartung ohne Prostata

Die An- oder Abwesenheit der Prostata hat keinen Einfluss auf die Lebenserwartung eines Mannes. Unbehandelt kann eine Prostataerkrankung jedoch die Lebenserwartung verkürzen: Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung kann es zu einem Harnaufstau bis hin zu einem Nierenversagen kommen. Prostatakrebs kann die Lebenserwartung erheblich verkürzen, wenn er unbehandelt bleibt.

Ziel ist es, durch eine exakte Diagnostik und entsprechend angepasste Behandlung die Lebenserwartung zu verlängern und Schäden und Beeinträchtigungen zu vermeiden.

Bei Prostatakrebs ist die Kenntnis der Prognose über den Krankheitsverlauf neben der Lebenserwartung wichtig, um eine Übertherapie und damit eventuell auftretende Nebenwirkungen aus nicht nötigen Behandlungen zu verhindern.

Ein nicht aggressives Prostatakarzinom bedarf gegebenenfalls niemals einer Therapie. Laut S3-Leitlinie der medizinischen Fachgesellschaften ist in diesem Fall die sogenannte „aktive Überwachung" oder sogar nur ein „zuwartendes Beobachten" eine gute Behandlungsoption. Das heißt: Der Tumor wird regelmäßig unter Berücksichtigung der Tumoreigenschaften wie Größe, Wachstum und Aggressivität, sowie Alter und Wunsch des Patienten kontrolliert. Diese aktive Überwachung kann jederzeit in eine aktive Behandlung überführt werden, sodass die Lebensqualität so lange wie möglich erhalten bleibt – ohne die Chancen auf Heilung zu verpassen.

Je jünger der Patient und je aggressiver der Krebs desto früher sollte der Tumor jedoch aktiv behandelt werden, um eine Tumoraussaat im Körper zu verhindern. Beim Vorliegen von Metastasen oder organüberschreitendem Tumorwachstum ist die Lebenserwartung bei jungen Patienten verkürzt.

Bei einer aggressiven Form von Prostatakrebs kann die frühzeitige radikale Entfernung der Prostata die Lebenserwartung im Vergleich zum unbehandelten Krebs deutlich erhöhen.

Die Folgen einer Prostataentfernung

Die Entfernung der Prostata kann langfristige Nebenwirkungen mit sich bringen. Diese sind in der ehemaligen Funktion der Prostata begründet: Kontinenz und Potenz.

Blasenkontrolle

Zumindest für einige Zeit kann es nach der Operation zu einem unbemerkten Urinverlust (Inkontinenz) kommen. Durch ein Kontinenz-Training kann ein gesunder Mann ohne neurologische Vorerkrankungen in der Regel wieder die vollständige Kontrolle über die Blase erhalten.

Im höheren Alter und bei Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen, etwa Diabetes, Schlaganfall oder Morbus Parkinson, ist es schwieriger, den unwillkürlichen Abgang von Urin wieder zu kontrollieren.

Potenz und Erektion

Die Prostata-Operation beeinflusst bei einer großen Zahl von Patienten die Potenz, aber nicht das Berührungsempfinden oder die Fähigkeit zum Orgasmus. Nach der Prostatektomie kann die Sexualität jedoch anders erlebt werden.

Der Samenerguss bleibt nach dem operativen Eingriff aus, da die Samenleiter nicht mehr in der Harnröhre münden und sowohl die Prostata als auch die Samenblasen entfernt wurden. Betroffene Männer sind nach einer Prostatektomie somit zeugungsunfähig.

Bei einer radikalen Prostatektomie kann es zudem trotz nervenschonender Operationstechniken dazu kommen, dass die für eine Erektion zuständigen Nerven beschädigt werden. Hiernach ist eine spontane Erektion nicht mehr möglich.

Je nach Tumorstadium kann der Versuch des Nerverhalts durchgeführt werden. Die Erfolgsraten sind abhängig von der Wahl der Operationsmethode. Auch die Nachbehandlung spielt eine wichtige Rolle, ob Männer weiterhin spontan Geschlechtsverkehr ausüben können. Gelingt es nicht die Nerven zu erhalten, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. So kann beispielsweise durch die Injektion eines Medikaments in den Schwellkörper des Penis eine vollständige Erektion für eine Dauer von circa zwei Stunden erreicht werden.

Retrograde Ejakulation

Bei der Behandlung einer Prostatavergrößerung, bei der die Prostatakapsel belassen wird, bleiben alle Kontinenz- und Sexualfunktionen erhalten. Der Samenerguss kann allerdings abgeschwächt sein oder ganz ausbleiben. Grund ist der rückwärtige Samenerguss in die Harnblase, die sogenannte retrograde Ejakulation.

Schwere der Folgen von Lebenssituation abhängig

Ob und wie schwerwiegend die Folgen der Erkrankung und der Behandlung der Prostata für den Betroffenen sind, hängt auch von der jeweiligen Lebenssituation des Mannes ab. So bereitet eine leichtgradige Belastungsinkontinenz einem sportlichen Wanderer mehr Probleme als einem leidenschaftlichen Schachspieler. Eine Impotenz ist unter Umständen für einen 70-Jährigen belanglos, während es für einen 50-Jährigen in neuer Partnerschaft einer Katastrophe gleichkommt.

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