Organische Ursachen von Rückenschmerzen © Foto: Canva
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Auslöser innere Organe

Organische Ursachen von Rückenschmerzen

Rückenschmerzen kennt fast jeder. Meist haben sie einen harmlosen Auslöser. Doch manchmal können sich hinter ihnen auch eine Reihe organischer Erkrankungen verbergen.

Arten von Rückenschmerzen im Überblick

Rückenschmerzen lassen sich nach Dauer und Ursache der Beschwerden einteilen:

Dauer der Schmerzen im Rücken:

Akute Rückenschmerzen dauern weniger als sechs Wochen an und haben eine gute Prognose. Sie treten meist in Verbindung mit einem Ereignis auf, etwa einem Hebetrauma oder Unfall. Sie können aber auch plötzlich ohne Ursache deutlich wahrnehmbar sein.

Subakute Rückenschmerzen dauern zwischen sechs bis zwölf Wochen und sind weniger stark wahrnehmbar als akute Rückenschmerzen.

Chronische Rückenschmerzen dauern mehr als zwölf Wochen und sind „gekommen, um zu bleiben". Sie beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen stark. Die Intensität der Schmerzen kann variieren, aber sie sind durchgehend präsent.

Wir unterscheiden zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen. Der Großteil aller Rückenschmerzen ist harmlos und bildet sich innerhalb weniger Wochen zurück.

Dr. Thomas Cegla, Chefarzt der Schmerzklinik | Helios Universitätsklinikum Wuppertal

Ursache der Schmerzen im Rücken:

"Wir unterscheiden zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen. Der Großteil aller Rückenschmerzen ist harmlos und bildet sich innerhalb weniger Wochen zurück", so der Wuppertaler Chefarzt.

Unspezifische Schmerzen im Rücken haben keine eindeutige Ursache und entstehen durch strapazierte Muskeln, Faszien und Bänder. Wenn das Zusammenspiel der einzelnen Strukturen gestört ist, etwa durch Fehlhaltung oder Überlastung, handelt es sich um eine Funktionsstörung. Diese Rückenbeschwerden können zwar sehr schmerzhaft sein, verschwinden aber nach kurzer Zeit wieder von selbst. "Bei neu aufgetretenen Rückenschmerzen ist es wichtig, dass eine ernsthafte Erkrankung als Ursache ausgeschlossen wird", sagt Dr. Thomas Cegla.

Spezifische Schmerzen im Rücken lassen sich auf eine eindeutige Ursache zurückführen, etwa Engpasssyndrome wie ein Bandscheibenvorfall, eine Spinalkanalstenose oder eine Fraktur (Bruch) mit Druck auf die Nervenstrukturen.

Welche Organe können Rückenschmerzen verursachen?

Fast alle Organe haben eine Verbindung zu Hautregionen, den sogenannten Headsche-Zonen, und können dorthin Schmerzen projizieren.

Dazu zählen:

  • Zwerchfell
  • Herz
  • Speiseröhre
  • Magen
  • Bauchspeicheldrüse
  • Leber/Gallenblase
  • Dünndarm
  • Dickdarm
  • Harnblase/Nieren
  • Geschlechtsorgane

Headsche Zonen

Headsche Zonen illustriert
Grafik: Helios
Headsche Zonen: Was ist das?

Headsche Zonen sind Bereiche der Haut (Dermatome), deren Nervenversorgung eine Verbindung zu bestimmten Organen haben. Bei einer Erkrankung eines inneren Organs kann es zu Schmerzen im mit diesem Organ verbundenen Hautabschnitt kommen, da beide durch den gleichen Spinalnerv versorgt werden. Man spricht hier auch vom Übertragungsschmerz. Ein sehr bekanntes Beispiel sind die Schmerzen im linken Oberarm bei einem Herzinfarkt.

Warum führen organische Ursachen zu Rückenschmerzen?

Die Wirbelsäule hat viele Aufgaben: Sie ermöglicht die Bewegung im Raum und den aufrechten Gang, sie schützt das Nervensystem und gibt Haltung. Viele Organe liegen in der Nähe der Wirbelsäule und/oder sind zum Teil mit dem Gewebe, den Blutgefäßen und Nerven direkt mit der Wirbelsäule verbunden. Funktionsstörungen und Schmerzen wirken sich daher auf den ganzen Körper aus.

Etwa ein Prozent der Patienten leidet unter komplizierten Rückenschmerzen. Die sogenannten "Red flags" (Rote Flaggen) beschreiben Begleitsymptome und Vorerkrankungen, die als Warnsignale für komplizierte Rückenschmerzen mit dringendem Handlungsbedarf stehen.

Red Flags für komplizierte Rückenschmerzen sind:

  • Fieber
  • Gewichtsverlust
  • Trauma
  • Lähmungserscheinung an Blase, Mastdarm oder Beinen
  • Erkrankungen wie Osteoporose und Krebs
  • entzündliche rheumatische Erkrankung

Wichtig ist, dass der behandelnde Arzt diese Red Flags erkennt und entsprechend handelt.

Rückenschmerzen durch die Entzündungen der Lunge

Illustration Lunge
Eine Vielzahl an Erkrankungen und Entzündungen der Lunge kann zu Rückenschmerzen führen | Grafik: Helios

Verschiedene Erkrankungen und Entzündungen der Lunge können zu Schmerzen im Rücken führen. Dazu zählen etwa:

Lungenentzündung (Pneumonie): Sie wird durch Bakterien verursacht und kann neben Husten und Fieber auch zu Rückenschmerzen führen.

Lungeninfarkt (Lungenembolie): Auch ein Lungeninfarkt, dessen Ursache ein angeschwemmtes Blutgerinnsel ist, das den Blutfluss in einer Lungenarterie blockiert, kann Schmerzen in der Brust verursachen, die dann in den Rücken ausstrahlen.

Lungenkollaps (Pneumothorax): Kollabiert die Lunge sammelt sich Luft in dem schmalen Raum zwischen Lunge und Brustwand an. Das kann spontan ohne erkennbare Ursache passieren oder aber die Folge einer Erkrankung oder Verletzung der Lunge sein. Der betroffene Lungenflügel fällt bei einem Pneumothorax in sich zusammen, was zu plötzlich auftretenden Schmerzen im Brustbereich führt, die bis in den Rücken ausstrahlen können. Führend sind jedoch Atemprobleme bzw. Atemnot.

Entzündung des Rippenfells (Pleuritis): Die Rippenfellentzündung ist meist die Folge einer Lungenerkrankung, zum Beispiel einer Lungenentzündung. Die trockene Form dieser Erkrankung macht sich durch heftige, stechende Brustschmerzen oder Rückenschmerzen bemerkbar.

COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung): Die Einnahme von Cortison bei einer COPD führt langfristig zur Osteoporose und Rückenschmerzen. Circa 65 Prozent der COPD-Patienten beschreiben Schmerzen im unteren Rücken. Man geht davon aus, dass der obere Rücken und der Schultergürtel noch häufiger betroffen sind.

Rückenschmerzen durch Erkrankungen der Nieren

Illustration Niere
Nierenprobleme können sich im Rücken zeigen | Grafik: Helios

Rückenbeschwerden können durch Entzündungen und Raumforderungen mit ausstrahlendem Schmerz in die Flanken und den Lendenwirbelbereich auftreten. Ursächlich dafür sind unter anderem:

Nierenbeckenentzündung: Sie wird meist durch Bakterien ausgelöst und tritt vorwiegend bei Frauen auf. Besonders bei einem chronischen Verlauf können langwierige Rückenschmerzen auftreten.

Nierensteine: Besonders Männer sind von Nierensteinen betroffen. Handelt es sich um kleine Steine werden sie meist mit dem Urin ausgeschieden. Große Nierensteine hingegen können im Harnleiter stecken bleiben und je nach Lage stechende, krampfartige und wellenförmige Rückenschmerzen auslösen.

Rückenschmerzen durch Krebserkrankung

Illustration Krebszelle
Krebs in Organen kann zu Schmerzen im Rücken führen | Grafik: Helios

Ein Wirbelsäulen- oder Rippentumor kann ebenfalls zu Schmerzen im Rücken führen. Solche Tumore können gutartig, aber auch bösartig sein. Bei letzterem handelt es sich fast immer um eine Metastasierung, etwa bei Prostata-, Brust- oder Lungenkrebs.  

Organschmerzen durch Tumorerkrankungen können Schmerzen in den Rücken projizieren.

Betroffene sollten zum einen bei Rückenschmerzen, die nicht erklärbar heftig ausfallen oder nicht mehr weggehen zum Arzt gehen. Auch bei Schmerzen in Verbindung mit den Red Flags sollte eine sofortige Abklärung in der hausärztlichen Praxis erfolgen.

Dr. Thomas Cegla, Chefarzt der Schmerzklinik | Helios Universitätsklinikum Wuppertal

Rückenschmerzen durch Blasenentzündung

Illusstration Harnwege
Eine Blasenentzündung bringt oft auch Rückenschmerzen mit sich | Grafik: Helios

Die akute Blasenentzündung kann verschiedene Symptome mit sich bringen, etwa ständiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterbauchbereich. Wenn die Entzündung der Blase auf die Nieren übergeht, können Schmerzen in den Rücken projiziert werden.

Bei Männern kann die Blasenentzündung auch auf die Prostata übergehen und zu Beschwerden führen. 

Rückenschmerzen vom Darm

Illustration vom Darm
Wer Darmprobleme hat, kann dies auch im Rücken spüren | Grafik: Helios

Hinter Rückenschmerzen kann auch der Darm stecken: "Alle chronischen und auch akuten Darmerkrankungen mit Beanspruchung der Rumpfmuskulatur können zu Beschwerden führen", so Dr. Thomas Cegla.

Das bedeutet, dass eine angespannte Bauchmuskulatur auch Auswirkung auf die muskulären Gegenspieler des Rückens hat. 

Rückenschmerzen durch Gastritis oder Magengeschwür

Illustration Magen
Bei Magenschmerzen kann es auch im Rücken schmerzen | Grafik: Helios

Im oberen Rücken lassen sich die Probleme meist auf eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder ein Geschwür zurückführen.

Magenschmerzen strahlen häufig in den Rücken aus, sodass sich der Schmerz in diese Körperregion verlagert. 

Rückenschmerzen vom Herz

Illustration Herz
Wenn es im Herz zwickt, kann es auch im Rücken zwicken | Grafik: Helios

Erkrankungen und Entzündungen am Herz können sich auch im Rücken zeigen. 

Brustenge (Angina Pectoris): Der Herzmuskel erhält vorübergehend zu wenig Sauerstoff, wodurch ein Angina Pectoris-Anfall ausgelöst wird. Zu den Symptomen zählen Schmerzen und Enge in der Brust, Beklemmungsgefühle, plötzliche Atemnot, Übelkeit, Erbrechen und auch Rückenschmerzen. 

Herzinfarkt: Oft klagen vor allem Männer darüber, dass sie bei einem Herzinfarkt Schmerzen im linken Arm verspüren. Die Schmerzen während eines Herzinfarkts strahlen aber nicht nur in den Arm aus, sondern auch in andere Körperregionen, etwa zwischen die Schulterblätter in den Rücken.

Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis): Viren oder Bakterien können eine Myokarditis auslösen. Diese kann zu Schmerzen im Rücken führen. 

Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis): Auslöser einer Perikarditis sind etwa Viren oder Bakterien, andere Erkrankungen oder eine Herzoperation. Patienten nehmen stechende Schmerzen hinter dem Brustbein oder im linken Brustkorb wahr. Manche beschreiben zudem Schmerzen in der Schulterblattregion. 

Wann den Arzt aufsuchen?

"Betroffene sollten zum einen bei Rückenschmerzen, die nicht erklärbar heftig ausfallen oder nicht mehr weggehen zum Arzt gehen. Auch bei Schmerzen in Verbindung mit den Red Flags sollte eine sofortige Abklärung in der hausärztlichen Praxis erfolgen“, rät Dr. Thomas Cegla. 

Bei Vorliegen ungünstiger Begleitumstände, den sogenannten "Yellow Flags", besteht die Gefahr der Ausbildung dauerhafter Rückenschmerzen. Der Chefarzt der Schmerzklinik sagt:  "Warnsymptome für die Entwicklung eines chronischen Rückenschmerzes sind die Yellow Flags, dazu zählen Depressivität, negativer Stress sowie schmerzbezogene Gedanken und Wahrnehmungen.“