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Geschlechtskrankheiten: ein Überblick über sexuell übertragbare Infektionen

Die gute Nachricht: Viele sexuell übertragbaren Infektionen lassen sich gut behandeln. Die schlechte: Die Zahl der Menschen, die sich in Deutschland mit einer STI infizieren, steigt. Erfahren Sie, welche sexuell übertragbaren Infektionen es gib, woran man sie erkennt und wie man sich schützt.

28.05.2025 Lesedauer: - Min.
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Was ist eine sexuell übertragbare Infektion?

Sexuell übertragbare Infektionen (aus dem Englischen: sexually transmitted infections – STI oder sexually transmitted disease – STD) sind ansteckende Krankheiten, die hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit mehr als 30 verschiedene sexuell übertragbare Krankheiten.

Die Begriffe "sexuell übertragbare Infektion" (STI), "sexuell übertragbare Krankheiten" (STD; englisch: sexually transmitted diseases) und "Geschlechtskrankheiten" werden oft synonym verwendet. Letzterer ist jedoch veraltet, da er den Eindruck vermittelt, dass die Übertragung ausschließlich durch Geschlechtsverkehr erfolgt. Daher wird medizinisch der präzisere Begriff STI verwendet.

Übertragungswege einer STI

Ebenso vielfältig wie die STI sind auch die Übertragungswege.

Kontakt mit befallenen Schleimhäuten und Hautveränderungen:

  • Wenn sich die Erreger in der Haut und den Schleimhäuten von Scheide, Penis oder Po befinden, können sie durch ungeschützten Vaginal-, Oral- und Analverkehr weitergegeben werden. Mögliche STI sind Chlamydien, Herpes, Feigwarzen und Syphilis.

Kontakt mit ansteckender Körperflüssigkeit:

  • Einige Erreger können durch den Austausch von Körperflüssigkeit, wie Sperma oder Scheidenflüssigkeit, aber auch Muttermilch oder Blut-zu-Blut-Kontakte übertragen werden. Mögliche STI sind Hepatitis B, HIV und Mpox.

Schmierinfektion:

  • Manche STI wie Hepatitis A oder Gonorrhö (Tripper) können indirekt übertragen werden, etwa durch das gemeinsame Nutzen von Sexspielzeug. Die Erreger befinden sich auf den Gegenständen, aber auch auf den Händen und Fingern und können auf diese Weise auf Schleimhäute oder offene Hautstellen gelangen, wenn keine Hygienemaßnahmen getroffen werden, wie etwa die Verwendung und der Wechsel von Kondomen.

Ohne sexuellen Kontakt:

  • Eine Hormonumstellungen, Stress oder die Einnahme von Medikamenten können das Immunsystem und das Scheidenmilieu schwächen, was das Risiko für eine Pilzinfektion (Candidose) erhöht.
  • Unter Umständen kann enger Körperkontakt oder die gemeinsame Nutzung von Handtüchern und Bettwäsche zu einer Infektion mit Filzläusen oder Krätze führen.
  • Auch beim Drogenkonsum und dem gemeinsamen Nutzen von Nadeln und Zubehör können Erreger einer STI weitergegeben werden.

STI und Schwangerschaft:

  • STI können sich auf den Schwangerschaftsverlauf auswirken, problematisch sind Herpes genitales, Syphilis, HIV und Chlamydien.
  • Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge werden daher kostenlose Tests auf Syphilis, HIV und Chlamydien angeboten.

Es ist möglich, sich gleichzeitig mit mehreren sexuell übertragbaren Erregern anzustecken. Daher sollten vorbeugende Maßnahmen in Form von Impfungen und Kondomen ergriffen werden. Auf diese Weise lässt sich das Infektionsrisiko senken.

Was sind die häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen?

Immer mehr Menschen stecken sich in Europa mit sexuell übertragbaren Krankheiten an. Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC meldet stark ansteigende STI-Fallzahlen. Zu den häufigsten zählen:

  • Chlamydien: Mehr als 230.000 gemeldete Fälle verzeichnet das ECDC im Jahr 2023. Das entspricht einem Anstieg um 16 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014. Unbehandelt kann eine Chlamydien-Infektion zur Unfruchtbarkeit führen.
  • Syphilis: Rund 41.000 Fälle wurden der EU-Behörde gemeldet. Das entspricht einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber 2022 und einer Verdopplung seit 2014. Unbehandelt sind unter anderem Schäden des Nervensystems möglich.
  • Gonorrhö: Fast 100.000 Personen haben sich im Jahr 2023 mit Tripper infiziert. Im Vergleich zum Jahr 2022 stiegen die Fälle um 31 Prozent und gegenüber 2014 um 300 Prozent. Somit haben die Infektionen von Gonorrhö besonders stark zugenommen. Die Infektion kann zu Entzündungen der Prostata und Eileiter sowie zu Unfruchtbarkeit führen.

Weitere sexuell übertragbare Krankheiten sind

Neue STI-Erreger: Mpox

Mpox sind eine seltene Viruserkrankung, die auch von Mensch zu Mensch bei sexuellem Kontakt übertragen werden kann. Die Übertragung erfolgt unter anderem über Tröpfchen und durch Kontakt mit infizierten Hautarealen oder kontaminiertem Material. Sex kann das Ansteckungsrisiko erhöhen. Kondome können zwar das Infektionsrisiko verringern, aber eine Übertragung nicht ausschließen. Eine zusätzliche HIV-Infektion kann zu schwereren Verläufen führen. Daher ist das Erkennen andere sexuell übertragbarer Erkrankungen sehr entscheidend. 

Nicht alle STI-Fälle sind meldepflichtig

Zwar fließen in die Berichte des ECDC die Fallzahlen aus der gesamten EU ein, also auch die vom Robert Koch-Institut in Deutschland, aber aufgrund fehlender Meldepflichten werden nicht alle Fälle erfasst. Je nachdem welche Infektion vorliegt, wird entweder nur die Infektion oder aber die Infektion und der Name des Erkrankten an das Gesundheitsamt übermittelt.

Laut Infektionsschutzgesetz sind in Deutschland folgende STI

nicht namentlich meldepflichtig:

  • HIV
  • Gonorrhö
  • Chlamydien (mit Serotyp L1–L3)
  • Syphilis

namentlich meldepflichtig

  • Hepatitis B und C 

Symptome bei sexuell übertragbaren Infektionen

Geschlechtskrankheiten können einerseits zu vielfältigen Symptomen und andererseits komplett symptomlos verlaufen. Bei dem Verdacht auf sexuelle Infektion sollte Sie immer ärztlichen Rat einholen.

 

Typische Beschwerden bei STI sind:

  • riechender und/oder farblicher Ausfluss aus Scheide, Penis oder Po
  • Juckreiz und Hautausschlag
  • (Schleim-)Hautveränderung und nässende Hautstellen, etwa Geschwüre oder offene Stellen im Mund
  • Schmerzen und/oder Brennen beim Wasserlassen
  • Schwellungen in der Leistengegend oder an den Hoden
  • Gelbfärbung von Haut und Bindehaut
  • Schmerzen beim Sex
  • Lymphknotenschwellung in der Leiste, am Hals oder auch Achseln
  • speziell bei Frauen: Unterleibsschmerzen und Blutungsstörungen

 

Zusätzlich können allgemeine Krankheitszeichen auftreten, darunter:

  • Ständige Müdigkeit
  • Fieber
  • Appetitlosigkeit
  • Halsschmerzen

Diagnose einer STI

Wenn Sie denken, sich mit einer sexuell übertragen Krankheit infiziert zu haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und sich beraten sowie untersuchen lassen. Sie können sich an die gynäkologische, urologische oder hautärztliche Praxis wenden. Empfehlenswert ist zudem, dass sich auch die Partnerin oder der Partner beraten und untersuchen lässt, sollte sich der Verdacht bestätigen.

Vor der körperlichen Untersuchung findet zunächst ein Gespräch (Anamnese) statt, indem die Beschwerden aber auch die sexuelle Aktivität erfasst werden. Anschließend findet eine klinische Untersuchung der betroffenen Körperregion statt. Dazu betrachtet der Arzt das Geschlechtsorgan, die Haut oder auch den Mund- und Rachenraum und tastet, wenn nötig die Bereiche ab.

Um den Verdacht zu bestätigen, wird ein STI-Test durchgeführt. Die Probe wird beim Arzt genommen und im Labor auf Erreger geprüft. Bei Symptomen oder konkretem Verdacht auf eine STI übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten in der Regel.

Anonyme Beratung statt Selbsttests

Selbsttest aus dem Internet sind zwar legal, aber oft sehr ungenau. Viele Infektionen werden dadurch übersehen, wodurch sie nicht behandelt und weitergegeben werden. Ihre erste Ansprechperson sollte daher immer eine Ärztin oder ein Arzt sein.

Wer sich anonym beraten lassen möchte, kann sich an das lokale Gesundheitsamt, Beratungsstellen von profamilia und Aidshilfen für STI-Tests wenden. Zudem können Sie sich für eine Telefonberatung an das Bundesamt für Öffentliche Gesundheit wenden.

Behandlungsmöglichkeiten für sexuell übertragbare Infektionen

Die meisten der sexuell übertragbaren Krankheiten sind heilbar, sofern die Behandlung frühzeitig erfolgt. Auch die Sexualpartnerin oder der Sexualpartner sollte sich behandeln lassen. Um Folgeschäden zu vermeiden, ist eine Therapie wie bei jeder anderen Infektionskrankheit wichtig und der Besuch beim Arzt daher unumgänglich.

Einige STI, wie HIV, sind zwar nicht heilbar aber gut behandelbar – mittlerweile lässt die Virenlast so weit senken, dass Infizierte nicht mehr ansteckend sind für andere. HIV-negative Personen können vorbeugend die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) einnehmen. Die Indikation für die Einnahme einer PrEP ist sehr genau geregelt und kommt nur für Leute mit einem gewissen Risikoprofil in Frage. Die Indikation wird über Ärzte gestellt, die die PrEP verschreiben dürfen.

Bei verzögerter oder gar ausbleibender Behandlung kann es jedoch zu Komplikationen oder Spätfolgen kommen, da sich die Erreger im Körper ausbreiten und Organe befallen können. So schwächt eine unbehandelte Infektion mit dem HI-Virus fortlaufend das Immunsystem, eine unbehandelte Syphilis-Infektion kann zu Spätschäden in Form von Lähmungen führen.

Je nach STI kommen verschiedenen Behandlungsoptionen in Frage:

  • Antibiotika, wenn die STI durch Bakterien ausgelöst wurde, z. B. durch Chlamydien
  • Antivirale Medikamente, wenn die STI durch Viren verursacht wurde, z. B. bei HIV
  • Antiparasitika, wenn die STI durch Parasiten wie etwa Milben verursacht wurde, z. B. bei Filzläusen
  • Schmerzmittel, wenn die STI Schmerzen verursacht
  • operative Eingriffe, etwa bei Feigwarzen, um diese durch Vereisen oder Laser zu entfernen

Sexuell übertragbaren Infektionen vorbeugen

Die Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten setzt sich aus drei Bausteinen zusammen:

  1. Safer Sex: Kondome können eine wichtige Schutzbarriere sein; HIV-negative Personen können vorbeugend PrEP einnehmen
  2. Arztbesuche: Bei Anzeichen auf eine STI gynäkologische/urologische Praxis aufsuchen; ebenso bei Risikokontakten (One-Night-Stands oder häufig wechselnden sexuellen Kontakten) empfehlen sich regelmäßige STI-Testungen
  3. Impfungen: Die Ständige Impfkommission STIKO spricht Empfehlungen für Hepatitis-Impfungen und HPV-Impfungen (vor dem ersten Sex) aus

Des Weiteren sollte man sich informieren und offen über STI sprechen – sowohl mit der Ärztin oder dem Arzt als auch in der privaten Beziehung und vor einem One-Night-Stand beziehungsweise ungeschütztem Sex. 

Die Inhalte dieser Seite wurden in Zusammenarbeit mit unserer Expertin erstellt
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