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Oberschenkelhalsbruch: Was sollten Sie beachten?

Ein falscher Schritt, ein Sturz auf die Hüfte und schon ist es passiert: ein schmerzhafter Oberschenkelhalsbruch. Betroffen sind meist Menschen über 60 Jahre, bei denen sich durch den Oberschenkelhalsbruch sogar das Sterberisiko erhöht. Erfahren Sie, warum eine zeitnahe Behandlung so entscheidend ist, um Komplikationen und Spätfolgen zu vermeiden.

12. März 2025
Patientengespräch mit Sozialdienst

Was ist ein Oberschenkelhalsbruch?

Bei einem Oberschenkelhalsbruch, auch als Schenkelhals- oder Femurhalsfraktur bezeichnet, handelt es sich um einen hüftnahen Knochenbruch im Oberschenkelknochen. Begleitet wird der Bruch von starken Schmerzen und einer Bewegungseinschränkung des betroffenen Beins. Der Bruch des Oberschenkelhalses (Collum femoris) verläuft zwischen dem Hüftkopf sowie dem kleinen und großen Rollhügel (Trochanter) des Oberschenkelknochens.

Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 120.000 Menschen einen Oberschenkelhalsbruch. Frauen sind circa viermal häufiger betroffen als Männer. Ursächlich für einen Oberschenkelhalsbruch ist meist eine Kombination aus einer vorliegenden Osteoporose (Knochenschwund) – die häufiger bei Frauen auftritt – und einem Sturz.

Warum ist der Oberschenkelhalsbruch so gefährlich?

Besonders für ältere Menschen kann der Oberschenkelhalsbruch eine lebensgefährliche Verletzung sein. "In der Regel können sich die Betroffenen nach einem Bruch meist kaum noch bewegen. In seltenen Fällen hingegen bemerken Sie den Bruch nicht. Unbehandelt steigt das Risiko von Gelenknekrosen, also dem Absterben des Gelenks und dem Verschluss von Blutgefäßen. Eine zeitnahe Behandlung kann dies oft verhindern. Daher sollten ältere Menschen nach einem Sturz immer zu einem Arzt", sagt Prof. Dr. Gregor Stein, Chefarzt für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie am Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und am Helios Klinikum Siegburg.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie erreichen nur etwa 40 bis 60 Prozent der Patientinnen und Patienten nach einem Oberschenkelhalsbruch wieder das gleiche Mobilitätsniveau wie vor dem Sturz. Zehn Prozent der Betroffenen versterben innerhalb der ersten 30 Tage nach einem Oberschenkelhalsbruch. Bis zu 20 Prozent sind danach bettlägerig und müssen im Folgejahr in eine Pflegeeinrichtung einziehen.

Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg

Chefarzt Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie

In der Regel können sich die Betroffenen nach einem Bruch meist kaum noch bewegen. In seltenen Fällen hingegen bemerken Sie den Bruch nicht. Unbehandelt steigt das Risiko von Gelenknekrosen, also dem Absterben des Gelenks und dem Verschluss von Blutgefäßen. Eine zeitnahe Behandlung kann dies oft verhindern. 

Symptome eines Oberschenkelhalsbruchs

Zu den typischen Symptomen eines Oberschenkelhalsbruchs zählen:

  • Druck- und Klopfschmerz an der Außenseite der Hüfte
  • Bewegungseinschränkung oder komplette Unbeweglichkeit
  • Schmerzen in Hüfte und Leiste in Ruhe
  • Blutergüsse und Schwellungen im Bereich der Hüfte
  • betroffenes Bein ist verkürzt und nach außen verdreht

Es kann jedoch auch zu weniger typischen Symptomen kommen. So nehmen Betroffene nicht immer starke Schmerzen wahr oder diese äußern sich im Kniegelenk. Halten die Bänder und Muskeln der Hüfte die Bruchstelle noch zusammen, kann das Bein nur leicht verdreht sein oder nur wenig Schmerzen bereiten. Manche Betroffene können weiterhin selbstständig gehen und stehen, obwohl ein Knochenbruch vorliegt.

Wann zum Arzt gehen?

Insbesondere ältere Menschen sollten nach einem Sturz zeitnah ärztlich untersucht werden. Je früher der Schenkelhalsbruch erkannt wird, desto eher kann die richtige Behandlung beginnen. Dies wiederum senkt das Komplikationsrisiko.

Chefarzt Stein rät: "Warten Sie nicht zu lange, sondern suchen Sie binnen der ersten 24 Stunden nach dem Sturz einen Arzt auf."

Ursachen und Risiken für einen Oberschenkelhalsbruch

Bei älteren Menschen ist die häufigste Ursache für eine Femurhalsfraktur ein Sturz auf das Hüftgelenk mit geringer Krafteinwirkung, etwa durch Stolpern

Neben dem Sturz ist ein weiterer Hauptrisikofaktor für einen Oberschenkelhalsbruch die Osteoporose. Bei Osteoporose nimmt die Knochendichte ab, sodass die Knochen leichter brechen können. Schon leichte Stürze können dann schwerwiegende Folgen haben.

Weitere Risikofaktoren, welche die Sturzgefahr erhöhen und einen Schenkelhalsbruch begünstigen, sind: Schwindel, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nervenerkrankungen und Gangunsicherheiten. Aber auch Medikamente oder der Konsum von Alkohol können zu einem Sturz führen.

In sehr seltenen Fällen kann es aufgrund einer bestehenden Tumorerkrankung mit Metastasen im Knochen zu einer Fraktur des Schenkelhalses kommen.

Menschen vor dem 60 Lebensjahr sowie Kinder und Jugendliche können ebenfalls einen Oberschenkelhalsbruch erleiden. Die Ursache ist dann in der Regel eine starke Gewalteinwirkung auf den Knochen, etwa durch einen Auto- oder Fahrradunfall oder einem Sturz aus großer Höhe.

Helios Klinikum Siegburg

Chefarzt der Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie | Leiter des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie Bonn/Siegburg

Warten Sie nicht zu lange, sondern suchen Sie binnen der ersten 24 Stunden nach dem Sturz einen Arzt auf.

Diagnose von Schenkelhalsfrakturen

Zunächst erfassen die Ärzte in einem Gespräch die Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten. Dabei erkundigen sie sich unter anderem, wie es zu dem Sturz kam, welche Beschwerden vorherrschen und ob Vorerkrankungen wie Osteoporose vorliegen. Durch Betrachten und Abtasten des Hüftbereichs lässt sich eine Funktionseinschränkung prüfen.

Besteht der Verdacht auf einen Oberschenkelhalsbruch, sichern Röntgenbilder des Beckens die Diagnose. Auf diesen ist der Ort und Verlauf des Bruchs gut erkennbar. In Einzelfällen können weitere bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT) oder Ultraschall nötig sein.

Behandlungsmöglichkeiten bei Schenkelhalsfraktur

Je nach Art und Ausmaß der Fraktur kann eine konservative oder operative Therapie erfolgen. Im Regelfall wird eine operative Behandlung angestrebt.

Konservative Behandlung

Eine konservative Behandlung kommt laut Leitlinie in Frage, wenn keine Verschiebung der Knochenstücke vorliegt oder bei Patientinnen und Patienten, für die ein chirurgischer Eingriff ein zu hohes Risiko darstellt.

Zu den konservativen Maßnahmen zählen Bettruhe, eine angepasste Schmerztherapie sowie Physiotherapie. Auch eine medikamentöse Thromboseprophylaxe ist im Rahmen der konservativen Behandlung entscheidend, um tiefen Beinvenenthrombosen vorzubeugen.

Operative Behandlung

Meist ist die operative Behandlung das Mittel der Wahl bei einer Oberschenkelhalsfraktur. Je nach Alter des Patienten und Zustand des Gelenks wird versucht, gelenkerhaltend zu operieren.

Menschen über 70 Jahre erhalten in der Regel ein künstliches Gelenk (Endoprothese). Dadurch soll eine schnellere Rückkehr zur eigenständigen Mobilität gewährleistet werden. Bei älteren Menschen dauert der Heilungsprozess von Knochenbrüchen länger.

Je nach Ort des Bruchs stehen zwei Operationsverfahren zur Auswahl:

  1. Hüftkopf-erhaltende OP (Osteosynthese): Bei diesem Verfahren werden Schrauben, Nägel, Stangen oder Platten verwendet, um den Knochen von innen zu fixieren. Das verwendete Material wird frühestens nach 12 Monaten entfernt. Die Osteosynthese wird vorwiegend bei jüngeren Menschen und stabileren Knochenbrüchen angewendet.

  2. Hüftkopf-ersetzende OP (Endoprothese): Mithilfe einer Prothese wird entweder ein Teil (Schenkelhalsprothese) oder das gesamte Hüftgelenk (Hüft-Totalendoprothese = Hüft-TEP) ersetzt. Die allgemeine Heilungsdauer beläuft sich auf etwa vier bis sechs Monate. Dieses Verfahren kommt meist bei Menschen über 65 Jahre und instabilen Brüchen zum Einsatz. Bei dieser Methode ist eine schnellere Belastung des Gelenks wieder möglich.

Wie bei jedem Eingriff bestehen Operationsrisiken. Dazu zählen etwa Blutergüsse, Nachblutungen, Infektionen und Thrombosen. Auch kann es zu einer sogenannten Auskugelung des künstlichen Hüftgelenks kommen, dabei lockert sich die Prothese. Ebenfalls möglich ist eine allergische Reaktion auf das Material der Prothese. 

Wissen für die Ohren

Vom Oberschenkelhalsbruch zum Pflegefall  – Mythos oder Realität?

Heilungsprozess und Rehabilitation

Ziel nach der Behandlung einer Oberschenkelhalsfraktur ist, die Patientin oder den Patienten möglichst schnell wieder zu mobilisieren. Dazu stehen die Operierten schon am Tag des Eingriffs in Begleitung von Pflegepersonal auf und gehen erste Schritte. In den darauffolgenden Tagen lernen sie unter krankengymnastischer Anleitung das Laufen an Gehhilfen und auch, wie sie das neue Gelenk richtig stabilisieren und schonen. Nach einer Dauer von acht bis zehn Tagen werden sie aus der Klinik entlassen.

Nach dem Klinikaufenthalt schließt sich in der Regel eine Rehabilitationsmaßnahme an. Diese kann ambulant oder in einer Rehaklinik erfolgen und umfasst meist drei Wochen. Ziel ist unter anderem, dass Betroffene in der Reha wieder lernen, sicher zu gehen oder auch Treppen zu steigen. Zudem erlernen sie, mit welchen Übungen sie die Muskulatur nach der Operation stärken können.

Wann ein Patient wieder fahrtüchtig sind, entscheidet der behandelnde Arzt. Meist ist dies nach circa sechs Wochen wieder möglich.

Präventionsmaßnahmen gegen Oberschenkelhalsbrüche

"Unterstützen Sie aktiv Ihre Knochen, indem Sie sich gesund ernähren und auf ausreichend Bewegung achten", rät Prof. Stein. Empfehlenswert sind kalziumreiche Lebensmittel wie Milch- und Milchprodukte, Grünkohl, Spinat und Brokkoli oder auch Hülsenfrüchte und Nüsse.

Fünf Tipps, mit denen Sie Ihr Sturzrisiko senken können

  1. Entfernen Sie mögliche Stolperfallen aus der Wohnung.
  2. Bringen Sie Haltegriffe, etwa in der Dusche/Badewanne, an.
  3. Tragen Sie sowohl im Haus als auch unterwegs festsitzende, rutschsichere Schuhe.
  4. Sprechen Sie mit Ihren Arzt, wenn Ihnen häufiger schwindelig ist, um die Ursache zu behandeln.
  5. Besuchen Sie einen Sturzprophylaxe-Kurs. Wenden Sie dazu an Ihre Krankenkasse oder die Physiotherapiepraxis.
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