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Anastasias Trichterbrust-OP

In Deutschland leben zehntausende Menschen mit einer Trichterbrust. Dabei handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des Brustkorbes, bei der das Brustbein eingesunken ist. Viele Betroffenen haben keinerlei Schwierigkeiten. Anders war es bei Anastasia, die wegen ihrer Trichterbrust gesundheitliche Beeinträchtigungen hatte.
18. November 2021

Prof. Dr. med. Joachim Pfannschmidt nahm daher eine operative Korrektur der Trichterbrust vor und implantierte hinter ihr Brustbein einen gebogenen Metallbügel, der das Brustbein nach außen drückte. Heute geht es der mittlerweile 19-Jährigen sehr gut und sie kann unter anderem auch unbeschwert Sport treiben.

Anastasias Trichterbrust-OP

Als kleines Mädchen hatte Anastasia keinerlei Probleme. Die Trichterbrust war einfach „da“ und hat nicht gestört. „Mit meiner Pubertät wurde es aber immer unangenehmer und als ich 14 oder 15 war, war es richtig schlimm,“ erzählt sie: „Die Trichterbrust drückte auf mein Herz und wenn ich gegessen habe, spürte ich wie das Essen durch meine Speiseröhre rutscht.“ Prof. Dr. Joachim Pfannschmidt, Chefarzt der Klinik für Thoraxchirurgie am Helios Klinikum Emil von Behring, ergänzt. „Hinzu kam, dass Anastasia einfach sehr schlecht Luft bekam, als wir sie kennengelernt haben. Ihre Lungenfunktion war stark eingeschränkt. Wir mussten handeln, um ihre Lebensqualität zu verbessern.“ Das war 2017.

Das Team um Chefarzt Prof. Pfannschmidt führte daher eine Trichterbrustkorrektur nach Nuss bei Anastasia durch. Dieses Verfahren ist besonders für jüngere Patientinnen und Patienten geeignet. „Dabei haben wir mit einer Einlungenbeatmung eine Video-Thorakoskopie des rechten Brustkorb durchgeführt und einen Metallstab unter das Sternum implantiert,“ führt Prof. Pfannschmidt aus. Was komplex klingt, ist es auch: Da Operationen an der Lunge fast immer eine seitengetrennte Beatmung erfordern, wurde während der Narkose nur der nichtoperierte Lungenflügel mit Hilfe spezieller Beatmungsschläuche beatmet.

Bei der Video-Thorakoskopie handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff, bei dem die Operation mehr oder weniger innerhalb der geschlossenen Brusthöhle stattfindet. Der Zugang erfolgte über einen kleinen Schnitt, über den zwischen den Rippen hindurch eine kleine Kamera und spezielle Instrumente in die Brusthöhle eingeführt wurde. Der Metallstab wurde seitlich vom Brustbein im Zwischenrippenraum auf den Rippen platziert. Auf diese Weise wird der Brustkorb passiv verformt und der Metallstab drückt das Brustbein in seine natürliche Stellung.

Trotz des komplizierten Eingriffs bleib die junge Berlinerin immer stark, zeigte keine Angst und hat sich nie beschwert. Um ihre Tochter in der schweren Zeit zu unterstützen, wurde Anastasias Mutter während des Klinikaufenthaltes ebenfalls stationär aufgenommen, und so teilten sie sich das Krankenzimmer. Nach dem Eingriff bemerkte Anastasia sofort eine Verbesserung, musste allerdings das Atmen neu lernen: „Nach der OP habe ich eine Atemtherapie bekommen. Früher konnte ich kaum mit dem Zwerchfell oder in die Brust atmen. Jetzt geht das alles.“

Im Juni 2021 trafen sich die junge Patientin und Prof. Pfannschmidt wieder, weil Anastasias Metallbügel entfernt werden konnte. Eine solche Operation ist erst nach etwa zwei bis drei Jahren möglich, da sonst die Gefahr besteht, dass das Brustbein wieder in die alte Position zurücksinkt. Für alle, die ebenfalls über eine operative Korrektur der Trichterbrust nachdenken, hat Prof. Pfannschmidt folgende Hinweise: „Diese Operation kommt bei Trichterbrust-deformitäten für Patientinnen und Patienten im bevorzugten Alter zwischen 12 und 35 Jahre in Betracht. Hier sollten entsprechende Einschränkungen der Herzkraft oder Lungenfunktion mittels Ultraschalluntersuchung des Herzens und Spirometrie nachweisbar sein. Darüber hinaus sollte vor der Operation eine Kostenübernahmeerklärung seitens der Krankenkasse eingeholt werden.“

Nach dem Entfernen des Metallbügels sind wieder ein paar Wochen vergangen und auf das Ergebnis angesprochen, sagt Anastasia: „Ich finde, es ist sehr gut geworden. Jetzt kann ich Dinge tun, die ich früher nicht machen konnte. Ich treibe viel Sport und geh total gern schwimmen.“ Prof. Pfannschmidt betätigt das: „Anastasia kann wieder uneingeschränkt an Sport- und Freizeitaktivitäten teilnehmen. Das ist wirklich toll, nicht nur aus medizinischer Perspektive, sondern auch aus kosmetischer und damit aus psychologischer Sicht.“ Denn die Erfahrung zeigt, dass Patientinnen und Patienten nach einer erfolgreichen Trichterbrust-Operation selbstbewusster werden und aktiver am Leben teilnehmen. Wie Anastasia.