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Schilddrüsenwerte verstehen

Mit Hilfe der Schilddrüsenwerte lässt sicherkennen, ob die Schilddrüse normal arbeitet oder eine Funktionsstörung vorliegt. Lesen Sie hier, was die einzelnen Schilddrüsenwerte aussagen, in welchem Bereich sie liegen sollten und wann Handlungsbedarf besteht.

09. Mai 2025
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Warum sind die Schilddrüsenwerte wichtig für die Gesundheit?

Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Hormone, die entscheidende Körperfunktionen steuern – darunter das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, den Knochenaufbau, das Nervensystem oder die Muskeln. Ist die Funktion der Schilddrüse gestört, kann dies sogar Einfluss auf die Psyche haben.

Typische Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) entstehen dadurch, dass der Stoffwechsel verlangsamt ist. Betroffene fühlen sich häufig müde, antriebslos und anhaltend erschöpft. Auch eine Gewichtszunahme, depressive Verstimmungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Kälteempfindlichkeit, Verstopfung, trockene Haut oder Haarausfall können auf eine Unterfunktion hindeuten. Der Puls ist meist verlangsamt, und die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt spürbar ab.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist das Gegenteil der Fall: Der Stoffwechsel läuft auf Hochtouren. Typisch sind Gewichtsverlust trotz normalem oder gesteigertem Appetit, innere Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen. Viele Betroffene klagen über Herzrasen, einen schnellen Puls oder Bluthochdruck. Auch vermehrtes Schwitzen, Zittern der Hände (Tremor), Hitzeempfindlichkeit, Durchfall sowie Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit sind häufige Symptome.

Welche Schilddrüsenwerte werden im Labor untersucht?

Die Schilddrüse produziert die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Ihre Produktion wird durch das sogenannte TSH (thyreoidea-stimulierenden Hormon) reguliert. TSH stammt nicht aus der Schilddrüse, sondern wird in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet.

Die Produktion der Schilddrüsenhormone wird in einem Zusammenspiel mit der Hirnanhangdrüse an den jeweiligen Bedarf angepasst. Steigt die Konzentration von T3 und T4 im Blut, geht die Produktion von TSH zurück., Das senkt die Hormonproduktion der Schilddrüse. Die Schilddrüsenwerte informieren einerseits wie gut die Schilddrüse arbeitet und anderseits wie gut die Interaktion in diesem Schilddrüsenregelkreis funktioniert.

In der Diagnostik unterscheidet man zwischen dem "zentralen Schilddrüsenwert" TSH und den "peripheren Schilddrüsenwerten" T3 und T4.

Was versteht man unter TSH-Wert?

Der TSH-Wert ist der wichtigste Laborwert zur Bestimmung der Schilddrüsenfunktion. Die Abkürzung TSH steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon, auch Thyrotropin genannt. Es wird ins Blut abgegeben, um die Hormonproduktion der Schilddrüse anzuregen und spiegelt die Funktionsweise der Schilddrüse:

  • Erhöhtes TSH bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Das TSH steigt, um die Schilddrüse zur vermehrten Produktion von T3 und T4 anzuregen.
  • Niedriges TSH bei Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Das TSH sinkt, um die Produktion von T3 und T4 zu drosseln.

Der Normalbereich für den TSH-Wert liegt zwischen 0,4 und 4,2 Milli-Einheiten pro Liter (mU/l).

Eine Funktionsstörung wie eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann verschiede Ursachen haben – etwa eine gestörte Hormonproduktion in der Schilddrüse selbst oder, seltener, in der Hirnanhangdrüse.

Aus diesem Grund wird die Schilddrüsenfunktion im Labor immer in zwei Schritten untersucht:

1.   Bestimmung des TSH-Werts

2.   Ist der TSH-Wert erhöht oder zu niedrig werden die Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut gemessen.

Mit Hilfe des TSH-Werts kann eine drohende (latente) Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse frühzeitig festgestellt werden. Auch wenn die eigentlichen Schilddrüsenwerte T3 und T4 noch im Normalbereich liegen, zeigt ein erhöhter oder zu niedriger TSH-Wert die Veränderung bereits an.

Auch für die Verlaufskontrolle einer medikamentösen Behandlung ist der TSH-Wert der wichtigste Indikator.

Helios Universitätsklinikum Wuppertal - Campus Barmen

Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin

Schilddrüsenwerte liefern wichtige Hinweise – doch für eine sichere Diagnose braucht es immer das Gesamtbild. Erst das Zusammenspiel aus Laborwerten, Symptomen und bildgebender Diagnostik ermöglicht eine fundierte medizinische Einschätzung.

Was kann den TSH-Wert beeinflussen oder verfälschen?

Wichtig zu wissen: Der TSH-Wert unterliegt natürlichen Schwankungen. Das TSH sinkt im Tagesverlauf bis zum Nachmittag ab und steigt dann bis Mitternacht wieder an. Auch Kinder und ältere Menschen haben meist eine höhere TSH-Konzentration im Blut. Aktuelle Studien zeigen, dass auch die Jahreszeiten eine Rolle spielen: So wurde bei Patienten im Winter ein generell höherer TSH-Wert gemessen als im Sommer.

Auch starkes Übergewicht (Adipositas), akuter Schlafmangel, Infekte oder Herzinsuffizienz können den TSH-Wert beeinflussen. Darüber hinaus hat die Einnahme von Medikamenten wie hochdosierte Acetylsalicylsäure (ASS), Heparin oder Glucocorticoide (beispielsweise Kortison) aber auch von Nahrungsergänzungsmitteln wie Biotin einen Einfluss auf die Konzentration von TSH.

T3- und T4-Werte

T3 ist die Abkürzung für Trijodthyronin, das Schilddrüsenhormon mit drei Jodatomen, während T4 die Kurzversion für Thyroxin, das Hormon mit vier Jodatomen. Man unterscheidet zwischen dem Anteil der Hormone, die an sogenannte Transporteiweiße gebunden sind und den "freien" Hormonen, die im Blut frei zirkulieren.  Gemessen werden die Formen dieser Hormone – freies T3 (fT3) und freies T4 (fT4) – da nur sie im Körper wirksam sind.

Die Normalwerte liegen bei:

  • fT4 = 0,8 -1,8 ng/dl
  • fT3 = 2,0 – 4.4 pg/ml

Antikörper: TRAK, TPO-AK und TG-AK

Neben den Schilddrüsenhormonen können weitere Laborwerte Auskunft über die Funktionsweise und Gesundheit der Schilddrüse geben, zum Beispiel Antikörper. Das sind Eiweißmoleküle, die dem Körper helfen, sich gegen unerwünschte Eindringlinge wie Viren oder Bakterien zur Wehr zu setzen. Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem fälschlicherweise gegen körpereigene Strukturen – auch gegen die Schilddrüse. Die häufigsten Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse sind Morbus Basedow (M = Morbus, Lateinisch für Krankheit) und Hashimoto-Thyreoiditis. Die Schilddrüsenantikörper kann man im Blut bestimmen. Für den Morbus Basedow ist der TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) entscheidend, für die Hashimoto-Thyreoiditis der Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK).

Ein weiterer Antikörper ist der Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK). Er kann ebenfalls bei Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis oder bei einem Schilddrüsenkarzinom erhöht sein. Er spielt jedoch für die Diagnostik der jeweiligen Erkrankung eine untergeordnete Rolle. Hier ist die Bestimmung von TRAK und TPO-AK meist ausreichend.

Bei beiden Erkrankungen gibt es Überschneidungen und Mischformen. So gibt es Menschen mit Antikörpern im Blut, bei denen keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt. Beide Werte sind wichtige Hinweise – für eine Diagnose müssen jedoch Symptome und weitere Untersuchungen einbezogen werden.

  • Normalwert TPO-AK: < 34 IUL/ml
  • Normalwert TRAK: negativ < 1,0 mU/l, grenzwertig 1,0 – 1,75 mU/l, positiv > 1,75 mU/l
  • Normalwert TG-AK: < 100 IU/ml

Welche Werte sind bei Schilddrüsenkrebs erhöht?

Knoten in der Schilddrüse kommen sehr häufig vor, bösartig sind sie nur in seltenen Fällen. Schilddrüsenknoten machen meist erst Beschwerden, wenn sie sehr groß werden und sind über Laborwerte in der Regel nicht zu erkennen. Daher sind auch bei den meisten Schilddrüsenkrebsarten die Blutwerte allein nicht aussagekräftig. Hier kommen diagnostische Methoden wie Ultraschall, Szintigrafie oder eine Feinnadelpunktion zu Gewebeentnahmen für die Sicherstellung der Diagnose zum Einsatz.

Welche Tumormarker gibt es bei der Schilddrüse?

Als Tumormarker bezeichnet man Substanzen, die bei einer Blutuntersuchung zeigen, dass Tumorzellen im Blut vorhanden sind.

Erhöhter Calcitonin-Wert

In der Schilddrüse liegen die sogenannten medullären Zellen, die das Hormon Calcitonin produzieren – sie werden auch als C-Zellen bezeichnet. In seltenen Fällen können diese C-Zellen entarten und sich zum sogenannten medullären Schilddrüsenkarzinom entwickeln. Meist kommt es dabei zu einer erhöhten Calcitonin-Ausschüttung. Aus diesem Grund kann ein erhöhter Calcitonin-Wert ein Hinweis auf den medullären Schilddrüsenkrebs sein (Tumormarker).

Grundsätzlich gilt: Je höher der Calcitonin-Wert, desto wahrscheinlicher ist das Vorliegen eines medullären Karzinoms. Die dabei herangezogenen Grenzwerte basieren zwar nicht auf festen Normen, sondern auf klinischen Erfahrungswerten, sie haben sich jedoch in der Praxis als verlässlich erwiesen.

Calcitonin-Werte über 30 pg/ml bei Frauen und 60 pg/ml bei Männern gelten als starke Hinweise auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom (MTC). In solchen Fällen wird in der Regel zu einer operativen Entfernung der Schilddrüse geraten, da nur eine feingewebliche Untersuchung (Histologie) die Diagnose sicher bestätigen kann

Thyreoglobulin

Thyreoglobulin (TG) ist ein komplexes Eiweißmolekül, das bei der Freisetzung von Schilddrüsenhormonen eine zentrale Rolle spielt. Ein erhöhter TG-Spiegel im Blut kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen – darunter Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis oder in seltenen Fällen auch Schilddrüsenkrebs. Der TG-Wert allein reicht allerdings nicht aus, um eine dieser Erkrankungen sicher zu diagnostizieren. Erst in Verbindung mit Symptomen, Antikörpernachweisen, Schilddrüsenhormonen und bildgebender Diagnostik lässt sich eine Schilddrüsenerkrankung sicher feststellen. Anders sieht es in der Nachsorge einer Krebsbehandlung aus: Wurde bei der Krebstherapie das Schilddrüsengewebe operativ entfernt und durch eine Radiojodtherapie zerstört, kann ein erhöhter TG-Spiegel ein frühzeitiger Hinweis auf einen Tumorrückfall sein.

Behandlungsmöglichkeiten bei Schilddrüsenfunktionsstörungen

Für die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Welche Methode zum Einsatz kommt, hängt von der genauen Diagnose ab.

  • Medikamentöse Therapie – zum Beispiel mit Schilddrüsenhormonen bei einer Unterfunktion oder hemmenden Medikamenten bei einer Überfunktion
  • Radiojodtherapie – eine schonende Methode, bei der krankhaftes Schilddrüsengewebe mit radioaktivem Jod gezielt zerstört wird
  • Schilddrüsenoperation – bei größeren Knoten, Tumoren oder wenn andere Behandlungen nicht wirken
  • Thermoablation – eine minimalinvasive Technik, bei der gutartige Schilddrüsenknoten ohne OP durch Hitze gezielt verödet werden

Wie wirkt L-Thyroxin?

L-Thyroxin (Levothyroxin) ist ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon, das zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt wird. Das im Körper wirksame Hormon ist das T3, das zahlreiche Stoffwechselvorgänge beeinflusst. Das als Medikament zugeführte L-Thyroxin wird im Körper ebenfalls zu T3 umgewandelt –  der Organismus kann nicht zwischen selbst gebildetem und beispielsweise als Tablette eingenommenen Hormonen unterscheiden. Die Umwandlung kann bei manchen Patienten eingeschränkt sein, etwa bei Lebererkrankungen oder Selenmangel.

Ist die langfristige Einnahme von L-Thyroxin gefährlich?

Grundsätzlich ist die langfristige Einnahme des Hormonersatzpräparats nicht gefährlich. Allerding sollte diese immer unter ärztlicher Kontrolle stattfinden. Mit zunehmendem Lebensalter sinkt der Bedarf an Schilddrüsenhormonen. Daher sollte die Dosierung in Abstimmung mit Ihrem behandelnden Arzt gegebenenfalls angepasst werden.

Wie oft sollten Schilddrüsenwerte gemessen werden?

Die Überprüfung der Schilddrüsenwerte ist Teil der Früherkennungsuntersuchungen wie dem Check-up 35, den Sie als gesetzlich Versicherter alle drei Jahre in Anspruch nehmen können. Besteht der Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung, wird der Wert ebenfalls überprüft.

Bei einer bestehenden Schilddrüsenerkrankung wird in regelmäßigen Abständen der Verlauf der Therapie überprüft.

Tipps zur Vorbereitung

Für die Blutuntersuchung der Schilddrüsenwerte müssen Sie nicht nüchtern erscheinen – eine Mahlzeit vorab ist in der Regel unproblematisch. Wichtig ist jedoch: Schilddrüsenmedikamente wie L-Thyroxin sollten erst nach der Blutabnahme eingenommen werden, um eine Beeinflussung der Werte zu vermeiden. Informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt außerdem über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die Sie einnehmen – insbesondere Biotin, da es die Laborergebnisse verfälschen kann.

 

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