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Brustkrebs beim Mann

Wenn ein Mann seinen Körper ertastet, sollte er aufmerksam sein. Denn vielleicht gehört ja genau er zu den knapp 700 Männern, die in Deutschland jährlich an Brustkrebs erkranken. Auf welche Anzeichen Sie achten sollten, wie Tumore erkannt und behandelt werden, haben wir für Sie zusammengefasst. 

Ärztin befragt Senior als Patient in der Anamnese

Brustkrebs beim Mann: meist zu spät entdeckt

Wo plötzlich ein Knoten in der Brust spürbar wird, der nicht verschiebbar ist, sollte der Gang in eine ärztliche Praxis zeitnah erfolgen. Die meisten Männer merken selbst, dass da in der Brust etwas ist, was da nicht hingehört. Doch bis sie zum Arzt gehen, vergeht meist eine Weile. „Das ist einer der Gründe, warum Brustkrebs (Mammakarzinom) beim Mann meist im höheren Alter, also oft erst mit 60 oder 70 Jahren, festgestellt wird“, erklärt Dr. Heiko Graf, Chefarzt des Brustzentrums im Helios Klinikum Meiningen. Dabei geht eine Brustkrebserkrankung, wie bei der Frau, auch beim Mann in aller Regel von den Milchgängen aus, die sich direkt hinter den Brustwarzen befinden und bis zur Pubertät bei beiden Geschlechtern gleich entwickeln.

Früherkennungsstandards für ein Mammakarzinom in der Brust wie beispielsweise das Mammographie-Screening als Vorsorge für die Frau gibt es für den Mann nicht. Aufgrund der geringen Fallzahl an männlichen Betroffenen sind Vorsorgeuntersuchungen auch wenig sinnvoll. Umso wichtiger ist es für Männer, aufmerksam zu sein und die eigene Körperwahrnehmung zu schulen.

Symptome

Im Wesentlichen unterscheiden sich die Symptome einer Brustkrebserkrankung beim Mann nicht von denen bei einer Frau. Männer sollten bei folgenden anzeichen eine ärztliche Praxis aufsuchen:

  • schmerzfreie, einseitig tastbare Knoten beziehungsweise Verhärtungen in der Brust
  • Einziehung der Brustwarze
  • Entzündung der Brustdrüsen
  • Ausfluss beziehungsweise Sekret-Absonderungen aus der Brust
  • nicht abheilende Entzündungen im Brustbereich
  • vergrößerte beziehungsweise verhärtete Lymphknoten in der Achselhöhle

Ist der unentdeckte Brustkrebs beim Mann bereits weiter fortgeschritten, können sich Skelettmetastasen bilden. Diese verursachen weitere Symptome wie etwa:

  • Knochenschmerzen
  • Gewichtsverlust
  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • Husten und Atemnot
  • Gelbsucht oder eine Leberschwäche
  • Schwellung eines Armes

Die selbst ertasteten Knoten liegen meist direkt hinter der Brustwarze. Dabei sind die einseitig getasteten Brustdrüsenschwellungen größtenteils gutartig, wie sich bei einer Ultraschalluntersuchung feststellen lässt. Erhärtet sich dabei jedoch der Verdacht auf einen Tumor in der männlichen Brust, wird die Diagnose Brustkrebs genau wie bei der Frau durch eine Stanzbiopsie gesichert. Hierzu wird in örtlicher Betäubung eine Gewebeprobe entnommen, anhand der festgestellt werden kann, ob die Veränderung gut- oder bösartig ist.

Ursachen und Risikofaktoren

Bei der Entstehung von Brustkrebs können viele Faktoren ursächlich sein, wie die Deutsche Krebsgesellschaft festhält. Neben Erbanlagen, erhöhtem Alkoholkonsum, wenig Bewegung oder einer vermehrten Strahlungsexposition können Übergewicht und Hormone eine wichtige Rolle spielen.

Speziell bei Männern auftretende Krankheiten wie Hodenhochstand oder eine Neben- und Hodenentzündung sind weitere mögliche Risikofaktoren für ein Mammakarzinom. Auch genetische Anomalien (Chromosomenabweichung) wie das Klinefelter-Syndrom (genetisch bedingte Unfruchtbarkeit) können das Risiko beim Mann, an Brustkrebs zu erkranken, erhöhen. Doch nur rund drei bis sieben Prozent der an Brustkrebs erkrankten Männer haben das Klinefelter Syndrom.

Hormone

Das Sexualhormon Östrogen ist in über 90 Prozent der Fälle die Ursache für das Erkranken von Männern an Brustkrebs. So wie Frauen auch männliche Hormone in sich tragen, enthält der männliche Hormonhaushalt auch weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron. Diese fördern das Wachstum eines Tumors im Fettgewebe rund um die Milchgänge unterhalb der Brustwarze, die sich bis zur Pubertät bei beiden Geschlechtern gleich entwickeln. Obwohl das Wachstum der Milchgänge beim Mann mit der Pubertät endet, kann an deren Ende später ein Tumor entstehen. Oftmals, aber nicht immer, ist ein erhöhter Östrogenspiegel im männlichen Hormonhaushalt auf eine Lebererkrankung oder starkes Übergewicht zurückzuführen. Auch die beispielsweise für eine Geschlechtsangleichung notwendige Einnahme von weiblichen Hormonen kann zu Krebs führen.

Adipositas

Auch wenn die Diagnose Brustkrebs ebenfalls sportlich fitte und schlanke Menschen treffen kann, haben Männer mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30 (bis 25 gilt als normal) ein um 80 Prozent höheres Risiko. Ein Grund dafür sind die hormonellen Prozesse, die im Fettgewebe einen optimalen Nährboden für ihre brustkrebsfördernde Wirkung finden.

Genmutationen

Ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken haben Männer, die durch erblich bedingte Genmutationen wie etwa BRCA2 (BReast CAncer) belastet sind.

Diagnose und Prognose

Im Vergleich zu Frauen wird beim Mann die Diagnose Krebs im Brustgewebe erst in einem späteren Stadium und in einem höheren Alter festgestellt. Das liegt zum einen daran, dass es für Männer keine Brustkrebs-Früherkennungsprogramme gibt. Zum anderen denken Männer bei Problemen im Brustbereich kaum darüber nach, möglicherweise an einem Mammakarzinom zu leiden. Das kostet oftmals wertvolle Zeit, die für einen erfolgreichen Verlauf der Therapie und höhere Heilungschancen notwendig wäre. Deshalb liegt die Überlebensrate der männlichen Brustkrebspatienten zehn Jahre nach Diagnosestellung mit 65 Prozent auch wesentlich niedriger als die der Frauen mit 82 Prozent.

Grundsätzlich hat ein männlicher Patient bei entsprechender Therapie allerdings genau die gleichen Überlebenschancen wie eine Frau mit Brustkrebs. Lediglich wenn ein Tumor schon so lange besteht, dass er zum Beispiel die Haut bereits durchbricht oder wenn die Lymphknoten in der Achselhöhle bereits betroffen sind, ist die Prognose beim männlichen Patient schlechter, aber nicht hoffnungslos.

Behandlung

Die Brustkrebsbehandlung erfolgt beim Mann grundsätzlich genau wie bei Frauen und ist in den meisten Fällen eine Kombination verschiedener Möglichkeiten wie eine Strahlentherapie, Chemotherapie, Antikörpertherapie oder Hormontherapie, um die im Körper vorhandenen Krebszellen zu vernichten. „In einem Brustzentrum wie unserem wird zunächst der Tumor operativ entfernt, bevor die Stelle lokal bestrahlt wird“, erklärt Dr. Graf, der als Facharzt auch die Leitung des Südthüringer Brustzentrums Suhl/Meiningen innehat.

Strahlentherapie

Die Bestrahlung als Behandlung bei Brustkrebs gilt als lokale Therapie, die sich beim männlichen Patient genau wie bei der Frau über einen Zeitraum von drei bis sieben Wochen streckt. Das Strahlenfeld der Brustwand wird zuvor genau berechnet. Danach erfolgt die tägliche Bestrahlung von nur wenigen Minuten. Ziel ist es, die Rückkehr der Erkrankung an dieser Stelle, das sogenannte Lokalrezidiv, zu verhindern.

Systemtherapie

Meist schließt sich eine sogenannte Systemtherapie an, bei der der gesamte Körper nachbehandelt wird. Ziel ist es, eventuell in den Körper gelangte Tumorzellkomplexe zu vernichten, damit diese gar nicht erst zu Metastasen heranwachsen können. Die Systemtherapie ist in den meisten Fällen eine Hormontherapie, eingenommen als Tablette.

Chemotherapie

In Abhängigkeit von den Eigenschaften und der Aggressivität des Tumors ist manchmal auch eine ambulante Chemotherapie erforderlich, um einen Rückfall zu verhindern.

Neoadjuvante Therapie

Die übliche Reihenfolge – erst Operation dann Chemotherapie – wird mittlerweile getauscht, wenn bei der Erstdiagnose bereits festgestellt wird, dass eine Chemotherapie unausweichlich ist. So kann durch engmaschige Kontrolle die Wirksamkeit des gewählten Medikaments überprüft, dieses gegebenenfalls getauscht und der Tumor bereits vor der Operation in seinem Ausmaß reduziert werden. Die Operation kann dadurch zwar nicht umgangen werden, aber es spricht für eine gute Heilungschance.

Endokrine Therapie

Derzeit gibt es keine Medikation, die speziell auf Männer zugeschnitten ist. Grundsätzlich bekommt ein an Brustkrebs erkrankter Mann die gleichen Medikamente wie eine Frau. Die Hormonbehandlung erfolgt in der Regel für fünf bis zehn Jahre mit Tamoxifen als bislang am längsten bekanntes wirksames Medikament. Nähere Informationen hierzu finden Interessierte beim Netzwerk Männer mit Brustkrebs e. V.

 

Nachsorge und Reha

Ungeachtet dessen für welche Therapieform sich Männer mit Brustkrebs entscheiden, bleibt die Nachsorge ein wichtiges Thema. Denn ist die Therapie erst einmal erfolgreich abgeschlossen, beginnen für den Patient die Reha- und Nachsorgephasen.

Diese dienen dazu, den Brustkrebspatienten für die Rückkehr in seinen Alltag zu stärken: Kraft tanken, zurückfinden in den Alltag und Hilfestellungen erlenen, die für das Leben nach und mit dem Brustkrebs nützlich sind. Dazu zählen unter anderem Ernährungstipps oder Informationen über Sport- und Bewegungstherapien. Darüber hinaus leisten Psycholog:innen während dieser Phasen einen wichtigen Beitrag zur Krankheitsverarbeitung und den möglichen Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Während der Reha werden diverse Beschwerden und Funktionseinschränkungen wie Gleichgewichtsstörungen, Gelenkbeschwerden, mangelnde Kraft und Kondition durch Muskelabbau behandelt. Nicht selten geht die Rehabilitationseinrichtung dabei auch auf gesundheitliche Begleitprobleme ein und bietet unterstützende Angebote an.

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