Dr. Tamene Abraham, Oberarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Helios Klinik Schkeuditz, erklärt Schritt für Schritt, wie Sie Ihre Brust richtig abtasten, wann der beste Zeitpunkt dafür ist, wie oft Sie sich untersuchen sollten und welche Beobachtungen Sie sofort mit Ihrem Arzt besprechen sollten.

Brust abtasten
Ein Großteil aller Fälle von Brustkrebs wird von den Frauen selbst entdeckt, oft sogar zufällig beim Duschen oder Eincremen. Doch auch das bewusste Abtasten der Brust ist überhaupt nicht schwierig – und trotzdem eine hervorragende Maßnahme bei der Krebsfrüherkennung.
Warum das regelmäßige Brust-Abtasten so wichtig ist
Veränderungen in der Brust können bei Frauen in jedem Alter auftreten. Auch Männer können davon betroffen sein, jedoch deutlich seltener. „Die Selbstuntersuchung zu Hause ist eine gute Methode, um Veränderungen wie Knoten in der Brust frühzeitig zu bemerken. Sie ersetzt allerdings nicht die Teilnahme an ärztlichen Früherkennungs-Untersuchungen“, sagt Dr. Abraham.
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Die Selbstuntersuchung zu Hause ist eine gute Methode, um Veränderungen wie Knoten in der Brust frühzeitig zu bemerken. Sie ersetzt allerdings nicht die Teilnahme an ärztlichen Früherkennungs-Untersuchungen.
Wann und wie oft Sie die Brust abtasten sollten

Die Fachgesellschaften empfehlen, einmal im Monat die Brust sorgfältig abzutasten und sie auch im Spiegel zu betrachten. So fallen Ihnen auch optische Veränderungen wie Rötungen oder Schwellungen auf.
Brust abtasten vor den Wechseljahren
Solange Frauen noch ihren regelmäßigen Zyklus haben, ist es am besten, die Brust eine Woche nach dem Beginn der letzten Periode abzutasten. Zu diesem Zeitpunkt ist die Brust besonders weich und Veränderungen lassen sich gut fühlen. Zum Ende des Zyklus hin schwillt das Drüsengewebe unter dem Einfluss von Hormonen an, es wird dann härter.
Brust abtasten nach den Wechseljahren
Mit dem Beginn der Wechseljahre ist das Brustgewebe insgesamt weicher. Sie sollten Ihre Brüste dann monatlich zu einem selbst festgelegten Zeitpunkt abtasten – also zum Beispiel immer am 1., am 15. oder am 30. des Monats.
Wie Sie die Brust richtig abtasten

Schritt 1: Brust abtasten vor dem Spiegel
Die Selbstuntersuchung beginnt am besten mit einer optischen Begutachtung. Stellen Sie sich mit freiem Oberkörper vor den Spiegel. Betrachten Sie Ihre Brust zunächst mit hängenden Armen, danach mit nach oben gestreckten Armen. Achten Sie dabei auf die Form und der Größe Ihrer Brüste. Gibt es da Veränderungen? Sehen Sie an der Brust Vorwölbungen, Einziehungen, Rötungen oder Hautverdickungen?
Schritt 2: Brust abtasten im Stehen

Im zweiten Schritt wird die Brust im Stehen mit flacher Hand abgetastet. Dabei wird mit der rechten Hand die linke Brust abgetastet und mit der rechten Hand die linke Brust. Im Anschluss daran sollte das Abtasten der Brust mit den Fingern erfolgen. Dabei wird mit zarten, kreisenden Auf- und Abbewegungen die gesamte Brustdrüse von außen nach innen mit unterschiedlicher Druckstärke abgetastet, um Unebenheiten, Verhärtungen, Knoten etc. auszuschließen.
Um Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brustwarze festzustellen, sollte nun die Brustwarze zart zusammengedrückt werden. Im Fall einer Flüssigkeitsabsonderung sollte auf Farbe und Konsistenz geachtet werden. Vergessen Sie nicht, die Bereiche um die Achselhöhle und die Schlüsselbeine abzutasten. Dieses dient zum Ausschluss von Lymphknotenschwellungen.
Schritt 3: Brust abtasten im Liegen
Im dritten Untersuchungsschritt wird die Brust im Liegen abgetastet. Dabei kann der untere, brustwandnahe Bereich leichter untersucht und besser beurteilt werden. Für das Abtasten der Achselhöhlen im Liegen kann eine Seitenlage die Untersuchung vereinfachen. Wichtig ist das systematische Abtasten aller Teile der Brust und die Beurteilung der Drüse direkt unter der Haut und in der Tiefe.
Das sollten Sie vor dem ersten Brust-Abtasten wissen
Viele junge Frauen sind überrascht, dass ihre Brüste sich knubbeliger anfühlen, als sie erwartet haben. Es ist aber ganz normal, dass vor allem bei jungen Frauen die Brustdrüse aufgrund des ausgedehnten Drüsengewebes fest, kleinknotig und unregelmäßig erscheint. Erst nach den Wechseljahren bildet sich das Drüsengewebe langsam zurück und die Drüse wird weicher. „Durch die regelmäßige Selbstuntersuchung lernen Frauen ihre Brüste kennen und können durch die regelmäßigen Wiederholungen leichter Veränderungen in der Brust erkennen“, so Dr. Abraham.
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Durch die regelmäßige Selbstuntersuchung lernen Frauen ihre Brüste kennen und können durch die regelmäßigen Wiederholungen leichter Veränderungen in der Brust erkennen.
Wann Sie zum Arzt gehen sollten

Bei jeder Auffälligkeit, die Sie bei der Selbstuntersuchung ertasten, sollten Sie unbedingt zeitnah einen Facharzt aufsuchen. Dieser kann dann das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen.
Eine professionelle Tastuntersuchung beim Arzt
Auch der Gynäkologe verlässt sich zunächst auf seine Hände und führt eine Tastuntersuchung an der Brust durch. „Bei unsicheren beziehungsweise verdächtigen Befunden erfolgt zeitnah die Zuweisung zur weiteren Mammadiagnostik in die Radiologie oder in ein zertifiziertes Brustzentrum“, so der Experte. Wie es dann mit der Diagnostik weitergeht, hängt auch vom Alter der Frau ab. In den meisten Fällen erfolgt zunächst eine Mammosonografie, also eine Ultraschalluntersuchung. Sie ist unkompliziert und risikofrei und erlaubt unter anderem eine Beurteilung etwa von Zysten und anderen gutartigen Veränderungen.
Bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr wird oft auch eine Mammografie, eine spezielle Röntgenuntersuchung der Brust, angesetzt. Bei Symptomen wie Knoten oder Veränderungen der Brust sollte jedoch immer die Kombination aus Mammografie und Sonografie erfolgen. Und bei suspekten Veränderungen ist zusätzlich eine histologische Abklärung (etwa Vakuumbiopsie oder Stanzbiospie) notwendig. Als Zusatzuntersuchung wäre auch noch eine Mamma-MRT denkbar.
Bei unsicheren beziehungsweise verdächtigen Befunden erfolgt zeitnah die Zuweisung zur weiteren Mammadiagnostik in die Radiologie oder in ein zertifiziertes Brustzentrum.
Gut zu wissen:
In Deutschland haben Frauen zwischen 50 und 69 Jahren einen Anspruch auf eine zweijährlich stattfindende Mammografie, das sogenannte Mammografie-Screening. Dieses Programm dient der Früherkennung von Brustkrebs und die Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten, auch wenn kein Verdacht auf eine Erkrankung vorliegt.
Warum das so ist und worauf Frauen achten sollten: Informationen rund um Brustkrebs
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