Wir müssen mutig sein, Chancen zu nutzen
Frauen in Führung

Wir müssen mutig sein, Chancen zu nutzen

Berlin

Barbara Putzolu hat einen italienischen Vater und eine polnische Mutter und lebte bis zu ihrem fünften Lebensjahr auf Sardinien. Danach ist die heute 39-Jährige in Berlin aufgewachsen und Schritt für Schritt ihren Weg gegangen. Heute ist sie Pflegedirektorin am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf.

Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?

Ich empfinde meinen Weg nach „oben“ nicht als eine besonders große Herausforderung. Meine Erfahrung ist: Wenn ein Mensch eine Vision hat, für die sie – oder er – brennt und diese mit Kompetenz und Charisma verfolgt, ergeben sich viele Chancen. Wir müssen nur mutig sein, diese Chancen auch zu nutzen, denn manchmal blockieren wir uns da selbst, in dem wir uns zum Beispiel gesellschaftlichem Druck beugen.

Grundsätzlich sehe ich Führung also nicht als eine Frage des Geschlechtes, sondern als Frage der Persönlichkeit, die sich aus vielen Puzzleteilen zusammenfügt. Ich bin mir jedoch als Frau mit sardischen Wurzeln bewusst, dass ich meine beruflichen Möglichkeiten und Karriere auch ein Stück meinen Eltern zu verdanken habe. Als ich fünf Jahre alt war, sind wir nach Berlin ausgewandert, wo mich meine Eltern offen, selbstbewusst und nicht mit Geschlechterstereotypen erzogen haben. In meiner Heimat wäre mein Weg sicher ein anderer gewesen.

 

Inwieweit unterschiedet sich Ihr Führungsstil von dem eines Mannes?

Ich gebe zu, dass es mir nicht leichtfällt, zu sagen, was ein „männlicher“ und was ein „weiblicher“ Führungsstil ist. Ich persönlich kann von meinem Führungsstil behaupten, dass er individuell auf meine Führungskräfte und Mitarbeiter:innen angepasst ist. In erster Linie ist mir Augenhöhe wichtig und eine klare, direkte Linie. Nur was ich vorlebe, kann ich es auch von meinen Mitarbeiter:innen fordern. Dazu gehört auch eine große Prise Menschlichkeit und eine Kelle Empathie. Mir ist vor allem wichtig, dass wir miteinander kommunizieren und gemeinsam Lösungen finden. Ich sehe mich in meiner Führungsrolle als Coachin, die ihre Mitarbeiter:innen befähigt, gemeinsam Ziele zu erreichen. Dazu gehört für mich Vertrauen, Kommunikation und kein „künstliches“ Machtverhalten.

Grundsätzlich sehe ich Führung nicht als eine Frage des Geschlechtes, sondern als Frage der Persönlichkeit, die sich aus vielen Puzzleteilen zusammenfügt.

Barbara Putzolu, Pflegedirektorin | Helios Klinikum Emil von Behring Berlin-Zehlendorf.

Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Frauen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, sage ich: „Seid mutig! Macht eure Projekte und Dinge einfach. Befreit euch davon, darüber nachzudenken, was andere davon halten, und ob der eigene Lebensentwurf in die ‚Norm‘ passt.“

Wenn es mal nicht rund läuft, ist es besser, es nicht in sich reinzufressen, sondern sich im Kreise der Familie oder Freunde Luft zu machen und sich spiegeln zu lassen. Das nächste Projekt kommt schon morgen. Mir selbst hat immer der Spruch geholfen: „Schließt sich eine Tür, so öffnen sich viele Neue.“ Und so ist es auch immer gekommen. Der Weg nach „oben“ besteht auch kleinen und großen Schritten.