Wie funktioniert eine Insulinpumpe?
„Insulinpumpen können die Lebensqualität steigern", erklärt Priv.-Doz. Dr. Stefan Zimny , Chefarzt Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie in den Helios Kliniken Schwerin. Die Pumpe gibt kontinuierlich kleine Mengen Insulin an den Körper ab. Dadurch übernimmt sie die Funktion der Bauchspeicheldrüse und deckt die Grundversorgung des Körpers an Insulin, die sogenannte Basalrate.
„Eine Insulinpumpe muss von der Nutzerin oder dem Nutzer rund um die Uhr getragen werden, um die Basalrate an Insulin abzudecken“, erklärt Dr. Zimny.
Die speziellen Katheter werden meist am Bauch, aber auch am Oberschenkel, den Hüften oder am Po gesetzt. Über einen dünnen Schlauch und eine Stahl- oder Teflonkanüle, die unter der Haut liegt, wird das Insulin ins Unterhautfettgewebe injiziert. „Dazu entleert sich eine mit Insulin gefüllte Ampulle über einen festgelegten Zeitraum oder in festgelegten Schüben“, sagt Dr. Zimny. Das Gewinde dreht sich dazu immer weiter in die Ampulle und schiebt so das Insulin durch den Katheter ins Unterhautfettgewebe. Im Normalfall ersetzt die Insulinpumpe das tägliche Spritzen.
Per Knopfdruck können kleine und große Pumpenträger:innen zusätzlich benötigte Insulinmengen freigeben, zum Beispiel zu den Mahlzeiten oder beim Sport. Sie hat den Vorteil, dass sich die Anwender:innen kaum einschränken müssen und frei planen können.
Die Nadel und das Schlauchsystem müssen in der Regel jeden zweiten bis dritten Tag erneuert werden. Hierbei ist Hygiene das A und O. Daher gilt vor dem Wechsel: gründlich Händewaschen und Einstichstelle desinfizieren. In der Diabetesberatung erfahren Träger:innen, worauf sie beim Wechsel achten sollten.
Vorteile einer Insulinpumpe
Die Insulinpumpe kann die Lebensqualität der Träger:innen (Erwachsene oder Kinder) erhöhen und zu einer stabileren Einstellung des Blutzuckers beitragen. Zudem kommt es seltener zu Unterzuckerungen. „Auch im Alltag bleiben Pumpenträgerinnen und -träger flexibel und können entscheiden, was, wann und wie häufig sie essen oder ob sie spontan Sport treiben möchten“, ergänzt Dr. Zimny. Dadurch wird man auch nicht ständig an seine Diabetes-Erkrankung erinnert.
Die Vorteile im Überblick:
- Spritzen zwischendurch fällt weg
- Stabilere Einstellung des Blutzuckers
- Insulinpumpe ist unauffällig unter der Kleidung
- Mehr Spontanität und Flexibilität im Alltag
- Unregelmäßiger Tagesablauf und Mahlzeiteinnahme möglich
- Seltenere Unterzuckerung
- Spritzen mit Insulin-Pen (ähnlich zu einem Stift) nicht nötig
Nachteile einer Insulinpumpe
Neben allen Vorteilen birgt die Insulinpumpentherapie auch einige Nachteile: So muss die Pumpe ständig am Körper getragen werden. Sie kann und sollte nur kurzzeitig, zum Beispiel zum Baden, abgenommen werden und auch in der Anschaffung ist die Pumpe nicht günstig.
„Die Insulinpumpentherapie setzt voraus, dass sich die Trägerin oder der Träger dazu in der Lage fühlt, sich selbstständig mit der Therapie im Alltag zu befassen“, empfiehlt der Experte. „Sollte die Pumpe über längere Zeit kein Insulin abgeben, weil sie nicht richtig funktioniert, die Kanüle rausgerutscht oder verstopft ist, besteht die Gefahr einer gefährlichen Übersäuerung des Blutes“, so Dr. Zimny weiter.
Die Nachteile im Überblick:
- Relativ hohe Kosten, meist Erstattung durch die Krankenkassen
- Pumpe muss immer am Körper getragen werden
- Einstichstelle kann sich entzünden
- Strenge Hygieneregeln nötig
- Kanüle kann verstopfen oder aus dem Unterhautfettgewebe rutschen
- Gefahr der Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose)
- Seltene technische Fehlfunktionen können lebensbedrohliche Folgen haben
Für wen eignet sich eine Insulinpumpe?
Besonders geeignet sind folgende Personen und Lebenssituationen. Hier ein Überblick:
- Typ-1-Diabetes, vor allem Kinder und Jugendliche
- Unregelmäßiger Tagesablauf, wie Schichtarbeit
- Schweren Folgeerkrankungen, die eine besonders stabile Insulinversorgung benötigen
- Häufige Blutzuckerschwankungen und Unterzuckerungen
- Ausgeprägter Blutzuckeranstieg in den frühen Morgenstunden (Dawn-Phänomen)
- Bei Kinderwunsch zur Stabilisierung des Blutzuckers vor und/oder während der Schwangerschaft
- Typ-2-Diabetes, bei denen die bisherige Therapie nicht ausreichend funktioniert hat
Kinder und Jugendliche machen rund ein Viertel aller Träger:innen aus. Menschen mit Diabetes Typ 2, die Insulin spritzen, können nur dann eine Pumpe erhalten, wenn andere Therapieversuche keinen Erfolg bringen.
Um eine Insulinpumpe zu nutzen, muss ein Antrag bei der Krankenkasse gestellt werden. Dies erfolgt zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt. Da die Behandlung mit einer Insulinpumpe teurer als die herkömmliche Therapie in Form von Spritzen oder Insulin-Pen ist, übernimmt die Krankenkasse die Kosten nur, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt.
Leben mit einer Insulinpumpe
Pumpenträger:innen können mit einem guten Basalwert auch schwerere oder ausgefallene Mahlzeiten besser kompensieren. Auch das Ausschlafen am Wochenende ist für sie einfacher, da die Pumpe den Blutzuckerwert auch im Schlaf konstant hält. Zudem ist sie so klein, dass sie beim Schlafen nicht stört.
Zum Duschen oder Baden kann die Pumpe kurzzeitig abgenommen werden. Und auch beim Sport können Träger:innen nun spontan sein. Mit der herkömmlichen Therapie muss Sport zeitlich genau geplant werden und sollte dann auch erfolgen. Gleiches gilt für Mahlzeiten, die ohne Pumpe genau durchdacht sein sollten. Ist eine Mahlzeit geplant, muss sie erfolgen, da der Blutzucker sonst durcheinander gerät. Die Insulinpumpe gibt den Träger:innen somit ein großes Stück mehr Flexibilität im Alltag.