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Burn-out und Schlafstörungen: Welche Rolle spielt Schlafmangel?

Schlechter Schlaf ist ungesund und kann sich in vielerlei Hinsicht auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit auswirken. Gerade Berufstätige, die länger unter Schlafstörungen leiden, sollten aufpassen. Unser Experte erklärt, wie Burn-out und Schlafstörungen zusammenhängen.

Schlaf - Schlaflosigkeit - Schlafstörung

Burn-out und Schlafstörungen: Erstes Warnsignal

Stress gilt als einer der Hauptgründe für das Auftreten eines Burn-outs. Doch chronischer Schlafmangel sollte in diesem Zusammenhang nicht unterschätzt werden.

Wer nachts noch an die Arbeit denkt und gedanklich keinen Feierabend machen kann, den plagen meist schlaflose Nächte. Und das kann ein erstes Warnsignal für ein drohendes Burn-out sein. Dr. Christian Lechner ist Chefarzt der Neurologie und Neurogeriatrie sowie des Schlafmedizinischen Zentrums im Helios Amper-Klinikum Dachau und ordnet ein, warum zu wenig Schlaf förderlich für das Burn-out-Syndrom ist und was dagegen hilft.  

Wie äußert sich das Burn-out-Syndrom?

Das Burn-out-Syndrom ist eine nicht eindeutig fassbare Störung, die oft mit dem Arbeitsleben verbunden ist. Es äußert sich durch körperliche Beschwerden und seelische Erschöpfung. Zu den ersten Symptomen eines Burn-outs zählen Schlafstörungen (Insomnie), Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und Verlust der Lebensfreude. Zudem kann es auch zu Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit bis hin zu Zynismus des Arbeitgebers gegenüber kommen.

„Oft sind Menschen mit einer hohen Leistungsbereitschaft und einem hohen Leistungsanspruch an sich selbst betroffen“, sagt Dr. Lechner. Fehlende Bestätigung persönlicher Erfolge im Arbeitsumfeld oder auch fehlende Anerkennung durch den Arbeitgeber spielen häufig eine große Rolle. Die zunehmende Arbeitsmenge, die geringe Fähigkeit, sich von beruflichen Anforderungen in der Freizeit zu distanzieren, eine ständige Erreichbarkeit, aber auch fehlendes Abschalten erhöhen das Risiko eines Burn-outs.  

Wie äußert sich chronischer Schlafmangel?

Menschen schlafen in der Regel zwischen sieben und acht Stunden. Wenige kommen mit sechs Stunden pro Nacht aus. Einige benötigen sogar neun bis zehn Stunden, um ausgeruht zu sein. „Der Schlaf spielt für unser Wohlbefinden und unsere körperliche und seelische Gesundheit eine wesentliche Rolle“, erklärt der Schlafmediziner.

Ein typisches Phänomen von Schlafmangel ist der vermehrte Appetit auf zuckerhaltige Lebensmittel, aber auch erhöhter Blutdruck. Eine verminderte Schlaftiefe und gestörte Schlafrhythmen bringen den Hormonhaushalt durcheinander. „Oft haben Menschen mit Schlafmangel auch Probleme mit dem Gewicht und ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall, Herzinfarkt, Diabetes und Unfälle.“

Die Auswirkungen von Schlafmangel

Während der Mensch schläft, regeneriert sich vor allem das Gehirn. Der nächtliche Schlaf ist gekennzeichnet durch eine typische Abfolge von Schlafstadien, die unterschiedliche Funktionen erfüllen.

In der ersten Nachthälfte produziert der Körper Hormone, die wichtig für Wachstum, Wundheilung und Zellregeneration sind. Gleichzeitig nehmen die Stresshormone Cortisol und Adrenalin ab.

Die Tiefschlafphase dient vor allem der Entmüdung. Der Traumschlaf, auch REM- oder Rapid-Eye-Movement-Schlaf genannt, tritt vorwiegend in der zweiten Nachthälfte auf und dient dazu, wichtige Informationen vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis zu übertragen.

„Ein verkürzter Nachtschlaf betrifft vor allem die REM-Schlafphase. Das kann zu Störungen des Gedächtnisses, aber auch der Konzentration und Reaktionsfähigkeit führen“, so der Schlafmediziner. 

Helios Amper-Klinikum Dachau

Chefarzt Neurologie und Neurogeriatrie

Oft sind Menschen mit einer hohen Leistungsbereitschaft und einem hohen Leistungsanspruch an sich selbst betroffen.

Eine Schlafstörung erkennen

Die Gründe für Probleme beim Einschlafen, Durchschlafstörungen und folglich nicht ausreichend Schlaf sind vielseitig. Es kann einfach an falschen Gewohnheiten, genauso wie Depressionen, Stress oder auch Medikamenten, Ernährungsstörungen und vielem mehr liegen.

Kurzandauernde Schlafstörungen, etwa vor einer Prüfung, sind normal und nicht besorgniserregend. Betroffene können in solchen Fällen bereits mit kleinen Stellschrauben viel bewirken. 

„Von einer medizinisch relevanten Schlafstörung sprechen wir in der Schlafmedizin, wenn jemand über einen Zeitraum von drei Monaten mehr als drei Tage pro Woche unter Ein- und Durchschlafstörungen leidet“, sagt Dr. Christian Lechner.  

Erhöhtes Risiko für Burn-out durch Schlafmangel?

„Schlafmangel ist die Folge eines Burn-out-Syndroms, aber gleichzeitig auch ein gravierender Risikofaktor“, so der Chefarzt.

Durch Müdigkeit und fehlenden Antrieb sinkt die Arbeits- und Leistungsfähigkeit sowie die Arbeitsgeschwindigkeit. Menschen mit hohen Ansprüchen an die eigene Leistung im Arbeitsleben werden dadurch extrem beansprucht und verunsichert. Zunehmende Zweifel an der Leistungsfähigkeit und das Unvermögen, die aktuelle Situation zu verändern, können ein Burn-out stark begünstigen.  

Burn-out-Symptome und Warnsignale sind:

  • zunehmende Reizbarkeit
  • Apathie (Teilnahmslosigkeit oder Gleichgültigkeit)
  • zunehmender Interessensverlust
  • bleierne, also extreme Müdigkeit
  • Frustration
  • Gefühl der Hilflosigkeit 

Schlafstörung durch Burn-out – was hilft?

Um eine Insomnie durch Burn-out zu behandeln, ist eine Analyse und Symptomsuche in der Arbeitswelt erforderlich. Dies geschieht zum Teil durch die zuständigen Arbeitsmediziner:innen. Zudem sollten Betroffene auch psychotherapeutische Angebote und eine schlafmedizinische Beratung nutzen, um wieder zu einem gesunden Schlaf zu finden.

„Zwar können Medikamente Schlafstörungen lindern, von klassischen Schlafmitteln rate ich jedoch ab, da diese abhängig machen können“, sagt Dr. Lechner. Medikamente gegen Schlafstörungen sollten von Spezialist:innen verordnet werden. Die Dauer der Einnahme sollte zudem begrenzt sein und regelmäßig überprüft werden. 

Tipps für einen erholsamen Schlaf

„Wichtig für Betroffene ist, dass sie das Privatleben und die Arbeitswelt trennen. Gerade in der aktuellen Welt des Homeoffice und der psychischen Belastungen fällt das nicht immer leicht“, weiß der Schlafmediziner.

Fünf Tipps gegen Schlaflosigkeit:

  • privates Umfeld bewusst gestalten und mit Struktur versehen
  • körperliche Bewegung
  • regelmäßig Sport treiben
  • Verzicht oder Reduktion von Alkohol
  • regelmäßige Erholungsphasen

Erholsamer Schlaf ist wichtig

Schlafstörungen können viele Auslöser haben. Sorgen, Stress und Kummer – auch um den Job – zählen zu den häufigsten Ursachen. Wichtig ist daher, auch im Beruf „Nein“ sagen zu können und die eigene Situation realistisch einzuschätzen, bevor das Abschalten nach Feierabend nicht mehr gelingt.

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