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Rückenschmerzen: das Volksleiden

Hape Kerkeling alias Horst Schlämmer hat ihn berühmt gemacht, den Satz: „Isch hab Rücken“. Damit sprach er Millionen Deutschen aus der Seele, denn „Rücken“ haben viele. Und doch ist nicht jeder Rückenschmerz gleich – unsere Schmerzexpertin klärt auf.

Rückenschmerzen

Volkskrankheit Rückenschmerzen

Im Laufe des Lebens erleben die meisten von uns irgendwann mal einen stärker schmerzenden Rücken. Ob nach sportlicher Betätigung oder nach dem Umzug, vielleicht hat man sich „verhoben“ oder einfach schlecht geschlafen. Solang der unverhofft auftretende Schmerz nach wenigen Tagen bis Wochen verschwunden ist, ist das zwar für Betroffene unangenehm, aber nicht bedenklich. Hält der Schmerz, vor allem im unteren Rückenbereich, länger an, stellt sich schnell die Frage: Woran liegt es?

 „Für viele Patienten beginnt dann eine Odyssee durch Arztpraxen unterschiedlicher Fachrichtungen: Hausarzt, Orthopäde, Radiologe, manchmal auch Psychologe. Die Diagnose Rückenschmerz ist eine der vielfältigsten, weil nicht immer körperliche Ursachen festzustellen sind“, weiß Martina Ziegler-Eschweiler. Die leitende Oberärztin der Schmerztherapie der Helios Bördeklinik in Neindorf sieht häufig Rückenpatient:innen, die schon zahlreiche Therapieversuche hinter sich haben.

Nicht immer sind körperliche Ursachen erkennbar

Der Rückenschmerz der Lendenwirbelsäule macht sich häufig durch einen dumpfen, zum Teil stechend-ziehenden Schmerz bemerkbar. „Oft strahlt der Schmerz auch in Gesäß und Beine aus. Manche haben dabei den Eindruck, es sei etwas eingeklemmt“, sagt Ziegler-Eschweiler. Doch in der bildgebenden Diagnostik sind mitunter keine körperlichen Ursachen erkennbar.

„Klar, mit zunehmenden Alter haben unsere Knochen Verschleißerscheinungen. Bei den vielen großen und kleinen Nerven kann meistens nicht gesagt werden, ob überhaupt und wenn ja, welcher Nerv von einer möglichen Einengung betroffen ist“, erklärt die Schmerzexpertin.

Auslöser für Rückenschmerzen und wie Sie diese vermeiden

Rückenschmerzen können manchmal unerträglich werden und zum Teil verhindern sie jede Bewegung. Auslöser können ganz normale Alltagssituationen sein.

Sitzende Tätigkeit

Die normale Haltung der Wirbelsäule ist die aufrechte Körperhaltung. Das dauerhafte Sitzen, zum Beispiel im Büro, ist eine Hauptursache für wiederkehrende Rückenschmerzen verursacht durch eine häufig eingenommene und nicht veränderte Fehlhaltung. Achten Sie deshalb auf die richtige Sitzposition.

  • Lehne so einstellen, dass der Rücken circa 15 bis 20 Zentimeter über die Sitzfläche gestützt wird
  • nicht längere Zeit ununterbrochen in der gleichen Sitzhaltung verweilen
  • zwischendurch aufstehen
  • Streckübungen durchführen (die Bandscheiben leben von der Bewegung)
  • Sitzposition und Sitzhaltung auch einmal wechseln

Heben und Tragen von Lasten

Meist packen wir die Dinge nicht richtig an. Beim Aufheben von Lasten beugen wir uns mit rundem Rücken und gestreckten Beinen nach unten. In dieser Stellung wird der Druck in den Bandscheiben der Lendenwirbelsäule stark erhöht. Die Bandscheiben werden damit allmählich geschädigt.

Machen Sie es wie die Gewichtheber

  • in die Knie gehen
  • den Gegenstand anheben
  • mit geradem Rücken hochgehen
  • beim Tragen von Lasten das Gewicht verteilen
  • lieber zwei kleine Taschen als eine große und schwere, die einseitig getragen wird

Im Bett liegen

Das Schlafen kann nicht nur erholsam und entspannend sein, sondern auch Schmerzen im Rücken auslösen. Immer dann, wenn wir nicht darauf achten, wie wir uns betten.

  • vermeiden Sie eine durchgelegene Matratze
  • empfehlenswert ist eine feste Unterlage (Bettrost mit verschiedenen, möglichst einstellbaren Härtegraden, gewichtsangepasst)
  • eine Matratze mit einem gewichtsbezogenen Härtegrad, sodass der Körper überall richtig aufliegt und gestützt wird (Mehrzonenmatratze, gegebenenfalls Auswahl nach Körperbau)
  • keine zu großen oder zu dicken Kissen verwenden, die den Oberkörper in halbe Sitzlage bringen
  • besser ein kleines und flaches Kissen zur Unterstützung von Kopf und Nacken verwenden

Schuhwerk

Auch der schönste Schuh nutzt nichts, wenn man ihn vor lauter Schmerz im Kreuz nicht tragen kann oder er ursächlich für die Schmerzen ist.

  • bevorzugen Sie Schuhe mit Sohlen und Absätzen, welche eine Stoßdämpfung für Wirbelsäule und Gelenke mit übernehmen können
  • wählen Sie keine zu hohen Absätze (als ständige Schuhauswahl, Ausnahmen dürfen sein)
  • je höher der Absatz, desto stärker die Belastung der Lendenwirbelsäule (Hohlkreuzstellung)

Essen und Gewicht

Achten Sie auf ein möglichst ideales Körpergewicht. Jedes überflüssige Pfund belastet zusätzlich Bandscheiben, Wirbelsäule und Gelenke. Betätigen Sie sich sportlich. Als rückenfreundliche Sportarten gelten:

  • Gymnastik
  • Radfahren (mit korrekter Oberkörperhaltung)
  • Skilanglauf
  • Jogging, Walking (zum Beispiel Waldlauf)
  • Schwimmen; vor allem Rückenschwimmen ist besonders zu empfehlen. Durch den Auftrieb im Wasser und durch die gestreckte Rückenlage wird die Wirbelsäule optimal entlastet

Druck von innen und außen

Wo Schmerz ist, werden Bewegungen kleiner und weniger, denn er schränkt Betroffene in den meisten Fällen stark ein. Dann fällt, vor allem bei körperlich anstrengender Arbeit, jede Bewegung schwer. „Viele Patienten lassen sich daher krankschreiben. Sind die Ursachen der Schmerzen nicht erkennbar, kann sich der Arbeitsausfall schnell auf unbestimmte Zeit hinziehen.“

In ihrem Alltag erlebt Martina Ziegler-Eschweiler häufiger, dass diese Situation den Schmerzpatient:innen zusätzlich unter Druck setzt. „Kein Arbeitgeber verzichtet gern längerfristig auf seine Mitarbeiter. Dieser Umstand lässt bei Betroffenen oft Druck entstehen, vielleicht auch, weil hier Arbeitslosigkeit oder der Verlust des Arbeitsplatzes droht“, erklärt die Medizinerin.

Dann beginnt ein Teufelskreis: Innerer Druck wirkt sich negativ auf die Muskelanspannung aus und bedeutet zunehmende Verkrampfung. Das wiederum begünstigt Schmerzen weiter. Eine Spirale aus anhaltenden Schmerzen, muskulären Verkrampfungen und Sorgen beginnt und mündet meist in zunehmende Schmerzen, Zurückgezogenheit und sinkende Lebensqualität.

Wenn alle Therapien ausgeschöpft sind

Spätestens an diesen Punkten wissen viele Patient:innen nicht mehr, wer oder was noch helfen kann. Viele Hausärzt:innen kennen diese Hilflosigkeit ihrer Patient:innen, können aber wenig für sie tun. „Bei allen bisher bemühten Therapien wie Physiotherapie, Massage, Fango und den abgeschlossenen diagnostischen Maßnahmen beziehungsweise Arztkonsultationen kann dann die Hilfe eines Schmerztherapeuten gesucht werden“, rät Martina Ziegler-Eschweiler.

Wege aus dem Schmerz

„Zunächst prüfen wir, ob der Patient die nötige Diagnostik und vorherige Therapien durchlaufen hat. Meistens liegen weitere körperliche, manchmal auch seelische Beschwerden vor, die eine stationäre Überwachung brauchen“, sagt sie. Im Team sind neben Martina Ziegler-Eschweiler auch Dr. Stefan Gmirek, Facharzt für Neurochirurgie, und Schmerz-Schwester Birgit Hasak. Sie stellen im Gespräch das Therapiekonzept der multimodalen Schmerztherapie vor.

 „Die multimodale Schmerztherapie verfolgt das Ziel, Patienten mithilfe unterschiedlicher Therapieverfahren, sowohl auf bewegungstherapeutischer als auch psychotherapeutischer Weise, individuelle Wege aus der Schmerzspirale zu finden.“ Das nimmt in der Regel zwei bis drei Wochen in Anspruch, die Patient:innen stationär verbringen. Auch Kunsttherapie, psychologische Einzel- und Gruppentherapie sowie Entspannungstherapie zählen zum umfangreichen Angebot. „Unser Ziel ist es, Schmerzgeplagten wieder Lebensqualität zu geben, indem sie dem Schmerz in ihrem Leben weniger Raum lassen. Das kann auf medikamentöse Weise und mit entsprechenden Übungen unterstützt werden.“

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