Was ist hormonfreie Verhütung?
Neben den hormonellen Verhütungsmitteln wie beispielsweise der Pille oder Hormonspirale, gibt es verschiedene hormonfreie Varianten zur Verhütung. Man unterscheidet zwischen:
- Mechanischen Verhütungsmitteln: Sie verhindern, dass die Spermien die Eizelle erreichen. Das Kondom ist ein bekanntes Beispiel.
- Chemischen Verhütungsmitteln (Spermizide): Diese töten Spermien in der Vagina ab. Sie sollten nie allein, sondern immer in Kombination mit einer mechanischen Verhütungsmethode angewendet werden. Nur so ist der Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft gegeben.
- Natürlichen Verhütungsmethoden: Sie basieren darauf, die fruchtbaren Tage im Zyklus zu kennen. An den unfruchtbaren Tagen ist eine Schwangerschaft unwahrscheinlich. An den anderen Tagen sollte zusätzlich ein anderes Verhütungsmittel, beispielsweise ein Kondom, verwendet werden.
Welche hormonfreien Verhütungsmethoden gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von hormonfreien Methoden zur Verhütung. Ihr Gynäkologe berät Sie gerne, welche für Sie in Frage kommt.
Kupferspirale und Kupferkette
Kupferspirale und Kupferkette gehören zu den sogenannten Intrauterinpessaren. Intrauterin bedeutet, dass die Spirale direkt in der Gebärmutter platziert wird. Die Spirale besteht aus einem T-förmigen Stäbchen, das in die Gebärmutter eingelegt wird. Bei der Kupferkette sind mehrere kleine Kupferzylinder an einem Nylonfaden aufgefädelt. Beide geben in der Gebärmutter Kupferionen ab, die eindringende Spermien schädigen und dadurch eine Schwangerschaft verhindern.
Es gibt seit einiger Zeit eine Gold-Kupferspirale auf dem Markt. Hier ist der Plastikkörper der Spirale mit einer Gold-Kupfer-Legierung umwickelt. Das Gold soll eine antibakterielle und fungizide (pilztötende) Wirkung haben.
Für Frauen, die langfristig und hormonfrei verhüten wollen, stellen Kupferspirale und Kupferkette häufig eine sichere und kostengünstige Verhütungsmethode dar, da die Spirale über mehrere Jahre verwendet werden kann.
Bei manchen Frauen kann es allerdings bei der Verwendung zu einer stärkeren Regelblutung und Menstruationsbeschwerden kommen.
Mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 1 gehören die Kupferspirale beziehungsweise die Kupferkette zu den sicheren Verhütungsmitteln.
Kupferball
Eine relativ neue Methode ist der Kupferball, auch Kupferperlenball genannt. Er funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Kupferspirale oder -kette. Er gibt Kupfer-Ionen in die Gebärmutter ab und vermindert dadurch die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien.
Beim Kupferball werden mehrere kleine Kupferkügelchen auf einen Draht aufgezogen. Er passt sich in der Form der Gebärmutter an, was den Tragekomfort erhöhen soll.
Zur Sicherheit des Kupferballs (Pearl Index) existieren bislang noch keine abgeschlossenen Studien.
Diaphragma
Das Diaphragma wird bis zu zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt und auf den Muttermund gestülpt. Dadurch verschließt es den Spermien den Weg in die Gebärmutter. Ein Diaphragma sollte immer in Kombination mit einem Spermizid, also einem chemischen Mittel zur Abtötung der Spermien, verwendet werden. Nach dem Geschlechtsverkehr sollte das Diaphragma mindestens sechs Stunden, jedoch nicht länger als 24 Stunden in der Vagina bleiben. Anschließend wird es gereinigt und kann wiederverwendet werden. Der passende Sitz ist beim Diaphragma entscheidend und sollte vom Gynäkologen angepasst werden. Der Pearl-Index des Diaphragmas liegt bei 4 bis 14.
Kondom
Das Kondom gehört zu den ältesten und bekanntesten Barrieremethoden und ist als eines der wenigen Verhütungsmittel für den Mann gedacht. Es wird vor dem Sex über den erigierten Penis gestülpt und fängt das Ejakulat des Mannes auf. Entscheidend für die Sicherheit sind die passende Größe und die richtige Anwendung. Ist beides gegeben, liegt der Pearl-Index bei 2. Zudem schützt das Kondom vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Frauenkondom (Femidom)
Das Kondom für Frauen funktioniert vom Prinzip her wie das für Männer. Es ist länger und deutlich weiter und hat am vorderen und hinteren Ende jeweils einen Ring. Der innere Ring wird in die Vagina eingeführt und dort fixiert. Der äußere befindet sich auf den Venuslippen. Das Femidom kleidet die Scheide von innen aus und fängt wie das Kondom für Männer die Spermien auf.
Ein Vorteil ist analog zum Männer-Kondom, dass es Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen bietet. Die Sicherheit hängt stark von der richtigen Verwendung ab, es liegen bisher auch nur wenige Daten vor. Der Pearl-Index liegt bei circa 5.
Natürliche Familienplanung
Natürliche Familienplanung ist der Oberbegriff für verschiedene Methoden, mit denen der Zyklus beobachtet und die fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen im Zyklus der Frau unterschieden werden. Paare haben entweder ausschließlich an den unfruchtbaren Tagen Sex oder sie nutzen dann Methoden wie das Kondom oder das Diaphragma.
Es gibt verschiedene Methoden, doch natürliche Verhütung setzt immer ein gewisses Maß an Disziplin voraus. Sie müssen Ihre Beobachtungen gewissenhaft dokumentieren und auswerten und die Regeln der jeweiligen Methode konsequent einhalten.
Temperaturmethode
Die Temperaturmethode basiert auf der Tatsache, dass die morgendliche Körpertemperatur im Laufe des Zyklus schwankt. Sie ist in der ersten Zyklushälfte – also vor dem Eisprung – niedriger und steigt nach dem Eisprung um mindestens 0,2 Grad Celsius an. Zur Bestimmung misst die Frau ab dem Tag nach Ende der Monatsblutung jeden Morgen ihre Temperatur (Basaltemperatur) und trägt diese in ein Temperatur-Kurvenblatt ein. Nach einigen Zyklen kann sie so ihren Eisprung bestimmen. Das verwendete Thermometer sollte mindestens zwei Nachkommastellen anzeigen.
Voraussetzung für diese Methode ist ein regelmäßiger Zyklus. Fachleute empfehlen, die Temperaturmethode zur Erhöhung der Sicherheit mit einer weiteren Methode zu kombinieren.
Die Zervixschleim-Methode
Auch bei der Zervixschleim-Methode (auch Billings-Methode genannt) wird versucht, die fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen zu unterscheiden. Dieser Schleim wird im Gebärmutterhals gebildet und verändert sich im Laufe des Zyklus deutlich: Während der unfruchtbaren Tage ist der Schleim meist zäh, klebrig und trüb. In der fruchtbaren Phase, kurz vor dem Eisprung, wird er zunehmend klarer, spinnbar und flüssiger – er lässt sich zwischen den Fingern zu Fäden ziehen (sogenannter „Faden-Test“). Das weist auf eine hohe Fruchtbarkeit hin.
So können Sie den Schleim selbst überprüfen:
Nach dem Toilettengang oder beim Abwischen mit Toilettenpapier kann der Zervixschleim beobachtet und zwischen Daumen und Zeigefinger vorsichtig auseinandergezogen werden. Regelmäßige tägliche Beobachtung über mehrere Zyklen hilft dabei, individuelle Muster zu erkennen.
Bei manchen Frauen ist die Veränderung des Zervix-Schleims nicht aussagekräftig genug. In diesem Fall kann die "Muttermundmethode" zusätzlich angewendet werden. Der Muttermund ist während der unfruchtbaren Tage hart, geschlossen und steht tief in der Vagina. Durch den erhöhten Östrogenspiegel rund um den Eisprung ist er weich, öffnet sich fast einen Fingerbreit und steht hoch in der Scheide.
Fachleute empfehlen, die Beobachtung von Zervixschleim und Muttermund mit einer anderen Methode zu kombinieren, um die Sicherheit zu erhöhen.
Die Symptothermale Methode
Hier werden Temperaturmethode mit der Beobachtung von Zervixschleim und Muttermund kombiniert. Diese Methode gilt als eine der sichersten unter den natürlichen Verhütungsmitteln, weil sie dem Prinzip der doppelten Kontrolle folgt. Der Pearl-Index der symptothermalen Methode liegt bei korrekter Anwendung bei 0,4, ist also mit der Sicherheit der Pille vergleichbar.
Sterilisation
Die Sterilisation ist eine dauerhafte Verhütungsmethode für Frauen und Männer, bei denen die Familienplanung ganz sicher abgeschlossen ist. Mit Hilfe einer Bauchspiegelung werden bei Frauen die Eileiter (Tubenligatur) verschlossen oder durchtrennt, sodass damit Eizelle und Samenzellen nicht mehr aufeinandertreffen können. Bei Männern werden die Samenleiter (Vasektomie) verschlossen. Danach befinden sich keine befruchtungsfähigen Samenzellen mehr in der Samenflüssigkeit.
Die Sterilisation lässt sich nur schwer rückgängig machen, deswegen sollte dieser Schritt gut durchdacht werden. Ihr Frauenarzt berät Sie gerne ausführlich und informiert über Vor- und Nachteile.
Nach einer Vasektomie wird circa eine von 2.000 Frauen schwanger. Der Pearl-Index der Sterilisation bei der Frau liegt bei 0,2 - 0,5.
Coitus interruptus
Der Coitus interruptus (Rückziehmethode) gilt im engeren Sinne nicht als Verhütungsmethode, wird jedoch in Deutschland laut der „Bundesweiten Aufklärungsstudie der BZgA“ (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) von rund 5 Prozent der Paare praktiziert. Weltweit wird der Coitus interruptus laut Daten der UN und der WHO von etwa 4 bis 10 % der Paare als Hauptmethode genutzt. Er beruht darauf, dass der Mann rechtzeitig vor dem Samenerguss den Penis aus der Vagina herauszieht.
Bei typischer Anwendung werden innerhalb eines Jahres circa 20 von 100 Frauen schwanger. Das entspricht einem Pearl-Index von circa 20. Ein wesentlicher Grund für die hohe Schwangerschaftsquote ist das sogenannte Präejakulat, auch Lusttropfen genannt. Dieser tritt bereits vor dem eigentlichen Samenerguss aus und kann Spermien enthalten – selbst wenn es zu keinem vollständigen Samenerguss in der Scheide kommt. Dadurch kann es trotz scheinbar „korrekter“ Anwendung zu einer Befruchtung kommen. Hinzu kommt, dass das rechtzeitige Zurückziehen in der Praxis häufig fehlerhaft erfolgt. Besonders bei jungen oder unerfahrenen Männern ist das Risiko groß, den entscheidenden Moment zu verpassen. Selbst ein kurzer Kontakt von Ejakulat mit der Scheide kann ausreichen, um zu einer Schwangerschaft zu führen. Außerdem bietet der Coitus interruptus keinerlei Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen.
Häufig gestellte Fragen zu hormonfreier Verhütung
Welche hormonfreien Verhütungsmethoden kommen nach Geburt oder Kaiserschnitt in Frage?
Die Kupferspirale oder Kupferkette kann einige Wochen nach einer Geburt eingesetzt werden, wenn sich die Gebärmutter vollständig zurückgebildet hat. Nach einem Kaiserschnitt dauert dieser Rückbildungsprozess in der Regel etwas länger. Ihr Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin wird Sie ausführlich dazu beraten.
Auch Methoden der Natürlichen Familienplanung lassen sich während der Stillzeit anwenden - allerdings gelten hier besondere Regeln, da der Zyklus zunächst unregelmäßig sein kann und hormonelle Veränderungen die Köpersignale beeinflussen können. Sprechen Sie Ihren Gynäkologen an, wenn Sie die Methode direkt nach einer Geburt anwenden wollen.
Kann man bei Endometriose hormonfrei verhüten?
Endometriose ist eine chronische, oft schmerzhafte Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst. Die Verhütung bei Endometriose zielt darauf ab, eine ungewollte Schwangerschaft wirksam zu verhindern und gleichzeitig die Beschwerden zu lindern. Häufig werden dafür hormonelle Präparate eingesetzt, insbesondere Gestagen-Monopräparate, da sie das Endometriosegewebe unterdrücken können. Sollten Sie aber eine hormonfreie Verhütung bevorzugen, sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin über geeignete Alternativen.
Empfehlungen für Frauen ab 40
Bei Frauen ab 40 Jahren setzt die sogenannte Perimenopause ein, also eine Phase von tiefgreifenden hormonellen Veränderungen, die bis zum Ende der Wechseljahre anhalten. Wegen des ansteigenden Thromboserisikos kann es sinnvoll sein, auf eine Kombinationspille zu verzichten. Hier können nichthormonelle Methoden wie die Kupferspirale oder -kette eine sinnvolle Alternative sein.
Natürliche Verhütungsmethoden sind wegen der Veränderungen im Hormonhaushalt oft schwieriger anzuwenden, es ist jedoch nicht unmöglich. Sprechen Sie Ihren Frauenarzt an, um die optimale Verhütungsmethode zu finden.
Bei welcher Verhütung erleben Frauen keinen Libidoverlust?
Manche Frauen berichten bei Einnahme der Pille oder anderer hormoneller Verhütungsmittel von einem Rückgang der Libido. Die Studienlage hierzu ist jedoch nicht eindeutig, denn auf das sexuelle Verlangen haben viele Faktoren Einfluss, z.B. Beziehungsstatus, Alter oder psychische und körperliche Gesundheit.
Bei allen nichthormonellen Verhütungsmethoden ist grundsätzlich kein Libidoverlust zu befürchten, da diese nicht in den hormonellen Zyklus der Frau eingreifen.