Atemnot, Kurzatmigkeit, Luftnot: Begriffserklärungen
Im Alltag verwenden die meisten Menschen die Begriffe „Atemnot“ oder „Luftnot“ synonym. Medizinisch korrekt ist der Begriff „Atemnot“, für den Ärzte auch das Wort „Dyspnoe“ nutzen. Gemeint ist damit die subjektiv empfundene Schwierigkeit, ausreichend Luft zu bekommen. „Kurzatmigkeit“ wiederum bezieht sich in der Regel auf die belastungsabhängige Form der Atemnot, sprich: Das „außer Atem kommen“ bei Anstrengung.
Ursachen von Atemnot und Kurzatmigkeit
Atemnot kann viele Ursachen haben. Am häufigsten steckt eine Erkrankung des Herzens, der Lunge oder der Blutversorgung dahinter. In allen Fällen ist der Körper entweder nicht in der Lage, genügend Sauerstoff aufzunehmen, ihn in benötigtem Umfang zu transportieren oder entsprechend des Bedarfs zu nutzen. Nicht zuletzt können auch psychische Faktoren eine Rolle spielen, weil das Atemzentrum im Gehirn durch Emotionen beeinflusst werden kann.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz und Lunge arbeiten eng zusammen. Das Herz pumpt sauerstoffarmes Blut zur Lunge. Hier wird es mit Sauerstoff angereichert und zurück zum Herzen transportiert. Von dort aus wird es im gesamten Körper verteilt. Ist das Herz geschwächt, wird dieses System beeinträchtigt.
Häufige Ursachen für Atemnot sind:
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Das Herz kann nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen. Dadurch staut sich Flüssigkeit in der Lunge und das Atmen wird erschwert.
- Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern): Ein unregelmäßiger Herzschlag kann die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigen. Dadurch gelangt weniger Sauerstoff in den Körper.
- Koronare Herzerkrankungen: Verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße führen dazu, dass der Herzmuskel schlechter mit Sauerstoff versorgt wird. In der Folge kommt es bei Belastung zu Atemnot.
Lungenerkrankungen
Krankheiten, die die Lunge selbst betreffen, sind auch oftmals Ursache für Atemnot oder Kurzatmigkeit.
Zu den häufigsten Auslösern für Luftnot gehören:
- Asthma bronchiale: Akute, häufig allergisch ausgelöste Verengungen der Atemwege führen zu einem Asthmaanfall, der oft mit Beklemmungen im Brustkorb und pfeifenden Atemgeräuschen auftritt.
- COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung): Durch die dauerhafte Entzündung und Verschleimung der Bronchien sind die Atemwege verengt. Besonders bei Belastung entsteht dann Atemnot.
- Lungenentzündung (Pneumonie): Wenn durch eine Infektion das Lungengewebe entzündet ist, führt dies in der Regel zu Fieber, Husten, einer Störung der Sauerstoffversorgung und zunehmender Luftnot.
- Lungenembolie: Verstopft ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß in der Lunge, wird plötzlich ein Teil der Lunge nicht mehr durchblutet und kann keinen Sauerstoff mehr aufnehmen. Dies ein medizinischer Notfall, der sofort behandelt werden muss.
- Tumorerkrankungen: Lungenkrebs kann die Atemwege schädigen oder blockieren und damit zu einer verringerten Sauerstoffaufnahme führen.
- Lungenfibrose: Eine langsame Vermehrung von Bindegewebe in den Lungenbläschen mit unterschiedlichster Ursache, führt zu einer Störung der Sauerstoffaufnahme und damit verbundener Atemnot, die sich vor allem bei stärkerer körperlicher Belastung bemerkbar macht.
Psychische Ursachen
Menschen, die unter Angststörungen oder Panikattacken leiden, geraten häufig in Stress- und Angstsituationen, bei denen die Atmung flacher werden kann. Es entsteht dann das Gefühl von Luftnot oder Kurzatmigkeit, obwohl eine normale Sauerstoffversorgung vorliegt.
Weitere häufige Auslöser
Auch Adipositas (krankhaftes Übergewicht) kann zu einer Atemnot führen. Oft fällt Betroffenen das Atmen unter körperlicher Anstrengung schwer, weil Fettgewebe die Atemmuskulatur und das Zwerchfell in ihrer Funktion behindern sowie das Herzkreislaufsystem unter Belastung stärker fordern. Denn: Vermehrtes Körpergewicht hat auch einen höheren Sauerstoffbedarf des Körpers zur Folge, der durch Herz und Lunge gedeckt werden muss.
Eine weiterer häufiger Auslöser für Atemnot ist eine Blutarmut (Anämie). Hier befindet sich zu wenig Hämoglobin (Farbstoff der roten Blutkörperchen) im Blut, das für den Sauerstofftransport zuständig ist. Das kann zu einem Sauerstoffmangel führen, obwohl die Lungenfunktion normal ist. Oft versucht der Körper diesen Mangel durch eine schnellere Atmung auszugleichen.
Warnsignale: Wann wird Atemnot gefährlich?
Eine Atemnot kann lebensbedrohlich sein. Bei diesen Symptomen muss sofort ärztliche Hilfe geholt werden:
- Plötzliche Atemnot ohne erkennbare Ursache
- Bläuliche Lippen und/oder Fingernägel (Zyanose)
- Brustschmerzen, Herzrasen, Druckgefühl
- Bewusstseinsstörungen oder Benommenheit
- Atemnot in Ruhe oder beim Sprechen
- Begleitendes Fieber, Schüttelfrost, blutiger Auswurf
Wann zum Arzt? Orientierung für die richtige Einschätzung
Der Notruf 112 sollte sofort gewählt werden, wenn:
- Die Atemnot plötzlich auftritt und sich rasch verschlimmert
- Herzbeschwerden, Brustschmerzen oder Kreislaufprobleme bestehen
- Erstickungsgefühl oder Luftnot in Ruhe besteht
Eine zeitnahe ärztliche Untersuchung ist angezeigt, wenn:
- Die Atemnot über Tage bis Wochen zunimmt
- Neue beziehungsweise weitere Beschwerden auftreten
- Unsicherheit über die Ursache der Atemnot besteht
Unterscheidung von akuter und chronischer Dyspnoe
Akute und chronische Atemnot unterscheiden zu können, ist wichtig, um den richtigen Zeitpunkt für ärztliche Hilfe zu erkennen
Akute Atemnot erkennen
Eine akute Atemnot besteht, wenn Betroffene plötzlich und schnell zunehmend Luftnot verspüren.
Typisch dafür ist:
- Tritt innerhalb weniger Minuten bis Stunden auf
- Meist verbunden mit Symptomen wie Brustschmerz, Husten, blasser Haut, Schwindel oder Panikgefühl
- Mögliche Ursachen: Asthmaanfall, Lungenembolie, Herzinfarkt, allergische Reaktion
Chronische Atemnot erkennen
Eine chronische Atemnot meint eine langsam zunehmende und oft dauerhaft bestehende Luftnot.
Typisch dafür ist:
- Entwickelt sich meist über Wochen, Monate oder sogar Jahre
- Anfangs oft nur unter Belastung (z. B. Treppensteigen), später eventuell auch in Ruhe
- Meist kein medizinischer Notfall, aber ein ernstzunehmender Hinweis auf eine behandlungsbedürftige Grunderkrankung (zum Beispiel Herzschwäche, COPD, Lungenfibrose, Blutarmut)
Wer sich über einen längeren Zeitraum und bei körperlicher Aktivität, die zuvor kein Problem war, immer häufiger und schneller außer Atem fühlt, sollte das ärztlich abklären lassen.
Sofortmaßnahmen & Selbsthilfe bei Luftnot
Auch die Maßnahmen bei Atemnot richten sich danach, ob es sich um eine akute oder chronische Atemnot handelt.
Folgende erste Hilfe Maßnahmen gelten bei akuter Atemnot:
- Wählen Sie den Notruf 112
- Beruhigen Sie die betroffene Person
- Öffnen Sie eng sitzende Kleidung im Bereich von Hals und Brustkorb wie Krawatten oder Büstenhalter
- Setzen Sie die betroffene Person in einer aufrechte Haltung beziehungsweise lagern Sie den Oberkörper leicht angehoben
- Wenn möglich: Atmungserleichternde Maßnahmen wie den Kutschersitz oder die Lippenbremse nutzen
- Sorgen Sie für frische kühle Luft (zum Beispiel Ventilator, Fenster öffnen)
Bei bekannten Diagnosen sollten Betroffene das verordnete Notfall-Medikament anwenden.
Folgende Ratschläge können die Atmung bei chronischer Luftnot erleichtern:
- Einüben von Atemtechniken wie der Lippenbremse
- Regelmäßiges Praktizieren von Yoga oder leichten körperlichen Aktivitäten
- Stärkung der Atemmuskulatur durch Atemübungen
- Einüben von Entspannungstechniken, um auch in stressigen Situationen schnell zur Ruhe zu kommen und die Atmung wieder zu vertiefen
- Regelmäßige Einnahme der verordneten Medikamente
Sind Atemnot und Kurzatmigkeit die Folge einer akuten Infektion (zum Beispiel Bronchitis), können Hausmittel wie Inhalation mit warmen Wasserdämpfen oder das Trinken von Kräutertees (zum Beispiel Fenchel, Thymian, Anis) zur Schleimlösung und damit zur Verbesserung der Atmung beitragen.
Behandlung der chronischen Luftnot
Dauerhafte Luftnot ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern das Symptom einer anderen zugrundeliegenden Erkrankung. Die Behandlung der Luftnot hängt also in erster Linie von der Therapie der Grunderkrankung ab.
Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind langfristige Maßnahmen:
- Medikamente, die das Herz entlasten (je nach Grunderkrankung beispielsweise ACE-Hemmer, Betablocker, Diuretika)
- Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, zu hohem Cholesterin
- Förderung einer herzgesunden Lebensweise: ausreichend Bewegung, salzarme Ernährung, Rauchstopp
Das Ziel ist, das Herz zu stärken und die Belastbarkeit zu erhöhen.
Bei Lungenerkrankungen gehören zu den langfristigen Maßnahmen:
- Inhalationsmedikamente, die die Atemwege erweitern oder Entzündungen reduzieren
- Rauchstopp (wichtigste Maßnahme bei COPD)
- Lungensport und Atemphysiotherapie, um die Atemmuskulatur zu stärken
- Sauerstofflangzeittherapie, wenn dauerhaft zu wenig Sauerstoff im Blut ist
- Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken, Keuchhusten und Covid-19 zur Vorbeugung von Infekten
Ziel ist, die Lungenfunktion zu stabilisieren, die Atemwege offen zu halten und Infekte der Atemwege zu vermeiden.
Bei psychischen Ursachen können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Erlernen von Entspannungsverfahren wie beispielsweise Meditation, progressive Muskelentspannung, Atemübungen
- wenn nötig: medikamentöse Behandlung gegen Angst oder Depression
- Psychotherapie
Ziel ist, Angst und Stress abzubauen und die Atmung nicht zu behindern.
Bei Blut- oder Stoffwechselerkrankungen gehören zur Behandlung unter anderem:
- Gabe von Eisen- oder Vitaminpräparaten, sofern ein Mangel vorliegt
- Behandlung der Grunderkrankung (zum Beispiel Hormongabe bei Schilddrüsenerkrankung)
- regelmäßige Kontrolle des Blutes, um alle relevanten Werte zu überwachen
Ziel ist, den Sauerstofftransport im Blut zu verbessern.