Was bedeutet Geburtseinleitung?
Bei einer Geburtseinleitung wird die Geburt durch Auslösen von künstlichen Wehen versucht in Gang zu bringen. Die Dauer von der Einleitung bis zur Geburt ist nicht pauschal vorhersagbar: Bei einigen Schwangeren kann es bereits innerhalb der ersten Stunden zur Geburt kommen, bei anderen kann es auch über mehrere Tage andauern. Beides ist völlig normal. Ziel der Einleitung ist immer, eine sichere Geburtssituation für Mutter und Kind zu gewährleisten.
Laut Leitlinie Geburtseinleitung wird bei etwa 20 bis 25 Prozent aller Schwangerschaften eine Geburtseinleitung durchgeführt.
Wann und warum wird eine Geburt eingeleitet?
„Die Einleitung der Entbindung ist vor allem dann notwendig, wenn die Verzögerung gesundheitliche Risiken für die schwangere Frau und ihr Baby bedeutet“, sagt Dipl.-Med. Thoralf Amse, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe am Helios Klinikum Gotha. Bei einer unauffälligen Schwangerschaft, die bereits über den errechneten Geburtstermin hinaus dauert, bieten Ärztinnen und Ärzte ab der 41. Schwangerschaftswoche (SSW) eine Einleitung der Geburt an. Besonders bei Schwangeren über 40 Jahren, Frauen mit Übergewicht oder Raucherinnen ist eine künstliche Einleitung der Wehen ab der 42. Schwangerschaftswoche sinnvoll.
Eine Geburtseinleitung wird notwendig, um ein zu hohes Geburtsgewicht des Kindes, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt oder im schlimmsten Fall den Kindstod zu vermeiden. Diese Empfehlungen bestätigen auch die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Gut zu wissen: Jede Frau bestimmt selbst, ob und wann die Geburt ihres Kindes eingeleitet werden soll. Wenn sich die Mutter trotz ärztlichem Rat gegen das Einleiten der Wehen entscheidet, muss sie schriftlich erklären, dass sie die Risiken selbst trägt.
Weitere Gründe, die eine Einleitung der Entbindung notwendig machen können:
- vorzeitiger Blasensprung
- zu wenig Fruchtwasser
- Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie)
- Schwangerschaftsdiabetes
- abnehmende Kindsbewegungen
- unverhältnismäßig großes Kind
- Wunscheinleitung
Gut zu wissen: Das Baby bestimmt, wann die Geburt losgeht. Bevor es nicht bereit ist, wird kein Bad, kein Spaziergang und kein Geschlechtsverkehr Wehen anregen. Möchte das Kind das Licht der Welt erblicken, spricht allerdings nichts dagegen, dem Geburtsvorgang auf die Sprünge zu helfen und die Wehen sanft zu fördern.
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Geburtseinleitung: Welche Methoden gibt es?
Eine Geburt kann sowohl medikamentös als auch mechanisch eingeleitet werden.
Medikamentöse Geburtseinleitung
„Die medikamentöse Geburtseinleitung erfolgt unter engmaschigen Kontrollen von Mutter und Kind. Dabei wird das Kind durch Abhören der Herztöne überwacht“, sagt der Chefarzt.
Folgende Wirkstoffe werden eingesetzt:
- Oxytocin: Das Hormon Oxytocin wird über eine Infusion verabreicht, wenn der Muttermund bereits weich und reif ist. Es erhöht den Kalziumgehalt der Gebärmutterwand, was Wehen fördern kann. Deshalb wird die Infusion auch als „Wehentropf“ bezeichnet. Außerdem unterstützt das Hormon die Produktion von Prostaglandinen, welche den Muttermund weicher machen.
- Prostaglandine: Prostaglandine werden entweder in Form von Tabletten als kleines Tampon oder als Gel verabreicht. Das Medikament bewirkt, dass der unreife Muttermund weicher wird, sich lockert und schließlich öffnet.
Mechanische Geburtseinleitung
Wehen können nicht nur medikamentös angeregt werden. Es gibt auch folgende mechanische Methoden:
Eipolablösung
Eine Methode, um Wehen zu fördern, nennt sich Eipolablösung oder auch Zervix-Stripping. Bei der Eihaut handelt es sich um die äußere Hülle der Fruchtblase, die an der Wand der Gebärmutter klebt. Für die Eipollösung wird die Eihaut von der Gebärmutterwand abgetrennt. Dazu führen Hebammen oder Ärztinnen einen Finger in die Vagina ein und massieren sanft den Gebärmutterhals. Sobald die Eihäute abgelöst sind, produziert der Körper eine große Menge an Prostaglandinen. Dieses Hormon kann den Muttermund weichmachen und Wehen auslösen.
Die Eipolablösung kann Schwangeren laut Leitlinie am Tag des Entbindungstermin angeboten werden.
Ballon-Katheter
Mithilfe eines Ballon-Katheters (Dilator), der vaginal eingeführt und mit Kochsalz gefüllt wird, kann Druck auf den Muttermund ausgeübt werden, sodass sich dieser ausdehnt. Der weibliche Körper reagiert mit der Ausschüttung von Prostaglandinen, was den Muttermund reifen lässt. Dies kann Wehen auslösen, auch wenn der Muttermund noch geschlossen ist. Während der Behandlung kann die Schwangere zusätzlich Oxytocin erhalten.
Wegen eines erhöhten Infektionsrisikos darf die Ballon-Katheter-Methode nicht angewendet werden, wenn die Schwangere bereits einen Blasensprung hatte.
Hygroskopische Dilatoren
Bei den Dilatoren handelt es sich um dünne Stäbchen, dies aus Hydrogel bestehen und den Gebärmutterhals sanft erweitern. Dazu werden in der Regel drei bis fünf Stäbchen in den Muttermund eingeführt, wo sie im Laufe mehrerer Stunden Flüssigkeit aufnehmen und langsam aufquellen. Der Gebärmutterhalskanal wird weicher und öffnet sich, ohne dass Medikamente nötig sind. Das Ganze dauert circa 12 bis 24 Stunden.
Dies kann auch bei Frauen mit einer Verkürzung des Gebärmutterhalses sowie bei Frauen, die bereits einen Kaiserschnitt hatten, angewendet werden. Von vielen Gebärenden wird die Methode als schonend und gut verträglich empfunden.
Bei einer bestehenden Infektion im Genitalbereich wird von Stäbchen abgeraten.
Was sind Risiken der Geburtseinleitung?
Durch die Geburtseinleitung kann zu häufigeren oder länger andauernden Wehen kommen als normal – das nennt man Hyperkontraktion. Dies kann die Sauerstoffversorgung des Babys über die Plazenta beeinträchtigen, was zu Sauerstoffmangel und im schlimmsten Fall bis hin zum Kindstod führen kann. Solche Komplikationen sind jedoch selten, da Mutter und Kind während der Einleitung engmaschig überwacht werden. Weitere mögliche Risiken sind die vorzeitige Ablösung der Plazenta sowie eine Uterusruptur, also das Einreißen einer Gebärmutterwand.
Auch Herzprobleme der Frau, wie ein zu schneller Herzschlag während der Entbindung, können auftreten.
Eine künstlich eingeleitete Entbindung wird von manchen Frauen außerdem als überdurchschnittlich schmerzhaft empfunden. Dies liegt daran, dass der Körper nicht genug Zeit hat, ausreichend schmerzunterdrückende Hormone, auch Endorphine genannt, auszuschütten. Deshalb ist meistens die Gabe schmerzstillender Medikamente notwendig.
Wehen fördern – Hausmittel und Tipps
Eine Schwangere kann ab dem errechneten Geburtstermin auch selbst versuchen die Wehen anzuregen. Dazu eignen sich einige natürliche Maßnahmen für zuhause, die geburtseinleitend wirken können.
Natürliche Mittel zum Fördern der Wehen
Spaziergang, Putzen und Treppensteigen: Bewegung in der letzten Phase der Schwangerschaft ist gesundheitsfördernd für Mutter und Kind und kann darüber hinaus die Wehentätigkeit fördern oder sogar auslösen. Dabei ist es wichtig, den Körper bewusst wahrzunehmen, um ein zu hohes Pensum an Bewegung und Erschöpfung zu vermeiden.
Außerdem gilt Geschlechtsverkehr im Endspurt der Schwangerschaft als wehenfördernd. Dies hat zwei Gründe: Zum einen ist im Sperma das Hormon Prostaglandin enthalten. Dies lockert den Muttermund, sodass dieser sich mit den Wehen öffnen kann. Zum anderen schüttet der Körper der Frau bei einem Orgasmus das Hormon Oxytocin aus. Dieses bewirkt, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht. Die Kontraktionen können die Wehentätigkeit anregen. Sex als Wehenauslöser funktioniert jedoch nur, wenn der Körper der Frau und das Kind geburtsbereit sind.
Eine weitere hilfreiche Maßnahme kann ein warmes Bad sein. Angenehm warmes Wasser kann zur Entspannung der Schwangeren beitragen und Wehen anregen. Falls der Kreislauf der Frau Probleme macht, sollte das Bad beendet werden und immer eine zweite Person anwesend sein.
Erhalten Sie in unserem Ratgeber-Artikel Geburt natürlich einleiten wertvolle Tipps einer Hebamme.
Zu beachten ist: Zwar kann man eine Geburt zuhause einleiten und auf natürliche Weise anregen, eine medizinische oder künstliche Einleitung wie in der Klinik ist jedoch nicht möglich und wird nicht empfohlen. Die eigenmächtige Einleitung zuhause ist gefährlich, daher sollten die Maßnahmen nur durch medizinisches Fachpersonal erfolgen.
Häufige Fragen rund um die Geburtseinleitung
Wann wird die Geburt eingeleitet?
Eine Geburt wird eingeleitet, wenn die Schwangerschaft über den Entbindungstermin hinausgeht oder gesundheitliche Risiken für Mutter und/oder Kind bestehen.
Wie lange dauert die Geburtseinleitung?
Die Einleitung der Geburt ist sehr individuell. Die Wegen können nach wenigen Stunden einsetzen oder über mehrere Tage dauern.
Ist eine natürliche Geburt trotz Einleitung möglich?
Ja, auch dann noch eine vaginale Geburt möglich. Sollte dies nicht der Fall sein, sprechen Ihre behandelnden Ärzte und Ihre Hebamme mit Ihnen. Erfahren Sie mehr zu Kaiserschnitt versus vaginale Geburt.
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) Online: https://www.dggg.de/... (Zugriff am 14.10.2025)
Leitlinie Geburtseinleitung Online: https://register.awmf.org/... (Zugriff am 14.10.2025)