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Von Kanada nach Schwerin - wie Diagnostik aus Deutschland unnötige OPs verhindern kann

Rund zehn Stunden Flug nahm Karen Richards auf sich, um einen Tumor an ihrer Bauchspeicheldrüse in Schwerin untersuchen zu lassen. Die 55jährige aus der Nähe von Toronto in Kanada hatte über das Internet von einer Arbeitsgruppe in Deutschland erfahren.
22. April 2022

In Kanada wurde bei Karen Richards ein zystischer Tumor an der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert. Ihre behandelnden Ärzte waren unsicher, ob es sich um einen bösartigen oder gutartigen Tumor handelt. „Deshalb wäre das übliche Vorgehen in Kanada gewesen, den Tumor auf jeden Fall operativ zu entfernen“, erzählt Richards. „Das ist ein großer Eingriff, der auch andere Organe in Mitleidenschaft zieht.“ Sie recherchierte, ob sich eine bösartige Entartung zuverlässiger ausschließen lässt und stieß auf eine Arbeitsgruppe in Deutschland.

Dr. Daniel Schmitz, neuer Chefarzt der Schweriner Gastroenterologie, betreut diese Arbeitsgruppe. In Zusammenarbeit mit der Molekularpathologischen Abteilung der Universitätsklinik Heidelberg fand das Team heraus, wie man die Veränderungen genauer diagnostizieren kann. „Wir entnehmen eine sehr geringe Menge Flüssigkeit aus der Zyste“, erklärt Dr. Schmitz. „Mittels moderner Genanalyse – dem sogenannten Next Generation Sequencing (NGS) – können wir zuverlässig vorhersagen, ob es sich um einen Tumor handelt, der zur Entartung neigt oder nicht.“

Von Kanada nach Schwerin - wie Diagnostik aus Deutschland unnötige OPs verhindern kann

Dabei werden mehrere hundert Millionen Fragmente sequenziert. Eine Diagnose ist deutlich schneller möglich, Auffälligkeiten leichter zu entdecken. So können die Mediziner den Patienten mit gutartigen Tumoren eine große Operation ersparen, verdeutlicht der Chefarzt. Falls der Tumor zur bösartigen Entartung neigt, wird er operativ entfernt. Da sich Zysten der Bauchspeicheldrüse sehr gut zum Screening eignen, erhofft sich der Mediziner, auch Bauchspeicheldrüsenkrebs im Frühstadium besser erkennen zu können. Diese Methode werde in Zukunft zum Standard der Diagnostik gehören, ist sich Dr. Schmitz sicher. 

Vier Tage war Karen Richards in Deutschland, zwei Tage davon in den Helios Kliniken Schwerin. „Das Team von Dr. Schmitz hat mich super betreut“, betont sie. „Mich überzeugte vor allem, dass ein großes Fachwissen vorhanden ist und die möglichen Folgen für die Patienten berücksichtigt werden.“ Eine weitere Woche muss sie noch warten, bis die Ergebnisse ihrer Untersuchungen aus Heidelberg vorliegen. Sollte eine Operation unumstößlich sein, würde sie wieder nach Schwerin kommen. „Das Krankenhaus und die Stadt haben mich überzeugt“, so Richards. „Vor dem Abflug habe ich mir noch das Schweriner Schloss angesehen. Und fangfrischen Fisch aus dem Schweriner See gegessen!“