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Vorhofflimmern erkennen: Symptome bewusst wahrnehmen

Vorhofflimmern ist die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung. Allein in Deutschland haben über zwei Millionen Menschen Vorhofflimmern – Tendenz steigend. Unbehandelt erhöht sich das Risiko für einen Schlaganfall und eine Herzschwäche deutlich. Wie Sie die Rhythmusstörung erkennen und wie sie behandelt wird, erfahren Sie hier. 

15.12.2023 Lesedauer: - Min. Aktualisiert am 20.10.2025
Medizinisch geprüft von Ryszard Wesolowski
Verkabelte Elektroden auf der Brust
Inhaltsverzeichnis

Was ist Vorhofflimmern?

Normalerweise schlägt der Vorhof, ein Teil des Herzens, in einem regelmäßigem Rhythmus. Der Muskel zieht sich zusammen und entspannt sich wieder. Beim Vorhofflimmern hingegen zuckt er unkoordiniert. Durch unkoordinierte elektrische Impulse in den Herzvorhöfen entsteht ein unregelmäßiger Herzschlag.

Die Vorhöfe versuchen, sich bis zu 400-mal pro Minute zusammenzuziehen. Diese Impulse werden vereinzelt an die Hauptkammern weitergegeben und verursachen dort eine Arrhythmie, sprich eine Veränderung des normalen Herzrhythmus. Meist geht dies mit hohem Puls einher und wird als Herzrasen wahrgenommen.

Medikamente können helfen, das Herz zurück in den gesunden Takt, den sogenannten Sinusrhythmus, zu bringen. Manchmal muss der Herzrhythmus aber auch durch einen elektrischen Stoß oder einen Kathetereingriff (Ablation) normalisiert werden.

„Wenn die Rhythmusstörung nicht rechtzeitig behandelt wird, kann sie ernste Folgen für das Herz und andere Organe mit sich bringen“, sagt Dr. Ryszard Wesolowski, Chefarzt für Kardiologie an der Helios Mariahilf Klinik Hamburg.

Arten von Vorhofflimmern

Kardiologinnen und Kardiologen unterscheiden vier Formen:

Paroxysmales (anfallsartiges) Vorhofflimmern: Diese Form tritt plötzlich auf, verschwindet aber innerhalb von sieben Tagen wieder von selbst.

Persistierendes (anhaltendes) Vorhofflimmern: Der unregelmäßige Herzrhythmus hält länger als sieben Tage an und geht nicht von allein wieder in den normalen Sinusrhythmus über. Der Sinusrhythmus kann entweder medikamentöse oder mit gezielten elektrischen Impulsen (Kardioversion) wieder hergestellt werden.

Langanhaltendes persistierendes Vorhofflimmern: Der Herzschlag ist länger als 12 Monate unregelmäßig, bevor therapeutische Maßnahmen eingeleitet werden.

Permanentes Vorhofflimmern: Diese Form liegt dauerhaft vor. Trotz Therapie bleibt die Rhythmusstörung bestehen. Patient und Ärzte entscheiden gemeinsam die Rhytmusstörung als dauerhaft zu akzeptieren. Der Fokus liegt bei der Kontrolle der Herzfrequenz, um Komplikationen zu vermeiden.

Wie entsteht Vorhofflimmern?

  1. Es entstehen einerseits elektrische Störsignale aus dem Bereich der Lungenvenen. Das bedeutet, die Ursache resultiert nicht direkt aus dem Herzen selbst, sondern aus der Umgebung. Die Lungenvenen sind ans Herz angeschlossen. Diese elektrischen Störsignale wirken dort wie Auslöser und führen immer wieder dazu, dass das Herz außer Takt gerät. Das ist eine ständige Provokation des Herzens, die nicht folgenlos bleibt.
  2. Anderseits gibt es strukturelle Ursachen, wie altersbedingte Veränderungen und Bluthochdruck, die im Muskel des Herzens verstärkt Bindegewebe bilden. Diese Veränderung ist ein natürlicher Alterungsprozess. Wenn dies die Hauptursache für das Vorhofflimmern ist, sind auch die medizinischen Möglichkeiten begrenzt. Das Altern selbst lässt nicht stoppen. Jeder für sich kann allerdings etwas dazu beitragen, diesen Prozess zu verlangsamen. Schädlich sind ein Body-Maß-Index (BMI) von über 30 und unbehandelter Bluthochdruck – Einflüsse, die das Herz schneller altern lassen und Probleme hervorrufen können.

Helios Mariahilf Klinik Hamburg

Chefarzt Kardiologie

Wenn die Rhythmusstörung nicht rechtzeitig behandelt wird, kann sie ernste Folgen für das Herz und andere Organe mit sich bringen.

Wie erkenne ich Symptome bei Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern ist besonders tückisch, da es bei über der Hälfte der Patientinnen und Patienten ohne Symptome auftritt. Oftmals erfahren Betroffene erst nach einem Schlaganfall oder einer Herzschwäche im Krankenhaus, dass ihr Herz aus dem Takt geraten ist.

Nur jeder zweite spürt Symptome, wie

  • unregelmäßiger und beschleunigter Puls (oft bis zu 160 Schläge pro Minute)
  • plötzliche innere Unruhe oder Schwitzen
  • Druckgefühl im Brustkorb, strahlt bis zum Hals, Rücken oder in den Bauch aus
  • Luftnot bei leichten Tätigkeiten
  • Kreislaufprobleme mit Schwindel oder Benommenheit
  • Schwächegefühl
  • kurzzeitige Bewusstlosigkeit (Synkope)

Wichtig: Diese Symptome können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Daher ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich.

Verlauf: Wann werden Symptome bedrohlich?

Hält die Herzrhythmusstörung länger an, können sich im linken Vorhof des Herzens Blutgerinnsel bilden. Werden diese ausgeschwemmt und mit dem Blutstrom durch den Körper geleitet, können sie zum Beispiel ein Hirngefäß verstopfen und nicht umkehrbare Schäden anrichten.

Zudem führt ein anhaltend schneller Herzschlag mit der Zeit zu einer Herzschwäche, die zu Ansammlung von Wasser im Körper und insbesondere in der Lunge führen kann, was Luftnot und Minderversorgung der Organe mit Sauerstoff als Folge hat.

Wann sollte ich zum Arzt?

Sobald Sie Herzklopfen, Herzrasen oder einen unregelmäßigen Puls spüren, sollten Sie wachsam sein. Besonders belastungsabhängige Beschwerden sind ein Warnsignal. In diesen Fällen ist eine hausärztliche oder kardiologische Abklärung der Symptome ratsam.

Wenn Sie Ihr Herz im Alltag normalerweise nicht spüren, ist meist alles in Ordnung. Die üblichen Vorsorgemaßnahmen, die sich auch am Alter des Menschen orientieren, sollten aber wahrgenommen werden. Hier kann dann auch ein Vorhofflimmern ohne Symptome erkannt werden, bevor es zu schweren Folgeschäden kommt.

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Was sind Ursachen & Risikofaktoren bei Vorhofflimmern?

„Neben dem Alter ist Bluthochdruck ein bedeutender Risikofaktor für Vorhofflimmern. Ist das Herz bereits durch den zu hohen Blutdruck geschädigt, ist der linke Vorhof erweitert. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für Vorhofflimmern“, so Dr. Ryszard Wesolowski.

Zudem stellen weitere Erkrankungen einen Risikofaktoren für Vorhofflimmern dar:

  • Herzschwäche
  • Koronare Herzkrankheit
  • Diabetes mellitus
  • chronische Lungenerkrankungen
  • schwere Allgemeininfektionen
  • Schlafapnoe-Syndrom
  • vererbte Neigung zu Vorhofflimmern

Auch der Lebensstil hat einen spürbaren Einfluss auf die Herzgesundheit. Negativ wirken sich aus:

  • Übergewicht
  • Rauchen
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Stress
  • Burnout

Wie wird Vorhofflimmern diagnostiziert?

Der Puls ist für die Diagnose Vorhofflimmern immer entscheidend. Wer das Gefühl hat, der Puls ist unregelmäßig oder zu schnell, kann zunächst entweder mit zwei Fingern am Handgelenk oder mit einem Blutdruckmessgerät selbst messen. Für die finale Diagnose ist immer ein Elektrokardiogramm (EKG) notwendig. 

Selbstkontrolle: Messen Sie Ihren Puls mit den Fingern

Setzen Sie sich hin und versuchen Sie ruhig zu bleiben. Legen Sie dann Ihren Zeige- und Mittelfinger an den äußeren Rand des Handgelenks, knapp unterhalb des Daumens.

Zählen Sie nun für 30 Sekunden die Herzschläge und rechnen Sie diesen Wert anschließend mal zwei. Sollten Unregelmäßigkeiten auftreten, zählen Sie eine Minute durch, ohne den Wert zu verdoppeln. Optimal sind Werte zwischen 60 bis 80 Schlägen die Minute.

Wichtig zu wissen: Messen Sie Ihren Puls nie mit dem Daumen, denn dieser besitzt seinen eigenen Puls. Zudem kann er andere Pulswellen übertönen.

Wichtigste Diagnosemaßnahme: EKG & Langzeit-EKG

Um den Verdacht auf Vorhofflimmern zu bestätigen, wird ein EKG genommen. Dieses misst die elektrische Aktivität, also die Herzströme und zeigt Unregelmäßigkeiten auf. Das EKG zeigt den Herzschlag als gezackte Linie an. Bei Vorhofflimmern weist diese Linie Abweichungen vom Sinusrhythmus auf.

Treten die Rhythmusstörungen selten auf, kann der Einsatz eines Langzeit-EKGs mit einer Tragezeit von 24 bis 72 Stunden nötig werden. Im Langzeit-EKG lassen sich auch kurze Episoden des Vorhofflimmerns nachweisen.

Beobachtung mit Ereignisrekorder

Liegen zwischen den Vorhofflimmeranfällen mehrere Tage, sodass auch das Langzeit-EKG keine eindeutigen Ergebnisse zeigt, kommen kleine implantierbare Ereignisrekorder zum Einsatz. Diese werden im Bereich des Brustbeins unter die Haut implantiert. Ihr Vorteil: Sie können über mehrere Wochen und Monate EKG-Daten aufzeichnen und speichern.

Eine alternative sind neuere Smartwatches, die ein EKG aufzeichnen können und den Puls messen. Bei Abweichungen wie im Falle eines Vorhofflimmerns erfolgt dann eine Warnmeldung.

Weitere Untersuchungen bei Vorhofflimmern

Steht die Diagnose folgen in der Regel noch weitere Untersuchungen, um andere Erkrankungen auszuschließen, die Vorhofflimmern begünstigen oder auslösen. Dazu wird das Blut im Labor unter anderem auf die Schilddrüsen- und Nierenwerte untersucht.

Im Herzultraschall, dem Echokardiogramm, lassen sich Struktur und Funktion des Herzens beurteilen.

Helios Mariahilf Klinik Hamburg

Chefarzt Kardiologie

Neben dem Alter ist Bluthochdruck ein bedeutender Risikofaktor für Vorhofflimmern. Ist das Herz bereits durch den zu hohen Blutdruck geschädigt, ist der linke Vorhof erweitert. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für Vorhofflimmern.

Therapie bei Vorhofflimmern

Eines der wichtigsten Ziele bei der Behandlung von Vorhofflimmern ist, Schlaganfälle zu verhindern. Dies erfolgt meist über eine Therapie mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten. Zur Behandlung der Rhythmusstörung selbst werden zwei grundsätzliche Prinzipien verfolgt:

Frequenzkontrolle: Bei der Frequenzkontrolle wird nicht das Vorhofflimmern behandelt. Ziel ist vielmehr, die Herzfrequenz durch entsprechende Medikamente zu kontrollieren.

Rhythmuskontrolle: Bei der Rhythmuskontrolle zielen Medikamente, elektrische Impulse oder Eingriffe darauf ab, den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.

Katheterablation oder Medikamente?

Die Behandlung des Vorhofflimmerns erfolgt im Frühstadium medikamentös. Die Medikamente sollen das Auftreten von Vorhofflimmern unterdrücken.

Wenn das Vorhofflimmern deutlichen Symptomen verursacht, besteht die Möglichkeit einer sogenannten minimalinvasiven Katheterablation. Mithilfe der Verödung können Teile des meist linken Herzvorhofs, die fehlgeleitete elektrische Signale auslösen, langfristig „stillgelegt“ werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass die Katheterverödung im Gegensatz zu einer rein medikamentösen Behandlung langfristig sicherer und effektiver ist, wenn es darum geht, die durch Vorhofflimmern verursachten Beschwerden zu lindern.

Welche Behandlungsmethode individuell am sinnvollsten ist, hängt unter anderem vom Alter, Vorerkrankungen und Schweregrad der Rhythmusstörung ab.

Vorhofflimmern operativ behandeln

Die operative Therapie kommt zumeist dann zum Einsatz, wenn parallel weitere Herzschädigungen vorliegen, zum Beispiel an den Herzklappen.

Vorhofflimmern geht häufig mit verschiedenen Herzerkrankungen einher. Ist eine Operation an einer Herzstruktur, zum Beispiel den Herzkranzgefäßen oder Herzklappen notwendig und besteht zusätzlich ein Vorhofflimmern, kann in derselben Operation das Vorhofflimmern mitbehandelt werden.

Dies geschieht mithilfe einer zeitgleich durchgeführten Ablation der Vorkammern. Hierbei werden durch Wärme (Hochfrequenzablation) oder Kälte (Kryoablation) bestimmte Bereiche der Vorkammer von außen oder innen verödet, damit das Flimmern unterdrückt und ein regelmäßiges Schlagen des Herzens wieder ermöglicht wird.

In seltenen und schweren Fällen eines wiederkehrenden Vorhofflimmerns trotz medikamentöser und minimalinvasiver Katheterablation kann eine operative Ablation als alleinige Operation durchgeführt werden.

Wie hoch sind die Erfolgsaussichten?

Der Erfolg ist primär von der Beschaffenheit des Gewebes und Größe der Vorkammern des Herzens sowie der Dauer des bestehenden Vorhofflimmerns abhängig. Die Erfolgsrate, das heißt, die Wiedererlangung eines regelmäßigen Herzrhythmus, beträgt im Durchschnitt zwischen 50 und 80 Prozent.

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Was kann ich selbst tun, um Vorhofflimmern vorzubeugen?

Den Lebensstil anzupassen, kann das Risiko für Vorhofflimmern und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Das können Sie selbst tun:

Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise, das heißt:

  • regelmäßig, moderate Bewegung, z. B. Herzsportgruppe
  • ausgewogene Ernährung
  • ausreichend Schlaf
  • Verzicht auf Nikotin und Alkohol
  • gesundes Körpergewicht
  • Stress reduzieren

Kontrollieren Sie Ihren Blutdruck:

  • Neben blutdrucksenkenden Medikamenten können auch hier gesunde Ernährung und körperliche Aktivität unterstützend wirken.

Lassen Sie Begleiterkrankungen behandeln:

  • Neben der richtigen Einstellung des Blutdrucks sollten auch Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht, Herzschwäche oder eine Schilddrüsenerkrankung regelmäßig kontrolliert und therapiert werden.
  • Die richtige Diagnose und Therapie erhöht auch die Erfolgsrate einer Katheterablation.

Nehmen Sie Arztbesuche wahr:

  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen, insbesondere ab dem 60. Lebensjahr oder bei Bluthochdruck, sind sinnvoll, um Vorhofflimmern frühzeitig zu erkennen.
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