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Fettstoffwechselstörung: Wenn Fett zum Risiko wird

Erhöhte Fettwerte im Blut verursachen keine Beschwerden und werden meist nur zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Sie können jedoch zu schweren Krankheiten führen. Lesen Sie hier, wie es zu einer Stoffwechselstörung kommt und welche Therapien es gibt.

07.08.2025 Lesedauer: - Min.
Medizinisch geprüft von Brigitte Mayinger
Person kneift sich mit Hand in den Bauch
Inhaltsverzeichnis

Unser Körper braucht Fett. Es liefert Energie, schützt Organe und ist wichtig für viele Prozesse. Doch wenn der Fettstoffwechsel aus dem Gleichgewicht gerät, kann Fett zur Gefahr werden.

Bei einer Fettstoffwechselstörung sind die Blutfettwerte dauerhaft erhöht oder verschoben. Das passiert, wenn der Körper die Fette (Lipide) nicht mehr ausreichend verwerten kann. Vor allem im Fokus: Cholesterin und Triglyceride. Mit ihnen steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.   

Welche Blutfette sind wichtig? 

Es gibt verschiedene Blutfette. Die wichtigsten sind:

  • LDL (Low Density Lipoprotein, „schlechtes“ Cholesterin): transportiert Cholesterin zu den Körperzellen, kann es aber auch in den Blutgefäßen ablagern
  • HDL (High Density Lipoprotein, „gutes“ Cholesterin): transportiert überschüssiges Fett zur Leber, ist ein Schutzfaktor für die Gefäße 
  • Triglyceride: liefern den Muskeln Energie und sind Energiespeicher, sind bei zu hohen Werten aber gefährlich
  • Gesamtcholesterin: Gibt die Summe alle Cholesterinwerte im Blut an

Folgen einer Fettstoffwechselstörung

Eine Fettstoffwechselstörung macht in den meisten Fällen keine Beschwerden. Viele Menschen erfahren oft erst durch einen Bluttest, dass sie eine Lipidstoffwechselstörung haben. Sofern Warnzeichen auftreten, können folgende Symptome oder Erkrankungen auf eine Fettstoffwechselstörung zurückgehen:

  •           Gelbliche Hautknötchen, beispielsweise an den Augenlidern, an der Brust, am Rücken, den Armen oder Beinen („Xanthome“)
  •           Oberbauchschmerzen
  •            Schmerzen in der Brust („Angina pectoris“)
  •            Schmerzen in den Beinen („Schaufensterkrankheit“) oder im linken Arm

Eine unbehandelte Fettstoffwechselstörung kann schwerwiegende Folgen haben. So können sich Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden (Plaques). Das kann zu Arteriosklerose führen und damit zu:

Aufgrund der Schwere möglicher Folgeerkrankungen ist es daher wichtig, auch dann die Blutfettwerte regelmäßig kontrollieren zu lassen, wenn man sich gesund fühlt.

Helios Klinikum München West

Chefärztin Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Allgemeine Innere Medizin

Eine Fettstoffwechselstörung klingt harmlos, ist es aber nicht. Sie gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wer seine Blutfettwerte kennt, kann gezielt handeln und seine Gesundheit schützen. 

Wie entsteht eine Fettstoffwechselstörung?

Eine Fettstoffwechselstörung kann verschiedene Ursachen haben. Manche Menschen erkranken an einer vererbten Form, etwa der familiären Hypercholesterinämie („primäre Hypercholesterinämie“). Laut einer dänischen Studie betrifft diese Form circa 1 von 300 Menschen, aber nur 15 Prozent der Betroffenen wissen um ihre genetische Veranlagung.

Eine Fettstoffwechselstörung kann aber auch bedingt durch den Lebensstil sein. Mögliche Auslöser sind:

  •          falsche Ernährung (zu viel Fett, Zucker und Alkohol)
  •          Bewegungsmangel
  •          Rauchen

Zudem kann eine Fettstoffwechselstörung auch Folge anderer Erkrankungen sein (sekundäre Fettstoffwechselstörung), beispielsweise:

  •           Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  •           Adipositas (starkes beziehungsweise krankhaftes Übergewicht)
  •           Niereninsuffizienz (Nierenversagen)
  •           arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)

Nicht zuletzt können auch Veränderungen im Hormonhaushalt wie zum Beispiel in den Wechseljahren zu einer Fettstoffwechselstörung führen. Meist wirken mehrere Risikofaktoren gleichzeitig. Die gute Nachricht: Viele von ihnen lassen sich beeinflussen.

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Wie wird eine Fettstoffwechselstörung festgestellt?

Die Diagnose eine Fettstoffwechselstörung ist einfach: Die Werte können über einen Bluttest in der hausärztlichen Praxis bestimmt werden. Gemessen werden dabei das Gesamtcholesterin, LDL, HDL und die Triglyceride. Sind sowohl die LDL als auch die Triglycerid-Werte erhöht, spricht man von einer kombinierten Hyperlipidämie.

Wie hoch die Werte sein dürfen, hängt unter anderem davon ab, welche begleitenden Faktoren vorliegen. Laut Deutscher Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga), liegen die LDL-Zielwerte der europäischen Leitlinie je nach Risikogruppe bei:

Bei sehr hohem Risiko: LDL-C < 55 mg/dl / < 1,4 mmol/l 

Zu dieser Gruppe gehören Menschen mit:

  • bekannter Herz-Kreislauf-Krankheit
  • Diabetes mellitus Typ 2 mit Organschaden an beispielswiese Niere, Herz oder Milz („Endorganschaden“) oder mit mindestens 3 Risikofaktoren
  • schwere chronische Niereninsuffizienz
  • familiäre Hypercholesterinämie mit einem Risikofaktor

Bei hohem Risiko: LDL-C < 70 mg/dl / < 1,8 mmol/l

Zu dieser Gruppen zählen Menschen mit:

  • ausgeprägtem Risikofaktor, insbesondere Gesamt-Cholesterin > 310 mg/dl (> 8 mmol/l), LDL-Cholesterin > 190 mg/dl (> 4,9 mmol/l) oder Blutdruck ≥180/110 mmHg
  • familiäre Hypercholesterinämie ohne weiteren Risikofaktor
  • Diabetes mellitus Typ 2 länger als zehn Jahre
  • moderate Niereninsuffizienz

Bei moderatem Risiko: LDL-C < 100 mg/dl / < 2,6 mmol/l 

Zu dieser Gruppe gehören junge Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 < 35 Jahre, oder Typ 2 < 50 Jahre, wenn die Erkrankungsdauer weniger als zehn Jahre beträgt

Bei geringem Risiko LDL-C < 116 mg/dl / < 3,0 mmol/l

Ab wann und wie oft zur Kontrolle? 

Fettstoffwechselstörungen bleiben oft lange unbekannt. Deswegen lohnt es sich, die Blutfettwerte frühzeitig und dann regelmäßig zu kontrollieren. Empfohlen wird:

  •          Gesunde Erwachsene ohne Vorerkrankungen und familiär gehäufte Herzinfarkte oder Schlaganfälle: einmaliger Check im Alter zwischen 18 und 34 Jahren, danach Kontrolle alle 5 Jahre, wenn alle Werte normal sind
  •           Ab 35 Jahren: aller drei Jahre im Rahmen des Check-up 35 (wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt)
  •           Ab 45 Jahren (Männer) beziehungsweise ab 55 Jahren (Frauen): Kontrolle alle zwei bis drei Jahre
  •            Bei Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, familiäre Vorbelastung: jährliche Kontrolle der Blutfettwerte
  •           Kinder mit familiärer Vorbelastung (familiäre Hypercholesterinämie) sollten im Alter von 5 Jahren das erste Mal getestet werden

Wie kann man eine Fettstoffwechselstörung behandeln?

Schon kleine Anpassungen im Alltag wirken sich positiv auf eine Fettstoffwechselstörung aus. Folgende Lebensstilveränderungen können dazu beitragen, die Blutfettwerte zu normalisieren:

 

  1. Ernährung umstellen: Weniger gesättigte Fettsäuren (z. B. in Wurst, Fleisch, Käse) und Trans-Fettsäuren (z. B. in frittiertem Essen), dafür mehr Gemüse, ballaststoffreiches Obst (z. B. Beeren, Äpfel), Vollkornprodukte (z. B. Vollkornbrot, Müsli) und gesunde Fette wie Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Leinöl.
  2. Mehr Bewegung in den Alltag einbauen: Bereits drei bis fünfmal pro Woche 30 Minuten Bewegung können dazu beitragen, den Fettstoffwechsel positiv zu beeinflussen. Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen: Machen Sie das, worauf Sie Lust haben. Jede Form von Bewegung hilft.
  3. Übergewicht abbauen: Auch eine Normalisierung des Körpergewichts kann dazu beitragen, die Blutfettwerte zu verbessern.
  4. Rauchen aufgeben, auf Alkohol verzichten: Beide Genussgifte belasten die Blutgefäße. Besonders der Rauchstopp ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Gefäßgesundheit. 

Wenn eine Lebensstilveränderung nicht ausreicht, um die Blutfettwerte zu normalisieren, kann eine Behandlung mit einem cholesterinsenkenden Medikament notwendig werden. Ihr behandelnder Arzt wird in diesem Fall alles weitere mit Ihnen besprechen. 

Kann man eine Fettstoffwechselstörung heilen?

Eine vererbte Fettstoffwechselstörung kann man nicht heilen. Sie ist aber gut behandelbar. Eine erworbene Störung hingegen kann in vielen Fällen mit einer Lebensstilveränderung positiv beeinflusst werden – manchmal sogar so weit, dass keine medikamentöse Behandlung nötig wird.

Für wen ist die Vorsorge besonders wichtig? 

Alle Erwachsenen sollten ihre Blutfettwerte kennen und regelmäßig überprüfen lassen. Ab dem Alter von 35 Jahren ist die Bestimmung der Werte im Rahmen des „Check-up 35“ eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.

Für folgende Personengruppen ist die regelmäßige Bestimmung besonders wichtig:

  •           bei familiär gehäuften Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
  •           Patienten mit Adipositas oder Diabetes
  •           Raucher
  •           Menschen, die sich im Alltag wenig bewegen
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Kliniken, Arztpraxen und Expert:innen finden

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. Online: https://www.lipid-liga.de/... (Zugriff am 04.08.2025)