Was ist Angina pectoris?
Angina pectoris ist der medizinische Fachbegriff für die Brustenge. Gemeint ist damit ein plötzlicher Schmerz hinter dem Brustbein, der meist von Druck- und Engegefühl begleitet wird. Die Beschwerden treten häufig im Zusammenhang mit Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und der Koronaren Herzkrankheit (KHK) auf. Streng genommen ist Angina pectoris keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom.
Laut Schätzungen der Deutschen Herzstiftung sind rund fünf Millionen Menschen in Deutschland von einer KHK betroffen.
Die wichtigsten Formen von Angina pectoris
Ärztinnen und Ärzte unterscheiden zwei Formen: Die stabile und die instabile Angina pectoris.
Was ist eine stabile Angina pectoris?
Die stabile Angina pectoris liegt vor, wenn die Beschwerden vor allem unter Belastung wie körperlicher Aktivität (z. B. zügiges Treppensteigen, tragen schwerer Einkäufe) oder auch nach einer üppigen Mahlzeit auftreten. Unter Ruhe oder nach der Anwendung von Nitrospray verbessern sie sich rasch. Diese Ausprägung der Angina pectoris ist in der Regel kein medizinischer Notfall, sollte jedoch trotzdem ernst genommen werden. Es wird eine regelmäßige ärztliche Kontrolle empfohlen.
Was ist eine instabile Angina pectoris?
Um eine instabile Angina pectoris handelt es sich, wenn Beschwerden auch in Ruhe auftreten (z. B. nachts oder direkt nach dem Aufwachen, bei leichten Tätigkeiten wie dem Zähneputzen) und länger anhalten. Sie sind meist stärker als üblich und werden von Betroffenen oft auch als „anders als sonst“ beschrieben. Da sie Vorbote eines drohenden Herzinfarktes sein kann, muss die instabile Angina pectoris sofort ärztlich behandelt werden. Sie stellt einen medizinischen Notfall dar.
Wie erkenne ich Angina pectoris?
Die Beschwerden bei einer Angina pectoris können unterschiedlich sein. Häufig treten folgende Symptome auf:
- Druck- beziehungsweise Engegefühl hinter dem Brustbein
- dumpfer Schmerz
- Brennen
- Atemnot bis hin zu Erstickungsgefühl
- Leichter Schweiß
- Angstgefühl und Unruhe
Vor allem Frauen, ältere Menschen oder Personen mit Diabetes zeigen oftmals auch eher untypische Symptome:
- Atemnot ohne deutlichen Brustschmerz
- Oberbauchbeschwerden
- Übelkeit/Erbrechen
- Rücken-, Nacken-, Kiefer-, oder Zahnschmerzen
- außergewöhnliche Müdigkeit
- Schwindel
Risikofaktoren und Ursachen für Angina pectoris
Da Angina pectoris das Leitsymptom der Koronaren Herzerkrankung ist, sind viele der KHK-Grundrisiken auch hier vorzufinden.
Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zählen:
- Ein höheres Lebensalter
- Eine familiäre Vorbelastung (männliche Verwandte ersten Grades, die vor dem Alter von 55 Jahren sowie weibliche Verwandte ersten Grades, die vor dem Alter von 65 Jahren eine KHK entwickelt haben)
Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen:
- Rauchen (inklusive E-Zigaretten)
- Bluthochdruck
- Diabetes / Prädiabetes
- Fettstoffwechselstörung (hohes LDL-Cholesterin / sehr hohe Triglyzeridwerte)
- Adipositas beziehungsweise Übergewicht
- chronische Nierenerkrankung
- Schlafapnoe (nächtliche Atemstörung) sowie schlechter Schlaf
- Stress, Depressionen und Angsterkrankungen
- entzündliche Erkrankungen wie beispielsweise Rheuma oder Schuppenflechte
- Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie und Gestationsdiabetes
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei der Behandlung einer Angina pectoris wird unterschieden, ob ein akuter Anfall vorliegt oder ob eine langfristige Therapie zur Vorbeugung von Anfällen stattfindet.
Behandlung einer akuten Angina pectoris
Tritt eine Brustenge erstmals oder in ungewohnter Stärke auf, kann das auf einen bevorstehenden Herzinfarkt hinweisen und gilt deswegen als medizinischer Notfall. Es muss sofort die 112 verständigt werden!
Ist bekannt, dass eine stabile Angina pectoris vorliegt, die durch typische Trigger wie körperliche Belastung ausgelöst wird, sorgen ärztlich verordnete Nitropräparate in der Regel für eine rasche Linderung der Beschwerden. Hält der Anfall länger als 10 Minuten an, sollte der die112 gewählt werden.
Wichtig: Nitropräparate dürfen niemals eingenommen werden, wenn in den 24 bis 48 Stunden zuvor bestimmte Potenzmittel (PDE-5-Hemmer) eingenommen wurden. Dies kann zu einem lebendbedrohlichen Blutdruckabfall führen.
Dauertherapie (Anfallsprophylaxe) bei Angina pectoris
Für die alltägliche Behandlung und in Abhängigkeit davon, welche Begleiterkrankungen vorliegen, werden vor allem folgende Medikamentengruppen zur Anfallsprophylaxe eingesetzt:
- Thrombozytenaggregationshemmer: Senken die Verklumpungsneigung des Blutes.
- ACE-Hemmer: Verhindern, dass Blutplättchen zusammenklumpen und senken den Blutdruck
- Betablocker: Senken die Herzfrequenz und den Blutdruck unter Belastung
Lang wirksame Nitrate: Erweitern die Gefäße. - Kalziumkanalblocker: Stehen als Alternative zu lang wirksamen Nitraten zur Verfügung; sie erweitern die Gefäße und senken den Blutdruck.
- Statine: Senken den Cholesterinspiegel.
Wissen zum Mitnehmen: Selbstaktiv das Risiko für Angina pectoris senken
Durch folgende Maßnahmen können Sie Ihr Risiko für Angina pectoris und die Koronare Herzkrankheit reduzieren:
- Rauchstopp
- LDL-Ziel zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt festlegen, wenn nötig cholesterinsenkende Medikamente einnehmen
- Blutdruck prüfen und optimal unter 130/80 mmHg halten
- Diabetes gut einstellen
- Regelmäßige Bewegung in den Alltag einbauen (ca. 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche)
- Gewicht und Taillenumfang im Normalbereich halten bzw. anstreben
- Schlafapnoe abklären und behandeln lassen
- Verordnete Medikamente konsequent einnehmen
- Bekannte Auslöser vermeiden: Stress, Kälte, schwere Mahlzeiten usw.
FAQ: Häufig gestellte Fragen rund um die Brustenge
Ist Angina pectoris eine Vorstufe des Herzinfarktes?
Eine stabile Angina pectoris ist keine Vorstufe des Herzinfarktes, sollte jedoch ärztlich kontrolliert werden. Eine instabile Angina pectoris (erstmalige oder besonders starke Schmerzen hinter dem Brustbein, länger als 10 Minuten anhaltender Anfall) kann auf einen bevorstehenden Herzinfarkt hinweisen und ist ein medizinischer Notfall (112 anrufen).
Kann Angina pectoris geheilt werden?
Eine Angina pectoris kann nicht geheilt werden. Jedoch kann mit einer konsequenten Lebensstiländerung (Verzicht auf Rauchen und Alkohol, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, guter Schlaf) und der Behandlung von möglichen Grunderkrankungen das Risiko für schwerwiegende Folgen wie einen Herzinfarkt reduziert werden.
Wieso sind Frauen nach der Menopause stärker gefährdet als zuvor, Angina pectoris zu entwickeln?
In jüngeren Jahren ist das Frauenherz gut durch das Hormon Östrogen geschützt. Nach den Wechseljahren steigt die Gefahr einer Herzerkrankung deutlich an, weil das Herz dann nicht mehr durch das Hormon Östrogen geschützt wird. Etwa ab dem 50. Lebensjahr geht die Erkrankungskurve bei Frauen steiler nach oben.
Welche Situationen lösen häufig Angina pectoris Beschwerden aus?
Im Alltag lösen oft Situationen mit körperlicher Anstrengung wie beispielsweise Treppensteigen, schnelles Laufen, das Tragen schwerer Einkaufstaschen oder Sport eine stabile Angina pectoris aus. Mögliche Trigger sind zudem Stress, Aufregung und emotionale Belastung. Aber auch Umwelteinflüsse wie eisiger Wind oder kalte Luft können die Beschwerden hervorrufen.
Grundsätzlich kann jede Situation, in der der Körper plötzlich mehr Sauerstoff benötigt während gleichzeitig die Gefäße verengt sind, eine Angina pectoris auslösen.
Kann ich mit Angina pectoris verreisen? Was ist im Urlaub zu beachten?
Menschen mit stabiler Angina pectoris können verreisen. Wichtig ist jedoch im Vorfeld der Reise eine ärztliche Beurteilung des Gesundheitszustands inklusive Medikationsplanung.
Urlaubsziele mit extremen Temperaturen, ungewohntem Klima oder in großer Höhe sollten vermieden werden. Zudem sollten sich Betroffene bereits vorab über die medizinische Versorgung vor Ort erkundigen.
Deutsche Herzstiftung Online: https://herzstiftung.de/... (Zugriff am 05.11.2025)