Was ist Grauer Star?
Grauer Star, medizinisch Katarakt, bezeichnet die natürliche Eintrübung der Augenlinse. Sie trübt sich im Laufe der Zeit. Im fortgeschrittenen Stadium erscheint sie grau, lässt kaum noch Licht durch und wirkt starr: daher auch der Name „Grauer Star“. Die Katarakt führt zur Abnahme des Sehvermögens, wobei vor allem feine Einzelheiten nicht mehr klar gesehen werden. Wenn Grauer Star unbehandelt bleibt und voranschreitet, kann dies im Verlauf zum vollständigen Erblinden führen.
Betroffen sind in der Regel ältere Menschen über 60 Jahren, da das Erkrankungsrisiko mit dem Alter steigt. Circa ein Fünftel der 65- bis 74-Jährigen hat die Augenerkrankung. Bei jüngeren Menschen ist sie meist auf angeborene Krankheiten oder äußere Einwirkungen zurückzuführen.
Was sind Ursachen der Katarakt?
Die meisten Erkrankungen gehen auf das Alter (senile Katarakt) der Betroffenen zurück, bei der sich die Linse mit dem Alter zunehmend trübt.
Weitere Ursachen und Risikofaktoren sind:
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus
- regelmäßiges Rauchen
- erhöhter Alkoholkonsum
- Verletzungen und Operationen am Auge
- bestimmte Medikamente, z. B. Kortison über einen längeren Zeitraum
- häufige Belastungen durch UV-, Infrarot- oder Röntgenstrahlen
- genetische Erkrankungen, z. B. Down-Syndrom
- angeborene Augeneintrübung (sehr selten)
Symptome bei Grauem Star
Durch die zunehmende Eintrübung der Linse verschlechtert sich die Sehkraft. Betroffene beschreiben oft eine verschwommene oder vernebelte Sicht. Wie schnell dieser Prozess voranschreitet, ist von Person zu Person unterschiedlich. Zudem kann zunächst nur ein Auge betroffen sein und später das andere folgen. Grundsätzlich erkranken jedoch beide Augen an Grauem Star.
So erkennen Sie Anzeichen für einen Grauen Star:
- zunehmend verschwommenes, unscharfes Sehen
- Gefühl, wie durch Nebel, einen Schleier oder Milchglas zu blicken
- Abnahme von Hell- und Dunkelkontrasten, z. B. bei gedruckten Buchstaben
- Farben wirken verblasst und verlieren an Leuchtkraft
- Licht wird oft als stark blendend empfunden
- zunehmende Schwierigkeiten beim Nachtsehen
- selten auch Doppelbilder
Tipp: Wenn Sie bei sich solche Anzeichen erkennen, lassen Sie Ihre Augen in einer augenärztlichen Praxis untersuchen.
Diagnose Katarakt: augenärztliche Untersuchungen erklärt
Eine umfassende Augendiagnostik kann den Verdacht auf Grauen Star bestätigen. Dabei finden folgende schmerzfreie Untersuchungen am Auge statt:
- Sehschärfetest: Mit dieser Untersuchung wird überprüft, wie stark das Sehvermögen beeinträchtigt ist.
- Spaltlampenuntersuchung: Durch die Lampe wird das Auge mit einem kleinen Lichtstreifen ausgeleuchtet, wodurch der gesamte vordere Augenabschnitt (Hornhaut, Vorderkammer, Iris, Linse) untersucht werden kann. Dabei lässt sich eine Linsentrübung erkennen.
Zusätzlich ist eine Untersuchung des hinteren Augenabschnitts mit pupillenerweiternden Tropfen nötig. Dadurch lässt sich die Netzhaut gut einsehen und beurteilen, wie weit fortgeschritten die Katarakt bereits ist (reduzierter Einblick) und ob noch weitere Augenerkrankungen vorliegen.
Achtung: Nach der Untersuchung mit pupillenerweiternden Tropfen sollten Sie für etwa vier bis sechs Stunden auf das Fahren von Auto oder Fahrrad sowie auf die Teilnahme am Straßenverkehr verzichten.
Zur präzisen Berechnung der passenden Intraokularlinse wird eine Biometrie durchgeführt. In speziellen Fällen ist zusätzlich noch eine Aufnahme der Hornhaut (Hornhauttopographie) und eine der Netzhaut (optische Kohärenz-Tomographie, "OCT") der Makula) notwendig.
Oftmals muss nach der Diagnose nicht sofort eine Operation erfolgen. Der richtige Zeitpunkt richtet sich unter anderem nach möglichen Vorerkrankungen und danach, wie stark das Sehvermögen eingeschränkt ist, beziehungsweise wie intensiv der Alltag durch die Augenerkrankung beeinflusst wird. Ihre Augenärztin oder Ihr Augenarzt begleiten Sie und legen bei regelmäßigen Kontrollen fest, wann eine Operation nötig ist.
"Wenn Sie unter einer zunehmenden Sehverschlechterung durch den Grauen Star leiden oder in Ihrer augenärztlichen Praxis darauf hingewiesen wurden, sollten Sie sich umfassend über eine Katarakt-Operation beraten zu lassen. Im Rahmen eines persönlichen Beratungsgesprächs erklären wir Ihnen den aktuellen Zustand Ihrer Augen, mögliche Behandlungsoptionen sowie den Ablauf und die Vorteile einer Katarakt-Operation ausführlich. Dabei gehen wir auch auf individuelle Risiken, verschiedene Linsentypen und zu erwartende Sehergebnisse ein. Ziel der Beratung ist, Ihnen eine fundierte Grundlage für Ihre Entscheidung zu geben und gemeinsam den für Sie passenden Behandlungsweg zu finden," führt Dr. Christoph von Sonnleithner aus.
Behandlung: Katarakt-Operation
Die Katarakt-Operation gehört zu den häufigsten Eingriffen weltweit. Sie ist zudem die einzige Möglichkeit, das Sehvermögen bei Grauem Star wiederherzustellen, indem die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt wird.
Der Eingriff wird in der Regel ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert meist 15 bis 30 Minuten. Bei Betroffenen mit schweren Allgemeinerkrankungen oder Erkrankungen des Auges, die ein erhöhtes Operationsrisiko darstellen, findet die Operation stationär statt.
Ablauf der Katarakt-OP
Anästhesie: Zunächst wird das zu operierende Auge betäubt, entweder mittels Augentropfen und Augengel oder durch eine Betäubungsspritze, sodass keine Schmerzen auftreten. Manchmal wird auch ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, damit sich die Patientin oder der Patient entspannen kann. In besonders schwierigen Fällen oder auch auf Wunsch des Patienten erfolgt eine Vollnarkose.
Mikrochirurgischer Schnitt: Der Chirurg macht einen kleinen Schnitt am Rand der Hornhaut (die äußere Schicht des Auges). Mit einer feinen Pinzette wird die Linsenkapsel eröffnet, welche die Linse umgibt. Die Linse wird in sehr kleine Stücke zertrümmert (dies nennt sich „Phakoemulsifikation“), und diese Teile werden dann abgesaugt. Die einzelnen Schritte können auch mit einem Laser durchgeführt werden („Femtosekundenlaser-Phakoemulsifikation“).
Implantation der Kunstlinse: Nachdem die trübe Linse entfernt ist, wird eine künstliche Linse (IOL, Intraokularlinse) eingesetzt. Diese Linse besteht aus flexiblem Material (Acryl) und lässt sich daher falten, sodass sie problemlos durch den kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt werden kann. Eine Beratung über die verschiedenen Intraokularlinsen, erfolgt vor der OP.
Nach der Operation: Der Schnitt ist so klein, dass er nicht genäht werden muss. Nach der Operation wird ein Salbenverband am operierten Auge angelegt Das Auge heilt in der Regel schnell von selbst. Meistens kann der Patient nach der Operation direkt nach Hause gehen (ambulant).
Erholung: Direkt nach der Operation kann es zu einem leichten Kratzen oder Fremdkörpergefühl im Auge kommen, aber das ist normal und verschwindet in der Regel schnell. In den ersten Tagen nach dem Eingriff sollten Sie sich schonen und auf starke körperliche Anstrengungen verzichten. Auch das Augenreiben und Kontakt mit Wasser sollten Sie vermeiden.
Die Operation ist in der Regel sehr sicher und erfolgreich. Viele Patientinnen und Patienten erleben eine sofortige Verbesserung ihres Sehvermögens und sind oft schon am nächsten Tag wieder in der Lage, klar zu sehen. Es dauert jedoch einige Wochen, bis sich die endgültige Sehkraft stabilisiert.
Welche Kunstlinsen gibt es und wie werden sie ausgewählt?
Je nachdem, ob Sie eine Hornhautverkrümmung oder weitere Augenerkrankungen haben, wird bereits im Vorfeld der Operation entschieden, welches Linsenmodell am besten für Sie geeignet ist. Es existiert ein breites Spektrum von Einstärken- (medizinisch Monofokal-) oder Multifokal-Linsen mit oder ohne Ausgleich der Hornhautverkrümmung. Es gibt auch Linsen, die für das Sehen im Intermediärbereich konzipiert sind.
Ziel des Linsentausches ist, dass sich Ihr Sehvermögen wieder verbessert – bestenfalls mit schwacher Brille oder ganz ohne Hilfsmittel. Die neue Kunstlinse kann dauerhaft im Auge bleiben.
Nachsorge: Was sollte ich nach der Katarakt-OP beachten?
Um die Heilung des Auges zu unterstützen, sollten Sie folgende Hinweise beachten:
- Berühren Sie Ihr Auge nicht oder nur sanft, wenn Sie einen Juckreiz verspüren.
- Vermeiden Sie Reiben und Drücken am Auge unbedingt.
- Lassen Sie kein Wasser oder Shampoo ins Auge gelangen.
- Schonen Sie Ihr Auge und verzichten Sie auf für die Augen anstrengende Tätigkeiten wie Lesen oder Fernsehen.
- Vermeiden Sie Sportarten wie Radfahren und Schwimmen. Besprechen Sie in der augenärztlichen Praxis, wann dies wieder unbedenklich ist.
- Fahren Sie bis zum augenärztlichen OK nicht selbst Auto (mindestens zwei Wochen).
- Verwenden Sie die Medikamente wie verordnet.
- Nehmen Sie Kontrolltermine wahr.
Welche Risiken hat eine Grauer Star-OP?
Die Operation eines Grauen Stars verläuft meist ohne Komplikationen. Dennoch besteht, wie bei jedem chirurgischen Eingriff, ein gewisses Risiko. Darunter:
- Sehstörungen
- starke Schmerzen
- Reizungen oder Infektionen
- erhöhter Augeninnendruck
- Trübung der Hinterkapsel („Nachstar“)
- sehr selten Netzhautablösungen
Wenn Sie nach dem Eingriff Beschwerden haben, wenden Sie sich umgehend an die behandelnden Ärztinnen und Ärzte.
Heilungschancen nach Grauer Star-Operation
Die Heilungschancen sind in der Regel sehr gut. Bis sich die Sehkraft wieder vollständig regeneriert hat, können jedoch einige Wochen vergehen. Die meisten Patientinnen und Patienten berichten oftmals schon direkt nach der Operation von einer Verbesserung und können schnell ihrem gewohnten Alltag nachgehen.
In manchen Fällen kann sich innerhalb weniger Monate oder Jahre ein Nachstar entwickeln, bei dem die hintere Linsenkapsel eintrübt. Dieser lässt sich mithilfe eines ambulanten Lasereingriffs beheben. Die Linse muss nicht erneut gewechselt werden.
Kann ich einem Grauen Star vorbeugen?
Da der Graue Star eine Alterserkrankung der Augen ist, lässt er sich nicht sicher vermeiden. Dennoch können Sie einiges beachten, um die Gesundheit Ihrer Augen lange zu erhalten:
- Vermeiden Sie starke Sonneneinstrahlung und tragen Sie eine Sonnenbrille mit UV-Schutz.
- Verzichten Sie auf Rauchen und Alkohol.
- Achten Sie darauf, dass Ihre Blutzuckerwerte richtig eingestellt sind.
- Vermeiden Sie die dauerhafte Einnahme kortisonhaltiger Medikamente.
- Lassen Sie Ihre Augen regelmäßig kontrollieren, wenn Sie Probleme mit der Sehkraft haben.