Psychosen - Klinisches Bild

Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis können sich auf ganz unterschiedliche Weise ankündigen. Häufig fällt den Eltern oder Freunden als erstes eine gewisse Wesensänderung oder ein Rückzug aus bisherigen sozialen Aktivitäten auf. Bei manchen Patienten stehen über Jahre auch depressiv anmutende Symptome im Vordergrund. Andere Patienten wirken innerlich angespannt und unruhig oder berichten über eigenartige Grübeleien. Wieder andere werden zunehmend misstrauisch und fühlen sich verfolgt. Bei vielen Patienten kommt es irgendwann zum Auftreten sogenannter „produktiver Symptome“ wie Halluzinationen (z. B. Stimmenhören) oder Wahnvorstellungen. Manchmal ist es schwer, den Kranken in ihren Gedankengängen zu folgen, das Denken wird „zerfahren“. Schizophrene Psychosen entstehen auf dem Boden einer erblichen Veranlagung oder durch Störungen in der Embryonalentwicklung. Stress und Situationen, die für den Betroffenen schwer zu bewältigen sind, können bei entsprechender neurobiologischer Disposition zum akuten Auftreten psychotischer Symptome führen.

Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass Patienten mit einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis körperliche Erkrankungen, hohen Zigarettenkonsum, unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel, eine verminderte kardiopulmonale Leistungsfähigkeit sowie eine im Vergleich zu Gesunden eingeschränkte Lebenserwartung aufweisen. Viele Patienten sind sehr daran interessiert, ungesunde Lebensgewohnheiten zu verändern, bei anderen Patienten kann dies durch motivationsfördernde Maßnahmen erreicht werden.

 

 

Psychosen - Therapeutische Ansätze

Häufig sind die Betroffenen krankheitsbedingt nicht in der Lage, ihre Defizite und die dringende Behandlungsbedürftigkeit zu erkennen, sodass ärztliche Hilfe zunächst abgelehnt wird. Unter adäquater neuroleptischer Medikation nimmt bei vielen Patienten innerhalb von Tagen oder Wochen die produktive Symptomatik deutlich ab und die Denk- und Einsichtsfähigkeit bessern sich. Durch die Einführung der atypischen Neuroleptika haben sich die Behandlungsmöglichkeiten weiter verbessert [1, 4]. Der Hauptvorteil dieser Arzneimittel besteht darin, dass sie in therapeutischen Dosen in der Regel keine extrapyramidalen Symptome auslösen. Außerdem treten anders als unter klassischen Neuroleptika nur sehr selten Spätdyskinesien nach längerer Behandlung auf.

Neben der pharmakologischen Behandlung ist eine gute psychotherapeutische Begleitung des Patienten sehr wichtig, insbesondere um ein über den akuten Zustand hinaus währendes Arbeitsbündnis vorzubereiten. Andernfalls könnte es aufgrund schlechter Compliance zu einem baldigen Rezidiv der Krankheitsphase kommen. Psychoedukative Maßnahmen, durch die der Patient und auch die Angehörigen das Grundwissen über die Erkrankung und einen sinnvollen Umgang damit erlernen, gehören heute zum Standard der Psychosebehandlung. Starke Belastungen der familiären Beziehungen, die zu Vorwürfen und Schuldgefühlen geführt haben, müssen aufgearbeitet werden. Nach Abklingen der akuten Erkrankung sollte alles getan werden, um den Patienten die Reintegration in den Beruf zu ermöglichen und soziale Kontakte zu fördern. Vorteilhaft ist eine ausgewogene Alltagsstruktur mit klaren Aufgaben, eindeutigen Absprachen und möglichst entspannten zwischenmenschlichen Beziehungen. Tageskliniken und andere psychosoziale Dienste helfen dem Patienten, wieder mit dem alltäglichen Leben zurechtzukommen.

Neben phasischen Krankheitsverläufen mit zeitlich begrenzten Krankheitsepisoden gibt es auch ungünstige Verläufe mit einem langsamen Voranschreiten der Erkrankung und zunehmenden kognitiven Beeinträchtigungen. Es ist bisher nicht möglich, im Einzelfall den Krankheitsverlauf vorherzusagen. Wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass eine kontinuierliche Einnahme eines wirksamen Medikaments auch langfristig der sicherste Weg ist, Rückfälle oder Verschlechterungen zu verhindern.