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Stillen oder die Flasche geben? Die Vor- und Nachteile

Schon zu Beginn der Schwangerschaft stellen sich viele werdende Mütter die Frage: Soll ich meinem Kind die Brust geben oder doch die Flasche? Hier lesen Sie, worauf Sie bei der Ernährung Ihres Babys in den ersten Wochen und Monaten achten sollten.

06.11.2024 Lesedauer: - Min. Aktualisiert am 28.11.2025
Medizinisch geprüft von Claudia Lötzsch
Newborn baby boy sucking milk from mothers breast. Portrait of mom and breastfeeding baby.
Inhaltsverzeichnis

Kann jede Frau stillen?

Ja, rein biologisch ist jede Frau dazu in der Lage, ihr Baby zu stillen. Vereinzelt gibt es Frauen, die wenig Drüsengewebe haben, doch auch diese können in den meisten Fällen zumindest teilstillen.

Es gibt nur wenige medizinische Gründe, die gegen das Stillen sprechen, etwa eine HIV-Infektion oder das Einnehmen von bestimmten Medikamenten. Die Brustgröße spielt in der Regel keine Rolle bei der Milchbildung. Nach einer Brustvergrößerung oder -verkleinerung kann es aber zu einer verringerten Milchbildung kommen.

Vor- und Nachteile des Stillens

Ob Ihr Kind gestillt oder mit der Flasche gefüttert werden soll, müssen Sie für sich selbst entscheiden. Es gibt jedoch zahlreiche gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind, die für das Stillen sprechen.

7 Vorteile des Stillens für die Mutter

  1. Fördert die Rückbildung der Gebärmutter
  2. Trägt zu einer emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind bei
  3. Stimmungsaufhellende Hormone sorgen für Entspannung
  4. Muttermilch ist immer verfügbar: Zeit- und Geldersparnis, gut für die Umwelt
  5. Vermindert das Risiko, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken
  6. Vermindert das Risiko von Osteoporose, postpartaler Depression (Depression nach der Geburt) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  7. Geringeres Risiko nach Schwangerschaftsdiabetes an manifestem Diabetes zu erkranken

7 Vorteile des Stillens für das Kind

  1. optimale Zusammensetzung der Muttermilch: Die Muttermilch ist perfekt auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt (zum Beispiel wässrigere Milch in heißeren Regionen, fetthaltigere Milch in skandinavischen Gebieten) und ist sehr gut verdaulich
  2. fördert die gesunde Entwicklung der Zähne und des Kiefers
  3. Muttermilch bietet Schutz gegen krankmachende Keime („Nestschutz“) und beugt Allergien vor
  4. gestillte Kinder sind seltener, weniger schwer und weniger lange krank: Studien zeigen, dass gestillte Kinder seltener an Magen-Darm-Erkrankungen leiden und nachweislich weniger Krankenhausaufenthalte haben. Frühgeborene erkranken seltener an Nekrotisierender Entercolitis (NEC), einer schweren Durchfallerkrankung.
  5. geringeres Risiko im Erwachsenenalter an Diabetes Typ 2 und Adipositas (Fettleibigkeit) zu erkranken
  6. verringert das Risiko der Kindersterblichkeit
  7. Hinweis auf einen höheren durchschnittlichen Intelligenzquotienten gestillter Kinder
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Das ist ein Test

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Helios Klinikum Aue

Leitende Hebamme (auch freiberuflich tätig)

Wunde Brustwarzen, eine zu geringe Milchbildung oder ein Milchstau sind herausfordernd, können aber gut behandelt werden.

Was sind Nachteile und Herausforderungen des Stillens?

Stillen ist natürlich, aber nicht immer einfach: Zwar ist es die natürlichste Form, ein Baby zu ernähren, gleichzeitig bringt Stillen Herausforderungen mit sich, über die offen gesprochen werden darf:

  • körperliche Belastung: wunde Brustwarzen, Milchstau oder Schmerzen in der Anfangszeit können das Stillen erschweren
  • zeitliche Bindung: Mütter sind die Hauptnahrungsquelle für ihr Baby und somit viel gefragt, das kann einschränken
  • Öffentlichkeit: Nicht jede Frau fühlt sich wohl dabei, außerhalb der eigenen vier Wände zu stillen
  • Unsicherheit: Manche Mütter machen sich Sorgen und selbst Druck, ob sie genug Muttermilch haben

Wichtig: Die meisten der genannten Probleme sind in der Regel mithilfe von Hebammen und einer Stillberatung gut zu lösen. Aber wenn sich eine Mutter gegen das Stillen entscheidet, ist das genauso in Ordnung. Nähe, Geborgenheit und Zuwendung können Mütter ihren Babys auch geben, wenn sie sie mit der Flasche füttern.  

Gute Unterstützung hilft beim Stillen

Nicht immer gelingt das Stillen von Anfang an reibungslos. "Wunde Brustwarzen, eine zu geringe Milchbildung oder ein Milchstau sind herausfordernd, können aber gut behandelt werden", wie Claudia Lötzsch, Leitende Hebamme im Helios Klinikum Aue erklärt.

Wunde Brustwarzen: 

Sind die Brustwarzen wund oder schmerzhaft, ist dies in aller Regel auf nicht korrektes Anlegen zurückzuführen. "Es ist ein Irrglaube, dass wunde Brustwarzen vom zu häufigen Stillen kommen: Vielmehr ist das nicht korrekte Erfassen der Brustwarze durch das Baby der Grund", sagt Claudia Lötzsch. Sie sollten beim Stillen darauf beachten, dass das Baby nicht an der Brustwarze nuckelt, sondern auch Teile des Warzenvorhofs mit im Mund behält. Wenn das Baby richtig angelegt ist, liegt die Brustwarzenspitze hinten am weichen Anteil des Gaumens beim Baby. 

In manchen Fällen können Stillhütchen aus dünnem Silikon helfen, zum Beispiel, wenn das Baby Schwierigkeiten beim Erfassen der Brust hat oder die Brustwarzen besonders empfindlich sind. Wichtig: Halten Sie vor der Anwendung mit Ihrer Hebamme oder Stillberaterin Rücksprache, da Stillhütchen das Saugverhalten verändern können und nur vorübergehend eingesetzt werden sollten. 

Auch Lanolin, Kompressen mit Schwarz- oder Salbeitee können die Heilung fördern und zur Schmerzlinderung beitragen. Bei Frauen, die schon im Vorfeld zu empfindlichen Brustwarzen neigen, sind sogenannte Silberhütchen eine gute Hilfe. Dabei handelt es sich um kleine Cups aus reinem Silber, die zwischen den Mahlzeiten auf die Brustwarzen gesetzt werden. Silber hat eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung. Die Hütchen lassen sich zudem einfach reinigen und wieder verwenden.

Übrigens: Wunde Brustwarzen können auch ein Anzeichen dafür sein, dass das Zungenbändchen beim Baby zu kurz ist. Es kurzes Zungenband kann die Beweglichkeit der Zunge einschränken und so Stillprobleme begünstigen. Hier hilft dann die Trennung des Zungenbandes, um das Saugen zu verbessern und die Schmerzen bei der Mutter während des Stillens zu lindern.

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Geringe Milchbildung:

Viele Mütter machen sich Sorgen, ob sie ausreichend Milch haben. Dabei ist eine geringe Milchbildung meist auf zu wenig Stimulation zurückzuführen: Säuglinge sollten in den ersten Tagen nach der Geburt acht- bis zwölfmal oder häufiger an die Brust angelegt werden, um die Milchbildung optimal anzuregen.

Gut zu wissen: Nicht nur in den ersten Tagen ist häufiges Anlegen das beste Mittel, um die Milchmenge zu steigern.

Milchstau:

Milchstau ist meist auf Stress der Mutter oder nicht korrektes Saugverhalten zurückzuführen. Hier helfen Ruhe für Mutter und Kind, eine gute Brustentleerung mit anschließendem Kühlen der Brust, zum Beispiel mit Quarkwickeln, leichte Massagen nach Wärmeauflagen. Es sollte auf keinen Fall versucht werden, die Milch mit Druck aus der Brust „auszupressen". Auch Vibrationsmassagen zur Lockerung des Drüsengewebes werden oft als angenehm erleichternd empfunden. 

Bei Schmerzen kann auch die Gabe von entzündungshemmenden Schmerzmitteln mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol helfen. Beide sind in der Stillzeit erlaubt. 

Brustentzündung (Mastitis):

Milchstau kann zu einer Brustentzündung führen: Halten Schmerzen, Fieber und Rötungen länger als 24 Stunden ohne deutliche Symptomlinderung an, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen. In vielen Fällen ist ein stillverträgliches Antibiotikum erforderlich. 

Claudia Lötzsch: "Schon kurz nach der Geburt sind ein gutes Stillmanagement sowie viel Beratung und Anleitung wichtig. Mütter, die einen guten Stillbeginn haben, stillen nachweislich besser und länger. Die psychische Betreuung durch Hebammen, Geburtshelfer oder Stillberaterin in den ersten Tagen ist wichtig, da das Stillen zu diesem Zeitpunkt auch anstrengend sein kann und Motivation verlangt."

3 Tipps für erleichterndes Stillen

  1. Eine gute Vorbereitung hilft viel: Informieren Sie sich in der Stillberatung oder bei Ihrer Hebamme über Stillzeiten und -häufigkeiten, korrekte Anlegetechniken und die Stillzeichen des Säuglings. Auch Stillgruppen mit anderen Müttern sind hilfreich, um sich bei Problemen auszutauschen.
  2. Stillen Sie Ihr Kind zu Beginn mindestens acht- bis zwölfmal am Tag. Auch sehr häufiges Stillen, zum Beispiel stündlich über ein paar Stunden hinweg („Clusterfeeding“), ist normal. Babys regulieren ihre Nahrungsaufnahme eigenständig, das heißt, sie trinken nur so viel Milch, wie sie benötigen – vorausgesetzt, sie haben uneingeschränkten Zugang zur Brust und können Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten bestimmen. Diese Aspekte sowie die Effektivität des Saugens entscheiden darüber, wie viel Milch von der Mutter gebildet wird. In anderen Worten: Die Nachfrage regelt das Angebot.
  3. Verzichten Sie insbesondere in den ersten Lebenswochen auf die Verwendung von Schnullern. Da durch den Schnuller andere Reize angesprochen werden, kann das Baby verlernen, wie es die Brust richtig entleert, was zu Problemen beim Stillen führen kann.

Brust oder Flasche: Unterschiede und Zeitpunkt des Wechsels

Bei der Flaschenernährung sollten Sie bestimmte Dinge beachten, die sich im Rahmen des Stillens von allein ergeben, wie zum Beispiel:

  • Halten Sie beim Füttern Haut- und Blickkontakt, um Nähe und Sicherheit zu vermitteln.
  • Legen Sie Ihr Baby abwechselnd auf den rechten und linken, nackten Arm. Das fördert Körperkontakt und sorgt für eine gleichmäßige Reizverarbeitung.
  • Füttern Sie Ihr Kind nach Bedarf und nicht zu festen Zeiten. Die Flasche muss nicht leer getrunken werden.
  • In den ersten Wochen sollte das Baby nur von wenigen, vertrauen Bezugspersonen gefüttert werden, um die Bindung zu stärken und Vertrauen zu schaffen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Kinder im ersten Lebenshalbjahr ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Berufstätige Mütter können auch abpumpen und dann mit der Flasche füttern. 
Gut zu wissen: Ihr Arbeitgeber muss Ihnen Zeit für regelmäßiges Abpumpen gewähren.

Wann ist Abstillen sinnvoll?

Stillprobleme sind prinzipiell kein Grund zum Abstillen, denn sie können bei guter Betreuung relativ rasch behoben werden. Es gibt nur sehr wenige mütterliche Indikationen zum Abstillen, wie etwa Einnahme von Medikamenten, die in die Muttermilch übergehen. Die meisten geläufigen Medikamente sind jedoch stillverträglich.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten. Danach ist Weiterstillen neben Beikost bis zu einem Alter von zwei Jahren oder darüber hinaus möglich. Je nachdem, wie lange Mutter und Kind das möchten. 

Wann der richtige Zeitpunkt zum Abstillen ist, lässt sich nicht pauschalisieren. Anzeichen für die passenden Moment können unter anderem sein:

  • Sie haben das Gefühl, Sie möchten nicht mehr stillen
  • das Kind zeigt von sich aus weniger Interesse am Stillen oder dreht den Kopf von der Brust weg
  • der Alltag ändert sich, etwa durch einen Wiedereinstieg in der Beruf 

Das Abstillen kann sanft und im eigenen Tempo erfolgen. Sie können schrittweise abstillen, indem Sie einzelne Mahlzeiten durch Beikost oder Flaschenmilch ersetzen. 

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Häufig gestellte Fragen rund ums Thema Stillen

Ist Kaffee in der Stillzeit erlaubt?

Ja, ein bis zwei Tassen Kaffee oder auch schwarzer Tee sind in Ordnung. Wirkt das Baby unruhig oder schläft schlecht, sollte der Konsum reduziert werden. Energydrinks sind nicht zu empfehlen.

Woran merke ich, dass das Baby satt ist?

Achten Sie auch typische Sättigungszeichen: Das Baby löst sich selbst von der Brust, wirkt entspannt, Hände und Gesicht sind locker, vielleicht schläft es sogar ein.

Welche Stilldauer ist normal?

Jedes Baby trinkt unterschiedlich schnell, daher kann man keinen pauschalen Wert nennen. Achten sie darauf, dass Ihr Baby richtig saugt, die Brust weich wird. Übrigens: In den ersten Lebenswochen sind acht bis zwölf Stillmahlzeiten pro Tag die Norm, später passt sich die Häufigkeit dem Bedarf an.

Kann ich einen Schnuller geben?

In den ersten Wochen sollte besser noch kein Schnuller gegeben werden, damit das Baby die Saugtechnik an der Brust sicher erlernt. Nach ein paar Wochen, wenn die Stilltechnik bei Mutter und Kind gut funktioniert, ist auch ab und an ein Schnuller in Ordnung.

Claudia Lötzsch: „Es gibt Babys, die ein sehr hohes Saugbedürfnis haben und zum Einschlafen die Saugbewegung brauchen. Wenn das Stillen gut funktioniert und das Baby satt ist, kann ein Schnuller beim Einschlafprozess helfen. Der Schnuller sollte jedoch gerade in den ersten Wochen nicht zum Stillersatz genutzt werden.“

Wohin mit der Muttermilch, wenn ich arbeite?

Die Muttermilch kann abgepumpt und im Kühlschrank aufbewahrt werden, dort hält sie sich maximal drei Tage. Zudem sind Arbeitgeber verpflichtet, Pausen und einen geeigneten Raum zur Verfügung zu stellen, um regelmäßig abpumpen zu können, dies ist rechtlich im Mutterschutzgesetz verankert.

Erst Wickeln oder erst Stillen?

Ein gut funktionierender Weg ist das Wickeln zwischen dem Brustwechsel. Das heißt, meldet sich das Baby mit Hungerzeichen, füttern Sie es zunächst an der ersten Brust. Wenn das Kind ermüdet, gehen Sie zum Wickeln über. Dadurch wird das Kind wieder agiler und nimmt hinterher meist noch die zweite Brust gut an. 

Wichtig: Finden Sie mit Ihrem Baby heraus, was am besten funktioniert. Hier gibt es kein richtig oder falsch.

Auf einen Blick: Stillprobleme und was hilft

  1. Zu wenig Milch: häufiges Anlegen oder zusätzliches Abpumpen
  2. Wunde Brustwarzen: richtige Anlegetechnik beachten, Linolin, Tee-Kompressen und nach Rücksprache ggf. Stillhütchen nutzen
  3. Milchstau: Ruhe, Wärme vor dem Stillen, sanfte Massagen und nach dem Stillen Kühlen, keine Milch auspressen
  4. Schmerzen: Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen/Paracetamol sind zwar erlaubt, sollten aber nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden
  5. Entzündungen: Mastitis unbedingt ärztlich abklären, da oft Antibiotika nötig sind

Mom2B – bestens beraten durch die Schwangerschaft: Stillen und Wochenbett: Tipps & Tricks

Kuscheln, genießen, erholen. die ersten Wochen nach der Geburt, das Wochenbett, sind eine ganz besondere Zeit für Mutter und Kind. Sibylla Fehn, Hebamme und Manuela Schneider, Kinderkrankenschwester, Stillberaterin aus der Helios Frankenwaldklinik Kronach haben Tipps für die erste gemeinsame Phase, um gut durchs Wochenbett zu kommen und Ratschläge, wie Sie entspannter stillen können.