Im Volksmund heißt es noch oft, Frauen sind härter im Nehmen und müssten Männer Kinder auf die Welt bringen, wäre die Menschheit längst ausgestorben. Aber was ist dran an diesem Vorurteil?
"Bei Frauen ist das Schmerzempfinden etwas erhöht, wodurch sie Schmerzreize früher wahrnehmen als Männer. Zudem empfinden sie denselben Schmerzreiz intensiver und schmerzhafter als Männer", sagt der Wuppertaler Chefarzt.
Evolutionär gesehen ist das durchaus sinnvoll, da Frauen dadurch ein bewussteres Gesundheitsverhalten und eine etwas höhere Lebenserwartung hatten. Das war vorteilhaft für das Austragen, Stillen und Aufziehen von Kindern. Aber: Da Männer Schmerzen im Vergleich oft weniger intensiv als Frauen empfinden, ist es gut, dass sie nicht gebähren müssen. Entwicklungsgeschichtlich hatten Männer zudem einen Überlebensvorteil, wenn sie Schmerzen nicht zeigten.
Dass die Geschlechter Schmerzen unterschiedlich äußern, ist teilweise gelernt und wird durch psychologische und soziale Faktoren beeinflusst. Dies ändert sich erst in der modernen Gesellschaft langsam, ist aber auch kulturellen Einflüssen unterworfen.:
- Männer äußern häufig weniger offen Schmerzen, weil dies in vielen Kulturen als Zeichen von Schwäche angesehen wird.
- Frauen hingegen werden öfter ermutigt, ihre Gefühle als auch Schmerzen auszudrücken.
"Leider wissen wir noch viel zu wenig über die Schmerzentstehung und -verarbeitung", weiß der Schmerzmediziner. Generell lässt sich festhalten, dass es mehr weibliche Schmerzpatienten gibt. Das kann aber zum einen damit zusammenhängen, dass die Grauzone bei Männern höher ist, weil sie seltener als Schmerzpatienten identifiziert werden und weil Frauen sensibler auf ihren Körper achten und dies eher äußern. Daher sehen wir auch häufiger Frauen mit chronischen Schmerzen in unseren Sprechstunden", berichtet Dr. Cegla.
Studien zufolge leiden Frauen bei fast allen Schmerzarten häufiger als Männer. Rückenschmerzen sind die häufigste Schmerzform unter den Geschlechtern, dicht gefolgt von Kopfschmerzen
Während Männer eher von Clusterkopfschmerzen betroffen sind, haben Frauen oft Spanungskopfschmerzen und Migräne. Im Laufe des Lebens verändert sich jedoch der weibliche Hormonspiegel, was dazu führt, dass bei vielen Frauen im höheren Lebensalter die Migräne kann verschwinden. "Es kommt durch altersbedingte Veränderungen zu einem "Wechsel der Erkrankungen". Das heißt, die hormonell-bedingten Veränderungen – ausgenommen ist die Osteoporose – spielen bei Frauen eine nicht mehr ganz so große Rolle. Führend sind Schmerzen des Bewegungssystems.