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Schilddrüsenunterfunktion: Symptome bei Frauen

Von einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer. René Hodina ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in der Helios Klinik Rottweil. Er erklärt welche Symptome besonders auf Frauen zutreffen und worauf Patientinnen achten sollten.

Schilddrüse-Ultraschallbilder-Blutproben-Patientin-Ärztin

Schilddrüsenunterfunktion: ein typisches Frauenleiden

Der weibliche Körper unterliegt im Laufe eines Lebens diversen Hormonschwankungen. Sei es eine Schwangerschaft, die den Hormonhaushalt durcheinanderbringt, die Wechseljahre oder die Einnahme von Hormonen zum Zweck der Verhütung. Ein kleines Organ unterhalb des Kehlkopfs spielt dabei eine wichtige Rolle: die Schilddrüse.

Sie produziert die beiden Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) sowie T4 (Tetrajodthyronin oder Thyroxin) und setzt diese im Körper frei. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Hormonproduktion gestört.

Eine Hypothyreose ist meistens nicht heilbar, kann mithilfe von Medikamenten aber gut behandelt werden. Umso wichtiger ist es deshalb zu wissen, wie sich die Stoffwechselstörung bei Frauen äußert.

Auf diese Symptome sollten Frauen achten

„Bei Frauen können Probleme mit der Schilddrüse oft lange Zeit unentdeckt bleiben, weil die Beschwerden mitunter als ‚typisch weibliche‘ Befindlichkeitsstörungen oder Wechseljahrbeschwerden gelten“, erklärt Réne Hodina. Schilddrüsenhormone wirken sich aber auf das Herz-Kreislauf-System, viele Stoffwechselprozesse und auch die Psyche aus. Deshalb können die Auswirkungen den ganzen Körper betreffen.

Wie macht sich eine Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar?

Die häufigsten Symptome bei Schilddrüsenunterfunktion im Überblick:

  • Leistungsschwäche
  • Konzentrationsschwäche
  • dauerhafte Müdigkeit
  • erhöhte Kälteempfindlichkeit
  • Haarausfall
  • depressive Verstimmungen
  • Gewichtszunahme
  • geschwollene Glieder
  • Verstopfung
  • trockene, raue Haut
  • Durchblutungsstörungen
  • Gewichtszunahme
  • Zyklusstörungen
  • Verlust der Libido
  • starke Menstruation
  • Unfruchtbarkeit

 

Was sind die Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Schilddrüsenunterunktion kann diverse Ursachen haben. Es gibt sowohl angeborene als auch erworbene Störungen des Stoffwechselorgans. Experten unterscheiden zwischen primären und sekundären Fehlfunktionen:

  • Primäre Fehlfunktion: Der Grund der Schilddrüsenunterfunktion liegt in der Schilddrüse selbst. Diese Form tritt am häufigsten auf.
  • Sekundäre Fehlfunktion: Die sekundäre Hypothyreose tritt seltener auf und kann unterschiedliche Ursachen haben, die meist auf die Hirnanhangsdrüse oder den Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) zurückzuführen sind.

Angeborene Störungen der Schilddrüse

Ist die Fehlfunktion der Schilddrüse bereits angeboren, hat der Defekt ein Leben lang Auswirkungen für die Patientin.

Folgende Faktoren können einer gestörten angeborenen Schilddrüsenfunktion zu Grunde liegen:

  • Schilddrüse bildet zu wenig oder gar keine Hormone
  • Veränderung des Schilddrüsengewebes mit Funktionsverlust
  • Schilddrüse fehlt (Athyreose)
  • Schwangere erhält eine zu hoch dosierte Therapie gegen eine Schilddrüsenüberfunktion, sodass das Kind im Mutterleib eine Schilddrüsenunterfunktion entwickelt

Erworbene Störungen der Schilddrüse

Auch eine gesunde Schilddrüse kann im Laufe des Lebens eine Fehlfunktion entwickeln. Das kann verschiedene Ursachen haben.

Die häufigsten Gründe für eine erworbene Hypothyreose sind:

  • Hashimoto-Thyreoiditis: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann aus einer chronischen Entzündung des Stoffwechselorgans resultieren. Bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis bildet der Körper spezielle Antikörper, die das eigene Schilddrüsengewebe angreifen. Als Folge sind die Mengen an Schilddrüsenhormonen ungenügend. Warum der Körper bei der Autoimmunerkrankung Antikörper ausbildet, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.
  • Therapiefehler: Eine erworbene Hypothyreose kann auch die Folge einer vorausgegangen medizinischen Behandlung sein. Das ist beispielsweise der Fall, wenn eine Schilddrüsenüberfunktion „zu stark“ therapiert wird. Dann kann aus einer Überfunktion eine Unterfunktion entstehen. Des Weiteren ist es möglich, dass eine Bestrahlung der Schilddrüse mit radioaktivem Jod oder eine falsch dosierte medikamentöse Behandlung die Produktion der Hormone so nachhaltig stören, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse entsteht.
  • Operationen an der Schilddrüse: Eine Schilddrüsenoperation, beispielsweise bei Kropf (Struma), kann ebenfalls zu einer Hypothyreose führen, wenn bei dem Eingriff nicht ausreichend gesundes Schilddrüsengewebe erhalten werden kann.
  •  Jodmangel: Die Schilddrüse braucht Jod zur Bildung der Schilddrüsenhormone. Menschen, die das Spurenelement durch eine mangelhafte Ernährung zu wenig aufnehmen, können einen Jodmangel und in der Folge eine Hypothyreose entwickeln. In Deutschland ist ein Jodmangel aufgrund von schlechter Ernährung sehr selten.

Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion

Um eine Hypothyreose zu diagnostizieren, ist eine genaue Anamnese durch Ärzt:innen wichtig und richtungsweisend. Eine einfache Blutuntersuchung kann erste Hinweise geben. „Gemessen wird zunächst der sogenannte TSH-Wert. Ist dieser auffällig, werden die Schilddrüsenhormone im Blut bestimmt“, erklärt René Hodina. Der Normbereich des TSH-Wertes liegt zwischen 0,4 und 4,0 milliUnits (mU/l) pro Liter.

Zur weiteren Diagnosestellung wird das Blut auf bestimmte Antikörper, die häufig Ursache einer Unterfunktion sind, getestet. Die Patientin wird außerdem meist körperlich untersucht. Oftmals erfolgt ein Ultraschall der Schilddrüse, bei dem Größe und Beschaffenheit des Organs beurteilt werden können.

Darauf müssen Frauen bei einer Hypothyreose achten

Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann sich auf viele Bereiche der Frauengesundheit auswirken. Eine mangelnde Ausschüttung der Hormone T3 und T4 kann Zyklusstörungen, Haarausfall, Hautveränderungen oder auch Störungen der Sexualität verursachen. Die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden, ist darüber hinaus vermindert.

Gravierend ist eine unbemerkte Hypothyreose in der Schwangerschaft. Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann Fehl- und Frühgeburten sowie schwere Schädigungen des ungeborenen Kindes mit sich bringen.

Für betroffene Frauen ist es deshalb wichtig, ihre Blutwerte regelmäßig überprüfen zu lassen und einen engen Austausch mit den behandelnden Ärzt:innen zu pflegen. Besonders bei Kinderwunsch sollte die individuelle Situation in einer gynäkologischen Praxis besprochen werden.

Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion

Eine Unterfunktion des Stoffwechselorgans muss ein Leben lang behandelt werden. Allerdings ermöglicht eine angepasste hormonelle Therapie in Form von Tabletten Betroffenen ein normales Leben ohne Einschränkungen.

Behandlung mit L-Thyroxin

Bei einer Hypothyreose muss das körpereigene Hormon L-Thyroxin (Levothyroxin) durch Tabletten ersetzt werden. Dabei spricht man auch von einer Substitutionstherapie. Das in den Tabletten enthaltene Hormon entspricht dem körpereigenen Schilddrüsenhormon. Durch die Substitution normalisiert sich der Stoffwechselhaushalt und die Patientin kann ein normales Leben führen. Das künstliche Hormon wirkt wie das natürliche Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) und wird im Körper in Teilen in das Hormon T3 umgewandelt.

Nebenwirkungen sind bei der Einnahme von L-Thyroxin selten. Wichtig ist jedoch, dass Expert:innen die richtige Dosis für die Patientin finden und regelmäßig kontrollieren. Zudem muss die Schilddrüsenerkrankte die Tabletten zuverlässig einnehmen. Ab wann eine Frau Schilddrüsenhormone benötigt, hängt von Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen oder einer eventuellen Schwangerschaft ab.

L-Thyroxin sollte vor dem Frühstück auf nüchternem Magen eingenommen werden. Bis auf wenige Ausnahmen muss die Einnahme ein Leben lang erfolgen.

Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion bei Schwangeren

Eine Schwangerschaft bedeutet für die werdende Mutter viele hormonelle Veränderungen. Auch die Schilddrüse passt sich der neuen Situation an. „Aufgrund der erhöhten Stoffwechselvorgänge kann der Bedarf an Schilddrüsenhormonen in einer Schwangerschaft um bis zu 50 Prozent höher sein“, erklärt Chefarzt René Hodina.

Eine vergrößerte Schilddrüse gilt in der Schwangerschaft deshalb als normal. Der Jodbedarf einer Schwangeren liegt bei 200 Mikrogramm pro Tag deutlich höher als bei einer Frau, die kein Kind erwartet. Nach Rücksprache mit den Ärzt:innen kann deshalb in einzelnen Fällen eine Einnahme von Jod in Tablettenform notwendig sein.

Durch die ansteigenden Schwangerschaftshormone HCG (Humanes Choringonadotropin) und Östrogen verändern sich auch die Hormonwerte der Schilddrüse. Daher sollte bei Kontrolluntersuchungen der Schilddrüse in der Schwangerschaft nicht nur das Hormon TSH bestimmt werden, sondern auch die freien Schilddrüsenhormone T3 und T4. Zudem können Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse in der Schwangerschaft sinnvoll sein.

Ein Leiden der Schilddrüse kann während einer Schwangerschaft auch zum ersten Mal auftreten. Egal, ob eine Unterfunktion des Stoffwechselorgans erst in der Schwangerschaft oder bereits zuvor diagnostiziert wird, ist es wichtig, alle Schilddrüsenwerte engmaschig zu überwachen. Denn durch das wachsende Baby verändert sich auch der Schilddrüsenstoffwechsel ständig. Ist eine ausreichende Jodzufuhr sichergestellt und der Schilddrüsenstoffwechsel gut geregelt, kann sich das Baby trotz Hypothyreose körperlich und geistig gesund entwickeln.

Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion bei Stillenden

Eine Mutter mit einer Schilddrüsenunterfunktion kann auch bei Einnahme von L-Thyroxin uneingeschränkt stillen – vorausgesetzt die Dosierung ist gut eingestellt. So lange betroffene Mütter ihr Baby über die Brust ernähren, sollte der Hormonspiegel etwa alle drei Monate kontrolliert werden.

Ein Hormonungleichgewicht der Schilddrüse kann dazu führen, dass zu wenig Milch gebildet wird. Folglich nimmt das Kind schlecht zu. Die richtige Medikamentenmenge für die Frau ist deshalb sehr wichtig. Solange eine Mutter ihr Kind stillt, sollte sie nicht mit radioaktivem Jod untersucht oder behandelt werden. Es kann allerdings auf alternative Untersuchungsmöglichkeiten ausgewichen werden.

Kinderwunsch bei Schilddrüsenunterfunktion

„Bei bis zu zehn Prozent der Frauen mit einem unerfüllten Kinderwunsch liegt die Ursache an einer Erkrankung der Schilddrüse“, erklärt Réne Hodina. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion können Eisprung sowie Zyklus unregelmäßig sein, was eine Schwangerschaft maßgeblich erschwert. Bei der Follikelreifung spielt zudem nicht nur der TSH-Wert eine Rolle, sondern auch der Wert für freies Trijodthyronin (fT3). Beide sind bei einer unterfunktionellen Schilddrüse gestört, was die Entwicklung der Eizelle beeinträchtigt.

„Bei einem bestehenden Kinderwunsch ist es wichtig, eine Hypothyreose rechtzeitig zu behandeln und den Körper bereits vor einer Schwangerschaft auf die künstlichen Hormone einzustellen“, sagt der Mediziner. Das könne einige Wochen dauern, da die Menge an L-Thyroxin über einen längeren Zeitraum gesteigert werden sollte.

Wozu führt eine unbehandelte Schilddrüsenunterfunktion?

Eine Unterfunktion der Schilddrüse, die nicht behandelt wird, kann zu schweren Beeinträchtigungen aller Körpervorgänge mit ausgeprägten körperlichen und psychischen Symptomen führen. Der Kinderwunsch ist beeinträchtigt und eine bestehende Schwangerschaft ist vielen Risiken ausgesetzt.

Die psychischen Auswirkungen können massive Folgen haben. So kann es zu Halluzinationen und Wahnzuständen kommen, aber auch die eigene Persönlichkeit und die Wahrnehmung der Umwelt sind oftmals stark beeinflusst. Gesicht, Augen oder Zunge können stark anschwellen, in schweren Fällen kommt es zu Wassereinlagerungen im Körpergewebe (Ödeme). Auch das Herz kann bei einer unbehandelten Unterfunktion des Stoffwechselorgans geschädigt werden.

Réne Hodina, der auch das Darmzentrum in der Helios Klinik Rottweil leitet, sagt: „Zudem ist der Stoffwechsel je nach Schwere der Unterfunktion verlangsamt, sodass Vitamine und Mineralien schwerer vom Körper aufgenommen werden können. So kommt es häufig zu Mangelerscheinungen.“ Im Extremfall kann die Symptomatik auch zu komatösen Zuständen führen.

Wer hilft bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Erster Ansprechpartner ist die hausärztliche Praxis. Dort können die Expert:innen mit einem einfachen Bluttest die Funktion der Schilddrüse überprüfen. Für eine eindeutige Diagnose können Endokrinologen oder Radiologen hinsichtlich Ultraschall und Szintigraphie erforderlich sein. „Aufgrund der Symptome gehen viele Patientinnen zunächst zu einem Gynäkologen. Bei Haut- und Haarproblemen wird auch oft ein Dermatologe aufgesucht“, berichtet René Hodina.

Was bedeutet die Diagnose?

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann verschiedene Ursachen haben und wirkt sich auf den gesamten Körper aus. Sie ist gut therapierbar und bedeutet für die Betroffene keine Einschränkungen, solange die Hormonsubstitution, meist in Form von L-Thyroxin, gut eingestellt ist.

Vor allem bei Frauen ist eine regelmäßige Untersuchung der Schilddrüsenhormone und eine ideale Dosierung von L-Thyroxin wichtig. So steht auch einem Kinderwunsch meist nichts im Wege. Unbehandelt kann eine Hypothyreose schwerwiegende Folgen haben.

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