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Zeckenzeit: Wir räumen mit vier Mythen auf

Das schöne Wetter und die Sonne locken nicht nur uns ins Freie, sondern auch die Zecken. Noch immer gibt es jedoch viele Unklarheiten rund um den kleinen Blutsauger. Dr. Lutz Engelmann, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Venerologie, räumt mit den wichtigsten Mythen rund um die Zeckenzeit auf.

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Mythos 1: Zecken beißen

Oftmals redet man vom Zeckenbiss. Aber das ist falsch. „Mit zwei Mundwerkzeugen ritzen sie die Haut ihrer Opfer auf und saugen das Blut aus dem verletzten Gewebe“, erklärt Engelmann. „Die Minivampire beißen also nicht, wie oft angenommen wird, sie stechen.“

Die meisten Menschen bemerken die Verletzung nicht, denn die Zecke betäubt die Stelle mit ihrem Speichel. Dieser enthält außerdem Stoffe, die das Blut am Gerinnen hindern und eine Entzündung unterdrücken.

Gefährlich sind Zecken vor allem deshalb, weil sie über den Speichel Viren und Bakterien übertragen können. Hat man eine Zecke entdeckt, sollte man sie deshalb zeitnah entfernen.

Mythos 2: Zecken entfernt man mit einer Drehbewegung

„Durch das Herausdrehen wird der Speichelfluss der Zecke angeregt. Die Tiere können außerdem Bakterien und Viren in die Einstichstelle übertragen. Also lieber mit etwas Fingerspitzengefühl dicht über der Haut packen, möglichst gerade herauszuziehen und vollständig entfernen“, rät der Experte. Am besten eignen sich dazu sogenannte Zeckenpinzetten, -zangen oder auch Zeckenkarten. Diese bekommt man zum Beispiel in der Apotheke.

„Wenn man die Anatomie der Zecke beachtet, ergibt gerades Herausziehen auch Sinn. Denn statt einem Gewinde haben die Mundwerkzeuge der Zecke Widerhaken. Zecken „schrauben“ sich also nicht in die Haut, sie verankern sich mithilfe der Widerhaken“, so der Chefarzt. Um diese zu lösen, kann es helfen, die Haut beim Herausziehen mit den Fingern leicht anzuspannen. Anschließend sollte man die Stelle desinfizieren.

Je länger die Zecke saugt, umso höher ist die Gefahr, dass Krankheitserreger übertragen werden. Deshalb ist ein gründlicher Körper-Check nach einem Ausflug in der Natur oder im Garten ratsam.

Mythos 3: Bleibt der Kopf stecken, entzündet sich die Einstichstelle

Die Angst, dass der Kopf der Zecke stecken bleibt und dadurch Erreger in die Wunde gelangen, ist unbegründet. Zecken haben keinen Kopf. Was gelegentlich stecken bleibt, sind die Mundwerkzeuge. Das ist aber in der Regel unproblematisch. Diese Fremdkörper stößt der Körper, ähnlich wie einen Holzsplitter, nach einer gewissen Zeit von selbst ab. Erst wenn sich die Stelle entzündet, sich ein roter Ring bildet oder grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen auftreten, sollte man eine ärztliche Praxis aufsuchen.

Mythos 4: Nur Zecken in Risikogebieten übertragen Krankheitserreger

Zeckenstiche sind zwar in den meisten Fällen harmlos. Aber nicht immer: Zecken können Krankheiten wie Borreliose (Infektionskrankheit) und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (Entzündung der Hirn- bzw. Rückenmarkshäute, kurz FSME) übertragen. FSME tritt zwar vor allem im Süden Deutschlands auf, kann aber auch in anderen Gebieten vereinzelt vorkommen. Die Übertragung einer Borreliose ist überall möglich. Sollten Sie an ihrem Körper eine sogenannte Wanderröte, einen roten Fleck rund um die Einstichstelle, bemerken, ist unbedingt eine Ärztin/ein Arzt aufzusuchen. Hier hilft nur ein Antibiotikum.

„Mittlerweile ist es durch den zunehmenden Klimawandel zur Einwanderung weiterer Zeckenarten aus dem südosteuropäischen und dem Mittelmeerraum gekommen, welche neben den bisher bekannten Erregern nun auch neue Viren übertragen und Erkrankungen, wie beispielsweise das Mittelmeer-Fleckfieber oder das Krim-Kongo-Fieber auslösen“, erläutert der Experte.

„Es gilt: Je länger die Zecke bereits saugt, umso höher ist die Gefahr, dass Krankheitserreger übertragen werden. Deshalb ist ein gründlicher Körper-Check nach einem Ausflug in der Natur oder im Garten ratsam.“

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