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Mücken stechen, aber wen besonders?

Die Blutsauger werden vor allem durch ihre Bisse als besonders lästig empfunden. Dr. Hanan Adib-Tezer, Oberärztin an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden, erklärt im Gespräch, warum manche Menschen häufiger von Mücken gestochen werden und was gegen Insektenstiche wirkt. 

Woman applying insect repellent against mosquito and tick on her leg during hike in nature. Skin protection against insect bite,Woman applying insect repellent against mosquito and tick on her

Wie kann man sich vor Mückenstichen am besten schützen?

Dr. Hanan Adib-Tezer: Bei der Kleiderwahl sollte auf helle, nicht zu enganliegende Kleidung geachtet werden, die die stichgefährdeten Körperteile verdeckt. Am besten schützt man sich durch Verwendung sogenannter Repellentien. Das sind chemische Insektenabwehrmittel, die man als Spray, Creme oder Lotion auf die Haut auftragen kann. Es gibt auch Schutzsprays für die Kleidung sowie Cremes, die sowohl Sonnen- als auch einen Schutz gegen Mückenstiche bieten.

Warum werden manche Menschen eher als andere von Mücken gestochen?

Dr. Hanan Adib-Tezer: Schwangere und Menschen mit höherer Körpertemperatur scheinen stärker geplagt zu sein. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Wahrscheinlichkeit gestochen zu werden steigt, je mehr Kohlendioxid von Personen ausgeatmet wird. Auch eine erhöhte Milchsäureproduktion, zum Beispiel im Schweiß, scheint mit vermehrten Mückenstichen einherzugehen. Es ist auch zu vermuten, dass allgemein Körpergerüche eine Rolle spielen, wobei hier nicht die Qualität des Geruchs, sondern die Zusammensetzung der Gerüche von Bedeutung sein kann.

Wieso jucken Mückenstiche eigentlich?

Dr. Hanan Adib-Tezer: In Deutschland gibt es circa 50 Mückenarten, von denen nur die Weibchen stechen. Beim Stich bohren sie ihren „Rüssel“ in die Haut und geben ihren Speichel ab, bevor sie Blut saugen. Der Speichel enthält Proteine, die die Einstichstelle betäuben. Unser Organismus erkennt diese als Fremd-Proteine beziehungsweise Gefahrensignal und beginnt sofort mit einer Immunreaktion, bei der Immunzellen an der Einstichstelle Botenstoffe, wie Histamin, freisetzen. Es kommt zu einer Erweiterung der Gefäße mit Flüssigkeitsaustritt in das Gewebe. Die Folgen sind die sichtbare Rötung, Schwellung und der Juckreiz.

Was kann ich gegen den Juckreiz tun?

Dr. Hanan Adib-Tezer: Es gibt rezeptfrei erhältliche Antihistaminika-Gele oder leichte Kortison-Cremes. Präparate mit einer Kombination aus beiden Wirkstoffen, die sofort nach dem Stich aufgetragen werden sollten, verschaffen häufig Linderung. Auch lokales Kühlen kann sehr hilfreich sein. Bei sehr ausgeprägten Stichreaktionen, kann die Anwendung von stärker wirksamen Kortison-Cremes erforderlich sein, die jedoch rezeptpflichtig sind und einen Arztbesuch erfordern. Bei stärkeren Stichreaktionen können auch Antihistaminika-Tabletten zusätzlich eingenommen werden.

Ist Kratzen so falsch?

Dr. Hanan Adib-Tezer: Man sollte Kratzen unbedingt vermeiden. Schon kleinste Verletzungen der Haut können zu einer bakteriellen Infektion, gegebenenfalls mit Fieber und einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes führen. Es kann sich dabei um die Entstehung von Abszessen handeln, die möglicherweise operativ versorgt werden müssen. Oder es entsteht ein Erysipel, die sogenannte Wundrose, die eine Antibiotika-Therapie erfordert, unter Umständen sogar stationär.

Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden

Oberärztin, Leiterin des interdisziplinären Allergiezentrums

Man sollte Kratzen unbedingt vermeiden. Schon kleinste Verletzungen der Haut können zu einer bakteriellen Infektion, gegebenenfalls mit Fieber und einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes führen.

Wie sinnvoll sind Hitzesticks?

Dr. Hanan Adib-Tezer: Derzeit erleben diese „Wärme-Sticks“ einen absoluten Hype. Wenn sie unmittelbar nach dem Stich ordnungsgemäß verwendet werden, können sie hilfreich sein. Die meisten Sticks haben eine eingestellte Temperatur von 51 Grad. Die Hitze kann dadurch die Mückenspeichelproteine deaktivieren. Dermatologinnen und Dermatologen empfehlen dieses Produkte nicht als Mittel der ersten Wahl, da bei unsachgemäßer Anwendung Hitzeschäden der Haut entstehen können und diese Prozedur nicht schmerzfrei ist.

Neue Mückenarten verbreiten sich. Gibt es da gefährliche Mückenstiche?

Dr. Hanan Adib-Tezer: Vor allem im Südwesten Deutschlands, der Pfalz sowie in Teilen Thüringens und Frankens, finden sich vermehrt Tigermücken, die in den süd- und ostasiatischen Tropen und Subtropfen beheimatet sind. Sie können Überträger von bis zu 20 Krankheitserregern, unter anderem dem Dengue-Virus, dem Chikungunya-Virus, dem Zika-Virus und dem West-Nil-Virus sein. Glücklicherweise gab es in Deutschland bisher keine derartige Infektion. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit mit zunehmender Ausbreitung. Hierbei spielt nicht der Klimawandel die größte Rolle, sondern die Reisefreudigkeit der Menschen, die diese ungebetenen Gäste gar nicht so selten aus dem Urlaub im Gepäck mitbringen.

Wann sollte man ärztlichen Rat einholen?

Dr. Hanan Adib-Tezer: Bei Fieber, Schüttelfrost und Verschlechterung des Allgemeinbefindens sollte man immer eine Ärztin beziehungsweise einen Arzt aufsuchen. Auch eine anhaltende oder sich ausdehnende ausgeprägte, gelenküberschreitende Schwellung, insbesondere mit Rötung, Druckschmerz und Überwärmung, sollte einen ärztlichen Besuch zur Folge haben.

 

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