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Lungenemphysem: Ein Überblick

Ausgeprägte Atembeschwerden und Sauerstoffmangel sind die Folge eines Lungenemphysems. Bei diesem sind die Lungenbläschen geschädigt. Doch wie kommt es dazu und kann man vorbeugen?

08.09.2025 Lesedauer: - Min.
Medizinisch geprüft von Nikolaus Büchner
Pneumologie
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Lungenemphysem?

Das Lungenemphysem ist eine chronische Erkrankung der Lunge, welche die Lungenbläschen (Alveolen) betrifft. Die Alveolen sind für den Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid verantwortlich. Beim Lungenemphysem funktioniert der Austausch von frischer und verbrauchter Luft jedoch nicht mehr, da sich in den Bläschen Atemluft staut – sie sind überbläht und nehmen nicht mehr am Gasaustausch teil.

Bei gesunden Menschen sind die Lungenbläschen elastisch und sorgen zusammen mit den Atemmuskeln dafür, dass sich die Lunge beim Ausatmen zusammenzieht.

Sind die Alveolen jedoch geschädigt und überbläht gelingt das nicht mehr vollständig. Bei den Betroffenen verbleibt nach der Ausatmung mehr Luft in der Lunge, das Einatmen ist dadurch erschwert.

Häufig tritt das Lungenemphysem im Rahmen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auf.

Was sind Alveolen?

Alveolen sind sehr kleine, runde Luftbläschen am Ende der Bronchiolen. Ihre Hauptaufgabe ist der lebenswichtige Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid. Dazu transportieren sie den Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft ins Blut. Im Gegenzug wird Kohlendioxid aus dem Blut in die Alveolen abgegeben und ausgeatmet.

Alveolen haben einen Durchmesser von 200 bis 300 Mikrometern. Jeder gesunde Mensch besitzt circa 300 bis 400 Millionen Alveolen. Das entspricht einer Gesamtoberfläche von etwa 100 Quadratmetern, also der Fläche eines halben Tennisplatzes.

Ursachen und Risikofaktoren eines Lungenemphysems

Langjähriges Rauchen ist der wichtigste Risikofaktor für ein Lungenemphysem. Tabakrauch enthält viele entzündungsfördernde Stoffe, die das feine Gewebe der Lunge dauerhaft schädigen können.

Weitere, seltene auslösende Faktoren:

  • schadstoffbelastete Luft in Innenräumen
  • berufsbedingte Gas- und Staubexpositionen

Sehr selten:

Aplha-1-Antitrypsin-Mangel: Das ist ein erblich bedingter Gendefekt, der die Lunge anfällig für Schäden macht, insbesondere in Kombination mit Tabakkonsum kommt es bereits in jungen Jahren zu einem Lungenemphysem und zu schweren Verläufen.

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Symptome eines Lungenemphysems

Atemprobleme zählen zu den auffälligsten Symptomen eines Lungenemphysems. Im Anfangsstadium sind die Symptome oft nur schwach ausgeprägt. Im Verlauf der Erkrankung verschlimmern sie sich jedoch.

Typische Symptome sind:

  • Kurzatmigkeit und Atemnot (zu Beginn unter körperlicher Belastung, später auch in Ruhe)
  • Atembehinderung, insbesondere erschwertes Ausatmen
  • Husten mit Auswurf bei COPD

Weitere typische Symptome sind:

  • Müdigkeit
  • Leistungsabfall
  • bläulich verfärbte Lippen und Finger
  • "Fassthorax" (tonnenförmiger Brustkorb)

Diagnose des Lungenemphysems

Zunächst findet ein Gespräch zwischen Arzt und Patient statt, indem die Beschwerden, die Krankheitsgeschichte und Risikofaktoren erfasst werden. Anschließend hört der Arzt im Rahmen der körperlichen Untersuchung die Lunge ab und betrachtet die Form des Oberkörpers. In vielen Fällen ergeben sich schon hierdurch klare Hinweise auf eine Lungenemphysem.

Um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, kommen weitere typische Untersuchungsmethoden zum Einsatz:

  • Blutgasanalyse (BGA): kapilläres Blut aus dem Ohrläppchen wird zur Bestimmung des Gasaustausches entnommen. Bei der BGA wird untersucht, wie viel Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut ist, um Rückschlüsse auf die Lungengesundheit zu ermöglichen.
  • Spirometrie: Der "kleine Lungenfunktionstest" ist ein Atemtest, bei dem die Patientin oder der Patient kräftig in ein Messgerät pustet. Der Test kann Hinweise auf eine Atemflussbehinderung und ein zu geringes Atemvolumen geben.
  • Bodyplethysmographie: Der "große Lungenfunktionstest" dient dazu, den Atemwiderstand und die Luftmenge, die nach der Ausatmung in der Lunge verbleibt zu ermitteln. Die Messung erfolgt in einer geschlossenen Glaskabine.
  • Röntgen des Brustkorbs: Hierdurch werden Art, Verteilung und Lungenschädigung sichtbar, zur genaueren Beurteilung wird eventuell eine Computertomografie durchgeführt.
  • Bluttest bei Verdacht auf Alpha-1-Antrypsinmangel: Insbesondere bei jüngeren oder nicht rauchenden Personen und Verdacht auf erbliche Komponente.

Wissen für die Ohren

Jetzt die Podcastfolge "Aus der Puste: Lungenempyhysem" anhören

Behandlungsmöglichkeiten des Lungenemphysems

Ziel der Therapie ist, das Fortschreiten des Lungenemphysems zu verlangsamen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern. Eine Heilung ist leider nicht möglich.

Da das Lungenemphysem meist mit einer COPD einhergeht, gehen viele Maßnahmen auf die COPD-Behandlung zurück.

Rauchstopp:

Eine erste entscheidende Maßnahme ist der sofortige Rauchstopp. Auch Passivrauchen sollte vermieden werden. Da eine Tabakentwöhnung nicht immer leichtfällt, gibt es diverse Unterstützungsangebote:

  • Verhaltenstherapie, in der Erkrankte Wege erlernen, sich vom alltäglichen Rauchen zu entwöhnen.
  • Nikotinersatzmaßnahmen wie Pflaster, Sprays oder Kaugummis
  • persönliche Kurzberatung in der Arztpraxis
  • telefonische Beratungen am kostenfreien Rauch-Telefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
  • Online-Programme zur Rauchentwöhnung
  • Informationsbroschüren
  • Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen ("DiGA", wie z. B. NichtraucherHelden-App oder Smoke Free – Rauchen aufhören)

Körperliches Training und Atemübungen:

Regelmäßige, moderate Bewegung kann die Atemnot, an der viele Betroffene leiden, lindern. Was es beim Training zu beachten gibt und welche Sportarten geeignet sind, wird unter anderem im Reha-Sport oder in Lungensportgruppen erklärt.

Auch das Wissen über Atemtechniken wie die Lippenbremse können bei Atemnot Ängste verringern. Dazu sollten Betroffene Schulungen, Reha-Angebote oder physiotherapeutische Maßnahmen wahrnehmen.

Ernährung

Patienten mit einem Lungenemphysem sollten auch ihre Ernährung anpassen. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse sowie Vollkornprodukte unterstützt das Immunsystem und hilft, Energie zu erhalten. Empfehlenswert sind auch mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt.

Lesen Sie auch unseren Ratgeberartikel Ernährung bei COPD

Medikamentöse Therapie und Sauerstoffgabe:

Bei verengten Atemwegen können Medikamente verordnet werden, um die Atemwege zu erweitern und Entzündungen zu hemmen. Im Fall von akuten Verschlechterungen ist auch die zeitlich begrenzte Gabe von kortisonhaltigen Präparaten möglich.

Weist die Blutgasanalyse einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut nach, kann eine Sauerstofftherapie sinnvoll sein. Dieser wird über einen dünnen Schlauch an der Nase oder eine flexible Maske über Mund und Nase angewendet. Dies unterstützt die Atmung und kann die Atemmuskulatur entlasten. 

Lungenverkleinerung durch operative und nicht-operative Verfahren

Je nach Ausmaß des Lungenemphysems stehen den Ärztinnen und Ärzten verschiedene Maßnahmen zur Verfügung:

  1. endoskopische Lungenvolumenreduktion: Das nicht-operative Verfahren ist bei Lungenemphysemen im fortgeschrittenen Stadium mit einer ausgeprägten, aber abgrenzbaren Lungenüberblähung geeignet. Im Rahmen einer Lungenspiegelung werden Ventile in die Atemwegsabzweigungen (Bronchien) der überblähten Lungenabschnitte eingesetzt. Die Ventile schließen sich bei Einatmung und öffnen sich bei Ausatmung. Die krankhaften Anteile der Lunge schrumpfen und die gesunden Anteile der Lunge können sich wieder ausdehnen. Bei einigen Patienten kommen Ventile nicht in Betracht, dann können gegebenenfalls elastische Federspiralen, sogenannte Coils, angewendet werden oder das betreffende Areal in der Lunge durch heißen Wasserdampf geschrumpft werden. Bei sorgfältiger Patientenauswahl kann durch diese Verfahren in vielen Fällen eine deutliche und anhaltende Besserung der Belastbarkeit und Lebensqualität erzielt werden.
  2. operative Lungenvolumenreduktion: Patientinnen und Patienten mit einem ausgeprägten Lungenemphysem profitieren in einigen Fällen von einer operativen Therapie. Dies ist gerade bei Vorliegen größerer Blasen (Bullae) der Fall. Im Rahmen der Operation wird das überblähte Lungengewebe entfernt, um die Atemfunktion wieder zu verbessern. Da die entfernten Anteile ohnehin nicht an der Atmung teilnehmen und die Lunge nach Operation besser beweglich ist, kann dieser Eingriff oft zu einem leichteren Durchatmen und einer Besserung der Belastbarkeit und Lebensqualität führen.
  3. Lungentransplantation: Ist die Erkrankung bereits sehr weit fortgeschritten, kann eine Transplantation die letzte Therapieoption sein. Dabei kann die Transplantation eines Lungenflügels oder der ganzen Lunge nötig werden. Allerdings sind Spenderorgane knapp, sodass vorab sämtliche Therapieoptionen genutzt werden sollten.

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Geht die Erkrankung auf einen Mangel des Enzyms zurück, kann dieses teilweise medikamentös zugeführt werden. Dadurch können sich Beschwerden bessern und der angeborene Enzym-Mangel ausgeglichen werden.

Verlauf und Lebenserwartung

Das Lungenemphysem schreitet langsam, aber stetig voran. Die Lebenserwartung hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Mit einer rechtzeitigen Therapie und einem Rauchstopp kann der Verlauf jedoch deutlich verringert werden.

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Nikolaus Büchner
Chefarzt Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin

DiGA Verzeichnis BfArM Online: https://diga.bfarm.de/... (Zugriff am 05.09.2025)