Heilung und Umgang mit der Kaiserschnittnarbe
Ein Kaiserschnitt gehört zu den großen bauchchirurgischen Operationen, deshalb braucht der Körper Zeit, um die Operationswunde nach dem Kaiserschnitt zu verschließen und das Gewebe zu stabilisieren. Dieser Heilungsprozess beginnt schon unmittelbar nach der operativen Entbindung.
Wie sehen die ersten 24 Stunden nach dem Kaiserschnitt aus?
In den ersten Stunden nach der Kaiserschnittgeburt ist der Kreislauf oft noch irritiert. Zittern, Übelkeit oder Kälteschauer können auftreten – vor allem, wenn die Narkose abklingt. In dieser Zeit ist Schonung angesagt. Schon innerhalb der ersten 24 Stunden hilft das Klinikpersonal aber beim ersten Aufstehen. Auch wenn eine frühzeitige Mobilisierung von manchen Frauen als schmerzhaft empfunden wird, ist sie aus medizinischer Sicht wichtig. Denn sie fördert die Durchblutung und beugt Blutgerinnseln (Thrombosen) vor.
Wie entwickelt sich die Narbe in den ersten Wochen?
Die Narbe verläuft unmittelbar quer oberhalb des Schambeins. Viele Frauen berichten von einem Spannungs- oder Taubheitsgefühl, das noch einige Wochen anhalten kann:
- Woche 1–2: Die Wundränder schließen sich. In den meisten Fällen werden Nahttechniken mit resorbierbarem (selbstauflösendem) Nahtmaterial eingesetzt. Der Faden in der Haut muss also auch nicht entfernt werden. Selten kommen noch Klammern zur Anwendung, die nach sieben bis zehn Tagen entfernt werden.
- Woche 3–4: Die Narbe wird blasser, das Gewebe weicher, das Spannungsgefühl lässt nach.
- Mehrere Wochen danach: Leichter Juckreiz, Taubheit oder Druckgefühl sind möglich.
Tieferliegende Narbenverklebungen können entstehen, lassen sich aber gut physiotherapeutisch behandeln. Hinweise auf solche Verklebungen sind ziehende Schmerzen im Unterbauch, ein Spannungsgefühl bei Bewegung oder Druckempfindlichkeit im Narbenbereich. Diese Symptome sollten gynäkologisch abgeklärt werden.
Mehr praktische Tipps für die ersten Tage mit Ihrem Baby – von Stillpositionen bis zum sicheren Halten – finden Sie im Artikel Nach dem Kaiserschnitt: Alles Wichtige für die Zeit danach.
Tipps für die Narbenpflege und Warnsignale
Das unterstützt den Heilungsprozess der Narbe nach der Sectio:
- Duschen ist schon nach wenigen Tagen erlaubt, auf ein Vollbad sollte in den ersten vier bis fünf Wochen allerdings verzichtet werden.
- Die Narbe vorsichtig trocken tupfen und möglichst lockere Kleidung tragen, damit nichts reibt und die Haut gut heilen kann. Eine leichte Narbenmassage, allerdings erst nach vollständig abgeschlossener Wundheilung (frühestens nach drei bis vier Wochen und erst nach Rücksprache mit Arzt/Ärztin oder Hebamme).
Wann eine ärztliche Kontrolle notwendig ist:
Anhaltender Druckschmerz, Fieber oder unangenehmer Geruch sollten ärztlich abgeklärt werden. Öffnet sich die Wunde oder verändert sich das Gewebe auffällig, ist eine gynäkologische Kontrolle dringend ratsam.
„Leichte Schmerzen oder ein Ziehen in der Narbe sind in den ersten Tagen völlig normal. Wenn jedoch die Narbe stark anschwillt, sich rötet oder eitriges Sekret austritt, kann das ein Hinweis auf eine Infektion mit einer beginnenden Wundheilungsstörung sein“, so Dr. med. Volker Thäle, Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in den Helios Kliniken Mansfeld-Südharz.
Grundlegende Informationen rund um den Kaiserschnitt finden Sie hier: Die Geburt per Kaiserschnitt
Stillen nach dem Kaiserschnitt
Manchmal braucht die Milchbildung nach einem Kaiserschnitt etwas mehr Zeit, das ist völlig normal. Hilfreich sind unterstützende Stillpositionen wie Seitenlage oder Rückengriff sowie Hilfsmittel wie Stillkissen oder Milchpumpe – ausführliche Tipps finden Sie im Artikel Nach dem Kaiserschnitt: Alles Wichtige für die Zeit danach.
Sexualität nach dem Kaiserschnitt: Wann ist der richtige Zeitpunkt für das "zweite erste Mal"?
Nach einem Kaiserschnitt stellen sich viele Paare die Frage, wann Nähe und Intimität wieder möglich sind. Der Körper braucht Zeit zur Heilung – genauso wichtig ist es aber, dass sich beide Partner emotional bereit fühlen.
Ab wann ist Geschlechtsverkehr nach Kaiserschnitt möglich?
Einige Frauen empfinden den Wiedereinstieg in ihr Sexualleben nach der Geburt als eine Art „zweites erstes Mal“ – sowohl emotional als auch körperlich. Der richtige Zeitpunkt dafür hängt auch nach einem Kaiserschnitt vom individuellen Befinden der Frau ab. Nach der Abschlussuntersuchung in der Frauenarztpraxis und sobald der Wochenfluss vorbei und die äußere Heilung abgeschlossen ist, spricht aus körperlicher Sicht nichts dagegen, sich behutsam wieder dem Thema Sexualität zu nähern.
Praktische Hinweise zum Neustart der Intimität nach einem Kaiserschnitt
Intimität sollte nur dann stattfinden, wenn sich beide Partner bereit fühlen – ohne Druck oder Pflichtgefühl. Offene Gespräche über Erwartungen und mögliche Hemmungen wirken hier oft entlastend. Ein geringeres Lustempfinden ist in dieser Zeit vollkommen normal und kein Grund zur Beunruhigung. Grundsätzlich sollte auf schmerzfreie Positionen und Stellungen geachtet werden, bei Bedarf beispielsweise unterstützt durch ein Kissen. Stillhormone können zu Scheidentrockenheit führen. Eine mögliche Unterstützung bietet hier Gleitgel.
Bei anhaltenden Schmerzen oder ausgeprägter Trockenheit sollte eine gynäkologische Kontrolle erfolgen. Wichtig: An Verhütung denken - auch ohne Zyklus ist ein Eisprung möglich, ebenso schützt Stillen nicht vor einer erneuten Schwangerschaft.
Bewegung und Sport nach der Sectio: Individuelles Tempo & sanfter Wiedereinstieg
Nach einer Kaiserschnittgeburt möchten viele Frauen wissen, wann sie wieder körperlich aktiv werden können. Bewegung ist wichtig für die Heilung, entscheidend ist jedoch, das richtige Maß zu finden und behutsam zu starten.
Wann darf man nach Kaiserschnitt wieder Sport treiben?
In der richtigen Dosis unterstützt Bewegung die Genesung nach einem Kaiserschnitt. Sie sollte allerdings sanft erfolgen und sich nach dem Befinden der Frau richten. Schon ab dem ersten Tag nach dem Kaiserschnitt sind leichte Bewegungen wie Aufstehen oder Gehen im Zimmer möglich.
Die Rückbildungsgymnastik startet mit ärztlichem Okay in der Regel sechs bis acht Wochen nach der Geburt. Schon vorher ist es sinnvoll, den Beckenboden mit behutsamen Übungen zu trainieren, zum Beispiel durch bewusstes Anspannen im Sitzen.
Mit Geduld zum Ziel
Grundsätzlich gilt: Anstrengende Sportarten oder Bauchübungen sollten in der ersten Zeit nach dem Kaiserschnitt vermieden werden, mindestens bis die Narbe vollständig abgeheilt und die Rektusdiastase (Spalt zwischen den geraden Bauchmuskeln) vollständig zurückgebildet ist.
Kräftige Bauchübungen oder Kontaktsportarten sind in den ersten drei bis sechs Monaten nicht empfehlenswert. Bis dahin sind sanfte Bewegungsformen wie Beckenbodenübungen, Spaziergänge, Yoga oder später auch Schwimmen geeignet. Auch mit leichtem Joggen kann nach ärztlicher Rücksprache begonnen werden, sobald die Narbe abgeheilt ist.
Die vollständige Rückbildung der Rektusdiastase kann bis zu einem Jahr dauern. Sport mit starker Bauchbelastung oder schweres Heben sollte erst nach ärztlicher Rücksprache erfolgen. "Geduld ist wichtig für den Heilungsprozess. Lassen Sie Ihrem Körper Zeit und tasten Sie sich behutsam an den sportlichen Wiedereinstieg heran“, so Dr. Thäle.
Narbenpflege, Sexualität und Sport nach dem Kaiserschnitt: Alles Wichtige auf einen Blick
Die ersten Wochen nach einem Kaiserschnitt stehen ganz im Zeichen der Heilung. Frauen lernen ihren Körper neu kennen und erleben diese Phase ganz individuell. Wer auf den eigenen Körper hört, medizinische Empfehlungen beachtet und sich Zeit nimmt, kann den Heilungsprozess aktiv unterstützen.
Schritt für Schritt, im eigenen Tempo, gelingt so der Wiedereinstieg in den Sport und das Sexualleben. Unsere medizinischen Expertinnen und Experten beraten Sie persönlich zu Heilung, Verhütung und Rückbildung.
Mehr über die Unterschiede zwischen Kaiserschnitt und natürlicher Geburt erfahren Sie im Artikel Kaiserschnitt oder normale Geburt.
Die im Artikel gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.
