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Nierenzyste: Harmloser Zufallsbefund oder ernste Erkrankung?

Nierenzysten werden oft zufällig entdeckt, etwa bei einer Routine-Ultraschalluntersuchung. In den meisten Fällen sind sie harmlos. Doch manchmal können sie Beschwerden verursachen oder ein Hinweis auf eine ernstere Erkrankung sein.

12.09.2025 Lesedauer: - Min.
Medizinisch geprüft von Christoph C. Haufe
Urin und Blutprobe (großes Blutbild)
Inhaltsverzeichnis

Was sind Nierenzysten? 

Nierenzysten sind kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen in der Niere. Meist handelt es sich um eine wässrige Gewebsflüssigkeit, nur selten findet sich darin Blut oder Eiter.

Aus der Anzahl der Zysten kann man rückschließen, ob es sich um einfache Nierenzysten handelt, die in der Regel ohne Krankheitswert ist oder um eine genetisch bedingte polyzystische Nierenerkrankung (PKD). Während einfache Zysten die Nierenfunktion nicht beeinträchtigen, führt die polyzystische Nierenerkrankung langfristig immer zum fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion.

Wie häufig sind Nierenzysten? 

Einfache Nierenzysten sind sehr häufig, besonders mit zunehmendem Alter. Zwar gibt es keine genauen Zahlen dazu, wie viele Menschen betroffen sind. Experten vermuten jedoch, dass in der Altersgruppe ab 70 Jahren rund 20 Prozent aller Menschen mindestens eine Nierenzyste haben.

Ursachen und Risikofaktoren

Als Risikofaktoren für Nierenzysten gelten vor allem das Alter und die familiäre Veranlagung. Während die einfachen Zysten zufällig und vor allem mit zunehmendem Alter auftreten, beginnt bei der polyzystischen Nierenerkrankung, für die es autosomal-dominante und rezessive Erbgänge gibt, die Zystenbildung unter Umständen schon im frühen Erwachsenenalter.

Symptome: Welche Beschwerden machen Nierenzysten? 

Einzelne Nierenzysten verursachen keine Beschwerden. Bei der polyzystischen Nierendegenration beobachtet man:

Da die meisten der genannten Symptome auch andere Ursachen haben können, sollte man sie immer ärztlich abklären lassen.

Wichtig: Diese Beschwerden treten nicht bei allen Betroffenen auf.

Diagnose: Wie werden Nierenzysten entdeckt? 

Häufig werden Zysten an der Niere zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung, meist während eines Ultraschalls, entdeckt. Wenn die Zyste auffällig aussieht oder nicht gut zu beurteilen ist, können weitere Untersuchungen folgen, beispielsweise eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).  

Um abzuschätzen, ob eine Zyste harmlos ist oder engmaschig kontrolliert werden muss, nutzen Ärzte die sogenannte Bosniak-Klassifikation. In Bosniak I und II gelten die Zysten als harmlos. Ab Bosniak IIF wird eine halbjährliche Kontrolle empfohlen und für Bosniak III sowie Bosniak IV ist eine operative Entfernung angezeigt.   

Das Stadium Bosniak IV beschreibt ein zystisches Malignom, sprich: Eine bösartige Gewebsveränderung (Krebs).

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Behandlung von Nierenzysten

Je nach Art der Zyste sowie der Bosniak-Klassifikation werden Nierenzysten unterschiedlich behandelt. Kleine, unauffällige Zysten müssen nicht behandelt werden und bleiben einfach unter Beobachtung.

Ist die Zyste sehr groß, verursacht Schmerzen oder beeinträchtigt die Nierenfunktion, ist eine Behandlung sinnvoll. Die Entleerung von Zysten durch Punktion mit einer Nadel ist nicht sinnvoll, da sich die Zyste rasch wieder füllt. Nur die operative Entfernung sichert dauerhaften Erfolg. Durchgeführt wird dieser Eingriff, wenn der Verdacht besteht, dass die Zyste bösartig sein könnte.

Liegt eine polyzystische Nierenerkrankung vor, so ist eine regelmäßige fachärztliche Betreuung in einem nephrologisch geführten Nierenzentrum notwendig. Da Zystennieren den Blutdruck erhöhen, muss dieser konsequent medikamentös auf möglichst normale Werte eingestellt werden. Ein kausale, sprich die Ursache behebende Therapie gibt es für die polyzystische Nierenerkrankung nicht.

Helios Klinikum Erfurt

Chefarzt | Nephrologie

Wird im Verlauf eine Dialyse erforderlich, so könnte bei Verfügbarkeit eines Spenderorgans eine Nierentransplantation durchgeführt werden. Die genetisch bedingte Erkrankung tritt im Transplantat nicht neu auf.

Verlauf: Was bedeutet die Diagnose?

Auch die Prognose ist davon abhängig, ob eine einfache Nierenzyste vorliegt oder eine Vielzahl an Zysten diagnostiziert wurden.

Die einfache Nierenzyste bleibt in der Regel stabil, führt zu keinen gesundheitlichen Problemen und beeinflusst auch die Lebenserwartung nicht.

Anders sieht es bei der polyzystischen Nierenerkrankung aus: Hier bilden sich viele Zysten, die langfristig das gesunde Nierengewebe immer mehr verdrängen können. Ohne Behandlung kann das zu ernsthaften Folgeerkrankungen beziehungsweise Beschwerden führen:

  • Nierenfunktionsstörung: Mit fortschreitender Bildung von Zysten wird die Funktion der Niere zunehmend beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall ist eine chronische Niereninsuffizienz (Nierenversagen) möglich, die eine Dialyse oder Nierentransplantation erforderlich machen kann.
  • Bluthochdruck: Ein erhöhter Blutdruck ist sehr häufig bei einer polyzystischen Nierenerkrankung. Bleibt er unbehandelt, schädigt das die Nieren zusätzlich und erhöht zudem das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.
  • Schmerzen und Blut im Urin: Zysten können wachsen, platzen und einbluten. Das führt zu Flankenschmerzen oder Blut im Urin. 
  • Infektionen: Zysten können sich infizieren, was zu Fieber und Schmerzen führt und eine konsequente antibiotische Behandlung erfordert.

Eine polyzystische Nierenerkrankung sollte immer engmaschig kontrolliert werden. Je früher und besser andere Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck behandelt werden, desto länger lässt sich eine gesunde Nierenfunktion erhalten und Komplikationen verringern.

Kann man Nierenzysten vorbeugen? 

Einfache Zysten lassen sich nicht verhindern. Eine gesunde Lebensweise unterstützt jedoch die Nierengesundheit insgesamt. Dazu gehören eine angemessene Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Blutdruckkontrolle, ausgewogene Ernährung, Bewegung und der Rauchverzicht.

 

FAQ: Die häufigsten Fragen & Antworten zur Nierenzyste

Sind Nierenzysten gefährlich?

Die meisten Nierenzysten sind harmlos und machen keine gesundheitlichen Probleme. Liegt eine polyzystische Nierenerkrankung vor, sollten die Patientinnen und Patienten engmaschig kontrolliert werden.

Verschwinden Nierenzysten von allein wieder?

In der Regel verschwinden Nierenzysten nicht von allein wieder. Solange sie keine Beschwerden verursachen, ist das aber unbedenklich.

Wann muss eine Nierenzyste behandelt werden?

Eine Nierenzyste muss nur behandelt werden, wenn sie zu Beschwerden führt, stark wächst oder die Nierenfunktion beeinträchtigt und vor allem dann, wenn der Verdacht besteht, dass sie bösartig ist.

Sine Nierenzysten erblich?

Einfache Nierenzysten sind nicht erblich bedingt. Die polyzystische Nierenerkrankung (PKD) wird autosomal-dominant oder rezessiv vererbt. 

Kann eine Nierenzyste Krebs sein?

Ja. Selten kann eine Nierenzyste auch bösartig sein. Mit Hilfe von Ultraschall, CT und/oder MRT können Ärzte einschätzen, ob eine Veränderung riskant ist und operativ entfernt werden sollte.

Wie merke ich, ob ich eine Nierenzyste habe?

Meist merken Betroffene nicht, dass sie eine einfache Zyste haben. Häufig werden diese im Rahmen einer Routineuntersuchung zufällig entdeckt.

Helios Klinikum Erfurt

Chefarzt | Nephrologie

Eine zufällig entdeckte Nierenzyste wird das Leben nicht verändern. Wichtig ist aber für jede und jeden, dass die Nierenfunktion mit Untersuchungen von Blut und Urin regelmäßig hausärztlich kontrolliert wird. Dies gilt besonders für Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck. Es gilt, die Notwendigkeit einer dauerhaften Dialysebehandlung zu verhindern.

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