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Lungenfunktionsdiagnostik einfach erklärt

Wer unter Atemnot, chronischem Husten oder einem Engegefühl in der Brust leidet, fragt sich schnell, ob das von der Lunge kommt. Um diese Frage zu beantworten, kommen sogenannte Lungenfunktionstests zum Einsatz. Sie zeigen, wie gut die Lunge arbeitet. Das sollten Sie über die wichtigsten Verfahren wissen.

08.09.2025 Lesedauer: - Min.
Medizinisch geprüft von Kurt Rasche
Lungenfunktionstest
Inhaltsverzeichnis

Wann sind Lungenfunktionstest sinnvoll? 

Lungenfunktionstest kommen zum Einsatz, um bei bestehenden Symptomen mögliche Lungenerkrankungen abzuklären. Typische Warnzeichen sind:

  • anhaltender Husten
  • ungewöhnliche Atemgeräusche
  • pfeifendes Atmen
  • häufige Atemnot
  • schnelle Erschöpfung

Auch wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen, ist der Einsatz von Lungenfunktionstests empfehlenswert. Dazu zählen:

  • Rauchen
  • langjährige (eventuell auch beruflich bedingte) Schadstoffbelastung
  • vorliegen chronischer Erkrankungen wie Asthma oder COPD
  • Kontrolle nach COVID-19
  • Abklärung von möglichen Medikamentennebenwirkungen

Was misst ein Lungenfunktionstest und was nicht?

Mit Lungenfunktionstests wird die mechanische Funktion der Lunge getestet, sprich: Wie viel Luft kann ein- und ausgeatmet werden? Wie effektiv funktioniert der Gasaustausch? Sie dienen jedoch nicht der Diagnostik von Allergien, Infektionen oder Herzerkrankungen.

Die wichtigsten Lungenfunktionstests 

Um die Funktion der Lunge zu testen, können verschiedene Untersuchungen genutzt werden. Die wichtigsten sind:

Spirometrie

Diese Untersuchung ist die bekannteste und am häufigsten eingesetzte Lungenfunktionsdiagnostik. Sie wird auch „kleiner“ Lungenfunktionstest genannt, ist einfach durchzuführen und dauert in der Regel nur wenige Minuten.

Ablauf: Sie erhalten ein Mundstück und werden gebeten, tief ein- und anschließend so kräftig wie möglich wieder auszuatmen. Um zuverlässige Werte zu erhalten, wird alles meist ein paar Mal wiederholt.

Was wird gemessen? Die Spirometrie misst, wie viel Luft Sie insgesamt ausatmen können (FVC) und wie schnell Sie das in der ersten Sekunde schaffen (FEV1).

Diese Werte geben einen Hinweis darauf, ob Ihre Atemwege frei oder gegebenenfalls verengt sind, wie es beispielsweise bei COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Asthma typisch ist.

Ganzkörper-Plethysmografie (Bodyplethysmografie)

Diese weiterführende Messung der Lungenfunktion wird auch als „Großer Lungenfunktionstest“ bezeichnet und findet in einer Glaskabine. statt. Er wird bei Krankheitsbildern wie Asthma oder Bronchialverengungen eingesetzt.

Ablauf: Sie sitzen in der verschlossenen, durchsichtigen Kabine und erhalten ein Mundstück, durch das Sie ein- und ausatmen. Dabei sind Sie die ganze Zeit mit dem Fachpersonal in Kontakt.

Was wird gemessen: Über einen sogenannten Pneumotachograph werden der Atemwegswiderstand und das Lungenvolumen erfasst. Damit kann eine Aussage darüber getroffen werden, ob die Atemwege verengt sind.  

Peak-Flow-Messung

Die Peak-Flow-Messung ist ein einfacher Test, um zu überprüfen, wie schnell Sie ausatmen können. Sie ist als Selbstmessung auch zu Hause möglich.

Ablauf: Sie atmen tief ein und pusten dann kräftig in ein kleines Handgerät („Peak-Flow-Meter“).

Was wird gemessen: Es wird gemessen, wie stark Ihre Ausatmung ist (sogenannter „Spitzenfluss“). Der Test hilft besonders zur Verlaufskontrolle bei Asthma.

FeNO-Messung

Ein schneller Atemtest, der zeigt, ob in Ihren Atemwegen eine Entzündung vorliegt.

Ablauf: Sie atmen ruhig über ein Mundstück in ein Messgerät.

Was wird gemessen: Es wird die Konzentration von Stickstoffmonoxid (NO) in der Ausatemluft gemessen. Das ist relevant, da Stickstoffmonoxid bei Entzündungen in den Atemwegen vermehrt gebildet wird. 

Atempumpmessung

Bei diesem Verfahren wird die maximale Kraft bei der Einatmung gemessen, um Rückschlüsse auf die Effektivität und Kraft der Atemmuskulatur ziehen zu können.

Ablauf: Sie atmen über ein spezielles Mundstück, während ein Gerät misst, wie viel Druck Ihre Atemmuskeln aufbauen können.

Was wird gemessen: Gemessen wird die Kraft Ihrer Atemmuskulatur. Dies ist zum Beispiel wichtig bei neurologischen Erkrankungen oder wenn die Atmung insgesamt geschwächt ist.

Spiroergometrie

Mit dieser Methode (auch Ergo-Spirometrie genannt) wird die Belastbarkeit des Herz-Lungen-Systems mithilfe einer Fahrradbelastungsuntersuchung gemessen.

Ablauf: Sie fahren auf einem Fahrrad-Ergometer und atmen über eine Atemmaske. Dabei werden Blutdruck, Herzfrequenz und Atmung überwacht. Die Belastung wird dabei langsam gesteigert. 

Was wird gemessen: Die Untersuchung zeigt, wie gut Ihr Körper bei Belastung mit Sauerstoff versorgt wird. Sie hilft dabei zu klären, ob eine vorliegende Atemnot durch die Lunge, das Herz oder die Muskulatur verursacht wird.

6-Minuten-Gehtest

Der Test überprüft, wie leistungsfähig Ihre Lunge im Alltag ist.

Ablauf: Sie gehen sechs Minuten auf einer ebenen Strecke hin und her. Zusätzlich könnender Puls und der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen werden.

Was wird gemessen: Gemessen wird, wie lang die Strecke ist, die Sie in sechs Minuten zurückgelegt haben. Dies gibt Auskunft über den Verlauf einer bestehenden Krankheit beziehungsweise darüber, wie belastbar Sie sind.

Bronchiale Provokation

Dies ist ein spezieller Test, um zu prüfen, ob Ihre Atemwege besonders empfindlich sind, wie es beispielsweise bei Asthma der Fall sein kann.

Ablauf: Sie atmen über ein Mundstück ein spezielles Medikament ein, das die Bronchien leicht reizen kann. Danach wird mehrfach Ihre Lungenfunktion gemessen, in der Regel mithilfe der Spirometrie. Der Test erfolgt mit einer niedrigen Medikamentendosis und unter sorgfältiger Überwachung.

Was wird gemessen: Untersucht wird, ob Ihre Atemwege sich verengen, also „überreagieren“. Das unterstützt die Diagnose von Asthma oder anderen chronischen Atemwegserkrankungen vor allem dann, wenn die Beschwerden nur zeitweise auftreten.

Helios Universitätsklinikum Wuppertal - Campus Barmen

Direktor der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin

Die moderne Medizin bietet viele Untersuchungsmethoden, die uns wichtige Hinweise zu Ihrer Lungenleistung, Sauerstoffaufnahme sowie dem Status der Atemmuskulatur geben. Alle Verfahren sind für Sie ungefährlich und schmerzlos.

Was sagen die Messergebnisse aus?

Die verschiedenen Test messen zwar unterschiedliche Aspekte der Lungenfunktion – doch alle geben Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der Lunge.

Die wichtigsten Kennzeichen sind:

Vitalkapazität (VC)

Die Vitalkapazität beschreibt die größtmögliche Luftmenge, die Sie nach einem tiefen Einatmen wieder vollständig ausatmen können. Die VC wird in Litern gemessen.

Normalwert: Die Vitalkapazität hängt von Alter, Geschlecht und Körpergröße ab, meist liegt sie zwischen drei bis fünf Litern bei Erwachsenen.

Abweichungen: Ein zu niedriger Wert weist auf eine restriktive Lungenerkrankungen hin (z. B. Lungenfibrose).

Hinweis: Bei COPD oder Asthma ist die Vitalkapazität in der Regel normal. Bei beiden Erkrankungen ist eher das Ausatmen problematisch.

Einsekunden-Kapazität (FEV1)

Gibt die Luftmenge an, die Sie in der ersten Sekunde kräftig ausatmen können. Sie zeigt, ob beziehungsweise wie frei oder blockiert die Atemwege sind. Die Einsekunden-Kapazität wird ebenfalls in Litern gemessen.

Normalwert: Auch FEV1 ist abhängig von Alter, Größe und Geschlecht. Für diesen Parameter gibt es keinen fixen Sollwert, er wird vielmehr individuell berechnet. Als normal gelten Werte ab 80 Prozent des Sollwertes.

Abweichungen: Erniedrigte Werte liegen oft bei Asthma und COPD vor.

Relative Einsekunden-Kapazität (FEV1/FVC)

Hier wird die Einsekunden-Kapazität ins Verhältnis zur Vitalkapazität gesetzt. Es wird also angegeben, wie viel Prozent der gesamten Luft Sie in der ersten Sekunde ausgeatmet haben. Das ist hilfreich, um zwischen verschiedenen Lungenerkrankungen zu unterscheiden.

Normalwert: 70 bis 80 Prozent der gesamten Luft

Abweichungen: Erniedrigte Werte sind ein Hinweis auf obstruktive Erkrankungen wie Asthma oder COPD.

Peak Expiratory Flow / Spitzenfluss (PEF)

Meint die höchste Ausatemgeschwindigkeit, die Sie erreichen können. Wird in Liter pro Sekunde angegeben.

Normalwert: PEF ist ebenfalls abhängig von Alter, Geschlecht und Größe, liegt aber bei Erwachsenen oft zwischen 350 bis 600 Litern pro Minute.

Abweichungen: Niedrige Werte liegen oft bei verengten Atemwege vor, wie sie bei COPD oder Asthma auftreten. Häufig wird der PEF daher von Asthma-Patienten zu Hause gemessen, um zu verfolgen, wie gut die Atemwege offen sind.

Residualvolumen (RV)

Gibt die Luftmenge an, die auch nach maximalem Ausatmen in Ihrer Lunge verbleibt. Wird in Litern angegeben.

Normalwert: Meist verbleiben 1 bis 1,5 Liter Luft in der Lunge.

Abweichungen: Bei obstruktiven Erkrankungen wie Asthma oder COPD verbleibt aufgrund der verengten Luftwege meist mehr Luft in der Lunge. Bei restriktiven Erkrankungen der Lunge wie der Lungenfibrose wie kann der RV-Wert auch erniedrigt sein.

Was kosten Lungenfunktionstests?

Wird eine Spirometrie zur Überprüfung des Lungenvolumens bei Menschen mit bestehenden Lungenerkrankungen oder bei Vorliegen von Atembeschwerden verordnet, ist sie eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherungen.

Als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) liegen die Kosten für eine Spirometrie zwischen 25 und 50 Euro.

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Warum ein Lungenfunktionstest wichtig ist

Krankheiten wie Asthma oder auch COPD beginnen oft schleichend. Husten, Kurzatmigkeit oder pfeifende Atmung werden anfangs leicht übersehen. Lungenfunktionstests sind wie ein Frühwarnsystem für die Atemwege. Je eher sie für die Diagnose einer Erkrankung genutzt werden, desto besser lässt sich die Krankheit im Allgemeinen behandeln.

Lungenfunktionstest sind wichtig, weil:

  • sie früh anzeigen, ob Atemwege verengt sind
  • sie maßgeblich dazu beitragen, Krankheiten wie Asthma oder COPD rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln
  • sie damit dazu beitragen, Folgeschäden zu verhindern oder zu minimieren, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern
  • sich die Wirksamkeit von verordneten Medikamenten mit ihnen gut überprüfen lässt.

Wichtig: Bei länger bestehenden Atembeschwerden sollte immer eine ärztliche Abklärung erfolgen.

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