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Leben mit COPD – ein Überblick

Das Leben mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) verändert sich mit Fortschreiten der Krankheit immer mehr. Je mehr Betroffene über die Erkrankung informiert sind, desto besser können sie von Methoden profitieren, die ihnen ein möglichst normales Leben ermöglichen.

08.12.2023 Lesedauer: - Min. Aktualisiert am 08.09.2025
Medizinisch geprüft von Nikolaus Büchner
Fitnessband in der Benutzung
Inhaltsverzeichnis

Wie wirkt sich COPD auf die Lebensqualität aus?

Je nach Krankheitsstadium zeigt sich eine COPD mit unterschiedlichen Einschränkungen im Alltag.

Im Anfangsstadium der COPD:

Zu Beginn der Lungenerkrankung ist oft noch ein normaler Alltag möglich, da die Atemprobleme meist nur bei stärkerer körperlicher Belastung auftreten. Erste Abhilfe finden Erkrankte, in dem sie anstrengende Aktivitäten meiden oder anpassen – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Erst mit der Zeit und wenn es immer öfter zu Atemnot kommt, holen sie ärztlichen Rat ein.

Im fortgeschrittenen Stadium der COPD:

Sobald sich die Lungenerkrankung verschlechtert, ist die Atemnot ein ständiger Begleiter. Dadurch fällt es Betroffenen immer schwerer, ihren Alltag wie gewohnt zu meistern. Auch einfache Aufgaben wie Einkaufen gehen, Haare waschen oder Essen werden mit Fortschreiten der COPD immer herausfordernder. Das führt dazu, dass sie immer mehr Gewicht und Muskelmasse abbauen. Insbesondere eine Unterernährung kann die Beschwerden einer COPD verstärken, sodass hier früh mit einer Ernährungsberatung entgegengewirkt werden sollte.

Weitere Beschwerden sind Konzentrationsschwäche und Schlafmangel, wodurch sich viele Betroffene erschöpft und müde fühlen. Spontane Aktivitäten sind in diesem Stadium eher eine Seltenheit. Aber auch langfristiges Planen ist erschwert, da die Tagesform oftmals über den Tagesverlauf entscheidet.

Im Spätstadium der COPD:

Mit Voranschreiten der chronischen Lungenerkrankung gehören auch bestimmte Medikamente und zusätzlicher Sauerstoff über eine Maske oder Nasenkanüle dauerhaft zum Alltag. Zudem wird in vielen Fällen eine Unterstützung im Haushalt und bei der Körperpflege nötig. Der zunehmende Verlust von Selbstständigkeit macht vielen Erkrankten zu schaffen.

Tipps für den Alltag mit COPD

Eine COPD lässt sich nicht heilen. Deswegen ist ein individueller Behandlungsplan wichtig, der sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Maßnahmen enthält, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Darunter:

Rauchen einstellen

Hauptursache für die COPD ist das Rauchen. Daher ist eine Raucherentwöhnung der wichtigste Schritt in der Therapie. Symptome der Erkrankung wie Luftnot verringern sich und das Fortschreiten der COPD kann verlangsamt oder ganz gestoppt werden. Auch bei fortgeschrittener COPD ist der Nutzen für die Betroffenen in Bezug auf Besserung der Lebensqualität und Leistungsfähigkeit klar belegt.

Ernährungsberatung

Die richtige Ernährung spielt bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung eine wichtige Rolle. Denn sowohl Unter- als auch Übergewicht wirken sich negativ auf die Belastbarkeit aus. Wer sich ausgewogen und gesund ernährt, kann das Fortschreiten verlangsamen. Was dabei zu beachten ist und wann eine Ernährungsberatung sinnvoll ist, haben wir für Sie in einem Ratgeber zusammengefasst: Ernährung bei COPD: Was sollte ich beachten?

Sport und Spaziergänge

Kurze Spaziergänge an der frischen Luft können das Immunsystem stärken. Im Reha-Sport lernen Patientinnen und Patienten mit welchen Sportarten sie ihre Ausdauer verbessern können. Zusätzlich können spezielle Lungensportprogramme helfen, die eigene Belastbarkeit zu steigern.

Hilfsmittel und Alltagshelfer

Für mehr Selbstständigkeit aber auch Entlastung im Alltag können Hilfsmittel wie Rollatoren aber auch Duschhocker und Haltegriffe im Badezimmer genutzt werden. Bei der Anschaffung unterstützen unter anderem Beratungsstellen, aber auch der Sozialdienst in Kliniken oder der Krankenkasse.

Medikamente und Inhalation

Die verordneten Medikamente sollten Erkrankte regelmäßig einnehmen – insbesondere das Inhalationsspray. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt kann zudem einschätzen, ob beispielsweise im Winter eine höhere Dosierung sinnvoll ist. Bei Unsicherheiten zur Dosierung oder wenn das Gefühl besteht, die Medikamente wirken nicht ausreichend, sollten Patienten immer die ärztliche Praxis aufsuchen und Rücksprache halten.

Abwehrkräfte stärken

Um die Abwehrkräfte zu stärken, sind nicht nur Spaziergänge, sondern auch eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, wenig bis keinen Alkohol und ausreichend Schlaf von Bedeutung. Gründliches Händewaschen schützt zudem vor der Ansteckung mit Infekten.

Impfungen

Für Menschen mit COPD werden bestimmte Schutzimpfungen empfohlen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) veröffentlicht dazu aktuelle Empfehlungen. Dazu zählen Impfungen gegen

  • Grippe (Influenza): jährlich
  • Pneumokokkenab 60 Jahren und bei bedeutsamen organischen Erkrankungen u. a. der Lunge (also bei allen COPDPatienten): eine einmalige Impfung, je nach verabreichtem Impfstoff erneut nach sechs Jahren
  • COVID-19: jährlich
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): ab 60 Jahren, zweimalig im Abstand von zwei bis maximal sechs Monaten
  • Keuchhusten (Pertussis): einmalig als Kombinationsimpfung mit Tetanus und Diphterie, wenn nicht im Jugendalter erfolgt
  • Tetanus und Diphterie: Auffrischung alle zehn Jahre
  • respiratorisches Synzytial-Virus (RSV): ab 60 Jahren bei chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane
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Familie, Partnerschaft & Freundeskreis: Was ändert sich?

Natürlich beeinflusst eine chronische Erkrankung auch das Verhältnis zu anderen Menschen. Der Alltag des erkrankten Menschen verändert sich und das kann gerade zu Beginn auch überfordernd sein. Daher kann es auch auf beiden Seiten zu Unverständnis und Spannungen kommen, etwa weil Pläne kurzfristig abgesagt werden. In den meisten Fällen ist es hilfreich und wichtig, offen über die Erkrankung und damit verbundene Veränderungen zu sprechen. So kann das Verständnis auf beiden Seiten wachsen.

Auch die Partnerschaft verändert sich: Die Liebe zueinander kann durch das gemeinsame Bewältigen der neuen Herausforderungen wachsen. Dennoch sind auch Spannungen möglich, besonders, wenn eine Person die Betreuung und Pflege übernimmt und dieser Faktor immer mehr in den Mittelpunkt der Beziehung gerät. Mit Fortschreiten der COPD verändert sich auch das Sexualleben aufgrund der eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit. Hier können Gespräche mit dem Arzt hilfreich sein, um über Probleme zu sprechen und Hinweise zu erhalten, wie Paare die sexuelle Beziehung wieder aufleben lassen können.

Für den Erkrankten, aber auch für Familie, Partner und Freunde gilt: Verständnis aufbringen. Wer Unterstützung braucht, sollte sich nicht scheuen diese einzufordern. Dies kann entweder durch pflegerisches Fachpersonal sein oder durch Gespräche mit anderen Betroffenen in Selbsthilfe- und Angehörigengruppe. Auch psychologische Unterstützung kann wichtig werden.

Wie beeinflusst die Luftfeuchtigkeit COPD?

Die optimale Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 bis 60 Prozent in Innenräumen. Zu nasse und zu trockene Luft reizen die Atemwege. Mit einem Hygrometer können COPD-Patienten die Luftfeuchtigkeit kontrollieren.

Luftfeuchtigkeit zu trocken:

Gereizte Atemwege und trockene, tränende Augen sind ein Indiz für eine zu trockene Luft. Gerade im Winter kann die Luftfeuchtigkeit durch warme Heizungsluft sinken. Luftbefeuchter können das Raumklima angenehm halten. Vorsicht ist jedoch bei Verneblern auf Ultraschall-Basis geboten, da die feinen Aerosole bis in die Lunge vordringen können. Besser sind Wasserschalen auf der Heizung, bei denen regelmäßig das Wasser ausgetauscht wird. Zudem sollte mindestens dreimal am Tag stoßgelüftet werden, um für einen Luftaustausch zu sorgen.

Luftfeuchtigkeit zu hoch:

Auf zu feuchte Luft können die Atemwege von COPD-Patientinnen und -Patienten ebenfalls reagieren. Die Luftfeuchtigkeit steigt unter anderem durch Regen oder in Innenräumen durch Duschen, Wäsche trocknen oder Kochen. Eine dauerhaft erhöhte Luftfeuchtigkeit über 60 Prozent erhöht zudem das Schimmelrisiko in Innenräumen, wodurch es zu Atemwegsreizungen kommen kann. Hier können Luftentfeuchter aber auch regelmäßiges Lüften helfen, die Luftfeuchte zu senken und das Raumklima angenehm zu halten.

Reisen mit COPD

Selbstverständlich ist es grundsätzlich möglich, auch mit COPD zu verreisen. Es gibt jedoch ein paar Dinge, die zu beachten sind. Es empfiehlt sich, mit dem Arzt über die Reisepläne zu sprechen. Dieser kann die Reise- und Flugtauglichkeit klären und Hinweise zu Aktivitäten, zur (Notfall-)Medikation und Sauerstoffversorgung im Urlaub geben. Orte mit einer hohen Feinstaubbelastung sollten eher gemieden werden, da dies die Atemwege zusätzlich reizen kann. Zudem ist es vorteilhaft, wenn Reisende wissen, wie sie bei einer akuten Verschlechterung (Exzazerbation) reagieren sollten. Dazu sollte vor Antritt der Reise ein Notfallplan zusammen mit dem Lungenfacharzt besprochen werden, bestenfalls ist dabei auch die Reisebegleitung anwesend.

Unser Experte Dr. Büchner empfiehlt: Die Deutschen Atemwegsliga hat einen nützlichen Flyer zum Thema Sauerstoff bei Langstreckenflügen: Flyer aufrufen

Reisen ans Meer oder in die Berge?

Gut ist Meeresluft, da diese einen positiven Effekt auf die COPD haben kann. Die Luft am Meer ist oftmals nicht so schadstoffbelastet, dafür sauerstoffreich und angenehm feucht. Anders sieht es in den Bergen aus. Dort ist die Luftqualität zwar ebenfalls gut und frei von Feinstaub, aber gleichzeitig ist der Luftdruck in den Bergen niedriger. Dies kann die Atmung zusätzlich erschweren. Wer eine Reise in die Berge plant, sollte unbedingt vorher ärztlich abklären, wie weit über dem Meeresspiegel das Reiseziel maximal liegen sollte.

Reisen ins tropische oder kühle Klima?

Bestimmte Temperaturen können für Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung ebenfalls eine Herausforderung darstellen. Einerseits sind Orte mit hohen, tropischen Temperaturen oft ein Garant für eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Anderseits kann auch kalte, trockene Winterluft die Atemwege stark belasten. Am besten geeignet sind daher Reiseziele mit einem milden und gemäßigten Klima.

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Was ist COPD?

COPD ist eine fortschreitende und bislang nicht heilbare Lungenkrankheit, die sich durch Husten, Atemnot und Auswurf äußert. Rauchen ist der bedeutendste Risikofaktor. In Deutschland sind etwa sechs bis sieben Prozent der Erwachsenen über 40 Jahren von einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung betroffen.

Die Symptome einer COPD entwickeln sich zumeist schleichend und werden von den Betroffenen erst sehr spät wahrgenommen. Ein hartnäckiger Husten wird oftmals als „normaler" Raucherhusten abgetan. Dass eine COPD-Erkrankung dahintersteckt, wird häufig erst erkannt, wenn bereits stärkere Beschwerden spürbar sind.

Nikolaus Büchner
Chefarzt Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin