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Herzkatheter: Ablauf, Risiken & moderne Behandlung

Treten plötzlich Brustschmerzen, Atemnot oder ein Druckgefühl in der Brust auf, kann eine rasche Abklärung Leben retten. Die Herzkatheter-Untersuchung kommt dann sowohl zur Diagnose als auch zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Einsatz. Aber was genau passiert bei diesem Eingriff?

15.12.2023 Lesedauer: - Min. Aktualisiert am 13.10.2025
Medizinisch geprüft von Artur Lange
Titelbild Kardiologie
Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Herzkatheter?

„Der Herzkatheter ist ein dünner, flexibler Kunststoffschlauch, der über ein Blutgefäß bis zum Herzen geführt wird. Im Rahmen der Herzkatheter-Untersuchung können wir damit Erkrankungen des Herzens, der Herzkranzgefäße, der Herzkammern oder des Herzmuskels identifizieren und auf einem Bildschirm sichtbar machen“, erklärt Dr. Artur Lange, Leiter Interventionelle Kardiologie am Helios Klinikum Berlin-Buch.

Das schonende, minimal-invasive Verfahren ermöglicht zudem, den Blutdruck und Blutfluss an verschiedenen Stellen des Herzens zu messen.

Je nach Fragestellung kommen zwei Verfahren zum Einsatz:

  • Rechtsherzkatheter: Der Katheter wird über eine Vene (in der Leiste oder am Hals) eingeführt und misst die Druckwerte in der rechten Herzkammer sowie in der Lungenarterie.
  • Linksherzkatheter: Bei der sogenannten Koronarangiographie erfolgt der Zugang über eine Schlagader (Arterie) und wird genutzt, um die Herzkranzgefäße (Koronararterien) darzustellen.

Der überwiegende Teil der Herzkatheter-Untersuchungen erfolgt über die Arterie am Handgelenk (Aorta radialis). Nur in wenigen Fällen muss ein Zugangsweg über die Leiste gewählt werden.

Gut zu wissen: Auch Erkrankungen anderer Blutgefäße lassen sich mit einem Katheter untersuchen und behandeln – etwa Verengungen der hirnversorgenden Gefäße (z. B. Karotisstenosen), der Beingefäße (periphere arterielle Verschlusskrankheit), der Nierengefäße oder der Lungengefäße.

Wann ist eine Herzkatheter-Untersuchung sinnvoll?

Die Untersuchung ist sinnvoll, wenn typische Symptome einer Durchblutungsstörung des Herzens vorliegen, wie zum Beispiel:

  • Druckgefühl oder Schmerzen in der Brust
  • Atemnot bei Belastung
  • Schwindel oder Schwächegefühl

Typische Krankheitsbilder, bei denen ein Herzkatheter eingesetzt wird:

Auch vor einer geplanten Operation am Herzen – etwa vor einer Herzklappen- oder Bypass-OP – kann die Herzkatheter-Untersuchung wichtige diagnostische Informationen liefern.

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Helios Klinikum Berlin-Buch

Leiter Interventionelle Kardiologie

Im Rahmen der Herzkatheter-Untersuchung können wir Erkrankungen des Herzens, der Herzkranzgefäße, der Herzkammern oder des Herzmuskels identifizieren und auf einem Bildschirm sichtbar machen.

Wie läuft eine Herzkatheter-Untersuchung ab?

Die Herzkatheter-Untersuchung gliedert sich in Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge.

Vorbereitung

Vor der Untersuchung erwartet Sie:

  • ein ausführliches Aufklärungsgespräch
  • Voruntersuchungen: Elektrokardiogramm (EKG), Blutdruckmessungen, Kontrolle der Blutwerte und Herzultraschall
  • gegebenenfalls ein Röntgenbild der Lunge

Für den Herzkatheter müssen Sie nüchtern sein. Am Untersuchungstag wird Ihnen ein venöser Zugang gelegt; der Katheter selbst wird meist über eine Arterie am Handgelenk oder in der Leiste eingeführt.

Die Einstichstelle wird örtlich betäubt, sodass die Untersuchung schmerzfrei verläuft.

Durchführung des Herzkatheter-Eingriffs

„Der Herzkatheter wird über eine Arterie oder Vene vorsichtig eingeführt und bis zum Herzen vorgeschoben. Über den Katheter wird Kontrastmittel verabreicht, um die Herzkranzgefäße auf dem Röntgenmonitor sichtbar zu machen. Dadurch lassen sich Verengungen oder Verschlüsse präzise erkennen“, sagt Dr. Lange.

Wird eine Gefäßverengung gefunden, kann sie in der gleichen Untersuchung behandelt werden: Ein Ballonkatheter wird bis zur Engstelle geschoben, um diese zu erweitern. Anschließend wird ein dünnes Metallröhrchen (Stent) eingesetzt, um das Gefäß dauerhaft offenzuhalten.

Nachsorge

Nach der Untersuchung wird der Katheter entfernt und die Punktionsstelle mit einem Druckverband versorgt, um Blutungen zu vermeiden.

Bei einem Zugang über die Leiste ist etwa sechs Stunden Bettruhe erforderlich; beim radialen Zugang am Handgelenk ist meist keine Bettruhe nötig.

In den meisten Fällen können Patientinnen und Patienten wenige Stunden nach dem Eingriff die Klinik wieder verlassen. In den ersten Tagen danach sollten Sie sich körperlich noch etwas schonen.

Moderne Herzkatheter-Verfahren

Neben der klassischen Koronarangiographie gibt es spezialisierte kathetergestützte Verfahren:

Kathetergestützter perkutaner Aortenklappenersatz (TAVI)

  • Wann: Bei einer verengten Aortenklappe (Aortenklappenstenose).
  • Wie: Eine biologische Aortenklappe wird über einen Katheter bis zum Herzen vorgeschoben und in der korrekten Position verankert. 

Interventioneller Verschluss von Herzscheidewanddefekten

  • Wann: Bei einer Öffnung zwischen den Herzvorhöfen oder in der Herzscheidewand.
  • Wie: Über den Katheter wird ein kleines Verschlusssystem („Schirmchen“) eingebracht, das die Öffnung dauerhaft verschließt.

Wiederöffnung (Rekanalisation) chronischer Koronarverschlüsse

  • Wann: Zur Behandlung stark verengter oder dauerhaft verschlossener Herzkranzgefäße.
  • Wie: Es kommen sogenannte „antegrade“ oder „retrograde“ Techniken zum Einsatz. Das Verfahren zählt zu den anspruchsvollsten im Herzkatheterlabor und erfordert große Erfahrung.

Rotablation

  • Wann: Bei stark verkalkten Herzkranzgefäßen.
  • Wie: Kalkablagerungen werden mithilfe eines druckluftbetriebenen Mikrobohrers abgetragen.

Transkoronare Ablation der Septumhypertrophie (TASH)

  • Wann: Zur Behandlung einer verdickten Herzmuskulatur (hypertrophisch-obstruktive Kardiomyopathie, kurz HOCM).
  • Wie: Über einen Katheter wird eine geringe Menge Alkohol injiziert, um den verdickten Muskelanteil gezielt zu veröden.

Was ist eine HOCM?

Die HOCM (hypertrophisch-obstruktive Kardiomyopathie) ist eine angeborene Herzmuskelerkrankung, bei der die Herzmuskulatur verdickt ist. Dadurch kommt es zu einer Verengung der linksseitigen Ausflussbahn, sodass das Blut nicht optimal aus dem Herzen herausfließen kann.

Wenn eine TASH nicht infrage kommt, kann der überschüssige Muskelanteil operativ entfernt werden – mithilfe einer sogenannten Myektomie unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine.

Welche Risiken hat ein Herzkatheter?

Komplikationen sind bei einer Herzkatheter-Untersuchung sehr selten.

Mögliche Risiken sind:

  • Blutungen oder Blutergüsse an der Einstichstelle
  • vorübergehende Herzrhythmusstörungen
  • allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel (Juckreiz, Schwellungen, Atemnot, Kreislaufschock)
  • sehr selten: Verletzung einer Gefäßwand mit Durchblutungsstörung, Gerinnselbildung oder Gefäßverschluss
  • sehr selten: Nervenverletzung im Bereich der Punktionsstelle


Wichtig: „Sie werden im Vorfeld der Untersuchung umfassend über mögliche Komplikationen aufgeklärt. In diesem Gespräch haben Sie Gelegenheit, Fragen oder Bedenken anzusprechen“, betont Dr. Lange.

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Häufige Fragen rund um den Herzkatheter

Tut eine Herzkatheter-Untersuchung weh?

Nein. Die Untersuchung erfolgt unter lokaler Betäubung und ist weitgehend schmerzfrei.

Wie lange dauert der Eingriff?

In der Regel etwa 10-30 Minuten. Wird gleichzeitig eine Behandlung durchgeführt, verlängert sich die Zeit je nach Befund.

Gibt es eine Altersgrenze für den Herzkatheter?

Nein, die Untersuchung kann in jedem Alter durchgeführt werden – entscheidend ist der allgemeine Gesundheitszustand.

Was ist die häufigste Herzkatheter-Untersuchung?

Die häufigste Form ist die Koronarangiographie. Dabei wird der Katheter über eine Arterie zum Herzen geführt und Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße gespritzt. So lassen sich Verengungen oder Verschlüsse präzise erkennen.

Muss ich stationär über Nacht bleiben?

In vielen Fällen kann der Eingriff ambulant erfolgen. Ob ein stationärer Aufenthalt nötig ist, entscheidet das Ärzteteam individuell.

Wann darf ich wieder Auto fahren?

Direkt nach dem Eingriff sollten Sie nicht selbst fahren. In der Regel ist Autofahren ab dem Folgetag wieder möglich – fragen Sie zur Sicherheit Ihr Behandlungsteam.

Wissen zum Mitnehmen: Herzkatheter = präzise und schonend

  • Die Herzkatheter-Untersuchung ist ein standardisiertes, sicheres Verfahren in der Kardiologie.
  • Sie ermöglicht eine schnelle und präzise Diagnose.
  • Der Eingriff ist minimal-invasiv – eine offene Operation am Herzen ist somit nicht nötig.
  • Bei Bedarf kann die Behandlung direkt im Anschluss erfolgen – meist ist kein zweiter Eingriff nötig.
  • Die Genesungszeit ist in der Regel kurz.
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